Frankreich - Wiederaufbau von Schlössern

  • Beim Stöbern im Internet habe ich folgendes gefunden:

    http://www.guedelon.fr/index.php?lg=en

    Ich bin ganz von den Socken! :D

    Seit 1997 wird mit viel Einsatz und mittelalterlichen Bautechniken ein Burgenneubau realisiert! Das Projekt wird dabei wissenschaftlich begleitet.
    Die experimentelle Archäologie scheint hier ein wirklich langfristiges Projekt geschaffen zu haben. Dabei orientiert sich Chateaux Guédelon an historischen Vorbilder Frankreichs, sodaß der fertige Neubau sicherlich kein Fremdkörper wird.
    Mein Französich ist leider nicht wirklich ausreichend, hoffe hier in der Kurzdarstellung alles richtig wiedergegeben zu haben.

    Was halten die APHler davon?

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Ein Paar weitere interessante Projekte aus Frankreich:

    Guédelon ist ein Burgbauprojekt auf dem Gebiet der französischen Gemeinde Treigny im Département Yonne, etwa 150 Kilometer südöstlich von Paris. Nach den Prinzipien der Experimentellen Archäologie werden bei diesem Rekonstruktionsprojekt ausschließlich Techniken aus dem 13. Jahrhundert angewandt.

    Zwar keine richtige Reko, aber doch interessant: Guédelon – Wikipedia

    Ein weiteres Reko-projekt: Das Schloss von Saint-Cloud:

    Das Schloss Saint-Cloud war ein Schloss im Südwesten von Paris. Es befand sich auf dem Weg von der französischen Hauptstadt nach Versailles zwischen den beiden Orten Saint-Cloud und Sèvres. Die Domäne Saint-Cloud befand sich seit dem Frühen Mittelalter in königlichem Eigentum und wurde 1577 von Katharina von Medici an den Florentiner Bankier Jérôme de Gondi verkauft. Er ließ ein dort zu jener Zeit vorhandenes Hôtel abreißen und an dessen Stelle ein erstes Schloss mit L-förmigem Grundriss errichten, um es als Residenz zu nutzen. Zum repräsentativen Gebäude gehörten auch terrassierte Gartenanlagen.

    Nachdem das Gebäude 1625 von dem Pariser Erzbischof Jean-François de Gondi umgebaut und verschönert worden war, gelangte es nach dessen Tod erst in den Besitz eines B. d’Hervart, ehe es der Bruder des französischen Königs Ludwig XIV., Philippe d’Orléans, erwarb. Er ließ die Anlage von den Architekten Antoine Le Pautre und Jules Hardouin-Mansart umgestalten und erweitern. Philippe d’Orléans folgten als Eigentümer Marie Antoinette, Napoleon Bonaparte und Napoleon III.

    1870 wurde das Schloss während des Deutsch-Französischen Krieges am 19. September 1870 durch preußische und bayerische Truppen besetzt und am 13. Oktober des gleichen Jahres durch die französischen Besatzungstruppen von Paris während der Kämpfe um Châtillon zerstört. 1891 wurde die Ruine schließlich niedergelegt.

    Heute befindet sich auf dem Gelände der Park von Saint-Cloud, der unter anderem das Internationale Büro für Maß und Gewicht beherbergt.

    Ein Förderverein bemüht sich um den Wiederaufbau.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Wie steht es eigentlich um das Tuilerien-Projekt? Ich habe gerade versucht, die website aufzurufen, aber die scheint es nicht mehr zu geben.
    Ich hoffe doch, das Projekt ist nicht eingschlafen!

