Wetzlar - Stadthaus Abriss und Neubau

  • Die Realität in nahezu allen erhaltenen Altstädten sagt etwas anderes.

    Auch in der Wetzlarer Altstadt sind die sanierten Altbauten, sämtlich Fachwerkhäuser, alle bewohnt, die Wohnungen begehrt.

    Den Vergleich mit Frankfurt habe ich gezogen, weil es dort, wie bei dem Wetzlarer Projekt um Rekonstruktionen und deren Vermietbarkeit geht.

  • Den Vergleich mit Frankfurt habe ich gezogen, weil es dort, wie bei dem Wetzlarer Projekt um Rekonstruktionen und deren Vermietbarkeit geht.


    Und ich hab es nochmals ein wenig gesteigert, indem ich erhaltene Altstadthäuser und ihre Vermietbarkeit herangezogen habe. Diese müssten ja nach ihrer Logik noch schlechter vermietbar sein (schiefe Mauern ect.). :)

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Erste Ideen für das neue Stadthaus skizziert:

    http://www.mittelhessen.de/lokales/region…rid,719134.html

    Die Ideen für Fassaden zum Buttermarkt (Domplatz) überzeugen mich nicht, sind allerdings auch recht grob skizziert. Dass das Gefälle des Platzes durch Terrassierungen und auslaufende Stufen ausgeglichen wird halte ich für eine gute Idee, allerdings sollte der Brunnen deswegen nicht an einen anderen Platz verrückt werden müssen. Positiv stellt sich aus meiner Sicht auch die kleine Terrasse an der Ecke des "Herzoglichen Hauses" dar.

    Der Ansatz die Gestaltung des Liebfrauenbergs zu verändern ist, den Verlauf der früheren Spinatgasse wieder herzustellen ist gut. Nicht gut ist allerdings dort ein "kubushaftes Haus" zu errichten.

  • Danke Andreas!

    Der Punkt Nr. 06, Gebäudegestaltung, klingt recht positiv. Wenn sich wirklich alle daran halten. Es gibt ja oft auch Abweichungen, bei denen dann ein Auge zugedrückt wird. Zum Fassadenmaterial gibt es keine Vorgabe. Es könnte also theoretisch ein Haus mit Blech- oder Kunststoffverkleidung kommen.

    Diese Skizze, aus Beitrag Nr. 23, wäre somit, glücklicherweise, durchgefallen.

  • Der Abriss des Stadthauses am Dom soll Anfang 2018 starten. Der Nachfolgebau soll Ende 2019 fertig sein und kleinteiliger daherkommen.

    Zitat

    Die Absicht der Neugestaltung wurde bereits im Frühjahr 2016 bekannt, jetzt hat aber die Frankfurter Architektin Anke Wünschmann einen Entwurf vorgelegt, der mit drei kleinteiligen Höfen besser in die Altstadt passen soll als das Bestandsgebäude. Dessen Abriss soll im Frühjahr 2018 beginnen, der Neubau Ende 2019 fertig sein. Vorgesehen ist eine Mischnutzung mit Wohnungen, Einzelhandel, Gastronomie, Arztpraxen, Büroflächen und Kultureinrichtungen.


    Mischkomplex für Wetzlars Altstadt

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Soll der Komplex etwa wieder von einer einzigen Architektin entworfen werden? Nicht von mehreren Leuten, die ihre Ideen einbringen?

    Eine Abbildung von diesem Entwurf gibt es für die Öffentlichkeit nicht zufällig zu sehen? Diese erwähnte Kleinteiligkeit würde ich gern mal zu Gesicht bekommen.

  • "Wiedersehen mit alten Strukturen"

    Am 13. März wurde das Fassadenkonzept für die an Stelle des Stadthauses zu errichtenden Häuser vorgestellt.

    Es ist geplant am Domplatz die historischen Häuser weder zu rekonstruieren, noch ein über die gesamte Front reichendes modernistisches Gebäude zu errichten.

    Vielmehr sollen die Strukturen und Proportionen der Vorkriegsbebauung aufnehmende Häuser auf den alten Parzellen errichtet werden.

    Sowohl das Gasthaus "Zum Dom", als auch das "Herzogliche Haus" zitieren hierbei in der Tat ihre historischen Vorgänger. Dies betrifft Höhe, Kubatur und die Anordnung der Fenster. Beide Häuser habe jedoch jeweils ein Stockwerk mehr, als die historischen Häuser.

    Das dazwischen stehende Haus wird sich an das dort bis 1948 stehende Haus, in der Größe und abstrakt an die Fassade anlehnen, kommt mit seiner großen Glasfront allerdings sehr modernistisch daher.

    Laut der Architektin Anke Wünschmann, sollen die zu errichtenden Gebäude "Nichts auffälliges, nichts was laut schreit" sein.

