Sonstige Meldungen aus Westfalen

  • Mitten in Steinhagen weicht am Kirchplatz das alte Verwaltungsgebäude der Brennerei Schlichte einem leider schlichtem Neubau, der obgleich der Altbau sehr schmucklos daher kommt, diesem nicht das Wasser reichen kann:
    Website des Immobilienentwicklers

    In Herdecke ist das denkmalgeschützte Koepchenwerk vom Abriss bedroht, doch mit der Arbeitsgemeinschaft Koepchenwerk formiert sich Widerstand - nachdem Schönheit und Ästhetik in den Augen einiger Forumsteilnehmer ja das Hauptkriterium für den Denkmalschutz darstellen sollte, ist aber vmtl. der Abriss des (zusammen mit dem nicht im Originalzustand vorhandenem Kraftwerk Niederwartha) des ersten großen Pumpspeicherkraftwerks Deutschlands kein Problem sein.
    AG Kopechenwerk

    Die Stiftung Industriedenkmalpflege übernimmt vier Fördertürme von der Ruhrkohlegesellschaft und bewahrt damit diese Landmarken vor dem Abriss.
    Meldung auf westfalen-heute.de

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Wäre dann nicht auch die Stiftung Industriedenkmal für das Koepchenwerk ein Ansprechpartner, immerhin handelt es sich auch beim Kraftwerk um eine industriegeschichtliche Landmarke!

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Stimmt, Sinn machen würde es. Allerdings weiß ich nicht, ob RWE nicht das Grundstück behalten will... bei der aktuellen Lage habe ich aber die Hoffnung, dass das Koepchenwerk erhalten bleibt. Die Stadt Herdecke hat den Abrissantrag jedenfalls abgelehnt, nun muss eine Lösung gefunden werden.

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    Karl Kraus (1874-1936)

  • In Greven (Kreis Steinfurt) ist das Bauprojekt Rathauspassage wohl kurz vor der Fertigstellung. Auch wenn die Front zur Martinistraße mit seinen drei Giebeln recht gefällig aussieht, soll nicht vergessen werden, dass dafür 3 Gründerzeitbauten samt Hinterhofbauten (u.a. ein Saalbau) weichen mussten. Ein paar Meter weiter in der Martinistraße 33 wurde m.W. ebenfalls ein Gründerzeitler für einen Neubau abgerissen. Greven scheint also mit seiner Nachbarstadt Emsdetten einen Wettkampf um die größte Stadtbildverschandelung angetreten zu haben. Schade eigentlich, ich habe immer gedacht, Greven wäre neben Steinfurt, Ochtrup und Rheine die vierte Stadt im Altkreis Burgsteinfurt mit einigermaßen erhaltener Altstadt. Bald dann wohl nicht mehr :(

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    Karl Kraus (1874-1936)

  • In Ascheberg (Kreis Coesfeld) steht aktuell das denkmalgeschütze Haus Bathe zur Disposition, der Investor möchte dort ein Demenzwohnprojekt errichten. Da aktuell der LWL dem Abriss wiedersprochen hat, klagt der Investor jetzt (Artikel in den Westfälischen Nachrichten).

    Der Fall erinnert stark an das vor 4 Jahren ebenfalls abgerissene, ex-denkmalgeschützte Haus Bultmann von 1826 am Ascheberger Kirchplatz (Artikel im Westfälischen Anzeiger). In Kürze wird dort ein Neubau entstehen, der an den Vorgängerbau erinnern soll, jedoch eine völlig andere Bauflucht einnehmen wird (Artikel in den Westfälischen Nachrichten).

    Es ist echt zum Mäusemelken... auf eine positive Nachricht aus dem Münsterland folgen 10 Hiobsbotschaften. Wann hört der Rückbau der historischen Bausubstanz dort endlich auf? Zugegeben, es ist in erster Linie überregional unbedeutende Kleinstadtarchitektur, aber gerade dieser historische Baustil macht doch den Reiz des Münsterlandes aus. Leider haben das nur wenige Bürger erkannt, lediglich in Warendorf und Telgte sind Bemühungen um das historische Ortsbild m.E. wirklich sichtbar.

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    Karl Kraus (1874-1936)

  • (...) Joachim Raguse hat für sein Projekt „Wohnen mit Demenz“ errechnen lassen, dass es frühestens in 32 Jahren wirtschaftlich sei. (...)


    Diese Rechnung würde ich gern mal sehen. Ein Abriss mit anschließendem Neubau soll wirtschaftlicher sein als der Umbau eines bestehenden Hauses? Das kann ich mir kaum vorstellen. Mit dem richtigen Willen und richtigem Architekten ließe sich das Gebäuse sicher sehr schön herrichten. Und alte Menschen mit Demenz fühlen sich in einem Fachwerkhaus wahrscheinlich eher zuhause, als in einem Neubau. Gerade wenn die Bewohner aus der Region kommen, verbinden sie ihre Kindheit, in der sich viele demente Menschen in ihrer zeitlichen Orientierung befinden, eher mit der guten alten Baukunst.


