Dresden muss also aufhören etwas besonderes zu sein, seine Zerstörung hat sich gefälligst einzuordnen in die Zerstörung anderer deutscher Städte? Die Opferzahl war anderswo höher? alles richtig! Aber: Wer kannte Pforzheim? Was war die Stadt im Vergleich zu Dresden anderes als eine Durchschnittsstadt, irgendwo südlich im Reich. Welche bedeutenden Baudenkmäler wurden in Hamburg zerstört? Das weiß keiner, weil sich Hamburg anders definierte als Dresden. Dresden war, ob berechtigt oder nicht, das Sinnbild für Sinnlichkeit, Leichtigkeit und barocke Schönheit im Städtebau. Keine andere Stadt in Deutschland kann eine solche Silhouette ihr eigen nennen, nicht einmal Nürnberg oder der berühmte Blick über die Binnenalster in Hamburg kommt da ran, vielleicht Köln, aber das wirkt eher mittelalterlich düster. Und die Kunst! Dresden war und ist eine der Kunstmetropolen Europas. Das alles ging mit einem einzigen "Donnerschlag" unter, in 20 Minuten, mehr brauchte es nicht. Danach hat die SED rücksichtslos abgeräumt und zugeplattet. Während man sich in München, Nürnberg oder Hamburg nach dem Wiederaufbau wenigstens noch der Illusion hingeben konnte, das alles wieder gut ist, fehlte das in Dresden. Die Stadt steht meines Erachtens nicht nur weil sie schön war und weil es so viele Opfer gab als das Symbol da, das sie heute ist, sondern deswegen weil sie am Angriffstag aufhörte zu existieren, für immer. Eine Heilung wäre ein historisierender Wiederaufbau wie in Nürnberg, München oder Nürnberg mit einigen Rekos gewesen, dort wirkt die Zerstörung bis heute weit weniger nach, aber das blieb den Dresdnern ja aufgrund der Großwetterlage in der Politik verwehrt. Andere Städte wie Frankfurt, Kassel oder Pforzheim erfanden sich neu und waren stolz auf ihren Wiederaufbau, wenige trauerten dem alten hinterher. Andere wie Hamburg oder Stuttgart füllten die Lücken und knüpften da an, wo man die Entwicklung unterbrochen hatte als sei das nur eine lästige [lexicon='Zäsur'][/lexicon] gewesen. Wieder andere wie Würzburg, Münster oder Nürnberg stellten die Physiognomie wieder einigermaßen her und warens zufrieden. Nicht so in Dresden. Der Volkswille wurde ignoriert und deshalb ist auch der Neumarkt so wichtig für die Dresdner, hier können sie die Wunde, die ihrer Seele zugefügt wurde im Schatten der Frauenkirche etwas kühlen. Viele Dresdner leben auch heute noch sehr in ihrer gewesenen Stadt. In keiner anderen Stadt wird es so viele Leute geben, die sagen können was wo und wann da stand, auch wenn es schon vor dem Krieg unterging. Ich denke es ist eher dieses kollektive Gedächtnis, was die Situation in Dresden so anders macht. so empfinde wenigstens ich es.
Dresden 1945
-
-
Als Nichtdresdner bedeuten mir diese Namen natürlich nichts oder nicht viel. Klemperer etwa ist für mich weniger Victor als Otto. Aber Exilwiener hat den Namen einer sogenannten Mäzenatenfamilie genannt, die zumindest als pars pro toto dafür steht, dass die Stadt Dresden so wie nahezu alle anderen europäischen Communen heute hoffnungslos überschuldet ist und im Kulturbereich mit schweren Etatkürzungen zu leben hat.
Nicht, dass deren Name jetzt Programm sein muss - pars pro toto sagte ich, was in Bezug auf London sicher untertrieben ist. Aber darum geht es nicht. Man soll frühere Eliten nicht in den Himmel heben. Wir haben auch heutige geistige Eliten, die ihnen um nichts nachstehen. Stefan Hertzig ist auch nicht ohne. Dass sie sich nicht mehr derselben Anerkennung erfreuen wie ihre Vorgänger ist nicht ihre Schuld und ein anderes Kapitel. -
Ich kenne mich beim Beitragschreiben noch nicht so gut aus => Jetzt habe ich den an dich adressierten Beitrag unabsichtlich gelöscht und zurückholen kann ich ihn jetzt nicht mehr - ärgerlich. Herr Hertzig ist doch der Vorstand die Neumarkt Gesellschaft? Ich weiß ja nicht, wie viel Geld Herr Hertzig besitzt, aber ich würde ihm wünschen, dass er im Euromillionen-Lotto gewinnt, dann würde er sicherlich noch mehr vom alten Dresden rekonstrieren können!
