Dresden - Rekonstruktion des Narrenhäusels (in Planung)

  • Laut Open Petition, in der die Stadträte ihre Meinung und Unterstützung zum Narrenhäusl kundtun können, lehnen bisher lediglich einige Grüne und Linke den Wiederaufbau ab, bzw. enthalten sich. Die anderen Parteien äußerten sich bisher recht positiv über den Vorschlag. Ich sehe da gar nicht so schwarz. Die Stadträte wären auch ganz schön doof sich dagegen zu entscheiden, denn der potentielle Investor will das Häusl nach 60 Jahren der Stadt schenken. Wie war das mit dem geschenkten Gaul?

    https://www.openpetition.de/petition/stell…arkt-in-dresden

    Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.

  • Das erklaert vielleicht auch, warum sie immer schwarz gekleidet sind ;)


    Nicht jeder, der schwarz gekleidet ist, ist deswegen automatisch ein Ketzer oder in einer Sekte. Ich gestehe: ich bin es des öfteren auch; aber nicht deswegen. Nein: es macht so schön schlank... Und am Rosenmontag macht sich der Mainzer Stadtschal (blau-weiss-rot-gelb) auf einem schwarzen Untergrund auch nicht schlecht, wie ich meine. Spannende Kontraste sozusagen.

    Über die ganzen Jahrzehnte hat man zu den ganzen gewaltigen Brachen- und Freiflächen in den Kreisen der "Expertenriegen" geschwiegen. Kaum, daß es geschieht, daß für wenige Bereiche innerhalb dieser so vielen Freiflächen eine Wendung zum besseren eintreten soll, kommt von der "Expertenriege" die erwartbare und voraussehbare Reaktion: Nein, aus Prinzip dagegen. An so mancher Expertenschaft zu zweifeln, ist daher notwendig, sinnvoll und angemessen.

  • Gardone

    Der (Dein) süddeutscher Schmäh mit polnischer Heiterkeit wird nicht von allen hier im Forum verstanden, wie es scheint :wink:

    Deinem Beitrag, der aber wirklich gut ist, ist nichts beizufügen. Ich denke, dass Du damit richtig liegst. Gegen Dummheit ist(leider) kein Kraut gewachsen.

  • Über die ganzen Jahrzehnte hat man zu den ganzen gewaltigen Brachen- und Freiflächen in den Kreisen der "Expertenriegen" geschwiegen. Kaum, daß es geschieht, daß für wenige Bereiche innerhalb dieser so vielen Freiflächen eine Wendung zum besseren eintreten soll, kommt von der "Expertenriege" die erwartbare und voraussehbare Reaktion: Nein, aus Prinzip dagegen. An so mancher Expertenschaft zu zweifeln, ist daher notwendig, sinnvoll und angemessen.

    Ich finde es völlig normal, dass Meinungen zu einem Thema erst dann gebildet und geäußert werden, wenn das Thema auch tatsächlich auf der Tagesordnung steht. Sollen sich die Leute frühzeitig mit dem Bau von Luftschlössern beschäftigen und dann, wenn das Thema aktuell wird, mit einer 20 Jahre alten Auffassung aufwarten? Aktuelle Fragen müssen auch immer aus der aktuellen Situation heraus beantwortet werden. Natürlich kann und sollte man dazu frühere Entwicklungen und Auffassungen mit einbeziehen, aber diese können ja nicht für alle Zeiten verbindlich sein. Bestes Beispiel dafür ist die Entwicklung im Bau von Schulen und Kitas in Dresden: noch vor wenigen Jahren wurden sie verkauft oder abgerissen, jetzt werden neue gebaut.

    Eine inhaltliche Diskussion ist sicher notwendig, aber da helfen absolute Positionen nicht weiter.

  • Die Grünen-Fraktion hat sich in einer Mitgliederversammlung einstimmig für einen den Uferbereich zwischen Blockhaus und Finanzministerium betreffenden Wettbewerb ausgesprochen. So sollen hinsichtlich der Gestaltung als auch der Nutzung neue Ideen entwickelt werden. In diesem Zusammenhang möchte man prüfen, ob eine Wiedererrichtung des Narrenhäusels als sinnvoll erscheint.

    Vertreter des Bundes Deutscher Architekten äußern sich folgendermaßen:

    Zitat

    „Der Verkauf eines für die weitere städtebauliche Entwicklung des Neustädter Elbufers hochwichtigen Grundstückes mit einer eventuellen Rekonstruktion des Narrenhäusels ist nur in ein Gesamtkonzept eingebunden möglich“, erklärte Werner Bauer, Regionalgruppensprecher des Bundes Deutscher Architekten in einem Schreiben an Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP).

