• Nach einem Wasserschaden wurde in der Meersburger Unterstadt das Hotel Abri vor einiger Zeit abgebrochen:

    http://www.schwaebische.de/cms_media/modu…CJRT5LO.2_0.jpg

    Jetzt soll an seiner Stelle, man höre und staune, ein "Mittelalterhotel" entstehen:

    http://www.suedkurier.de/region/bodense…t372486,5778261

    Zitat:
    Ursprünglich sollte das „Abri“ saniert werden, was sich laut Bauherr
    Michael Reck aber aus energetischen und wirtschaftliche Gründen nicht
    rentierte. Der Ausschuss war von den Abrissplänen Anfang Oktober
    scheinbar überrumpelt worden, entsprechend unwirsch reagierten damals
    etliche Räte.

    Nach dem Abriss soll 2013/14 der „altstadtgerechte Wiederaufbau“ inklusive des alten Fachwerks erfolgen, so das Bauamt.

    Webseite des zukünftigen Hotels:

    http://hotel-koenig-dagobert.de/

    Das ist ja wohl der Aberwitz schlechthin: Da reißt der Investor ein historisches Gebäude ab um dann an derselben Stelle einen Neubau im Stil des Mittelalters hochzuziehen. Natürlich mit Tiefgarage und allem drum und dran. Das wäre mit dem alten Gebäude sicher so nicht möglich gewesen.

    Es schwirrten auch Entwürfe für den Neubau im Netz herum, leider konnte ich diese nicht mehr finden. Der Platz ist noch immer unbebaut.

    Weiß jemand, von wann der Vorgängerbau, der sich offenbar aus drei schmalen Einzelhäusern zusammensetzte, ungefähr stammte?

  • Ich habe zwar fast keine Zeit um einen Beitrag zu schreiben, da ich gleich nach Konstanz gehen muss. Leider reicht es aber nicht mehr für einen Abstecher nach Meersburg.

    Durch googeln findet man einige Bilder des abgerissenen Hotels:
    Bilder
    Es handelt sich um die drei schmalen Fachwerkbauten mit braunem Fachwerk. Die Fassaden stammten wohl aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Wieviel historische Substanz im Innern noch vorhanden war, kann man von aussen nicht sehen. Das Dach war wohl auch nicht historisch, was man anhand fehlender Durchbiegungen sehen kann.

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  • Zitat

    Der „Wilde Mann“ wird wiederbelebt: Ausschuss bewilligt Umbaupläne für traditionsreiches Hotel

    Der „Wilde Mann“ war als Hotel und Gasthaus jahrhundertelang die erste Adresse Meersburgs, seit Ende der Saison 2018 ist das Haus geschlossen. Nun billigte der Ausschuss für Umwelt und Technik einstimmig die Sanierungs- und Umbaupläne der neuen Besitzer – unter der Bedingung, dass bei dem Vorhaben die Gestaltungsatzung der Stadt eingehalten und letztere in die Umsetzung eingebunden werde.

    ... Bei dem aktuellen Antrag gehe es nur um die Baugenehmigung und nicht um die denkmalschutzrechtliche Genehmigung ...

    Quelle: https://www.suedkurier.de/region/bodense…372486,10753834

  • Seepromenade 8, Meersburg am Bodensee


    https://www.max-am-see.de/wp-content/upl…see_anreise.jpg

    Ich habe zu dem Gebäude recherchiert, weil es mir so vorkam als wäre es eines der Älteren noch erhaltenen der Uferpromenade. Das interessante ist, dass es seitdem es so hässlich saniert wurde, ständig aus Fotos herausgeschnitten wird. Man findet kaum Aufnahmen, die eine Rekonstruktion der Historie der Umbaumaßnahmen ermöglicht. Dazu kommen erschwerend die Platanen.

    Aber schauen Wir Uns an, was ich herausfinden konnte und gehen zurück bis ins Jahr 2012. Der Zeit wohl des letzten Umbaus. Das Gebäude dürfte so ausgesehen haben direkt vor dem Umbau:

    3926968331_5f692dd751_o.jpg

    Man sieht bereits einen Wärmeschutz, sowie, dass wohl Fensterläden abmontiert wurden. Im folgenden Umbau wurden dann große Fenster in den Bau gerissen, ziemlich genau in der größe des direkten Nachbarn. Hier hat auch noch dieser Nachbar Fensterläden. Wie auch das dritte Haus im Verbund, das seit dieser Aufnahme auch, erstmals, energetisch saniert wurde. Wieder zum Verlust der Fensterläden und mit sehr tief sitzenden Fenstern.

