• Abbrüche in der Hökerstraße

    In Stade wurden im November 2014 die beiden Häuser Hökerstraße 38 und 40 (im Kern ein Fachwerkbau von 1659, dem 1893 eine neobarocke Fassade vorgeblendet wurde) abgerissen:

    http://www.kreiszeitung-wochenblatt.de/stade/wirtscha…hte-d50825.html

    Eigentümer ist der berühmt-berüchtigte Ergün Yildiz, der mit seinen Burger King-Filialen ins Gerede gekommen ist:

    http://www.wiwo.de/unternehmen/di…t/11133148.html

    Nach Angaben des Investors ist ein Erhalt der Häuser aus wirtschaftlichen Gründen unrentabel.

    Beim Abbruch der Häuser drohte das Nachbarhaus einzustürzen:

    http://www.kreiszeitung-wochenblatt.de/stade/panorama…ade-d50949.html

    Die Kritik des Historikers Robert Gahde, der die Häsuer für schützenswert hielt, blieben leider ohne Resonanz:

    http://www.kreiszeitung-wochenblatt.de/stade/politik/…ert-d18122.html

    Es gab Probleme mit dem Denkmalschutz:

    http://www.kreiszeitung-wochenblatt.de/stade/panorama…bau-d17033.html
    Es folgte das übliche Prozedere:
    Zitat:
    Nachdem Ergün Yildiz die beiden Altbauten im Frühjahr erworben hatte, gab es Konflikte mit dem Denkmalschutz. Während die Denkmalpflege der Stadt laut Yildiz im Vorfeld kein Abriss-Hindernis sah, schaltete sich das Landesamt für Denkmalpflege ein und stelle das größere der beiden vermutlich aus dem 17. Jahrhundert stammenden Häuser mit barocken Elementen unter Denkmalschutz.
    Daraufhin legte Investor Yildiz ein Wirtschaftlichkeitsgutachten vor. Laut der Expertise lassen sich die betagten Altbauten unter anderem wegen Schwächen in der Statik nicht mehr in einem sinnvollen Kosten-Nutzen-Verhältnis unterhalten.

    An der Stelle sind Neubauten geplant:
    Zitat:"Unter anderem planen wir eine exklusive Penthouse-Wohnung mit Dachterrasse und Fahrstuhl", so Ergün Yildiz.
    Die Abrissarbeiten sollen im September beginnen. Gleich im Anschluss will der Investor mit dem Neubau anfangen. Das neue Haus bekommt - angelehnt an die Altbauten - zwei schmucke Schau-Giebel. "Dabei lege ich Wert auf den Erhalt des Stadtbildes", versichert Yildiz. Er selbst sei Stader und sehe dies als seinen Beitrag zur einer ansprechenden Innenstadtgestaltung.

    In Stade scheinen die dubiosen Machenschaften dieses Herrn offenbar niemanden zu stören, es wird heiter weiter gemacht.

    Einmal editiert, zuletzt von Ravensberger (2. Januar 2015 um 19:29)

  • Man sieht's: Denkmalschutz gibt's in D. nur für 'herausragenden' Nachkriegsschrott. Sehe bzw. das neue Pellerhaus zu Nürnberg, das neue Rathaus zu Emden oder das neue Pfeilerhaus zu Hildesheim. :wuetenspringen:

  • Dass der historische Giebel mit seinen Gesimsen wiederkehrt, kann man wohl leider nicht erwarten. Irgendeine Neuinterpretation irgendeines Giebels dürfte kommen, was auch schon das höchste der Gefühle sein dürfte. Und sonst? Kommt ins Erdgeschoss eine Burger-King-Filiale?

  • Sie bekommen die Stadt und das Personal, das sie gewählt haben. Ich jedenfalls plädiere für eine Baupause, damit den Bürgern der durch den Abriss eingetretene Verlust mal spürbar weh tut. Und danach bitte ein Neubau mit Rekonstruktion der alten Giebelform.

  • Gerade hatte ich es im Bauakademie-Strang etwas off-topic von Stade als Negativbeispiel, das betätigt mich leider.
    Ich hatte vor Jahren mal ein Gespräch mit einer Staderin, die meinte, sie hätten in den Siebzigern Glück gehabt, dass sie so arm und abgelegen waren, dass sich weder "Horten noch Konsorten" für die Stadt als Standort interessierten, und deshalb die Altstadt so gut erhalten sei, nun, vor Ort war ich damals noch nicht gewesen. Jetzt scheint man das nachzuholen, was man damals "versäumte".

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Ein bemerkenswerter Alternativentwurf von Arno Kochmann für die Wiederbebauung der Grundstücke Hökerstraße N°38 + 40 wird im untenstehenden Artikel vorgestellt.
    Wenn dieser statt der bisherigen Planung verwirklicht würde, könnte sich Stade glücklich schätzen. Besteht Hoffnung?

