Potsdam - Rekonstruktion der Kellertorwache

  • @ Herr Lampe,

    bitte die Augen öffnen! Es wurden wohl über 50% der Rekos in Dresden zumindest ab dem 1. OG in der Außenhaut als Ziegelbauten ausgeführt, was man auch immer wieder auf Bilder der Baustelle z.B. von Bilderbuch sehen kann (QF, VVK, Rampische 23-29, British Hotel, Schütz-Residenz, Kimmerle, Coselpalais, Kanzleihaus, Kurländer Palais, ADF 16/17). Also mal bitte den Neumarkt nicht immer schlechter machen als er ist. Zudem gibt es statische Probleme mit dem was sich da heute Wärmedämmziegel nennt. Man kann auf diesen Pfefferkuchen einfach nicht mehr 4 oder 5 Geschosse stapeln. Daher zumindest bei den schmalen Fensterschäften bei Kimmerle der Beton hinter der Ziegelwand. Da haben es die Erbauer der Kellertorwache leicht, das kleine hübsche Ding wird einfach mal nicht so hoch, dass es extreme Probleme geben könnte.

    Beste Grüße

    Andreas

    @ Konstantindegeer - kleine Korrektur zu Deinen Gunsten- sagen wir mal so: zumindest bei schmalen Fensterschäften wird es problematisch, wie dies meist im EG (Schaufenster) der Fall ist oder bei den Fassaden wie am Jüdenhof. Bei heilwegs normalen Breiten der Schäfte im Verhältnis zur Öffnung geht es schon, wie auch am Jüdenhof zu sehen ist (Triersches Haus und Neubau zum Kulturpalast). Richtig ist, das die Wände auch dort etwas dicker werden. Hoffen wir, das es auch künftig Bauherren gibt, die mehr auf Ziegel als auf Beton setzen! So eine 55 cm dicke Wand hat doch auch was, sag ich mal als Altbaubewohner. Damit lässt es sich vielleicht auch nachhaltiger vermieten, als mit Betonwänden?

    Ansonsten wünsch ich Ärger- und Problemfreies Bauen, soweit es möglich ist, auf dass Bauen eine Lust ist!

  • Das stimmt nicht (mehr), Andreas. Die normalen Porotonziegel (hier: T12, ungefüllt, bzw. nur mit Luft) von Wienerberger, Eder oder wem auch immer halten problemlos 4 bis 5 Geschosse aus, die meisten bis 7 Geschosse. Da hat sich in den letzten Jahren viel getan.

    Der Grund, warum die meisten Bauträger damit nicht arbeiten liegt im Nutzflächenverlust. Beton plus Dämmung plus Spritzputz kommt auf etwa 30 cm, Betongerüstbau mit Poroton ausgefacht ähnlich. Dann gibt es noch die Alternative Kalksandstein (Großblock) - auch hier kommt man auf Wandstärken von 30 bis 36 cm im Effekt. Mit meinem System 49er Poroton plus Kalkzementputz inkl. Bossierung kommen wir auf 55 cm Wandstärke - das tut sich kein Bauträger an denn er verdient nur an Verkauf oder Vermietung von Nutzflächen.

    Ich habe mich aus klimatischen Gründen gegen Beton entschieden. Am liebsten wäre mir - wie beim Original - Vollziegel gewesen. Aber die notwendige Wandstärke nach EnEv 2014 ist absurd. Alternativ hätte man noch zweischalig mauern können.

    Die Höhe bis zur Attika sind über 7 Meter - da gehen im Schnitt zwei Geschosse in die Wache, waren ja auch früher drin. Trotzdem bleibt im EG eine lichte Höhe von über 3,40 Meter Höhe. So kommt man auch auf etwa 250 qm Nutzfläche.

  • Oha - hört sich an, als seist Du selbst der Bauherr!? Na dann mal herzlichen Glückwunsch zu diesem tollen Projekt und viel Erfolg! :thumbup:

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Zitat

    Ich habe mich aus klimatischen Gründen gegen Beton entschieden.


    Hervorhebung von mir.
    Na ja, dann wissen wir wenigstens, dass das eine ganz große Sache wird! Herzlichen Glückwunsch und auch Dank und viel Erfolg!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Das letzte Baubild lässt schon erahnen, was das für ein Schmuckstück werden wird.
    Viel Erfolg & meine Hochachtung, solch ein tolles Projekt anzugehen. :thumbup:

  • Ja, ein sehr schönes Projekt, danke abermals für das Bild. Wenn es in dem Tempo weitergeht (fast das gesamt EG wurde binnen einer Woche errichtet), ist Ende des Monats wohl Richtfest, oder? :biggrin:

    Übrigens finde ich es überhaupt nicht störend, dass die Attika-Skulptur durch die Fledermausgaube ersetzt wurde. Schließlich will das Dachgeschoss auch ausreichend beleuchtet und damit nutzbar sein. Ein gutes Beispiel für einen behutsamen Kompromiss zwischen historischem Erscheinungsbild und moderner Nutzung! :thumbup:

    Nach wie vor würde mich die Rückansicht interessieren - sowohl die historische als auch die jetzt entstehende. Dem gezeigten Grundriss nach zu urteilen wird die wohl sehr geschlossen (gewesen) sein, oder?