    Und tatsächlich, so sah Unser betrachtetes Gebäude mit Fensterläden aus:

    https://www.fineartprint.de/leinwand/new_preview/10768237.jpg

    Meine erste Vermutung zum Alter des Gebäudes kann ich mit einer Postkarte auf jeden Fall vor 1921 taxieren, es ist auch das Älteste des Dreiergespanns:

    15e3ec7ad10f96.jpg

    Auf dem Bild haben sich nur 3 Häuser erhalten, die beiden rechts im Bild, und das Zweite von links, Unser Fachwerkhaus mit Mansarddach. Angedeutet sieht man hier noch das einheitlich überkragende 2. Geschoss, weshalb unklar ist, warum bei der energetischen Sanierung der erste Stock an der Ecke aufgefüllt wurde bis an das Niveau des vorspringenden 2. Stocks, dies aber dann beim zweiten Fenster rechts unterblieb. Was man andeutungsweise auch sieht, ist die Fensteraufteilung, die wohl bis 2012 noch wie ursprünglich war, mit höheren Fenstern im 1. Stock und kleinen Fenstern im 2. Stock. Es gab damals noch keine Gauben im Dach. Natürlich auch keine zerstörte, ausgedehnte Erdgeschosszone.

    Und zuletzt noch etwas spekulativ eine Ansicht von 1840:

    AK / Ansichtskarte Meersburg Bodensee Schloss Kuenstlerkarte gezeichnet Corradi Kat. Meersburg Nr. df25230 - oldthing: Ansichtskarten Baden-Württem...

    Ist hier das Gebäude bereits abgebildet? Man erkennt zumindest zwei Gebäude mit Mansarddächern an der Promenade, so wie es sich heute auch darstellt. Auch die Position könnte ungefähr stimmen.

    Umso trauriger, dass man an diesem Haus eine kontinuierliche Entstellung feststellen muss. Nicht aus technischen Gründen, sondern weil völlig unsensibel und ohne ästhetischem Empfinden herumsaniert wird. Dies beweist nicht zuletzt die knallblaue Farbe, die das Gebäude heute zu einem unbeliebten Fotoobjekt machen.

  • Mir kam noch eine These beim nochmaligen Betrachten dieses Überblicks: Vermutlich ergibt sich diese absurde Sanierungsweise mit dieser Aussparung zum Nachbarn hin dadurch, dass ein Durchbruch vom Nachbargebäude erfolgte in den betrachteten Altbau. Sprich, dieser eine Raum wurde wohl dem Nachbargebäude im Eigentum zugeschlagen, wofür die gleiche Gestaltung mit den grünen Fensterläden sprechen würde.

    Da hat die Stadt Meersburg aber entsprechend dann auch erheblichen Anteil, was diese Verunstaltung betrifft. Wie kann man das alles genehmigen, von den großen Fenstern im 2. Stock, der knallblauen Farbe, dem Abnehmen der Fensterläden zunehmend an der gesamten Promenade, bis hin zum Durchbruch zu Nachbargebäuden, was in der Folge zu völlig entstellten wertvollen Altbauten führt.

  • Majorhantines

    Deine Gedanken und Kritik sowie die Vergleiche teile ich. Auch die so unpassende, ordinär schreiende blaue Farbe dieses Gebäudes ist nicht nur vor dem Hintergrund der mittelalterlichen Burg und an der Seepromenade als Auftakt zur alten Stadt eine inakzeptable Entgleisung. Die Frage wie so etwas durchgeht, muss auch vor dem Hintergrund des besonderen Schutzes der Gesamtanlage „Meersburger Altstadt“ gestellt werden, den sie mit als eine der ersten in Baden-Württemberg erhielt. Auch die augenscheinliche Aushöhlung der örtlichen Gestaltungssatzung angesichts der chronologisch ablesbaren, optischen Verschlechterung dieses und übrigens auch mancher Nachbargebäude in der ersten Reihe direkt am See ist in diesem Zusammenhang festzuhalten.

    Den Beitrag zu diesem Gebäude habe ich dennoch bewusst und vorrangig in den Strang zum Klimawandel gesetzt, da dieses Haus ebenso exemplarisch dafür steht, was durch den kürzlichen, wahnsinnigen Beschluss auf EU-Ebene großflächig in Deutschland droht, und zwar selbst Städten wie Meersburg von besonderem Rang. Das blaue Haus gibt eine grausige Vorahnung davon.