Worms (Galerie)

  • Hallo Leute.

    Nachdem ich nun schon studienbedingt seit gut zwei Monaten in Worms wohne, wollte ich meine Erfahrung über diesen Ort mit euch teilen. Jedoch hab ich noch nicht alles fotografisch abgedeckt..

    Was ist Worms? - die Stadt mit den frühesten Siedlungsspuren Deutschlands
    - die Stadt der Nibelungen, deren Vermächtnis an vielen Orten, Brunnen und Denkmälern und durch die jährlichen Nibelungenfestspiele Rechnung getragen wird
    - die Stadt der Reformation und Martin Luthers durch den Reichstag zu Worms in 1521
    - die Stadt eines Kaiserdoms und vieler bedeutenden Baudenkmäler...
    - die Stadt mit großer jüdischen Geschichte

    Aber auch eine stark zerstörte Stadt zum Ende des Krieges... Mit diesem Vorkenntnissen und geringen Erwartungen kam ich nach Worms...

    ...und ich muss sagen, dass ich eher im positiven Sinn überrascht war. Man sieht der Stadt ihre Geschichte ohne Probleme an und ist immer wieder erstaunt. Das betrifft auch den allgemeinen Baubestand.
    Natürlich ist Worms keine Perle, aber man hat beim Wiederaufbau meiner Meinung nach einiges gut gemacht....

    Aber hier nun die Eindrücke...

    Einfahrt in die Stadt über den Rhein. Vor dem Krieg hatten beide Seiten der Brücke einen solchen Brückenturm. Dieser stellt unter anderem den für Worms spezifischen "Nibelungenstil" dar.

    Zunächst ein Blick auf ein Modell der Innenstadt.

    Kommen wir sofort zum Lutherdenkmal von 1868. Dem größten Reformationsdenkmal der Welt, dessen Luther Statue als exakte Kopie vor der Dresdner Frauenkirche auf dem Neumarkt steht.

    Von dort anschließend der Adenauerring...

    ...von dem wir auf den Obermarkt gelangen.

    Über einen Umweg an die Martinspforte. Dieser Bereich der Wormser Innenstadt stellt den unzerstörten Teil der Innenstadt dar..

    Und hier nun der vielleicht unschönste Platz der Innenstadt samt passablem Einkaufszentrum. 70er Jahre Ambiente, bevor es auf die "Kämmererstraße" geht.

    Kämmererstraße


    Über eine Seitengasse...

    gelangt man auf den Marktplatz mit recht schönem Nachkriegsrathaus.
    Der Link dient als Platzhalter für ein eigenes Bild

    http://www.worms.de/de-wAssets/img…ca4580f5fda.jpg

    Vorbei an der "Dreifaltigkeitskirche Richtung Kaiserdom St.Peter..






    Der barocke Altar Balthasar Neumanns

    Direkt gegenüber vom Dom erstreckt sich der jüdische Friedhof "Heiliger Sand". Dieser ist der älteste Europas und blieb wie durch ein Wunder während des Pogroms unberührt.

    Von dort aus geht es über einen letzten Blick Richtung Innenstadt in Richtung Wasserturmviertel.


    ...

    Dieses ist ein wunderbares und von Kriegsnarben verschontes zusammenhängendes Gründerzeitviertel mit einem markantem Wasserturm im Nibelungenstil von 1890 als Fixpunkt.











    So viel erst mal zu den Impressionen, deren Kameraqualität ich entschuldigen möchte.

    Darüber hinaus hab ich in dieser Galerie bisher weniger als die Hälfte aller interessanten Bauwerke und Orte zeigen können. Den Rest hole ich gerne nach...

  • Direkt gegenüber vom Dom erstreckt sich der jüdische Freidhof "Heiliger Sand". Dieser ist der älteste Europas und blib wie durch ein Wunder während des Pogroms unanberührt.


    Gegenüber vom Dom ist die Dechaneigasse. Der Heilige Sand ist schon ein bisschen weiter weg außerhalb der Altstadt, von dieser durch eine verkehrsreiche Straße getrennt.

  • Darüber hinaus hab ich in dieser Galerie bisher weniger als die Hälfte aller interessanten Bauwerke und Orte zeigen können.


    Na klar. Worms besitzt einen bemerkenswerten Denkmälerbestand. Eine etwas tiefere, gründlichere Auseinandersetzung wäre allerdings nicht unangebracht. Auch die getrennte Betrachtung von Altstadt, Dom, Liebfrauenkirche, Nibelungenbrücke, Nibelungenstil etc. wäre wünschenswert. Und bitte mach doch zumindest zwischen den Bildern eine Leerzeile, das ist doch das mindeste.

  • adanac 93 hat geschrieben:

    Zitat

    Vorbei an der "Dreifaltigkeitskirche Richtung Kaiserdom St.Peter..
    http://aph-bilder.de/images/2015/05/09/DSC_4895.md.jpg

    Da ist sie wieder: die größte Bausünde Worms' und eine der prominentesten Deutschlands. Ich meine das Bankgebäude gegenüber der Dreifaltigkeitskirche und vor der Ostseite des Doms. Ein 70er-Gebäude an dieser Stelle ist so schade um das Stadtbild!