-
-
Der Kaiserpalast im Sommer 1945:
-
Wahnsinn!!!
Das ist aber nachkoloriert, oder??
Aber selbst in SW ein irres Motiv
Danke!!!
-
Es nähert sich ja wieder der Tag der sinnlosen Zerstörung von Dresden. Ein Beitrag im Meißner Tageblatt
Das Panorama eines Krieges ohne SchlachtIm Dresdner „Panometer“ präsentiert der Architekt und Künstler Yadegar Asisi sein neustes Groß-Gemälde. Es zeigt Dresden nach der Zerstörung im Februar 1945....meissnertageblatt.de -
Der Beitrag ist zwar schon älter, aber dieses Panoramabild von Dresden nach den Angriffen ist so unglaublich eindrücklich. Kein einzelnes Foto kann das transportieren. Schade, dass das Bild dieses Jahr offenbar nicht gezeigt wird (laut Website vsl. erst wieder Anfang 2024).
-
-
Dem Zwinger, hier gibt es ein Google Maps Bild mit fast der selben Perspektive:
Google MapsFind local businesses, view maps and get driving directions in Google Maps.www.google.com -
Ein ganz aktueller Artikel aus der heutigen Welt, des bekannten Journalisten und großen Dresdenfreunds Dankwart Guratzsch:
Architektur nach 1945: Der Klassenkampf beim Wiederaufbau Deutschlands - WELTVom 13. bis 15. Februar 1945 wurde Dresden von britischen und amerikanischen Bomben nahezu ausgelöscht. Die erste Zerstörung wurde allerdings von einer zweiten…www.welt.deDa hinter Bezahlschranke, nachfolgend ein paar Auszüge:
ZitatWenn Erich Kästner auf seine Heimatstadt Dresden zu sprechen kam, geriet er ins Schwärmen. „Dresden war eine wunderbare Stadt, voller Kunst und Geschichte und trotzdem kein von 650.000 Dresdnern zufällig bewohntes Museum. Die Vergangenheit und die Gegenwart lebten miteinander im Einklang … Geschichte, Kunst und Natur schwebten über Stadt und Tal, vom Meißner Dom bis zum Großsedlitzer Schlosspark, wie ein von seiner eignen Harmonie bezauberter Akkord.“
…
„Ja, Dresden war eine wunderbare Stadt. Ihr könnt es mir glauben. Und ihr müsst es mir glauben! Keiner von Euch kann mit der Eisenbahn hinfahren, um nachzusehen, ob ich Recht habe, denn die Stadt Dresden gibt es nicht mehr.“
Es ist dieser Verlustschmerz, der auch in diesem Jahr wieder zehntausende Dresdner nun schon der dritten Generation bewegt, sie Kerzen entzünden lässt, Friedhöfe, Kirchen, Konzerte und Gedenkveranstaltungen ausrichten und jene Menschenkette bilden lässt, die über die Elbbrücken hinweg auch das jenseitige Neustädter Ufer einschließt – 78 Jahre nach dem verheerenden Bombenangriff.
…
Denn als sich die Rauchschwaden verzogen hatten, da war die Stadt zwar auf 28 Quadratkilometern Fläche ein Totenacker. Aber erstaunlich viele Gebäude, Kaufhäuser, Banken, Verwaltungsgebäude, Denkmäler, Kunstpaläste und Theater, ganze Straßen mit Barockfassaden hatten das Inferno überlebt – zwar als Gerippe, aber in durchaus wiederaufbaufähigem Zustand.
…
Aufschlüsse gibt ein Buch, das vor mehr als 20 Jahren in vielen Auflagen erschien, und doch nicht wirklich zur Kenntnis genommen wurde. Matthias Lerm, ein Leipziger, der in Dresden Architektur studiert hatte und dann ins Dresdner Planungsreferat eingetreten war, hatte seinen „Abschied vom alten Dresden“ auf der Basis umfassender Archivstudien verfasst. Heute ist er Stadtplanungsamtschef von Magdeburg.
…
Man nannte es Großflächenenttrümmerung. Dresden ist das krasseste Beispiel dafür.
Die Ideologie stammt aus den 1920er-Jahren und war von keinem Geringeren als dem Schweizer Le Corbusier entwickelt worden. Er wollte ganze Städte von Paris bis Moskau niederreißen, und viele deutsche Architekten ließen sich von dem enthusiastischen Schwung seiner Proklamationen mitreißen. Einer, der bis heute in höchstem Ansehen steht, Bruno Taut, nannte die im Ersten Weltkrieg unversehrt gebliebenen Städte „gebaute Gemeinheiten“; Ernst May, der Frankfurter Stadtbaurat, wollte die Städte grundsätzlich „auflösen“.
