Dresden - Rekonstruktion des Narrenhäusels (in Planung)

  • Wieder Neuigkeiten!

    :applaus::applaus::applaus::applaus::applaus::applaus:

    http://neumarkt-dresden.de/pdf-dateien/05.11.2015_PM_Narrenh%C3%A4usel_StandKonsum.pdf</a>


    und weiter in der SZ:

    http://www.sz-online.de/nachrichten/wi…ut-3241355.html

  • Die GHND präsentiert Spolien vom alten Narrenhäusel (Hauszeichen, Stadtwappen, Balkongitter). Die DNN berichten:

    http://www.dnn.de/Dresden/Lokale…-Narrenhaeusels

    Zitat

    Diese Nachproduktion würde interessant, wenn das 1950 abgerissene Narrenhäusel tatsächlich wieder aufgebaut würde, also so, wie es die Pläne der GHND und des Bauunternehmens Max Wiessner vorsehen. „Die jetzt aufgetauchten Stücke legitimieren die Rekonstruktion des Narrenhäusels“, ist Kulke überzeugt. Laut der 1982 verabschiedeten „Erklärung von Dresden“ der Internationalen Denkmalschutzvereinigung Icomos zum Wiederaufbau kriegszerstörter Denkmale sind dafür ein hoher ideeller Wert des Gebäudes, eine ausführliche Dokumentation und eben überlieferte Bauteile nötig.

    Quelle: DNN

    Für denn Wiederaufbau wurden bereits 6.000 Unterschriften gesammelt. 4.200 davon stammen aus Dresden. Damit fehlen bis zum 05.12.2015 noch 800 Unterschriften aus Dresden.

    Indes hat die SPD-Fraktion eine Vorlage für den Wiederaufbau in die Gremien des Stadtrates eingebracht.

    Der Inhalt ist folgender:

    Zitat


    Beschlussvorschlag:

    Der Stadtrat bekennt sich zum Wiederaufbau des sogenannten Narrenhäusel. Zu diesem Zweck wird der Oberbürgermeister beauftragt,

    1. die Grundstücke- und Grundstücksteile auf denen sich das sogenannte Narrenhäusel befand, für den Zeitraum von 60 Jahren zum Verkauf auszuschreiben.
    2. Es ist sicherzustellen, dass der Käufer das Narrenhäusel in seiner äußeren Gestalt wie vor der Zerstörung wiederaufbaut.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe


  • Ich bleibe dabei: Ein Tunnelbau würde zwar etwas kosten, aber viele Probleme lösen und das Geld schnell wieder reinspielen, weil man oben drüber genug Platz für Touristen anziehendes Gewerbe hätte, von dem natürlich auch das Narrenhäusel profiteren würde, weil eben ein hübscher Neumarkt ohne Durchgangsverkehr die Leute über die Brücke locken würde. Im anderen thread steht genug dazu …

    Zitat


    ?? Gerade um den Brückenkopf rum gab es doch relativ viel Bebauung:
    http://www.verschwundene-bauwerke.de/__we_thumbs__/…ckNeustadtF.jpg
    http://www.dresden-und-sachsen.de/dresden/pics/augustusbrue_1865.jpg
    http://www.altesdresden.de/_map/191101_a.jpg
    Oder meint er etwa „monolithische“ statt „massive“ Bebauung und er wünscht sich Kleinteiligkeit?

  • Sowohl als auch @ Heiji - die Bebauung war zur Straße und zum Markt hin massiv, aber nicht zum Ufer und zudem durch die einzelnen Bürgerhäuser sehr kleinteilig. Durch die unterschiedlichen Bebauungstiefen der Parzellen wurde dies noch einmal unterstrichen. Zur Elbe hin war es nun mal eine Gartenstadt, auch wenn man in der Gründerzeit damit offensichtlich teilweise nix anzufangen wusste, wenn ich mir einige Bauten vor dem Narrenhäusel oder dem Blockhaus ansehe... Naja - nix für ungut - hab ich in großen Teilen im Begleittext zur Veröffentlichung der Bilder des Königsufers vom Heimatschutzverein schon mal dargelegt und beziehe mich dabei auch auf Texte Nadlers und Löfflers sowie auf Gespräche mit Frau Dr. Laudel. Dort gehören einfach keine massiven Blöcke hin, das wäre eine einzige vertane Chance! Das war immerhin der Gleithang der Elbe und nicht der Prallhang und der allmähliche Übergang vom Ufer über Gärten zur bürgerlichen Bebauung war gegenüber der Front der Altstadt einfach genial. Etwas von diesem Charme kann man immer noch am Gartenhaus des Hotel Bellevue verspüren. Wer´s nicht glaubt, kann sich gern die Panos und Bilder auf Arstempano reinziehen - dafür mach ich mir ja unter anderem diese Arbeit. Die Stadt hat in ihren eigenen Unterlagen im übrigen eine Überlagerung von Historie und neu geplanten Blöcken, aus denen eindeutig hervorgeht, dass die neue Baukante viel näher an der Elbe als früher zum stehen kommt - einfach fatal! Ich denke, dass mit dem Gesamtministerium um 1900 in der Neustadt genug Schaden angerichtet wurde. Das Ding ist städtebaulich genauso daneben, wie die Hochhäuser in der Johannstadt. So schön ist der Kasten nicht, dass ich deswegen von den Loschwitzer Höhen kaum noch etwas von den Türmen der Innenstadt sehe. Damit so etwas wie das Blockhaus oder das Japanische Palais städtebaulich wirken kann, sollte man entweder alles so lassen, wie es ist, oder sich an den historischen Maßstab halten, was ich für das Beste hielte damit der Platz, die große Meißner und die ehemalige Klostergasse wieder zu ihrem Recht kommen.