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Ich gratuliere auch noch ganz herzlich zu diesem wunderbaren Projekt! :applaus:Das Tempo ist wirklich erstaunlich, so muss es sein :thumbup: Ich hätte mal eine Frage: was ist eigentlich mit den Lampenträgern der Breiten Brücke nach dem Abriss 1970 passiert? Ich habe nur gelesen, dass die Lampenträger danach am Insel-Cafe auf der Freundschaftsinsel aufgestellt wurden und sich nun im Depot des Potsdam befinden. Aber nirgends steht, ob alle sechs noch erhalten sind. Ich kenne auch nur ein Bild eines Lampenträgers im Depot. Vielleicht kann ja ein Potsdamer helfen question:) Ist es denn geplant, die Breite Brücke originalgetreu mit den Lampenträgern wiederzuerrichten? Oder wird sie verbreitert neu gebaut? Triftt dies auch auf die Nauener Brücke zu?

    Aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. J.W.v.Goethe

  • Cool. Danke für das Update - so habe ich das DAF auch im Urlaub den Überblick :daumenoben:. Bei den Rundbögen haben alle etwas geflucht, aber schneiden geht doch...

    Jetzt müsste schon die EG-Decke (auch Ziegel, kein Beton) in der Montage sein. Bis Ende August soll der Rohbau fertig werden. Eindrucksvoll wird's dann Ende September, wenn der Dachstuhl da ist.

  • Guten Abend,

    nun würde mich interessieren wie die Rückseite gestaltet wird, denn es gibt von der Rückseite des Gebäudes eigentlich keine Fotos oder Bilder!

    Hat denn ein Forumsmitglied schon einmal im Stadtarchiv Potsdam nachgefragt, vielleicht sind dort Bilder oder Zeichnungen vorhanden.

    Viele Grüße :cool:

  • Die Rückseite ist nie abgebildet worden, das hat die Recherche in allen möglichen Archiven ergeben, deren Liste lang ist. Das liegt daran, dass die Rückseite des Hauses aus der Stadtmauer bestand. Mit anderen Worten: die Wache war dreiseitig an die Stadtmauer angebaut - die Dachsparren lagen auf der Mauer auf.

    Diese Aufnahme von 1937 ist das einzige Zeugnis der Ostseite. Hinter dem Schuppen der Spedition Grauel & Coqui (Hauptsitz: Burgstraße) ist ein kleines Fenster erkennbar:

    Da mit der Wache auch die Stadtmauer wiedererrichtet wird kommt das Dach - wie es war - auf die Mauer aufliegend. Nur werden auf der Ostseite mehr Fenster sein.

    1924 hat die Berlienr Baugewerkschule Aufmaß geübt. Hat bei den Profilierungen geholfen:

    Und 1927 ist ein Aufmaß eines Umbaus ermittelbar gewesen:

    Also schön preußisch: vorn die Prunkfassade und hinten recht einfach...

  • Guten Tag,

    ich finde es gut das sich ein Bauherr unter uns befindet, der ein Stück "Altes Potsdam" zurückbringt. Denn man sollte die Hoffnung nicht aufgeben das es hier einen Schub gibt und es sich doch Spender finden die eine größere Summe bereitstellen zur Rekonstrukiton des Stadtkanals.

    Hat man eigentlich die Spedition Brose schon einmal gefragt ob es von den Speditionsgebäuden am alten Standort Fotos gibt, denn man hat ja auch schon früher seinen Besitz (Häuser, LKWs, Pferde) verewigt um es Nachfahren zeigen zu können. Vielleicht hat man bewusst/unbewusst auch Fotos von der Rückseite der Kellertorwache gemacht, obwohl die Zeichnungen schon sehr detalliert sind und man darauf eigentlich garnicht zurückgreifen müsste.

    Viele Grüße :cool:

  • Wieso denn Spedition Brose? Der Speicher war an die Fa. Grauel & Coqui vermietet.

    Bis 1900 war die Wache königliches Eigentum, dann wurde sie an die Stadt Potsdam übertragen. Folge war die Einstellung jeglicher Unterhaltsmaßnahmen (wie sich die Zeiten doch gleichen) und nachmalig die Verpachtung an o. g. Spedition.

    Das vorletzte Foto (1930) vor der Teilzerstörung 1945:

  • Guten Abend,

    oh Gott rant:) jetzt habe ich mich in der Spedition geirrt. Auf jeden Fall bin ich froh das ein Stück "altes Potsdam" zurückkommt und freue mich auf das Gesamtergebnis.

    Viele Grüße :cool:

  • Schade, hatte gehofft noch eine mögliche Quelle übersehen zu haben. Hier noch das letzte Foto vor der Zerstörung - eine Amateuraufnahme von 1940.

    (C) privat

  • Guten Tag,

    @ Konstantindegeer, ich habe gedacht das du mal bei der Spedition nachfragst, die früher auf dem Gelände hinter der Kellertorwache ihr Firmengelände hatte. Man hat ja früher sehr oft von den Gütern, vom Fuhrpark bzw. der Inmobilie Fotos gemacht und ins Album geklebt.

    Nun glaube ich aber das es diese Spedition garnicht mehr gibt, also zumindestens das Telefonbuch und auch die größte Suchmaschine der Welt kann mir nicht weiterhelfen.

    Viele Grüße :cool:

  • Bei der Wache am Kellertor sind nun die Säulen auf volle Höhe gemauert und die tragenden Säulen des Altans in Stahlbeton gegossen. Nächste Woche beginnt das Aufmauern des ersten Obergeschosses.

  • So, von mir hier auch ein paar neue Fotos, teilweise Detailaufnahmen, von der schönen Kellertorwache:

    Fotos von mir vom 24.8.2015 nachmittags

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)