• Ich mach in nächster Zeit vielleicht mal eine „Galerie des Schreckens“ von Basel (mit Vergleichsbildern, so ich sie finde). Weil man dadurch sieht, dass nicht nur Bomben und DDR einst intakte Stadtbilder zerstören können, sondern das 20./21. Jahrhundert als solches oft vollkommen genügt. Die städtebauliche Entwicklung Basels ist ein Desaster.

  • Es scheint auch munter weiterzugehen:

    Bundesgericht gibt den historischen Häusern am Steinengraben den Todesstoss | TagesWoche
    Jahrelang haben sich die Bewohnerinnen und Bewohner gegen den Abbruch ihrer Häuserzeile am Steinengraben gewehrt. Nun hat das Bundesgericht entschieden, dass…
    tageswoche.ch
    Leonhard Steinengraben 30–36 - HRS
    Als inhabergeführte Schweizer Immobiliendienstleisterin entwickeln, planen und realisieren wir mit innovativen und nachhaltigen Konzepten die Zukunft.
    hrs.ch

    Ein neuer Prachtbau ersetzt schäbige Barockhütten.

  • Zitat

    Sieht so das Zentrum einer Stadt aus, die keinen einzigen Bombentreffer abbekommen hat? Das hat selbst Westdeutschland besser hinbekommen. Auf dem letzten Foto muss jedes einzelne alte Haus abgerissen worden sein.

    Das hat Westdeutschland nicht. Ich empfehle beispielhaft die Galerie zu Schömberg, eine westdeutsche Kleinstadt. Dort werden und sind Häuserzeilen ohne Bombentreffer radikal ausgelöscht worden. Zur Ehrlichkeit gehört ebenso, dass Basel als Industriestandort baulich einem hohen Druck ausgesetzt ist, es aber trotz der berechtigten Kritik mittels der hier einseitigen, bildlichen Auswahl in den verschonten Bereichen (!) für eine Stadt dieser Größe und den Rahmenbedingungen eine für die Schweiz typische Qualität im Umgang mit traditioneller, historischer Bausubstanz kennt und pflegt, nach der man in Westdeutschland weitgehend vergeblich sucht.


    Zitat

    Wir waren dann später noch näher im Kern und da gibt es natürlich einmalige Straßen und Blicke, am Rhein entlang - aber selbst der Marktplatz ist nicht "sauber", sondern von mindestens zwei auch noch echt hässlichen Neubauten gesäumt, erneut ja völlig ohne Grund, da nichts kaputt war.

    Interessant, was ist denn der Grund für die zahllosen, verhunzten Marktplätze mit hässlichen Neubauten - ohne Kriegseinwirkungen - in Deutschland?

  • Als Basler sehe ich das etwas anders. Es wurde mitnichten behutsam mit der alten Stadtstruktur umgegangen. Die Aeschenvorstadt, die Steinenvorstadt, der Aeschenplatz, der Claraplatz, der Messeplatz, die Heuwaage, der Centralbahnplatz, das alte Theater, die alte Post, der Fischmarkt: da wurde abgerissen, was das Zeug hält. Die Zerstörung des Barfüsserplatzes durch Zaha Hadid hat das Stimmvolk zum Glück noch abgelehnt. Und die alte Kaserne? Wurde gerade erst „kernsaniert“, es ist innen nichts mehr da von den alten Dielen, die Generationen von Kunststudenten als Unterrichtsräume nutzten (mich und meinen Vater eingeschlossen). Dazu kommen noch diverse historistische Kirchen, die in den 60ern und 70ern abgerissen wurden. Ich spreche auch nicht von den Industriearealen (das braucht es natürlich), auch wenn die Silhouette der Stadt durch die hässlichen Rochetürme stark beeinträchtigt ist. Basel wollte ja immer schon „modern“ und „Weltstadt“ sein. Und imitierte dabei wirklich große Städte. Hier herrscht eine Ideologie des „Fortschritts“, auch architektonisch. Und ich widerspreche auch dahingehend, dass hier mehr Bewusstsein für das architektonische Erbe oder gar den Verlust herrscht als in Deutschland. Das ist in meinen Augen absurd. Hier wird es NIE eine Rekonstruktion geben. Undenkbar. Was weg ist, ist weg. Weil alles ja so gewollt war.

  • Und ich widerspreche auch dahingehend, dass hier mehr Bewusstsein für den Verlust herrscht als in Deutschland. Das ist in meinen Augen absurd. Hier wird es NIE eine Rekonstruktion geben. Undenkbar. Weil alles ja so gewollt war.