    Gruß Andreas

  • Mal eine Frage aus dem fernen Bremen zwischendurch: Für mich ist das ein tolles Projekt. Woran kann dieser Wiederaufbau eigentlich scheitern? Das Gelände liegt brach. Kein Nachbar kann sich stören. Es gibt ein Nutzungskonzept und mit dem genannten Bauunternehmer sogar jemanden, der bezahlen will. Städtebaulich ist das Objekt an dieser Stelle wie es so schön heißt alternativlos. Wer ist der Eigentümer des Geländes? Vermutlich die Stadt. Muss man die zu ihrem Glück zwingen? Ich habe jetzt hier nicht komplett alles verfolgt und bin somit nicht völlig im Film. Für mich haben wir hier eine ideale Ausgangsposition. Oder ist das Gebäude aus der NS-Zeit vorbelastet (Ironie)? Nisten hier irgendwelche seltenen Unken? Sonst sehe ich keine Gegenargumente.

  • Das Problem ist das Stadtplanungsamt, das versucht jede Wiedergewinnung des alten Dresden bestmöglich zu verhindern. Die leute dort sind der Bauhausideologie auf Gedeih und Verderben ausgeliefert. Es gibt keinen breiten architektonischen Horizont für diese Leute. Nur wenn der Druck der Bürger groß und stark ist und auch die Stadträte es wollen, dann kommt und (kam) es zu Rekonstruktionen.

    Das Problem ist eben auch die Bildung dieser Leute per se. Nur ein Beispiel: Der renommierte britische und der Tradition verhaftetete Architekt Quinlan Terry wollte an der Wiener Universität einen Vortrag halten. Es wurde ihm von den (faschistischen) Modernisten nicht gestattet...und solche Leute sitzen auch im Stadtplanungsamt in Dresden (aber auch in Wien, leider auch wieder in Berlin nach den fruchtbaren Jahren unter Stimmann und fast überall anderswo im deutschsprachigen Raum).

    Hier übrigens ein Link zu seinem Büro: http://www.qftarchitects.com/. Er plant momentan in Österreich einen Zubau für ein historisches Gebäude. Wenn das Vorhaben genehmigt wird, dann werden die Professoren in wien Gift und Galle spucken. Zeit wird es, dass man sie aus ihren muffigen Talaren an die frische Luft setzt.

    Man verschließt sich an unseren Universitäten (die früher für Kritik immer offen waren. Das machte gerade die Wissenschaft aus!), die bis vieleicht auf St. Gallen oder ETH Zürich zu reinen Graduierungsfabriken verkommen sind! Es handelt sich bei unseren Universitäten nicht mehr um universale Vermittlung von Bildung und Wissen. Man sollte diese Einrichtungen ehrlicherweise besser in Unoversität umbenennen. Dann weiß auch der Bürger auf der Strasse, weshalb unsere einstmals besten Bildungseinrichtungen der Welt, heute im Ranking auf Höhe türkischer Universitäten zu liegen kommen.

  • Man verschließt sich an unseren Universitäten (die früher für Kritik immer offen waren. Das machte gerade die Wissenschaft aus!), die bis vieleicht auf St. Gallen oder ETH Zürich zu reinen Graduierungsfabriken verkommen sind!


    Auf St. Gallen? Wir haben hier leider keine Architekturuniversität, aber dafür eine international bekannte Kader-Schmiede.

