Dresden - Postplatz - Neubauten an der Wallstraße

  • Sag mal, du warst wohl zuletzt vor ca. zwei Jahren in diesem Strang? Damals wurden die von dir gezeigten Studentenarbeiten vorgestellt, deren Umsetzung niemals zur Debatte stand.

    Ich finde den Entwurf ganz solide und von recht gutem Niveau. Er erinnert mich an das Vorhaben mit dem bescheuerten Namen "Cloud No. 7" in Stuttgart.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Du findest das gut? O_o Ich finde, das sieht nicht nach einem Haus aus, sondern nach einem Abwaschberg von Mensa-Essensabletts … Meine Güte, das ist die Innenstadt Dresdens, da kann man eigentlich was Niveauvolleres erwarten. Wieso nicht wenigstens sowas (natürlich ohne Autos, dafür mit Straßenbahn):
    https://travelpicture24.files.wordpress.com/2012/05/dus_019.jpg
    http://s1.germany.travel/media/gcb_1/mi…ET_1024x768.jpg
    http://4.bp.blogspot.com/_bGYGCzWUEe4/S…6nigsallee2.jpg
    Und an der Stirnseite eben sowas in der Art:
    http://bc03.rp-online.de/polopoly_fs/12…0/978103897.jpg

    Meine Güte, ist den Planern jedweglicher Sinn für Ästhetik verloren gegangen? Anstatt die Ecke wenigstens attrakitv zu machen würd dort Stadtrandgewerbegebietsbürobau hingesetzt, mitten in der Innenstadt! Ich fasse es einfach nicht … -_-

    Achja, die Seite http://www.ctrgroup.cz/LP/de/wallstrasse.php schafft es ja noch nichtmal, m² richtig zu schreiben. Wie peinlich ist dass denn?

  • heiji

    Wilkommen in der Dresdner Realität! Der herrliche Neumarkt, der in erster Linie von den Dresdner Bürgern für die Bürger gebaut und vehemt erkämpft wird, täuscht leider über die hässlich banale Architektur außerhalb des Neumarktbereichs hinweg.

  • Nach einem Bericht der DNN von heute, dem 21.11.2013, scheint die Baywobau in Kooperation mit der CTR Group ihre Fühler nach den verbliebenen zwei Grundstücken an der Wallstraße ausgestreckt zu haben. So befinde man sich in intensiven Verhandlungen mit der Stadt und habe bereits mehrere Büros mit den Planungen beauftragt.
    Daneben werden die Vorbereitungen für das auf dem vom Freistaat erworbenen Grundstück geplante Wohn- und Geschäftshaus weiter vorangetrieben. Es soll nach dem Willen der Baywobau/CTR Group bereits im Jahre 2015 fertig sein und unter dem Namen "Merkur 1" firmieren.
    Parallel dazu möchte die Stadt den Promenadenring entlang der Marienstraße gestalten. Dafür sind nach dem definitiven Wegfall des ursprünglich geplanten Wassergrabens derzeit 3,5 Millionen Euro veranschlagt.

    Hier der Artikel:

    http://www.dnn-online.de/dresden/web/dr…wann-3468833960

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Merkur 1, der Bezug zur Bastion ist deutlich. Mir kommt das Gebäude allerdings auch vor wie von einem anderen Stern, sorry Planeten. Weitere Neubauten werden nicht besser werden. Nee, die Baywobau enttäuscht nach dem CTR-KooperationsKomplex "An der Herzogin Garten" auch hier und ich hege den Verdacht, diesen Enttäuschungen folgen noch Weitere. Ich bleibe dabei..diese Ecke wird nur mit großen Komplexen vollgestellt (leider vom SPA so vorgesehen) Ein gelungener lebenswerter, geschweige denn architektonisch ansprechender und kleinteiliger spannender Stadtraum entsteht hier nicht mehr.

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Ich bleibe dabei..diese Ecke wird nur mit großen Komplexen vollgestellt (leider vom SPA so vorgesehen) Ein gelungener lebenswerter, geschweige denn architektonisch ansprechender und kleinteiliger spannender Stadtraum entsteht hier nicht mehr.

    Siehst du denn eine Alternative?
    Wir leben nun einmal in einer Zeit, in der Städte nicht mehr organisch aus der Erde wachsen, sondern gewaltsam in diese hineingestoßen werden. Das allerdings begann bereits im 19. Jahrhundert, als sich das Bauwesen durch den Einsatz neuer Baustoffe von jahrtausendealten Traditionen verabschiedete und zu ener ort-, aber keinesfalls zeitlosen Industrie verkam.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Derzeit scheinen sich die Entwicklungen im Quartier zu überschlagen!