    Indes werden die Positionen der Grünen, des BDA oder der SAK wohl kaum noch einen Einfluss auf das Projekt haben. Die SPD hat bereits einen Antrag für den Wiederaufbau in den Stadtrat eingebracht, der dem Vernehmen nach auf eine breite, mehrheitsfähige Zustimmung trifft.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ich kann mir nur eins vorstellen, was die architektonisch tätigen Gegner immer dazu drängt sich zu äußern und contra zu geben: Angst! Angst vor entgangenen Verträgen oder Wettbewerben. Angst vor dem Absinken in die (meist völlig zu rechte) Bedeutungslosigkeit.

    Was ich immer nicht nachvollziehen kann, ist dieses ewige "entweder/oder"- Gefasel. Warum muss man denn ein Gesamtkonzept oder die Idee eines Museumsufers von der Errichtung des Narrenhäusels abkoppeln und als ultima ratio ansehen? Ich finde den Vorschlag sogar sehr begrüßenswert, das Neustädter Ufer als Museumsufer auszubauen.


    Das Japanische Palais als das Porzellanschloss zu errichten, wie es sich August der Starke erdacht hat (man siehe das Forschungsprojekt der TU DD dazu) und von MP Tillich schon mal angesprochen und gewünscht, in Kombination mit der völlig unterrepräsentierten Skulpturensammlung in einem Haus, wäre ein Leuchtfeuer der Museumslandschaft am anderen Ufer der Elbe. Hinzu einen (spektakulären, "schönen") Neubau auf dem Grundstück zwischen Hotel Bellevue und dem Blockhaus als Museum der (in Dresden unzureichend vertretenen oder sich völlig deplatzierend in bestehende Ensemble reindrängelnden) modernen Kunst/contemporary Art oder für die dann nunmehr heimatlosen Ethnografischen Sammlungen, würde dem Konzept hinzugefügt werden können. Und zu guter Letzt das Blockhaus in seiner originalen und zu rekonstruierenden Form als erweitertes Museum für Volkskunst, der Puppentheatersammlung oder als neu zu konzipierendes Museum des Wettiner Herrscherhauses (mal alle und nicht nur der August) oder als Dresden Story Museum - mit dargestellten und ergänzten Geschichten über und in der Stadt - wie sie die Stadtführer gern erzählen. (in Berlin gibts sowas schon)

    Und in all der Reihe der Museum böte sich das Narrenhäusel geradezu an - als Ort der Pause, der Ruhe und des Käffchen Trinkens - und als Anker zum Hinführen auf die andere Seite der Augustusbrücke. In ein Ensemble, was es noch zu errichten gilt.

    Warum dies nicht aus kleinteiliger Wohnbebauung an den Straßenverlauf (Augustusbrücke, Köpckestraße, Ministerium) anschmiegt, mit Gartenseite zur Elbe hin bestehen soll, entbehrt sich mir aller Logik. So könnte man sogar Teile des Baumbestandes einbinden und retten. Es wäre geradezu grandios die Grundstücke an Privatpersonen zu veräußern, welche dort ihr Wohnen errichten. Um dem Tenor der Gegenwartsarchitekten zu entsprechen, wäre der Terminus des Townhouses doch angebracht und würde sogar Befürworter finden. Es würde in diesen Teil der Stadt geradezu etwas wunderwertiges anhaften, wenn tatsächlich Leben entstünde - auch NACH 20 Uhr. Warum sollte dieser Blick auf die Stadt denn auch nur Touristen vorbehalten sein? Und es würde sich der Vorkriegssituation wenigstens annähern. Ein Block oder gar ein riesiger Solitär würde diesen Bereich nur entstellen.


    Insgesamt ein logisches Vorgehen mit etwas Mut und dem Sinn für Visionen und Konzepte. All dies scheint mir aber in der grauen Alltäglichkeit der ideenlosen Bürgervertretung, genannt Stadtrat/-verwaltung aber komplett zu fehlen.

    Dass die Museumslandschaft in Dresden im Wandel ist, und dass es neuer und sogar großer Lösungen bedarf, merkt jeder, der sich damit beschäftigt. Als Beispiel wäre eben die Notwendigkeit eines Museums für moderne Kunst zu nennen, für DDR Kunst, dem standesgemäßen Präsentieren der (bestehenden und im Depot versauernden) historischen Kunst und dem gesamten Verkehrsmuseums als solches. Die Stadt muss sich mit diesen Themen auseinandersetzen und kann nicht nach Vollendung von Kraftwerk Mitte und Kulturpalast glauben, dass sich die Initiative in und mit Kultur damit erschöpft hat.