  • Er schrieb ja auch von den deutschsprachigen Universitaeten gesamt und nicht nur von denen, die auch Architektur unterrichten. Da gebe ich dem Waldviertler Recht. Deutsche Bildungseinrichtungen laufen heute unter ferner liefen und sind heute nicht mehr viel wert. Das war vor dem Krieg ganz umgekehrt, aber es darf heute keine Elite mehr in Deutschland geben.

  • Hier die mehr als erfreuliche Pressemeldung der GHND:

    Quelle: GHND

    Herr Erlwein, Hans Nadler, Fritz Löfffler wären stolz auf Euch!!! :applaus:

    Hier auch noch ein Fotolink aus 1938...wie schön und vielleicht sehr bald wieder:

    http://neumarkt-dresden.de/Neustaedter-Ma…k%20Dresden.jpg

    Und nun der erfreuliche Artikel aus der SZ:

    http://www.sz-online.de/nachrichten/gl…en-3250627.html

    Eine klare Aussage des Herrn Schmidt :biggrin: . Kein Nein heißt also Ja - Danke, dann lasst es beginnen!

    Here we are! Möge die Übung gelingen und die der Samen des Neumarkts nun auch auf der anderen Elbseite sprießen :koenig:

    Quellen: SZ und GHND

    Einmal editiert, zuletzt von Exilwiener (14. November 2015 um 21:22)

  • Was mir an dem "Glücksfund" mißfällt, ist der Unterton, mit dem suggeriert wird, man hätte ausgerechnet diese Teile im Lapidarium mehr oder weniger versteckt. Jahrzehntelang hat sich kein Schwein ernsthaft dafür interessiert, da ist es doch logisch, dass die Teile nicht vorne am Haupteingang liegen. Kaum wird das Thema aktuell, werden die Teile (von mir aus auch nach längerem Suchen) wiedergefunden. Da muss man nicht so tun, als wären sie bewusst verborgen worden.

  • Noch ein wichtiger Nachtrag! Die GHND hat auf Ihrer HP auch noch jeweils ein Foto des wiedergefundenen Wappens als auch des Auslegers abgebildet! Es sind nur kleine, aber um dem Wiederaufbau auch eine historische Tiefe zu geben, vielleicht sogar die bedeutensten Spolien, die man fuer das Narrenhäusel verwenden kann! Hier wird (und ich glaube ganz fest daran) tatsächlich ein identitätsstiftendes Bild des guten, alten Dresden zurückkommen!

    Quelle. GHND

    An dieser Stelle sollte man bitte auch den mitunter unter lebensgefährlichen Bedingungen stattgefundenen Bergungen dieser und vieler anderer Spolien durch die Dresdner gedenken. Wir schulden es irgendwie auch diesen großartigen Menschen, dass diese und weitere Gebäude wieder zurück kommen, damit die gefährliche Bergung vor 70 Jahren einen Sinn und Wiedergutmachungseffekt erzielt! :anbeten:

  • Ich bin froh das Grüne nicht gleich Grüne sind!

    Während sich in Potsdam die Grüne Saskia Hüneke für eine historische Mitte einsetzt, spürt man das der Grüne Baubürgermeister Schmidt- Lamontain eine Abneigung gegen die Rekonstruktion des Narrenhäusel hat.

    Zum Glück sehen es viele Dresdener anders :thumbup:

  • "Persönlich könne er sich für das Bauwerk nicht erwärmen, aber er würde auch in keine Sinnkrise fallen, wenn es gebaut wird."

    Ich sehe Schmidt-Lamontains Aussage eher so, dass es ihm relativ egal ist, ob es gebaut wird oder nicht. Aus "nicht erwärmen können" lese ich noch keine Abneigung heraus.

  • Nein, er äußert keine direkte Abneigung - aber eben auch keine Zuneigung. Es ist die Tendenz zwischen den Zeilen seiner Worte, welche mir Sorgen bereitet. Es klingt etwas wie "Na, wenn ihr es unbedingt haben wollt....". Also ich finde, er sollte sich da als Baubürgermeister schon klarer positionieren. Geht ja nicht um ´ne Pommesbude auf der Prager Straße.
    In einem Interview in der SZ, in den letzten Tagen, hat er sich übrigens zum Gesamtplan für die Innere Neustadt geäußert. Der Artikel war leider nur für zahlende Leser zugänglich. In der Überschrift war jedoch zu lesen, daß man nicht vorhabe, Plattenbauten in dem Bereich abzureißen (Zitat). Würde das dann etwa eine mittelfristige Sanierung der maroden Platten zur Rähnitzgasse bedeuten? Schrecklicher Gedanke :unsure:

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Er hat gesagt das kurz- und mittelfristig keine Platten abgerissen werden. Auch weil man den Grundstücksbesitzern dies nicht vorschreiben kann.
    Der Plan für die Neustadt ist ein langfristiger Plan. Das bedeutet, das in 20-30 Jahren die Bestandsplatten eventuell mal verschwinden, wenn ringsherum schon alles neu entstanden ist.
    Man will den privaten und genossenschaftlichen Grundstücks-, Plattenbesitzern damit auch die Möglichkeiten zeigen, dass sie dort jederzeit auch neubauen können, statt zu sanieren.