    Der Ausschuss für Finanzen und Liegenschaften wird in seiner nächsten Sitzung am 02.12.2013 über den Verkauf der zwei verbliebenen Grundstücke zwischen Wall- und Marienstraße beraten.
    Der Erwerber plant den Bau von Wohn- und Geschäftshäusern, wobei der Wohnanteil mit ca. 14.900 m² gegenüber dem Gewerbeanteil mit etwa 4.000 m² Fläche deutlich überwiegt. Insgesamt sollen auf den zwei Baufeldern 180 Wohnungen und 223 innenstadtverträgliche Tiefgaragenstellplätze geschaffen werden. Das Investitionsvolumen beträgt 62,2 Millionen Euro, wobei allein der Kauf der 6.020 m² großen Grundstücke mit rund 10 Millionen Euro zu Buche schlägt.

    Hier findet sich die umfangreiche Ratsvorlage:

    http://ratsinfo.dresden.de/vo0050.php?__k…9&voselect=2632

    In Anlage 3 findet man eine kleine Isometrie mit der belichtungsoptimierten Bebauungsstruktur von Knerer und Lang, die frappierend an den Fassadenentwurf für das kleinere Baufeld der Baywobau/CTR südlich der zu veräußernden Grundstücke erinnert.

    Kommen wir nun zu der spannenden Frage, wer der natürlich in der Vorlage anonymisierte Käufer ist: Baywobau in abermaliger Kooperation mit der CTR Group!

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  • Bah ist das mal wieder hässlich … Wiedermal verschenkt man es, eine relativ urbane Innenstadt zu gestalten und klatscht stattdessen vier Mini-Plattenbauten hin, bei denen man die Außenwände vergessen hat …

  • heiji

    So wie ich das verstehe, ist das nur ein "Belichtungskonzept, bzw. Vorlage" - das hat ja noch keinen wirklichen Entwurf zu bedeuten. Man darf also weiter gespannt sein. Allerdings erwarte ich auch nicht die großen Würfe dort. Das würde dem kastigen Einerlei an der Wallstraße und dem Postplatz ja entgegenlaufen *hüstel.

  • Richtig, es handelt sich um eine Baumassenstudie. Die angedeuteten Rundungen und Staffelungen kann man beim Ausführungsentwurf aber gerne beibehalten.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Quod erat expectandum... Oder ist das die für deine Beiträge doch recht typische Satire? Wenn ja, so erkenne ich sie nicht. Falls jedoch nicht, habe ich nichts mehr hinzuzufügen.

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)

  • @ bilderbuch: Die Frage geht an wen? Für meinen Teil gilt: Nein, aber ich habe, was Baugeschehen in Deutschland angeht, stets eine eher pessimistische Grundhaltung.

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)

  • Ja ich wusste, dass es eine Lichtstudie ist. Aber wenn die eingehalten werden muss, dann gibt es nicht mehr allzuviel Spielraum. Und wenn Knerer und Lang da mit im Boot sind, dann kanns nur mies werden … Ich jedenfalls hätte dort Kleinteiligkeit hingesetzt, sodass unten kleine Geschäfte entstehen können, also eine Mini-Einkaufsstraße. Vlt gar eher Mampfbuden, Bäcker und sowas, denn dort fährt erstens eh nur Bahn lang, also kein störender Autoverkehr, und die Leute, die auf die Bahn warten, können eben noch schnell nen Happen greifen. Oder Cafes/ Eisdielen eben, so ohne Autos in der Straße dürfte das recht attraktiv sein.

  • @ bilderbuch: Die Frage geht an wen? Für meinen Teil gilt: Nein, aber ich habe, was Baugeschehen in Deutschland angeht, stets eine eher pessimistische Grundhaltung.

    Die Frage ging tatsächlich an dich.
    Ich kann deine "pessimistische Grundhaltung" durchaus nachvollziehen. Irgendwann fügt man sich aber in das Unabänderliche und registriert, dass Architektur heute etwas sehr kurzlebiges ist. Wir werden also den Abriss der meisten, heute erbauten Gebäude noch erleben. Was aber bleibt, sind die Räume. Und diese Stadträume braucht speziell das Dresdner Zentrum dringenst. Meine Meinung!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Heiji hat natürlich wie immer recht. Dort könnte es sicher noch viel mehr Bäcker geben als heute schon (sind schon etwa 5 Bäcker dort und der Rest sind sog. "Mampfbuden", die ja bekanntlich allenthalben für Belebung und Verschönerung der Innenstädte sorgen, nur den Dresdnern wird´s mal wieder nicht gegönnt.)
    :gehtsnoch:

  • Wir werden also den Abriss der meisten, heute erbauten Gebäude noch erleben. Was aber bleibt, sind die Räume. Und diese Stadträume braucht speziell das Dresdner Zentrum dringenst. Meine Meinung!