  • Was ich immer nicht nachvollziehen kann, ist dieses ewige "entweder/oder"- Gefasel. Warum muss man denn ein Gesamtkonzept oder die Idee eines Museumsufers von der Errichtung des Narrenhäusels abkoppeln und als ultima ratio ansehen?

    Für ein Gesamtkonzept sprechen sehr viele gute Gründe. Hier wären der Stellplatznachweis, die Zuwegung bzw. Andienung, eventuell einzuhaltende Abstandsflächen und insgesamt die notwendige Errichtung der technischen Infrastruktur zu klären. Derartiges kann man einfach nicht isoliert betrachten.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ein aktueller Bericht aus der SZ bzgl Wiederaufbau Narrenhäusel und zwei Meinungen dazu:


    Sächsische Zeitung, 21.01.2016


    Narrenhäuselbau erhitzt die Gemüter

    Ein Investor steht für den Wiederaufbau bereit. Doch Kritiker fordern zunächst einen Wettbewerb.
    [...]

    Daumen halten, dass endlich eine weitere wichtige Rekonstruktion kommt, die der unwirtliche Neustädter Markt bitter notwendig hat! Möge der erfolgreiche Neumarkt nun auch auf die Neustadt überschappen, damit auch dort wieder das Umfeld einer europäische Stadt wiedererstehen kann!

    Moderationshinweis (Aedificium): Bitte keine vollständigen Zitate. Wer den Bericht der SZ weiterlesen möchte, kann das z.B. hier tun.

  • Es wird nun bald wieder sehr spannend:

    Wer die Petition zum Wiederaufbau mitunterzeichnet hat, der beam dieser Tage die Nachricht, dass "voraussichtlich am 02. März 2016 eine Anhörung und Beratung zum Thema Wiederaufbau Narrenhäusel im Ausschuss für Stadtentwicklung und Bau der Landeshauptstadt Dresden stattfinden soll. Danach wird voraussichtlich am 07. März ein endgültiger Beschluss zur Ausschreibung des Grundstückes, auf dem das ehemaligen Narrenhäusel stand, im Ausschuss für Finanz- und Liegenschaften fallen. In den Ausschreibungsbedingungen soll der Wiederaufbau festgeschrieben werden."

    Daumen halten! Wenn die Rampische Strasse - was ich nicht hoffe - nun durch Herrn Gröner leider zu einem Großteil verdortmundisiert werden wird - dann kommt wenigstens vielleicht das Narrenhäusel zurück!

  • Das wäre zwar schön und natürlich wünschenswert. In dem besonderen Fall aber ein schwacher Trost......:(

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Nichts Neues zum Thema, aber ich habe einige Sachen gefunden...

    Dieses Bild aus der Zeit des Neubaus der Augustusbrücke.


    Einen zeitgeschichtlich interessanten Auszug eines Redebeitrags einer Frau Jost (CDU) aus einer Sitzung des Sächs. Landtags vom Mai 1950:




    http://landtagsprotokolle.sachsendigital.de/protokolle/ansicht/20071872Z/657/

    Schließlich, bei Interesse ist aktuell dieses Angebot verfügbar.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Das tut auch heute noch weh, wenn man das liest. In DER einstigen deutschen Kulturstadt saßen damals diese kulturabstinenten Primitivlinge und haben über das Schicksal von Volk und Gebäuden entschieden. Zum Glück sind diese für Dresden finstersten Zeiten vorbei, aber der nach Zappelphilipp-Manier abgedeckte Tisch lässt sich eben nicht mehr aufdecken, weil man das ganze Tafel-Porzellan komplett hirnlos krumm und klein zerschlagen hat.

    In ein paar Tagen erfahren wir vielleicht und hoffentlich, ob unter Umständen wenigstens das kleine Narrenhäusel wieder zurück darf...

  • Die GHND hat aktuell einen sehr informativen (sollte man jedem Stadtrat zuschicken!) Informationsbeitrag von Herrn Lerm auf die Homepage gestellt:

    http://www.neumarkt-dresden.de/Neustaedter-Ma…atthiasLerm.pdf

    Des weiteren gibt es einen Artikel aus den DNN zu diesem Thema:

    http://www.neumarkt-dresden.de/Presse/2016/St…N20.02.2016.jpg


    Gerade in Dresden, wo ohnedies nicht viel den Krieg überstand, sollte eine Rekonstruktion des Narrenhäusels eigentlich nur logisch sein. Außerdem könnte das Verbrechen der SED an der Stadt damit ein kleines Stück weit rückgängig gemacht werden. "Baut auf" - aber richtig!

