• Daß in Württemberg die Uhren in Sachen Städtebau bekanntlich anders ticken, demonstriert dieser Tage Göppingen. Am Kornhausplatz soll 2017 im Rahmen der Neugestaltung des Platzes ein Hotelneubau im üblichen Modernisten-Stil entstehen.

    http://www.immobilien-zeitung.de/130989/designh…n-kornhausplatz

    http://www.stadtanzeiger-im-netz.de/lokales/hoteln…m-kornhausplatz

    http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.neue-pl…6e6ed29e6e.html

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Mal abgesehen davon, daß der Bau natürlich unter alle Kanone ist...
    Warum hat der Bau (scheinbar) so überhohe Geschosse, wenn man das von den Fenstern ableitet kann, dann sind die doch über drei Meter hoch (oder täusch ich mich gerade arg)
    Nicht, daß ich was gegen hohe Geschosse hätte, im Gegenteil, ich liebe hohe Decken, aber hier wird mal wieder exemplarisch deutlich, was mir schon öfter augefallen ist. Es wird offenbar so gestaltet, daß es bewußt stört. Würde das Hotel zwischen Gründerzeithäusern gebaut werden hätte es vermutlich 2,50 m niedrige Geschosse und horizontale Fenster bekommen, begründen tut man das dann damit, daß hohe Geschosse unrentabel seien und nicht für ein Hotel geeignet. Daran scheitert dann meist auch jede anständige Fassadengestaltung, da sich eine traditionellere Fassadengliederung sich nur mit einigen Tricks auf die Proportionen von modernen Neubauten übertragen läßt.
    Aber genau hier in der Altstadt, wo bescheidenere Geschoßhöhen angebracht wären, da sind dann plötzlich extrem hohe Geschosse möglich und verstärkt wird das ganze noch durch die bodentiefen Fenster...manchmal glaube ich wirklich, sowas wird mit Absicht gemacht..oder es ist wirklich jegliches Ensemblebewußtsein verloren gegangen...

  • Aber eigentlich passen doch Barockaltäre und strenge gotische Architektur (ein bisschen anders sieht es vielleicht bei den lebendigen "barockgotischen" Kirchen aus...) mindestens genauso miserabel zusammen wie Alt- und Neubau - allerdings sind wir es von kleinauf gewöhnt, die beiden miteinander zu sehen.

    Vielleicht haben es die Menschen im 18. Jahrhundert ja so gesehen: "Der junge Pfarrer schafft unserer Kirche jetzt auch so einen sch...-neumodischen Altar an! Passt doch gar nicht in unsere schöne alte Kirche. Viel zu groß und überladen, hält keine Dimensionen ein...! Wir wollen unseren Flügelaltar zurück!" :lachentuerkis:

    Trotzdem: M. E. sind in einer gotischen Kirche strenge, frühbarocke Altäre am allerschönsten - manchmal fast wirkungsvoller als Flügelaltäre ^^

  • Daß in Württemberg die Uhren in Sachen Städtebau bekanntlich anders ticken, demonstriert dieser Tage Göppingen.

    Davon muss man immerhin den fränkischen Teil Württembergs ausnehmen, wofür Schwäbisch Hall ein leuchtendes Beispiel ist, und im Großen und Ganzen auch Oberschwaben (südlich der Donau). Ansonsten gilt deine Beobachtung, die ja schon in verschiedenen Strängen bestätigt worden ist.

  • Allerdings hat sich der Bildhauer des Altars sehr wohl darauf verstanden, die Transparenz der Apsis durch die offene und der Position der Bündelpfeiler Rechnung tragende Struktur durchaus zu respektieren sowie korrekt mit der Farbigkeit zu korrespondieren; gleichzeitig aber auch durch Ornament und Gliederung seinen eigenen Zeitgeist durchzusetzen. Eine Fähigkeit, die dem Durchschnittsarchitekten von heute in den meisten Fällen wohl eher abgehen dürfte.