    VBI DOLOR IBI VIGILES

    5 Mal editiert, zuletzt von Brandmauer (11. Juni 2015 um 20:33)

  • Dabei sind die innenliegenden grünen Vorhänge und Heizkörper (?) aber übler als die eigentliche Architektur.


    Ja, aber nur vordergründig. Denn die Architektur, die dazu führt, dass man die Heizkörper (oder was auch immer das ist) und die Vorhänge sieht, ist natürlich schuld daran. Eine ordentliche Bauweise würde gar nicht ermöglichen, dass die Innenausstattung die äußere Ansicht beherrscht.

  • So schlecht finde ich den 50er-Jahre-Anbau nicht. Er ist durchaus elegant, zumindest der Glaspavillon leicht und transparent. Das finde ich an dieser Stelle nicht schlecht. Auch die grünen Vorhänge stören mich nicht, passen sie von der Farbe durchaus zur Erbauungszeit. Also, in diesem Fall bin ich mir nicht sicher, ob ich die etwas wuchtige Vorkriegssituation zurückwünsche.

  • So schlecht finde ich den 50er-Jahre-Anbau nicht. (...) Also, in diesem Fall bin ich mir nicht sicher, ob ich die etwas wuchtige Vorkriegssituation zurückwünsche.


    Sooo schlecht ist der auch nicht. Doch wieso soll man sich damit zufriedengeben? Unter den Blinden ist der Einäugige König. An anderer Stelle würde ich mir das Haus auch gefallen lassen. Aber nicht hier, direkt neben der Kirche. Das Bauwerk erinnert mich an das Neue Rathaus in Nürnberg . Das mag ich auch nicht sonderlich. :cool:

    Ob man die Vorkriegssituation nun wuchtig findet oder nicht, attraktiver und ideenreicher war sie allemal.

    Nun nochmal der Vergleich, - DAMALS - / - HEUTE -

    Das Cornelianum sah 1945 übrigens SO aus. Das hätte man sicher reparieren können. Allein der Eckturm war es wert.

    Bei solchen Nachkriegsbauten stört mich immer die Gewissheit, daß man den Vorgängerbau ohne den Krieg höchstwahrscheinlich nie abgerissen hätte. Als Neubau an einem ehemals unbebautem Ort, würde ich nicht meckern.

  • Das alte Cornelianum paßte in die Umgebung des sagenumwobenen Domes, so wie der Brunnen vor dem Cornelianum, der heute wie ein Fremdkörper wirkt. Mit dem 50er Jahre-Gebäude kann man aber leben, mit dem neueren Gebäude an der anderen Seite der Straße direkt vor dem Dom auf Dauer nicht.
    Um das alte Cornelianum ist es dennoch sehr schade, da das Gebäude sehr gut zum Ausdruck bringt, was für einen Stellenwert Worms im nationalen Geschichtsverständnis Deutschlands zu seiner Erbauungszeit hatte. Der Mythos Worms' hat zwar irgendwie überlebt, aber das Nachkriegsstadtbild kommt ihm auf keinster Weise zurecht.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • @ Brandmauer,

    ich habe da einen super Buchtipp für Dich. Sie mal HIER . :tongue:

    Bei diesem Gebäude bin ich recht zuversichtlich, daß es in den nächsten Jahrzehnten beseitigt wird. Dieser Baustil gefällt heute niemandem mehr. Und mit etwas Glück, kommt bei der nächsten anstehenden Sanierung gleich ein Neubau. Ein anderes Fassadenmaterial würde aber auch schon helfen.

  • Zum Zeitmaschinist: dieser Buchumschlag gibt das Problem auf Einen Blick wieder, indem die Bausünde hervorgehoben wird, und der Dom gleich dahinter mit abgebildet ist!
    Städtebaulich wäre dort m. E. nicht nur ein Abbruch und (klassischer) Neubau, sondern auch ein Funktionswechsel wichtig. Also daß der Bank umziehen würde zu einer Lage außerhalb der Altstadt, oder wenigstens an einer weniger monumentalen und mehr kommerzgeprägten Stelle, und daß hier Wohnungen und/oder kleine Geschäfte entstünden. So könnte das von Zeno polemisch beschriebene Prinzip hier zu etwas Gutem führen.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Also, einen recht schlechten Eindruck habe ich von den Bildern nicht. Die mehr oder weniger erhaltenen Altstadtareale hauen mich nicht vom Hocker, aber sind trotzdem ganz schön. Sie wirken alle recht einheitlich, städtisch und doch ganz gemütlich. Es gibt sicher einiges zu verbessern, aber der Kriegswiederaufbau gefällt mir insgesamt auch ganz gut. Das Rathaus ist doch ganz toll, und genauso das Gebäude neben der Dreifaltigkeitskirche. Ich weiß gar nicht, wieso das so kritisiert wurde - das Haus ist m. E. großartig.