    Zitat

    Aus Historisch wird Modern - am Beispiel der aktuellen Bauaktivitäten an der Hökerstraße 38 und 40 in der Stader Altstadt wird deutlich: Zunehmend verschwindet traditionelle Gebäudesubstanz für immer aus dem Stadtbild. Mit dem Abriss der ortstypischen Altbauten, von denen das linke bis kurz vor dem Rückbau unter Denkmalschutz stand und dafür von der Politik zunächst von diesem Status entbunden werden musste, haben die Stadtväter erneut zwei Dinosaurier norddeutscher Baukunst zu Grabe getragen. Doch muss ein Neugeborenes in der innerstädtischen Häuserfamilie gleich immer sachlich-trockne Züge tragen?

    Das Sterben der "Haus-Dinosaurier - Kreiszeitung Wochenblatt

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Na hoffentlich besteht da Hoffnung. Wenn ich mich recht erinnere, hatte der Bauherr doch eine Annäherung an den historischen Baustil angekündigt, oder? Doch das ist wieder das typische Gelaber im Vorfeld. Nachher wird ganz anders gebaut.

    Ich finde es einfach nur noch beschämend, wie sich die Architekten immer wieder gegenseitig kopieren. Diese vorstehenden Riesenfenster sieht man an jedem zweiten Haus.

    Wenn der Bauherr mit sich reden lässt, gibt es vielleicht noch ein attraktives Ergebnis.

  • In der Tat: ernüchternd! Und irgendwann wird das Haus rechts nebenan abgerissen und durch einen ebensolchen Klinkerbau ersetzt. Und schon hat man auf dieser Seite eine große monotone Klinkerwand ohne jede architektonische Qualität.

  • In Stade entsteht auf dem Gelände einer ehemaligen Fabrik ein Neubaugebiet mit dem Charme einer sozialistischen Großraumsiedlung, wie manch einer sagen würde - Mitten in einem historisch gewachsenen Einfamilienhausgebiet in direkter Nachbarschaft zur Altstadt. Die historischen Fabrikgebäude (inklusive altem Schornstein) wurden genauso wie einige angrenzende Gründerzeitgebäude abgerissen. Das meiner Meinung nach den Rahmen sprengende Wohnviertel ist wohl ein Blick in die Glaskugel, in ein Deutschland, dass stetig mehr Wohnungen benötigt.

    Das überplante Gebiet:

    Folgende Gebäude wurden abgerissen (Exklusive der Fabrikgebäude)

    Das Neubaugebiet: https://www.stadt-stade.info/portal/pressem…3680-20390.html

    Lübeck, mein Lübeck, an der Waterkant
    Königin der Hanse, Perle am Ostseestrand.

  • Das macht mich mal wieder fassungslos. Von einem nachhaltigen Standpunkt aus betrachtet, wäre es wünschenswert gewesen, die historischen Gebäude zu erhalten und in die Neugestaltung einzubeziehen. Warum passiert das nicht? Dies hätte nicht nur die ökologische Nachhaltigkeit gefördert, sondern auch dazu beigetragen, das kulturelle Erbe der Stadt zu bewahren, welches enorm wichtig ist. Der Abriss von historischen Strukturen sollte immer mit Bedacht erfolgen, um die Ressourcen zu schützen und den ökologischen Fußabdruck der Neubauten zu minimieren. Auf der einen Seite ist die Schaffung neuer Wohnungen in Zeiten steigenden Bedarfs sicherlich wichtig, aber es sollte nicht zum Verlust des kulturellen Erbe erfolgen und schon gar nicht zum Nachteil des historischen Stadtbildes.

  • Es bleibt ein Geschmäckerl haften, je mehr man sich mit dem Projekt beschäftigt. Es stellen sich leider einige Fragen, wie z.B., warum man die vorhandene Bebauung nicht optimieren kann (oder will), wieso ein Industriebau nicht wenigstens teilweise erhalten bleibt, warum der Schornstein als Zeitzeugnis nicht bewahrt wird, die jegliche Normen sprengende Maßstäblichkeit, die direkte Nähe zur hinreißend schönen Altstadt und weiteres. Wie es um solchen Kleinkram wie Erhaltungs- und Gestaltungssatzung, gerade in diesem Umfeld bestellt ist, würde man schon gern wissen. Solchen Projekten will man nicht grundsätzlich ihr Recht absprechen. Ob es der richtige Weg ist, in solch direkter Nähe zu einer bedeutenden Altstadt eine solche, teilweise sechsgeschossige Form der Bebauung hinzustellen, die alles zuvor dort gewesene negiert und vernichtet, hat man sich dort hoffentlich genau überlegt.