    Das St. Cloud-Projekt hört sich auch sehr interessant an.
    Mir war übrigens gar nicht bewußt, dass das Schloss schon seit 140 Jahren nicht mehr existiert :peinlich: Ich wusste nur, dass Napoléon da zum Kaiser gekrönt wurde und danach eine Zeitlang dort gelebt hat und bin ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass es noch existiert (na ja, wir Rekonstrukteure sind ja bekanntlich ein bißchen von vorgestern, in dem Fall auf dem Informationsstand von 1804 biggrin:)

  • Bonjour, amis!
    Die Seite der Franzosen ist durchaus besuchenswert; so beginnt die Begründung, Saint-Cloud wieder zu errichten, mit dem Verweis auf "unsere deutschen Nachbarn, deren Realitätssinn zur baldigen Grundsteinlegung für das Berliner Stadtschloß geführt hat".
    Die armen Ahnungslosen, wenn die wüßten, wie vertrackt und qualvoll dieser Prozeß abläuft.
    Unter anderem gibt es auf der o.g. Seite einen Button "Reconstructions", wo viele Beispiele aus Frankreich und dem europäischen Ausland aufgeführt werden, u.a. auch "Hannover" als Wiederaufbauaufgabe nach dem Kriege. Das wird von den Franzosen ganz liebevoll kommentiert, die freuen sich über die herrlichen Bilder aus dieser wunderschönen Stadt (es ist wirklich Hannover gemeint).
    Es ist doch immer anregend mal einen Blick über den Grenzzaun zu werfen und andere Wahrnehmungen aufzunehmen.

  • Die Gesellschaft für Internationale Burgenkunde schreibt über ihre Ausstellung französische Donjons:

    Zitat

    Aufgrund ihrer Lebendigkeit und Authentizität konnte die Ausstellung Französische Donjons in den vergangenen Jahren mit großem Erfolg in Deutschland, dem angrenzenden Europa und in den USA gezeigt werden, so u.a. in Straßburg, Soissons, [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon], Coburg, Meißen, Düsseldorf, Mönchengladbach und Washington D.C.. Dabei sprach die Gesellschaft für Internationale Burgenkunde e.V. mehr als eine halbe Million Besucher an, darunter mehr als 1.000 Schulklassen, und erzielte eine überaus positive Resonanz in Presse, Rundfunk und Fernsehen. Ein wichtiges Ziel dieser Ausstellung ist es, private und öffentliche Sponsoren dafür zu gewinnen, dass die heute unter einem hohen Schuttberg begrabenen Überbleibsel des Donjons von Coucy ausgegraben, restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können.

    Quelle: GIB

    Die Idee der Restaurierung/Rekonstruktion des Donjons von Coucy ist somit noch nicht aufgegeben worden.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

    Einmal editiert, zuletzt von Brandmauer (30. März 2011 um 17:37)

  • Die Gesellschaft für den Wiederaufbau des Donjons von Coucy-le-Château, ARDOCC, will eine Umfrage unter Studenten durchführen, wie man ein Projekt zum Wiederaufbau des Donjons von Coucy am besten gestalten könnte, wie man es wirtschaftlich und gesellschaftlich am besten tragen könnte.

    M. E. eine gute Idee. Studenten (und Schüler), junge Leute im Allgemeinen werden einen solchen Projekt viel aufgeschlossener und positiver gegenüberstehen als die meisten älteren, vor allem auch mehr als ihre Dozenten und Lehrer schätze ich so. Es scheint mir eher ein Problem die Umfrage denen zu vermitteln.

    Die Umfrage: Le DONJON de COUCY et l' Amiti Franco-Allemande (A.R.D.O.C.C)

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Ich glaube das das Tuilerien Projekt eingeschlafen ist. Leider :(

    Anscheinend kommt in das Projekt nun wieder Leben. Nachdem es ja sehr angefeindet wurde (und noch immer wird) - vor allem weil eine mögliche Rekonstruktion des palais des Tuileries die "neu" geschaffene Sichtachse Louvre, l'Arc du Carrousel, l'Arc de Triomphe und Grande Arche "zerstören würde – wurde nun endlich vor einiger Zeit die neue Website online gestellt. Die alte Seite war ja erst nur noch als Startseite und dann gar nicht mehr abrufbar. Nun scheint es zu mindest mit dem Informationsfluss weiterzugehen.