  • Es ist wirklich bemerkenswert, wie sehr sich die Bauten der frühen Wiederaufbauphase in Ost und West ähneln. Der größte Unterschied dürfte in der im Westen weitgehend gewahrten, den Besitzverhältnissen geschuldeten Kleinteiligkeit liegen, auf derartige Umstände musste in der DDR ja keine Rücksicht genommen werden. Für ein abwechslungsreiches Stadtbild ist dies sicherlich nicht abträglich. Ein Vergleich mit dem etwa zur gleichen Zeit entstandenen Quartier nördlich des Neuen Rathauses in Dresden rund um die Weiße Gasse macht sowohl diesen strukturellen Unterschied, aber auch die architektonischen Gemeinsamkeiten deutlich.

    Übrigens gilt das nicht nur für Deutschland, auch in Frankreich weist z. B. der Wiederaufbau der zerstörten normannischen Städte (Rouen, Caen, St Malo, St Lô...) in den fünfziger Jahren viele Ähnlichkeiten auf.

    Ich finde auch, dass die Bauten dieser Zeit eine gewisse solide Qualität aufweisen, die man bereits ein Jahrzehnt später vergeblich suchte. Auf jeden Fall ist die Ensemblewirkung im Zusammenspiel mit den noch vorhandenen Vorkriegsbauten gegeben, und man kann von einem weitgehend intakten, traditionellen Stadtbild sprechen. Ich empfand Worms daher auch im Gesamteindruck als recht angenehm, Bausünden hin, Bausünden her.

  • Also, einen recht schlechten Eindruck habe ich von den Bildern nicht. ... , aber der Kriegswiederaufbau gefällt mir insgesamt auch ganz gut. (...)

    Die Fußgängerzone sieht schon nicht so toll aus. Auch in den Seitenstraßen machen einige Gebäude einen eher provisorischen Eindruck. Auf mich wirkte das Stadtbild, in den Ecken, die ich gesehen habe, ziemlich zusammengewürfelt und wie ein Flickenteppich. Von den unschönen Ansichten habe ich jetzt keine Photos gemacht. Daher wirkt meine Kritik neben den Bildern vielleicht etwas unpassend. Sicher hat das verregnete Wetter und die Tatsache, daß am Sonntag wenig Leute in der Stadt sind, mein Urteil etwas nach unten gezogen. Insgesamt war ich aber nicht sonderlich angetan von Worms.

  • Worms ist ambivalent. Es hat allergroßartigste Bauwerke. Und deswegen war Worms für mich zu allen Zeiten etwas ganz besonderes. In natura aber nehme ich die Stadt als enttäuschend wahr. Sie ist, wie Zeitmaschinist sagt, ein Fleckerlteppich, ein Sammelsurium von allen möglichen Stilen. Der Anblick der Wohnblöcke zwischen Peters- und Hagenstraße liegt schwer im Magen. Dann das Betonmonster an der Koehlstraße. Das neue Einkaufszentrum zwischen Kämmerer- und Römerstraße. Die romanische Wand in der Römerstraße ganz isoliert. Und allgegenwärtig ist das Gefühl, dass die Menschen, die diese Stadt bevölkern, kein Bewusstsein für die große Bedeutung ihrer Stadt haben. Alles schaut vernachlässigt aus. Übrigens halte ich den Museumsanbau an der Stadtmauer (https://ssl.panoramio.com/photo/26243308) für die größte Bausünde. Als ich das letzte Mal in Worms war, war es ungemütlich, kalt und regnerisch. Aber das hat nichts mehr an meinem Eindruck geändert: Worms ist ambivalent. Die Altstadt ist in vielen Bereichen deprimierend, aber Worms ist aufgrund seiner überragenden Denkmäler nun mal von allergrößter Bedeutung. Und die Nibelungenbrücke ist absolute Spitzenklasse.

  • Wenn man bedenkt, wie Worms nach dem Krieg ausgesehen hat, muss man sich über einen Fleckerlteppich ja sehr freuen. Immer noch besser als einhellige Nachkriegsödnis. Mich hat diese Galerie da eher überrascht. Aber diese jüngste Verschandelung des Domumfeldes ist natürlich schon sehr heftig...

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Bin gerade ueber das folgende gestolpert. Auf dem Platz suedlich des Doms stand bis zur Saekularisation die Johanneskirche. Ein hochinteressant aussehendes Gebaeude und Ensemble (obgleich fraglich ist, ob/wie es den WK ueberlebt haette, waere es zu dem Zeitpunkt noch gestanden):

    Foto von Novacanna / Wikipedia per CC BY 3.0-Lizenz

    „Groß ist die Erinnerung, die Orten innewohnt“ - Cicero

    Einmal editiert, zuletzt von BIO-Bayer (29. März 2017 um 17:27) aus folgendem Grund: Abbildungsnachweis korrigiert - Senk ju Wangener! ;-)