    Ein Bild kann man sich hier machen:

    http://www.mittelhessen.de/lokales/region…costart,31.html

    (leider ist der Artikel nur gegen Entgelt zu lesen)

    Die Idee find ich gar nicht mal so schlecht, im Detail allerdings noch verbesserungswürdig. Das neue "Herzogliche Haus" kommt an das Original nicht heran, hier wäre eine Rekonstruktion doch eher besser. Das Haus Nr. 11 sollte ohne Glasfassade auskommen.

    Alles in allem besser als das Stadthaus. Sehr gut, das die Erinnerung an die historische Bebauung weder komm soll, wobei eine Errichtung des Hauses "Zum Dom" auf der historischen Parzellen noch fraglich ist, da hierzu noch ein Nachbargrundstück zu erwerben ist.

    Genaue Pläne für die weiteren auf dem Grundstück des Stadthauses zu errichtenden Häuser gibt es noch nicht. Fest steht, dass insgesamt 24 - 25 Häuser an drei Höfen gebaut werden, die sich dem Höhenverlauf zum Liebfrauenberg anpassen und das "einfache Strukturen" und Materialien wie Holz, Putz, Schiefer und Steinelemente Verwendung finden sollen.

    Es bleibt somit spannend.

    Abriss und Neubau werden wohl um ein Jahr verschoben (wegen des weiter beabsichtigten Kauf des Nachbargrundstückes).

  • Also in obigem Link sehe ich gar nichts. Aber ich nehme an, daß es um diesen Entwurf geht. Das mittlere Haus soll man sich doch bitte verkneifen. Das ist wieder völlig überflüssig. Sonst geht das schon in die richtige Richtung.

    Auf die 24-25 anderen Häuser, bin ich auch sehr gespannt. Das soll alles von nur einer Architektin übernommen werden?! Hoffentlich gehen der Dame nicht die Ideen aus.

  • Aber ich nehme an, daß es um diesen Entwurf geht


    Ja, danke für den Link.

    Der Entwurf für das mittlere Haus (Nr. 11) ist für die Häuserfront unpassend und wird auch in Wetzlar wohl überwiegend als nicht gelungen angesehen. Aber auch dieser Entwurf zitiert mit der Teilung der Fassade dadurch , dass dem eigentlich traufseitigen Bau ein giebelseitiger Teil vorgesetzt wird, den historischen Bau. Je länger ich mich mit diesem Vorgängerbau beschäftige, habe ich allerdings den Eindruck, als sei der linke Teil erst später einem bis dahin mit der Traufe zum Platz hin stehenden Barockbau angefügt worden. Diesen, die Einheitlichkeit des ursprünglichen Baues störende Veränderung, müsste eigentlich nicht unbedingt bei dem Neubau wiederholt werden.

    Die Ansicht des "Herzoglichen Hauses" ist meiner Meinung nach auch noch verbesserungsfähig. Dies Fassade könne, wie beim Original, strukturierter weder. Auch scheint mir das Zwerchhaus zu groß. Hier bleibt abzuwarten, wie die endgültigen Pläne aussehen.

    Die Planungen für das "Hotel zum Dom" finde ich demgegenüber recht gelungen. Hier wird in modernen Formen das Wesen des Altbaus gut widergegeben. so etwas kann durchaus eine Alternative zu einer Rekonstruktion sein. Voraussetzung ist aber, dass der Bau mit wertigen Materialien errichtet wird. Das mir eigentlich nicht behagende Einfügen eines weiteren Geschosses (bei gleicher Gebäudehöhe wie der des historischen Baus!) ist wohl aus wirtschaftlichen Erwägungen erfolgt und hinzunehmen.

    Zur Vollständigkeit: Der auf dem Entwurf ganz links zu sehende Bau ist das noch stehende barocke Haus " Zum Kronprinz". Dieser bleibt (selbstverständlich) erhalten.

    Einmal editiert, zuletzt von Andreas (16. März 2017 um 11:20)

  • Die am 13. März 2017 vorgestellten Fassadenentwürfe, neben dem bereits veröffentlichten noch Alternativen hierzu, sind jetzt hier zu sehen:

    https://www.wetzlar.de/medien/bindata…FASSADEN_kl.pdf

    Es ist das ganze Horrorkabinett zeitgenössischen Bauens aufgeboten. Der letztendlich ausgewählte Vorschlag ist in der Tat hiervon der Beste (wenn auch verbesserungswürdig).

    Noch besser gefallen mir persönlich allerdings die 1948 abgerissenen Originale. Zumindest die Fassaden der Häuser sind auch recht gut dokumentiert, vom "Hotel zu Dom" gibt es sogar einen Wiederherstellungsentwurf aus dem Jahr 1946!

    Einmal editiert, zuletzt von Andreas (23. März 2017 um 19:20)

  • Die Entwürfe lassen außer acht, das Details und Struktur ein schönes Haus ausmachen. Wenn Vorgängergebäude "zeitgenössisch interpretiert" werden kommen immer nur vereinfachte Versionen dieser Gebäude mit neuen Fenstern raus.