  • Gerade in Dresden, wo ohnedies nicht viel den Krieg überstand,

    Das mag für das Stadtzentrum zweifellos zutreffen. Insgesamt weist Dresden aber knapp 10.000 Baudenkmale auf, davon sehr viel gründerzeitliches (im weitesten Sinne, also von 1870 bis zum ersten Weltkrieg). Insofern finde ich die Bemerkung, es habe nicht viel den Krieg überstanden, irreführend bzw. ungenau.

  • Der Aussuschuss für Stadtentwicklung und Bau ist dem SPD-Antrag mehrheitlich gefolgt, das Grundstück des Narrenhäusels zwecks der Rekonstruktion des Gebäudes auszuschreiben.

    Zitat von http://www.sz-online.de/nachrichten/weg-fuer-narrenhaeusel-frei-3339509.html

    Die entsprechenden Grundstücke sollen für einen Zeitraum von 60 Jahren ausgeschrieben werden. Danach soll das Narrenhäusel kostenfrei an die Stadt zurückübertragen werden. So der Plan, über den der Stadtrat, möglichst in seiner Sitzung am 17. März, noch entscheiden muss. Vorher berät der Finanzausschuss am Montag dazu. Die SPD hält den Zeitpunkt für geeignet, weil die Sanierung der Augustusbrücke am Jahresende beginnen soll.


    Die Zustimmung des Stadtrates ist in diesem Zusammenhang nur noch eine Formsache.

    Ein guter Tag für Dresden!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Nein, nein nicht das Riesch, das kommt hoffentlich unabhängig davon, wenn die GC ihr Grundstück herauslöst und an den Reko-gewillten Kandidaten verkauft, der bereits bereit steht!

    Ich meinte wirklich Fam. Wiessner, die anscheinend auch diesen Bau rekonstruieren möchte, der dieser Familie gehörte und dessen Grundstück glaublich auch noch immer Fam. Wiessner gehört:

    http://www.maxwiessner.de/neuigkeiten/Na…kte/show/3.html

    Es wäre zu schön, um wahr zu sein und es tut einfach gut zu spüren, dass es in Dresden trotz Nazizeit, Bombenterror und roter Barbarei noch immer bürgerliche Familien gibt, die sich diesen Unzeiten nicht geschlagen geben und ihre Stadt lebenswerter und vor allem schöner zu gestalten! Der Mensch lebt nicht vom Brot allein...

  • Hier auch noch ein Zeitungsartikel aus der SZ zu dem Thema:


    Zitat von SZ

    Der Bauausschuss hat jetzt mehrheitlich entscheiden: Die Grundstücke und Grundstücksteile, auf denen sich das historische Narrenhäusel befand, werden ausgeschrieben. Die Initiative hatte die SPD-Fraktion übernommen. „Das ist ein Etappensieg für das Narrenhäusel“, erklärte Hendrik Stalmann-Fischer, baupolitischer Sprecher der Sozialdemokraten. „Mit seiner Kubatur bildet das Narrenhäusel am Kopf der Augustusbrücke das ideale Bindeglied zwischen Altstadt und Neustadt.“

    und weiter

    Zitat von SZ

    Thomas Löser, baupolitischer Sprecher der Grünen, machte aus seiner Enttäuschung über den Beschluss keinen Hehl. „ Wir sollten nicht aus dem Blick verlieren, über welches wichtige Gebiet wir sprechen. Da gibt es eine ganze Menge an städtebaulichen Themen zu klären.“ Er halte es für falsch, so Löser, sich nur einem Detail zuzuwenden und dabei das große Ganze aus dem Auge zu verlieren. „Wir Grünen wünschen uns ein Werkstattverfahren für das Gebiet am Neustädter Markt.“

    Da hat er nicht GANZ unrecht, denn der Platz schreit förmlich danach, dass auch der Neustädter Markt mit seinem Rathaus et cetera wieder zurückkommen muss. Der Erfolg wäre garantiert, wie der große Bruder Neumarkt bereits schön beweist. Man braucht das Rad nicht neu erfinden. 8) Ansonsten soll er nicht weiter blockieren und den Willen tausender Dresdner endlich akzeptieren und umsetzen, sonst wird aus dem Löser sehr schnell ein politischer Loser.

    Ganzer Artikel:

    http://www.dnn.de/Dresden/Lokale…naechste-Huerde