    Den besonderen Fokus auf die Heimatstadt, in deinem Fall die kritische Sicht, kenne ich. Die baulichen Verluste historischer Bausubstanz, die Du und Heinzer beschreiben, betreffen die innere Altstadt wie die der Vorstädte innerhalb der ehemaligen Festungsanlagen.

    Dieser bauliche Druck wie er von mir bezeichnet wird, äußert sich sichtbar in der Industrialisierung der äußeren Arealen und entspricht jenem Basler „Fortschritts“-Denken, das sich als Rückkoppelung in den Altstadtarealen niederschlug.

    Damit ist aber keine meiner Aussagen und Fragen widerlegt bzw beantwortet.

    Ich erwähne auch nichts von einem vermeintlichen „Bewusstsein über den Verlust“, dem du hier widersprechen möchtest. Das sehe ich in Basel auch nicht.

    Ich schreibe hingegen von, übrigens schweizweit ersichtlich, vorbildlicher Instandsetzung vorhandener, traditioneller Bausubstanz sowie ganzer Ensembles, von denen es entgegen von Heinzers Fotos glücklicherweise zahlreiche hervorragende Beispiele in Basel gibt und diese sind von einer Qualität und einem Gestaltungsvermögen wie es in Deutschland leider fast gänzlich abhanden gekommen ist. Ich empfehle dazu beispielsweise nochmal einen Blick in die Galerie von Fachwerkliebhaber über Allschwil.

  • Ich erwähne auch nichts von einem vermeintlichen „Bewusstsein über den Verlust“, dem du hier widersprechen möchtest. Das sehe ich in Basel auch nicht.

    Stimmt, das war mein Fehler. Sorry dafür. Mein Beitrag war nicht als Angriff gemeint.

  • Ich schreibe hingegen von, übrigens schweizweit ersichtlich, vorbildlicher Instandsetzung vorhandener, traditioneller Bausubstanz sowie ganzer Ensembles, von denen es entgegen von Heinzers Fotos glücklicherweise zahlreiche hervorragende Beispiele in Basel gibt und diese sind von einer Qualität und einem Gestaltungsvermögen wie es in Deutschland leider fast gänzlich abhanden gekommen ist. Ich empfehle dazu beispielsweise nochmal einen Blick in die Galerie von Fachwerkliebhaber über Allschwil.

    Das kann man nur unterstreichen. Ich bin in Süddeutschland aufgewachsen und habe dort mich also nivelliert in meinen Erwartungen und dem Denken, was so möglich ist an Stadtbild und was nicht. Umso überraschter war ich dann, als ich zum zweiten Mal in die Schweiz gereist bin (einmal war ich ganz kurz in Zürich, aber da habe ich mich nicht umgesehen, und war alles eher erwartungsgemäß) nach Basel, und eine völlig mir unbekannte Qualität und aber auch Umgang vorgefunden habe mit dem Altbestand - man hat z.B. vieles ein bisschen veralteter gelassen. Das Stadtgefühl war diametral anders als von allem, was ich vorher kannte - und ich kenne durchaus einige gut erhaltene Fachwerkstädtchen in BW und Bayern. Übrigens auch das Gefühl in den Häusern, auch wenn ich nur eine kleine Stichprobe habe.

  • Ich bin etwas ueberascht von dieser Diskusion hier.

    Basel wurde wie einige Schweizer Staedte sehr wohl bombardiert. Im Nachhinein wurden die

    Bombardierungen immer als Versehen dargestellt. Besonders die USA waren gegen

    Bombardierungen, die Englaender dafuer. Die USA produzierten und lieferten ueber

    die Schweiz und der Handels Flotte der Schweiz 15% aller Kriegsgueter die Deutschland

    brauchte zwischen 39 und 45. Das ist die Produktion fuer ein ganzes Kriegsjahr.

    Bei einen Angriff in Basel, das weiss ich noch, wurde ein Zug mit tausenden

    Verpflegungspaketen fuer die Reichswehr zerstoert. Nur mal so als Beispiel.

    Die Schweiz kassierte auch vier, fuef mal eine Kriegsdrohung. Die USA aber waren

    dagegen, um die Briten zu shwaechen durfte das Reich nicht zu schnell fallen.

    Die USA wolllten den Dollar zur Leitwaehrung machen, die Briten waren dagegen.

  • In Basel haben sich vor ein paar Jahren Architektenkreise und der Heimatschutz dafür eingesetzt das Felix Platter-Spital aus den 60er Jahren vor dem Abriss zu bewahren was ihnen auch gelang. Nun wurde dieses umfassend saniert und dient nun als Wohnanlage.



    Felix Platter-Spital AussenansichtFelix123, Public domain, via Wikimedia Commons

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.