    (...) Sein Demenz-Wohnprojekt will Raguse an anderer Stelle im Dorf realisieren. (...)


    Wofür dann die Aufregung? Soll er woanders bauen und das Haus Bathe an jemanden verkaufen, der es zu schätzen weiß und erhalten bereit ist.

  • Eben. Weshalb wollen diese Leute immer ihre Projekte auf Grundstücken realisieren, die mit historischer Bausubstanz besetzt sind? Weil sie billig an die Immobilien gekommen sind? Nein, nehmt ein anderes Grundstück am Stadtrand oder reisst einen Aldi-Markt ab. Es ist eigentlich Aufgabe der Stadt und der Denkmalbehörde das zu regeln.

  • Es ist eigentlich Aufgabe der Stadt und der Denkmalbehörde das zu regeln.

    In den meisten Fällen eher der Stadt als der Denkmalbehörde - in vielen münsterländischen Orten machen Bildstöcke den Löwenanteil der Denkmalliste aus. Und bei Bauten für Senioren kriegen alle offene Ohren, schließlich ist das ganz wichtig (ganz unwichtig ist es tatsächlich nicht - insbesondere der Ortskern ist sehr beliebt bei Senioren während die jüngere Generation meist wegen der Kinder das EFH am Ortsrand bevorzugt). Allerdings müsste barrierefrei auch im Denkmal gehen. Und wenn das Gebäude dafür nicht geeignet ist, muss man einen anderen Platz suchen.

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    Karl Kraus (1874-1936)

  • Es geht munter weiter mit den Abrissen historischer Gebäude in Westfalen.

    Diesmal im Fokus: Brilon, wo laut diesem Artikel gleich mehrere Altbauten Neubauten weichen müssen. Aus meiner Sicht eine tragische Entwicklung, wo Brilon an sich noch ein recht schönes Stadtbild aufweist.

    Im historischen Stadtkern von Rüthen wird die Villa des Evangelischen Gemeindehauses abgerissen und durch einen Flachbau ersetzt (siehe dieser Artikel). Auch hier wird Altbausubstanz mitten im historischen Stadtkern vernichtet.

    Es ist wirklich deprimierend... Jeden Tag verschwinden weitere Bauten und man muss tatenlos zusehen bzw. erfährt von solchen Bauvorhaben viel zu spät, um noch Einfluss nehmen zu können.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Und die Investoren lassen sich immer noch schön in der Zeitung abbilden und feiern. Sie sind stolz auf die Stadtbildzerstörung und glauben, der Stadt auch noch etwas Gutes zu tun.

    Dieses Palais Egger, das in Brilon entstehen soll, wird wenigstens einigermaßen ansehnlich. Da muss man auf die Ausführung gespannt sein. Ob da wirklich Sprossenfenster kommen?

    Wie der Neubau in Rüthen aussehen soll, steht wohl noch nicht fest, oder? Es wird als Beispiel für eine gelungene architektonische Lösung das Philipp-Melanchthon-Haus in Warstein genannt. Hmm. Mal sehen.

  • Dieses Palais Egger, das in Brilon entstehen soll, wird wenigstens einigermaßen ansehnlich. Da muss man auf die Ausführung gespannt sein. Ob da wirklich Sprossenfenster kommen?

    Das Entwurfsmodell vom Palais Egger gefällt mir, ehrlich gesagt, sehr gut. Es hat einen klassizistischen Stil und im Dachgeschoss weiche, abgerundete Formen. Das wirkt sehr harmonisch und Sprossenfenster wären natürlich toll, wenn die so eingebaut werden würden.
    Das Verwerfliche jedoch ist, dass für diesen Neubau ein wertvolles Fachwerkhaus abgerissen werden soll. Für Palais Egger könnte man doch lieber eine "Bausünde" abreißen. Das wäre dann wirklich eine Aufwertung und ein Gewinn für das Briloner Stadtbild.

  • Im historischen Stadtkern von Rüthen wird die Villa des Evangelischen Gemeindehauses abgerissen und durch einen Flachbau ersetzt

    Das ist wirklich ein Jammer... Schade um diese schöne, sehr stilvolle Villa mit Teilfachwerk! :weinen:
    Einfach unglaublich, dass sie nicht unter Denkmalschutz steht... Konnte bzw. kann man denn gar nicht gegen den Abriss protestieren? Die dortigen Gemeindemitglieder hatten über die Jahre hinweg das Haus doch bestimmt sehr lieb gewonnen...