…
Architekten, die noch eben in den Arbeitsstäben von Albert Speer gearbeitet hatten wie der spätere Planungschef von Hannover, Rudolf Hillebrecht, sprachen von einer „ersehnten Katastrophe“.
…
…startete man mit der Enttrümmerung hüben wie drüben ein Zerstörungswerk, für das es kein Vorbild in der Geschichte gibt!
Die „Chance der Zerstörung“ (Hillebrecht) sollte genutzt werden, um Platz für „Neue Städte“ zu schaffen. Dabei wurden nicht nur in Dresden, sondern deutschlandweit tausende Kulturdenkmale abgeräumt, Stadtgrundrisse zerstört, Verkehrsschneisen durch die Städte geschlagen und die städtischen Funktionen Handel, Verkehr, Wohnen, Freizeit in separierte „Zellen“ auseinandergerissen. Ein Jahrtausend Stadtbaukultur wanderte auf Trümmerhalden und Müllkippen.
…
Ausgerechnet Dresden ist es beschieden gewesen, zum Paradebeispiel dieser Zeitenwende im Bauen erkoren zu werden. Die geschlossene Schadensfläche war hier, laut Matthias Lerm, größer als der Umfang der bebauten Stadtfläche von 1890.
Die Trümmermenge, so der Chronist weiter, betrug nach Schätzungen 15–20 Millionen Kubikmeter, von denen etwa fünf Millionen als Schutt zu beseitigen waren. Damit hätte man 100 Hektar Land 4–5 Meter hoch aufschütten können. Tatsächlich wurden dann die Trümmer auf den Elbwiesen ausgebracht – also genau dort, wo eine Historikerkommission später vergeblich Einschusslöcher und Munition der von vielen Dresdner Flüchtlingen bezeugten Tieffliegerangriffe gesucht hatte.
…
…sowohl die Ostpolitiker und Architekten als auch die Westpolitiker und Architekten hatten eines von den Nazis gelernt: So wie diese ihre Bau- und Planungskonzepte mit hergeholten Floskeln wie „Blut und Boden“ oder „klarste Zweckmäßigkeit“ (Hitler) verbrämt und glorifiziert hatten, um sie massengängig zu machen und durchzusetzen, so versuchten sich nun auch die Sachwalter einer vermeintlich „demokratischen“ und/oder „sozialistischen“ Zeitenwende im Bauen an derselben Praxis, nur mit neuen Narrativen.
…
Der eigentliche Skandal lag in der Kulturbarbarei, die sich mit dem mutwilligen Zerstörungswerk verband. Man glaube nur nicht, dass dabei im Westen etwa schonungsvoller als im Osten, in der Kunststadt Dresden behutsamer als in anderen DDR-Städten vorgegangen worden wäre. Ein sich steigernder Hass auf die Geschichte verführte dazu, Kulturepochen der Vergangenheit zu denunzieren und zu diffamieren, um sie desto ungestörter dem Verfall und der Beseitigung überantworten zu können.
…
Im deutschen Wiederaufbau hat es eine Stunde null nie gegeben. Worum tatsächlich gekämpft wurde und in vielen Städten bis heute noch gekämpft wird, das war und ist das architektonische Erbe. Es ist einem Kulturkampf ausgeliefert, der sich in wechselnder Verkleidung mal als Klassenkampf, mal als Modernisierung, mal als Klimaschutz, mal als sozialer Wohnungsbau, mal als Rationalisierung und Effektivierung des Bauwesens maskiert, aber von dem von Erich Kästner gerühmten Einklang von Vergangenheit und Gegenwart nichts weiß und nichts wissen.
Der eigentliche Artikel ist ungefähr dreimal so lange und ich habe nur ein paar interessante Bausteine hier zitiert.
Leider sitzen in den Behörden, der Architektenschaft und Denkmalämtern nach wie vor Ideologen, denen es am liebsten gewesen wäre, wenn die Frauenkirche oder der Neumarkt nie rekonstruiert worden wäre! Man kann nur beten und hoffen, dass pro futuro wieder „normale“ Deutsche nachfolgen werden, die mit jeglicher Ideologie gebrochen haben und denen es wieder in erster Linie um Kultur, Kunst und das Wohl der Menschen geht - so wie das früher erfolgreich praktiziert wurde und wie Erich Kästner das alte Dresden noch erleben durfte.
Der 13./14.2. soll uns also nicht nur an die Auslöschung der Kunststadt Dresden erinnern, sondern auch ein Umdenken in den Köpfen bewirken, dass wir den Verlust unserer Kultur nicht achselzuckend hinnehmen müssen! Der Wiederaufbau der Frauenkirche und des Neumarkts haben gezeigt, wohin die Reise auch gehen kann! Das nächste und für Dresden so notwendige Ziel für eine weitere Genesung ist daher der Neustädter Markt!