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)


  • Vielleicht haben es die Menschen im 18. Jahrhundert ja so gesehen: "Der junge Pfarrer schafft unserer Kirche jetzt auch so einen sch...-neumodischen Altar an! Passt doch gar nicht in unsere schöne alte Kirche. Viel zu groß und überladen, hält keine Dimensionen ein...! Wir wollen unseren Flügelaltar zurück!" :lachentuerkis:

    Das glaube ich nicht, es sei denn man liefert mir Quellen für solche eine Position. Ich denke, die flächendeckende Ablehnung von Architekturvorhaben bzw. einer architektonischen Richtung ist ein Phänomen der Moderne und weitgehend auf die Architektur der Bauhaus- und Postbauhaus-Richtung beschränkt.

  • allerdings sind wir es von kleinauf gewöhnt, die beiden miteinander zu sehen


    Genau so ist es. Und daher habe ich bei dem Bild gedacht, dass das ein ironisches Beispiel ist, denn auf dem Bild passt alles einwandfrei zusammen.

  • Genau so ist es. Und daher habe ich bei dem Bild gedacht, dass das ein ironisches Beispiel ist, denn auf dem Bild passt alles einwandfrei zusammen.

    Das ist auch ne Erfindung von vermeintlichen Modernisten, daß Kontraste unpassend sein müssen.
    Ein Schachbrett ist schwarz und weiß, gibt es einen noch größeren Kontrast, einen härteren Bruch? Trotzdem bildet es ein harmonisches Ganzes.
    Finde ich bei vielen (nicht allen) Barockeinbauten in gotischen Kirchen ebenso und den Erfurter Dom hielt ich für ein ganz besonders gelungenes Beispiel.

    Heute scheint man wohl nur noch den Kontrast schön-häßlich zu kennen...

    Einmal editiert, zuletzt von Kaoru (13. April 2015 um 11:20)

  • Nach jahrelangem Hin und Her herrscht nun Klarheit über die Zukunft des altehrwürdigen Apostel-Hotels: Der Altbau wird abgerissen und der darin befindliche Supermarkt zieht um, jedoch wird das Gebäude äusserlich rekonstruiert (1 Stockwerk weniger). Alles in allem eine überwiegend positive Sache, da die Erdgeschosszone zukünftig deutlich hochwertiger aussehen wird sowie der wohl wichtigste Punkt: der ursprünglich geplante Nachfolgebau wäre fürchterlich banal geworden.

    Zitat

    Die Rekonstruktion sehe eine Front mit je acht Fenstern samt Klappläden in den drei Obergeschossen vor, auch der Zierfries, die Ornamente, die kompakte Bauweise und die Gebäudehöhe blieben erhalten. Das Erdgeschoss wird mit einer Lobby und Geschäften ansprechend gestaltet. Denn der Edeka im Erdgeschoss des bestehenden Gebäudes zieht in die neuen Räume im ersten Bauabschnitt der Apostelhöfe und macht damit den Weg für ein ansprechenderes Ambiente frei.

    Der Göppinger Oberbürgermeister Guido Till zeigt sich von dem Vorhaben begeistert: „Dieses Hotel wird erstklassig sein.“ Er sei froh, dass die Nanz-Gruppe so viel Verständnis für die Wünsche der Bürger aufgebracht habe. Der Baubürgermeister Helmut Renftle denkt bereits darüber nach, inwieweit die Rekonstruktion auch zum Vorbild für andere Bauprojekte in der Stadt werden könnte.


    Salto rückwärts bei Apostel-Hotel

    Apostel-Pläne: Beifall von allen Seiten


    Aktuelle Ansicht des Hotels

    Ansicht um die vorletzte Jahrhundertwende

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • = Marktstraße 7

    fürchterlich banal

    Das ist aber deutlich untertrieben. Es wäre eine fürchterliche Störung geworden.

    So, wie es jetzt kommt, ist es wesentlich besser. Noch besser wäre es natürlich, den Altbau zu erhalten, keine Frage.


    https://www.google.de/maps/@48.70190…m/data=!3m1!1e3
    https://plus.google.com/photos/photo/1…770853550996818


    Aber was soll das hier? Wollen die ein ganzes Altstadtviertel plattmachen?
    http://www.swp.de/imgs/04/7/7/9/8/4/4/2/ee380bfacc4b5ba2.jpg
    http://www.mn-p.eu/display_thumb.…g&w=1800&h=1273

    Wäre schön, wenn jemand mit Ortskenntnissen genaue Informationen liefern könnte.