  • In Billerbeck wurde 2014 ein ansehnlicher Gründerzeitbau abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Auf dieser Seite ist das gesamte Baugeschehen dokumentiert. Wenn man sieht, was daraus geworden ist fragt man sich, warum man nicht wengistens die strassenseitige Giebelfassade erhalten hat. Die damalige Abrissmeldung war m.W. auch Gegenstand hier im Forum, ich habe sie aber nicht mehr wiedergefunden.

    In Haltern hat man dagegen das Versprechen gehalten und den Nachfolgebau der Alten Vikarie stark an den Vorgänger angelehnt. Obwohl ein Geschoss mehr dort untergebracht wurde, ist die Erinnerung an den Vorgängerbau geblieben. Ein Erhalt wäre mir dennoch wesentlich lieber gewesen.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zitat von Booni

    (...) Wenn man sieht, was daraus geworden ist fragt man sich, warum man nicht wengistens die strassenseitige Giebelfassade erhalten hat. (...)

    Da hast Du völlig Recht. Das sieht so aus, als hätte man das Haus abgerissen und in vereinfachter Form wieder aufgebaut. Der Erhalt der besseren Vorgängerfassade wäre hier sinnvoll gewesen.

  • Nach dem Abriss von Haus Bathe geht es in Ascheberg munter weiter:

    Vor einiger Zeit ist mir auf Immobilienscout eine alte Gaststätte aufgefallen, die für einen fairen Preis zum Verkauf stand. Interessant fand ich die urmünsterländische Kombination aus Backstein und sandsteinernen Fenstergewändern sowie die Tatsache, dass das gesamte gründerzeitliche Ensemble mit allen Wirtschaftsgebäuden noch erhalten war. Viel Platz für Oldtimer und andere raumeinnehmende Hobbies aber leider etwas weit weg von der Arbeitsstelle.
    Jetzt gibt es die Gebäude nicht mehr, stattdessen gibt es gesichtslose Mehrfamilienhäuser in Pendelnähe zu Münster:
    Vorher-Nachher-Bilder zum Haus Geismann und dem Bultenkarree auf wn.de

    Zudem geht es dem ehemaligen Restaurant "Jagdschlösschen" an den Kragen, auch hier entstehen Wohnungen (wie gut so etwas immer in der Presse klingt):
    Artikel auf Ruhrnachrichten.de

    Und selbiges im Ascheberger Stadtteil Herbern, wo das gründerzeitliche ehemalige Krankenhaus demnächst abgerissen wird.
    Artikel auf Ruhrnachrichten.de

    Somit mausert sich Ascheberg immer mehr zum gesichtslosen Satellitenstädtchen zwischen Münster und Dortmund. Ich hoffe nur, dass die wesentlich schöneren umliegenden Orte Werne, Lüdinghausen, Davensberg, Nottuln und Billerbeck stärker auf ihr historisches Erbe achten. Senden, Havixbeck und Dülmen sind ja schon leider ziemlich verunstaltet.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zudem geht es dem ehemaligen Restaurant "Jagdschlösschen" an den Kragen, auch hier entstehen Wohnungen (wie gut so etwas immer in der Presse klingt):

    Wie schade um das hübsche "Jagdschlösschen"... Aufgrund seiner besonderen - eben nicht alltäglichen - Fenster hat es so etwas urig Gemütliches; einfach unglaublich, dass man dieses historische Haus abreißt als Ersatz für etwas Gesichtsloses, Banales, Langweiliges... Wirklich nicht nachvollziehbar... :kopfschuetteln:

  • Jetzt gibt es die Gebäude nicht mehr, stattdessen gibt es gesichtslose Mehrfamilienhäuser in Pendelnähe zu Münster:

    Die neuen Mehrfamilienhäuser am Bulten-Karree finde ich auch unterdurchschnittlich 08/15-mäßig. Sie haben wirklich nichts besonderes an sich; irgendwie sehen sie auch aus, wie die rot-backsteinigen 1950er-Jahre-Wohnblocks, die in allen größeren deutschen Städten in der Nachkriegszeit für die damals Heimatvertriebenen aus Osteuropa schnell hochgezogen wurden. Noch unästhetischer finde ich jedoch diese wuchtigen, kastigen Balkone an den Hausecken sowie die lieblosen, stahlgrauen, oben wie abgeschnitten wirkenden Dachgauben und dieses weiße Mittelstück, das wohl ein Treppenhaus sein soll und irgendwie deplatziert wirkt. Na ja, alles ziemlich belanglos entworfen, finde ich. :wie:
    Man hätte mehr daraus machen können.

  • Wäre da heute eine Freifläche und zugleich die lukrative Möglichkeit einen Apartment-Block hinzusetzen, der sich finanziell lohne, würde von diesen Leuten kein Hahn danach krähen, den Blick auf die Kirche zu verstellen.

    Man kann nur hoffen, dass sich ein interessierter Investor findet und das Gebäude erhalten bleibt.