    Die "historische Situation" zeigt, dass es sich bei den Gebäuden, wie fast in jeder deutschen Altstadt, um sehr schlichte, einfache Gebäude handelte. Diese jetzt noch einfacher zu machen, bzw einfach jegliche Gestaltung ganz wegzulassen und die Fenster und Türen in Größe und Position zu verändern, ist vielleicht zeitgenössisch, aber weder eine Interpretation noch modern.

    Zum Entwurf schließe ich mich an, dass das in unserem Sinne schon gut, aber noch verbesserungswürdig ist. Gerade das Haus zwischen "Zum Dom" und "Herzoglichen Haus" weicht grob vom Eckpunktepapier ab. Meine Vorschläge wären:

    1. Fenstersprossen bei allen Gebäuden, beim Haus zwischen "Zum Dom" und "Herzoglichen Haus" Fenster komplett überarbeiten
    2. stärkere Betonung der Fenster (Rahmung) und Trennung zwischen den Geschossen beim Haus "Zum Dom" und seinen beiden Nachbarn.

    Wenn das noch passieren würde, dann wäre es "altstadttauglich".

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Zum Entwurf schließe ich mich an, dass das in unserem Sinne schon gut, aber noch verbesserungswürdig ist. Gerade das Haus zwischen "Zum Dom" und "Herzoglichen Haus" weicht grob vom Eckpunktepapier ab. Meine Vorschläge wären:

    1. Fenstersprossen bei allen Gebäuden, beim Haus zwischen "Zum Dom" und "Herzoglichen Haus" Fenster komplett überarbeiten
    2. stärkere Betonung der Fenster (Rahmung) und Trennung zwischen den Geschossen beim Haus "Zum Dom" und seinen beiden Nachbarn.


    Nachdem ich mir jetzt einige Tage die Fassadenentwürfe angesehen hab, komme ich zu folgenden Überlegungen:

    1. Hotel zum Dom
    Den Entwurf im Fassadenkonzept finde ich sehr gelungen. Er zitiert den (leider verlorenen) Vorgängerbau in modernen Formen, karikiert ihn aber nicht. Ich würde die Fassade noch um eine -ruhig auch modern gestaltete- Sandsteinumrahmung der Eingangstür entsprechend dem historischen Bau ergänzen.

    2.Haus Nr.11
    Hier gefällt mir die vorgesehen Fassade gar nicht. Es war aber meiner Meinung nach auch das 1948 abgerissene Haus, insbesondere der linke Giebelteil, nicht sehr gelungen. Beim Neubau würde ich es daher begrüßen, wenn dieser sich insoweit nicht am Vorgänger orientiert und den sogenannten Eingangskörper nicht wiederholt. Einen einfachen sich an den (wetzlartypischen!) barocken Formen des 18. Jahrhunderts anlehnenden, traufständigen Bau, der aber ruhig modern, mit größeren Fenstern im Erdgeschoss aber Trennung zwischen den Geschossen sein darf, würde ich hier bevorzugen.

    3.Herzogliches Haus
    Dieses würde ich am liebsten nahe am Original sehen. Insbesondere Dachlandschaft und Balkon zum Fischmarkt überzeugen mich bei der neuen Adaption nicht. Eine Rekonstruktion würde, gemeinsam mit dem ja erhaltenen Haus zum Kronprinzen die Neubauten einrahmen und so zu der historischen Bebauung am Domplatz überleiten. Auch würde die geschichtliche Bedeutung des Hauses als Tagungsort des Reichskammergerichts eine Rekonstruktion rechtfertigen. Eine Änderung zum Original könnte allerdings auch hier durch eine Vergrößerung des Erdgeschossfenster im Hinblick auf die beabsichtigte Nutzung sinnvoll sein. Wenn man nicht rekonstruiert, müsste zumindest bei den Zwerchhäusern, dem Balkon (Säulen!) und der Betonung von Fenstern und Geschossen nachgebessert werden.

  • "Andreas", schreibe Deine Meinung doch auch mal an die für die Planung Verantwortlichen. Vielleicht werden die Überlegungen ja aufgenommen.

  • Neues zum Stadthaus:

    https://www.wetzlar.de/rathaus/aktuel…haus-am-dom.php

    Der Abriss soll im Januar 2020 beginnen.

    Als Teil des Projektes ist ein Kino geplant. Das ist einerseits gut, weil es die Altstadt aus der immer mehr Einzelhandel abzieht belebt. Es bleibt aber abzuwarten, wie sich ein solches Gebäude in die Altstadt einfügt.

    Darüber hinaus wird ein am Rande der Altstadt, aber im Altstadtbereich, stehendes Gebäude abgerissen und an seiner Stelle ein Parkhaus errichtet. Der Abriss ist städtebaulich kein Verlust. Das Parkhaus ist sicher auch sinnvoll (zumal der Verkehr vom Domplatz ferngehalten würde), aber auch nur dann vertretbar, wenn es sich in die vorhandene Bebauung einfügt. Diese ist in dem betreffenden Bereich der Altstadt eher aufgelockert. Ein Parkhaus könnte da schon wenig störend errichtet werden.