-
Ein hochspannender Beitrag zu den zeitlichen und militärischen Umständen der Bombardierung Dresdens:
I love DresdenDresden Anfang 1945 Am 1. Februar 1945 stand die Rote Armee ca. 70 km östlich von Berlin entfernt und im Süden stieß sie im Verlauf der Januar Offensive weit…www.facebook.com -
Realistischerweise konnte die DDR keine andere Aufbauweise als flächendeckende Neubebauung leisten, weil die wirtschaftlichen Möglichkeiten sehr begrenzt waren und die Bauindustrie nur großindustrielle Serienteile liefern konnte. Daß man das ausgenutzt hat, um die "sozialistische Stadt" mit übergroßen Aufmarschflächen zu errichten, und vieles auch aus Ideologie abgerissen hat, ist aber sicherlich richtig.
Schlimmer finde ich fast noch, daß auch heute in Dresden die Entscheidungsträger Lösungen für "modern" halten, von denen man sich andernorts schon längt wieder abwendet ...
Im Westen gab es unterschiedliche Ansätze, von der Anlehnung an den Vorkriegszustand wie in Bayern und Franken bis zum Gegenteil, der konsequent autogerechten Stadt Hannover.
-
Ein ganz aktueller Artikel aus der heutigen Welt, des bekannten Journalisten und großen Dresdenfreunds Dankwart Guratzsch:
https://www.welt.de/kultur/plus243…utschlands.html
Da hinter Bezahlschranke, nachfolgend ein paar Auszüge:
Der eigentliche Artikel ist ungefähr dreimal so lange und ich habe nur ein paar interessante Bausteine hier zitiert.
Leider sitzen in den Behörden, der Architektenschaft und Denkmalämtern nach wie vor Ideologen, denen es am liebsten gewesen wäre, wenn die Frauenkirche oder der Neumarkt nie rekonstruiert worden wäre! Man kann nur beten und hoffen, dass pro futuro wieder „normale“ Deutsche nachfolgen werden, die mit jeglicher Ideologie gebrochen haben und denen es wieder in erster Linie um Kultur, Kunst und das Wohl der Menschen geht - so wie das früher erfolgreich praktiziert wurde und wie Erich Kästner das alte Dresden noch erleben durfte.
Der 13./14.2. soll uns also nicht nur an die Auslöschung der Kunststadt Dresden erinnern, sondern auch ein Umdenken in den Köpfen bewirken, dass wir den Verlust unserer Kultur nicht achselzuckend hinnehmen müssen! Der Wiederaufbau der Frauenkirche und des Neumarkts haben gezeigt, wohin die Reise auch gehen kann! Das nächste und für Dresden so notwendige Ziel für eine weitere Genesung ist daher der Neustädter Markt!
Bemerkenswert finde ich den letzten Absatz von Dankwart Guratzsch` WELT-Artikel:
"Im deutschen Wiederaufbau hat es eine Stunde null nie gegeben. Worum tatsächlich gekämpft wurde und in vielen Städten bis heute noch gekämpft wird, das war und ist das architektonische Erbe. Es ist einem Kulturkampf ausgeliefert, der sich in wechselnder Verkleidung mal als Klassenkampf, mal als Modernisierung, mal als Klimaschutz, mal als sozialer Wohnungsbau, mal als Rationalisierung und Effektivierung des Bauwesens maskiert, aber von dem von Erich Kästner gerühmten Einklang von Vergangenheit und Gegenwart nichts weiß und nichts wissen will".
Und weitere Maskierungen, die anstehen bzw. schon im Umlauf sind, könnte man noch hinzufügen. Ich erinnere an: ÖKOLOGISCHES BAUEN, dessen äußere Fassaden-Gestaltung zu Wünschen übrig lässt und immer wie eine Ausrede zur Vermeidung von schöneren Fassaden klingt, oder, der neueste grüne Renner: GRAUE ENERGIE, die immer dann ins Spiel gebracht wird, wenn es um die hässlichsten Bauten ab den 1960er-Jahren geht. Geht es dagegen um den Altbaubestand, mit dem sich durch Abriss mehr Fläche generieren lässt - man denke nur mal an die Zunahme der Geschosshöhen, dann zählt dessen Erhalt nichts mehr. Schließlich will man, dass die Investoren nicht abgeschreckt werden.
-
Snork
18. Februar 2023 um 19:13 Hat das Thema aus dem Forum Dresden nach Dresden - Allgemeines verschoben. -
-