    Einmal editiert, zuletzt von eliasdo (31. Mai 2012 um 10:39)

  • Zur möglichen Rekonstruktion des Château de Saint-Cloud gibt es übrigens auch eine recht informative deutschsprachige Internetseite:

    Louis de France | Rekonstruktion des Château de Saint-Cloud

    Vielen Dank für die Erwähnung ;) Ich habe ich natürlich sehr gefreut.
    In Absprache mit der Association Reconstruisons Saint-Cloud habe ich die Seite vor einiger Zeit erweitert um ein wenig auf die Idee, die Geschichte des Château de Saint-Cloud und das Rekonstruktionskonzept einzugehen, da es im deutschsprachigen Raum relativ wenige Informationen dazu gibt.

  • Zitat

    Marly, ein neues Bauprojekt... Seit 2009 fällt das Staatsanwesen von Marly in die Zuständigkeit der Domaine de Versailles. Dieses Anwesen 7 km nordwestlich von Versailles ist das andere große Werk Ludwigs XIV. Es wurde ab 1679 von Hardouin-Masart entworfen und setzt sich aus verschiedenen Pavillons zusammen, die rund um einen zentralen Pavillon angeordnet waren und einer Nord-Süd-Linie folgten, außerhalb gab es Wasserbecken, Wasserfall und Wäldchen mit Statuen. Dieses Anwesen, das Ende des 18 Jahrhunderts verschwunden ist, ist derzeit Gegenstand von Beratungen mit den betroffenen Gebietskörperschaften in Bezug auf eine Instandsetzung, um dem Anwesen schließlich wieder seinen einstigen Glanz zurückzugeben. (aus dem Plan - Schlossanlage von Versailles)

    Hier eine Visualisierung: index - chateaumarly

    Tempus Edax Rerum.

  • Marly-le-Roi

    oh bitte nein. Ich kenne den Park ganz gut. Dies wäre eine komplette Neuschöpfung. Es gibt doch nur ein paar Architekturzeichnungen als Quelle. Wie das Gebäude konkret gebaut, bemalt und ausgestattet war weiss doch niemand mehr. Es gibt ja nicht einmal Fotos, da es schon seit 200 Jahren verschwunden ist.

    Der Park müsste auch komplett nachgebaut werden.

    Der jetzige Zustand mit dem Grundriss des Schlosses als Erinnerung ist schon ok. Vielleicht könnte man noch die Grundrisse der Gästehäuser ergändzen, das würde die alte Wirkung wieder in Erinnerung rufen.

  • oh bitte nein. Ich kenne den Park ganz gut. Dies wäre eine komplette Neuschöpfung. Es gibt doch nur ein paar Architekturzeichnungen als Quelle. Wie das Gebäude konkret gebaut, bemalt und ausgestattet war weiss doch niemand mehr. Es gibt ja nicht einmal Fotos, da es schon seit 200 Jahren verschwunden ist.


    Ich bin da ein wenig hin und her gerissen. Denn es ist schon recht traurig, die "Leichtigkeit" dieser Maison de Plaisance nur noch aus der Vorstellung zu zu erahnen. So wenig Quellen über den Zustand gibt es glaube ich gar nicht:

    -> Hier gibt es einige gesammelte Informationen: index - chateaumarly

  • Falls man es in Frankreich tatsächlich anginge, das Marly wiederauferstehen zu lassen, wäre das (auch im Verständnis der herausragenden Bedeutung) rundheraus eine reine Freude; und ich muß sagen, daß es mich schon nervös macht, alleine daran zu denken. Es ist eine deutsche Krankheit, immer wieder mit der "Geschichtlichkeit" der Zerstörung ins Feld zu ziehen und die Möglichkeit dessen, was man anhand der Quellenlage an Wissen schöpfen kann, von vorneherein kleinredet ("Das kann man nicht"). Dem ist entgegenzuhalten, daß die Quellenlage offensichtlich gar nicht so schlecht ist, jedenfalls ist die von eliasdo empfohlene Website informativ und sehr gut gemacht. Offensichtlich gibt es auch in Frankreich Menschen, die zur Verwirklichung eines solchen Projekts das notwendige Maß an Vorarbeit leisten. Wenn die Möglichkeit, Marly so gut als irgend möglich wiederauferstehen zu lassen gegeben ist und die Franzosen das entsprechende Interesse hierfür haben, wird man sich dort nur sehr eingeschränkt dafür interessieren, wie sich der Durchschnittsdeutsche zu der Sache stellt. Insoweit wird es von besonderem Reiz sein, eine Entwicklung hierüber weiter zu verfolgen.
    Marly´s bedeutendster Ableger, das kurfürstliche Lustschloss Favorite in Mainz, genau jenseits der Mündung des Mains, bietet für die typisch deutsche Erinnerungskultur genügend Möglichkeiten. Von den Preußen zerstört, später gänzlich abgetragen und in eine Parklandschaft umgewandelt, sind heute die originalen Standorte des Petit Marly, der Orangerie, der Kaskade, der Wasserachse mit der Wassertreppe und dem Chateau d´eau, des Boulingrin, der Pluto- und Proserpinafontaine etc. etc. selbst für den Kundigen nicht mehr erkennbar. Daß die letzten authentischen Zeugnisse, eine Herkulesstatue sowie der Torso eines Flußgottes ohne jegliche Sicherung und ohne jegliche weitere Informationen im Stadtpark "in der Gegend herumstehen", ist schon Enttäuschung genug. Jedenfalls wird der Verlust durch die beiden letzten authentischen Reste nicht wettgemacht. Durch Salomon Kleiner´s Stiche ist es auf der einen Seite möglich, sich ein imaginäres, eher geistiges Bild zu machen, aber es fehlt eine materielle und substantielle Vorstellung des Verlusts. Mir scheint es, daß die offizielle Lehrmeinung zur deutschen Erinnerungskultur lediglich beinhaltet, mit einem rein imaginären, theoretischen Bild zwischen Ruinen zu wandeln, denen man eine interpretierende-deutende-abstrahierende, durch den Zeitgeist beeinflußte Deutung zukommen lassen möchte.
    Für Marly kann das kein Vorbild sein - und daher wäre es sehr zu begrüßen, von dort hoffentlich noch viel erfreuliches zu hören.

  • Die von <<LEO>> verlinkte Website hat aber nur als explizites Ziel, die Anlage von Marly-le-Roi virtuell wieder vor Augen zu führen. Irgendwelche Pläne für eine reale Rekonstruktion werden dort nicht genannt. Gibt es die überhaupt so?

    Man kann der Website aber entnehmen, daß Der Verfasser Vorsitzender eines Vereins für den Wiederaufbau des Schloßes Meudon, ebenfalls nahe Paris, ist. Von diesem Schloß gibt es nur noch einen Rest eines Seitenflügels, der heute als Sternwarte genutzt wird. Auf diesem Rest (dem Mittelrisalit) steht die Kuppel eines Observatoriums.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Und mit einem Aufwand weniger Sekunden lassen sich dazu sogar bebilderte Meldungen finden:

    http://www.directmatin.fr/culture/2012-1…-gironde-261168

    http://www.lefigaro.fr/actualite-fran…-par-erreur.php

    Video: Un château bordelais rasé par erreur
    http://www.wat.tv/video/chateau-…l9t_4300r_.html

    Jedenfalls eine unbegreifliche Ungeheuerlichkeit. Die unzweideutige Forderung muss dort jetzt lauten: Wiederaufbau!

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)