    Mit den Stadträumen gebe ich Dir durchaus recht. Bei der ersten Aussage aber bin ich skeptisch. Denn größere Abrisse setzen voraus, dass das Land auch noch in 20, 30 oder 40 Jahren diese wirtschaftliche Potenz hat, solche energie- und kostenaufwendigen Abrisse und Neubauten zu stemmen. Bzw. dass auch Privatinvestoren angesichts der real vorhandenen Kaufkraft in Deutschland ein wirtschaftliches Interesse daran haben könnten, so zu verfahren. Wir werden sehen, ob Deutschland noch in einigen Jahren oder gar Jahrzehnten den großen Produktionsstandort und Wohlfahrtsstaat darstellt, den wir heute kennen, sowie das private Vermögens-Reservoir vorzuweisen hat, das heute noch existiert. Viele der heutigen Neubauten könnten uns also auch viel länger erhalten bleiben, als wir uns vorzustellen wünschen.

  • Nunja, das ist, wie meine These auch, natürlich reine Spekulation. Wenn man den Gedanken weiterspinnt, kommt man zwangsläufig zu der Frage, ob sich eine verarmte Gesellschaft derart kostenintensive Immobilien überhaupt noch leisten kann. Das beginnt dann bei den sensiblen Fassadenmaterialen, die nach einer professionellen und energieintensiven Ausbesserung verlangen und endet bei der eigentlichen Baukonstruktion, deren größte Schwachstelle sicherlich die heute übliche Gründung im Grundwasser darstellt.

    Aber wir sind ja beim Postplatz, dessen weiterer Bebauung sicher nicht wenige mit großen Zweifeln entgegensehen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Heiji hat natürlich wie immer recht. Dort könnte es sicher noch viel mehr Bäcker geben als heute schon (sind schon etwa 5 Bäcker dort und der Rest sind sog. "Mampfbuden", die ja bekanntlich allenthalben für Belebung und Verschönerung der Innenstädte sorgen, nur den Dresdnern wird´s mal wieder nicht gegönnt.)
    :gehtsnoch:


    Meine Güte … Nicht jeder Bäcker ist gleich und das war nur ein Beispiel. Spricht auch nichts gegen Blumenläden, Fotoläden, Sushibar, Comic-Laden, Uhrengeschäft und was nicht alles. Wichtig ist halt, dass es kleinteilig ist. Nicht jeder Laden braucht 200 m² und mehr. Wenn das Geschäft pleite geht, dann stehen gleich 200 m² leer und ein Nachmieter wäre nicht so schnell gefunden. Auch könnte man mit dieser Straße Passantenströme weiter Richtung Postplatz lenken und nicht alles auf den Altmarkt zulaufen lassen von der Prager Straße aus gesehen. Hätte man die Centrum-Galerie richtig geplant bzw. dort von der Prager eine kleinere Straße abzweigen lassen, die genau auf diese Wallstraße hin zeigt (nicht so wie die Trompeterstraße, die ins Nichts zeigt …), dann wäre mMn der Gegend dort viel besser geholfen (am Dippoldiswalder Platz ist toteste Hose …). So entsteht dort nichts wirklich urbanes, das ganze Geschehen spielt sich in der übervollen Prager Straße ab und alle anderen Gegenden haben das Nachsehen und keine Chance auf urbane Entwicklung. Die ganze Wallstraße könnte eine tolle Sub-Einkaufsstraße neben der Prager Straße sein ohne Schickimicki-Labels und der Ecke dort mehr Urbanität bringen. Mit richtiger und spannender Architektur, die vlt. teilweise an eine alte Burgmauer erinnert (ein paar laufende Meter könnte man gar rekonstruieren und dort z.B. ein cooles Mittelalterrestaurant unterbringen), könnte man dort auch schön aufzeigen, was da mal vorher war. Aber nein, billige Allerwelts-Wohnarchitektur soll da hin … Nichtmal ein großartiges Entree am Postplatz in Form einer Fernsprechamt-Rekonstruktion ist auch nur angedacht … Man verschenkt überall dieses gewaltige Potential, was Dresden hat, indem man immer und immer wieder nichtmal halbgare Entscheidungen trifft. Eine Stadt soll zum leben da sein und nicht nur, damit ein paar wenige Hanseln mittels 0815-CAD-Architektur das schnelle Geld machen können.