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Es muss auch die Frage gestellt werden warum Dresdens neuer Baubürgermeister Schmidt-Lamontain (Grüne) keine Brücke zum Narrenhäusel herstellen kann. Und da ist die Antwort einfach. Er hat sein ganzen Leben und Wirken in Hannover (Niedersachsen) verbracht, das eine Jahr Auslandsaufenthalt (USA) wird hier nicht berücksichtigt. Wahrscheinlich hat vorher zu Dresden, außer als Tourist, noch nie eine "Beziehung" aufgebaut.

  • Nein, er äußert keine direkte Abneigung - aber eben auch keine Zuneigung. Es ist die Tendenz zwischen den Zeilen seiner Worte, welche mir Sorgen bereitet. Es klingt etwas wie "Na, wenn ihr es unbedingt haben wollt....". Also ich finde, er sollte sich da als Baubürgermeister schon klarer positionieren. Geht ja nicht um ´ne Pommesbude auf der Prager Straße.

    Man kann das auch als neutrale Position interpretieren, und sagen, er wartet ab, wie die (Rats-)mehrheit dazu steht. Oder, negativer formuliert: Es ist ihm schlicht egal. Was bei der Schärfe, in der in Dresden solche Debatten mitunter geführt werden, für jemanden, der neu in der Stadt ist, vielleicht gar keine dumme Position ist.

    Ich finde es übrigens nicht schlimm, dass jemand von "außen" hier in eine wichtige Position kommt, der eben keinen Dresdner Stallgeruch hat (was vielleicht daran liegt, dass es mir ähnlich geht, auch wenn ich keine wichtige Position innehabe). Das ermöglicht einen unabhängigen Blick auf die Dinge, ohne schon irgendwie vorgerpägt zu sein. Weder Hans Erlwein noch Paul Wolf waren Dresdner. Das waren natürlich völlig andere Zeiten und ist daher kaum zu vergleichen. Aber es muss eben nichts Schlechtes sein. Ich habe eh manchmal das Gefühl, dass die Dresdner zu viel Nabelschau betreiben.

  • Nein, er äußert keine direkte Abneigung - aber eben auch keine Zuneigung. Es ist die Tendenz zwischen den Zeilen seiner Worte, welche mir Sorgen bereitet. Es klingt etwas wie "Na, wenn ihr es unbedingt haben wollt....". Also ich finde, er sollte sich da als Baubürgermeister schon klarer positionieren.

    Überleg mal, wie viele zusätzliche historische Fassaden und wie wenig modernistische Pickel am Neumarkt stehen würden, wie viele klassisch anmutende Neubauten es in Berlin-Mitte gäbe und wie viele von der SED gesprengte Kirchen wohl wiederaufgebaut würden, wenn alle Kommunalpolitiker, Dezernenten u.ä. sich so lasch positionieren, aber nichts dagegen unternehmen würden.

    Das Problem sind doch nicht die, denen es mehr oder weniger am A.... vorbeigeht, sondern die, die Rekonstruktionen und Stadtreparatur aktiv bekämpfen und verhindern. Solange Raoul Schmidt-Lamontain (für diesen Namen kann er nichts) zu den ersteren und nicht zu den letzteren gehört, soll es mir recht sein. Dann wird das Narrenhäusl zurückkommen, wenn sich genügend Dresdner dafür einsetzen und sich ein Investor findet.

  • Schloßgespenst

    Dann müsste das Narrenhäusel so gut wie fix sein (hoffe ich zumindest), denn es gibt einen Investor und es haben bereits mehr als die Mindestanzahl an Dresdnern, die für das Quorum notwendig sind, unterzeichnet!

    Wo hakt es jetzt noch? Wenn ich mich nicht irre, müsste noch der Stadtrat entscheiden - oder? Das wäre doch ein tolles Weihnachtsgeschenk für Dresden und seien Bürger!

  • Hier gibt es ein kurzes Video mit etwas Mummenschanz und dem aktuellen Stand der Dinge zur Rekonstruktionsinitiative der GHND:

    http://www.dresden-fernsehen.de/Mediathek/Baub…haeusel-wieder/

    Torsten Kulke versprüht reichlich Optimismus und sieht das Gros des Stadtrates hinter dem Vorhaben - woran ich selbst keinen Zweifel hege.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe