Europas neues Wahrzeichen

  • "Dieser Würfel soll Europas Wahrzeichen werden"

    Interessant wie man über 2000 Jahre Geschichte, Kultur und gesellschaftliche Entwicklung in Form eines Würfels presentieren will.
    Dann auch noch dieser Vergleich mit dem Weißen Haus und dem Kreml. Das ist eine glatte Beleidigung dieser Gebäude. :thumbdown:

    "Vielleicht liegt es ja an der architektonischen Enthaltsamkeit, dass die
    Identifikation manchmal so schwer fällt. Andererseits: Ex negativo hat
    sie ja gerade stattgefunden, in Frankfurt/Main, rund um die vom
    Wiener Architekturbüro Coop Himmelb(l)au entworfenen verdrehten Zwillingstürme der Europäischen Zentralbank."

    Ist ja wunderbar, dass die Fensterrahmen aus recycelten Materialien aus ganz Europa bestehen, aber eine Identifikation wird weder mit diesem Beton-Stahl-Glas-Müll-Würfel, noch mit dem 1,3 Milliarden Spirelli-Spiegelgedöns stattfinden. disgust:)

    "Ist das nun gute Architektur oder symbolistisch überhöhter Dekor?"

    Weder noch. Das ist würfliger Beton-Stahl-Glas-Müll. :aufdenkopf:

    Was soll man dazu noch sagen? Da kann Europa nur scheitern...


    Hab alles gesagt, was ich dazu sagen kann. Mögen ihre Glashäuser zersplittern... :kopfwand:

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

    4 Mal editiert, zuletzt von Fusajiro (23. März 2015 um 09:41)

  • Der Titel ist mir zu reißerisch für den Bau. Die Idee mit den Fensterrahmen finde ich durchaus interessant, wobei Baustoffhändler diese alten Gebäudeteile natürlich auch gut hätten gebrauchen und zur Wiederverwendung in Altbauten flott machen können. Irgendwie eine morbide Ruinenromantik, deren Symbolismus sich mir nicht so richtig erschließt. Aus der Asche von Wegwerfkultur wird das neue Europa gebaut? Hmm...

    Ein pseudohistorisches Viertel á la Skopje wünscht sich sicher auch niemand als Symbol für Europa (wäre auch schwer sich da auf einen Stil zu einigen), aber zumindest einige geschicktere Referenzen könnte man vornehmen. Und klassische Proportionen gingen natürlich immer. Habe da so etwas Naboo-artiges im Sinne.

    Zur EU stehe ich ebenfalls kritisch, aber Europa als Ganzes ist und bleibt einfach der interessanteste und schönste Kontinent mE, den innerhalb seiner Glieder viel mehr verbindet als trennt.

  • ^ ”We are the Union. Lower your expectations and surrender your taste. We will add your aesthetic and cultural distinctiveness to our own. Your culture will adapt to service us. Resistance is futile.” :biggrin:

    2 Mal editiert, zuletzt von Antonstädter (22. März 2015 um 17:56)

  • Die Symbolik hinter den Fensterrahmen ist wahrlich zweideutig! Darüber hätten sich die Architekten doch Gedanken machen sollen.

    Recht viel Identifikation wird jedenfalls m. E. nicht aufkommen. Da das Gebäude ja etwas vollkommen Neues ist und wohl auch keine vergleichbaren Nachfolger haben wird, steht es irgendwie isoliert in der Stilgeschichte. Es ist nicht schön und nicht stadtbildprägend... zum neuen Wahrzeichen der EU taugt´s sicherlich nicht.

  • Wie könnte es denn auch ein "europäisches Wahrzeichen" geben? Ich halte bereits die Vorstellung für naiv. Europas Kultur lebt von ihrer Pluralität, die gemeinschaftliche Idee Europas (nicht der EU) besteht aus der Verflechtung von abendländischer Tradition (ggf. auch Religion) und einem aufgeklärtem Weltbild. Ein "Wahrzeichen der EU" könnte dieses Immaterielle als Architektur überhaupt nicht verkörpern, nicht nur, weil sie sich auf die politische Ebene beschränken müsste (vgl. Norwegen und die Schweiz), sondern auch, weil sie in ihrer konkreten Gestaltung zwischen zwei kompromisslosen Polen schwanken müsste:
    1. verkörpert es entweder nur ein Teilgebiet der europäischen Tradition (Auch kritischer Regionalismus sei hier als Option für die Modernisten genannt). Dies hätte allerdings die Ignoranz ggü einer Mehrheit sowie der belgischen Tradition zur Folge (es sei denn, man bediente sich flämischer Typologien). Oder aber
    2. emanzipert es sich von allem und schafft etwas neues. Das ist hier geschehen. Es wird hingestellt und man sagt einfach frei heraus: Das ist ein Wahrzeichen. Die in seinem Inneren stattfindenden Vorgänge bleiben für die meisten verborgen und selbst wenn nicht, dann enigmatisch. Es ist bezugslos und möchte eine vermeintliche Zukunft demonstrieren, die jedoch für viele nicht als solche besteht - weder als Ideal noch als Prognose.

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)

    Einmal editiert, zuletzt von Mattheiser (22. März 2015 um 16:57)

  • Wie wäre es denn mit der gerade eingeweihten neuen EZB? Das ist doch letztlich auch DIE Machtzentrale in Europa.

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Europas Kultur lebt von ihrer Pluralität


    Dies könnte aber auch in einem Gebäude symbolisiert werden, das zum Ausdruck bringt was gemeinsam und wo kulturelle Vielfalt ist. (Wobei Teil der Gemeinsamkeit sicher die kulturelle Vielfalt ist oder zumindest sein sollte)

  • Ich denke, man muss sich nicht so viele Gedanken um dieses Gebäude machen. Das Haus ist, abgesehen von der wirren Fassadengestaltung nichts besonderes. Ein weiterer Flachdach-Klotz unter anderen. Die Fensterrahmen-Idee erschließt sich nur denjenigen, die darüber im Vorfeld gelesen haben. Der Bau strahlt nichts faszinierendes aus und wird allenfalls für ein paar Passanten ein kurzes Fotomotiv (wenn sie gerade nichts besseres finden), aber sicherlich kein Wahrzeichen werden. Da kann das "Welt"-Feuilleton also noch lange schreiben und pushen.

  • erbse: Wieso, die Freiheitsstatue gibt es doch in Paris auf der Île aux Cygnes, wenn auch nur im Miniaturformat: :wink:


    Et voilà:


    Edit: Ach ja, und la Flamme de la Liberté, eine Reproduktion des New Yorker Originals in Echtausdehnung, über dem Westportal des Tunnels unter dem Pont de l'Alma, dort, wo eine nicht ganz unbekannte englische Prinzessin nebst Lebensabschnittsgefährten ein durchaus trauriges Ende gefunden hat. Allerdings war diese ein Geschenk der Amis und taugt daher wohl nur bedingt zum europäischen Wahrzeichen...

    Einmal editiert, zuletzt von Antonstädter (23. März 2015 um 18:15)