Berlin - Pariser Platz und Brandenburger Tor

  • Ursprünglich stand hier ein kleines Barockhaus. Es war Teil der gesamten Anlage des Kattunfabrikanten, Kauf- und Handelsmann Johann Georg Sieburg. Da es nie ganz abgebildet war, habe ich mal eine Rekonstruktion gewagt. Dabei ist der linke Teil mit 4 Fensterachsen einem Stich des 18. Jh. entnommen, der Rest, ab dem roten Strich, bis rechts also Fantasie:


    Eine recht gute Vorstellung vom Aussehen des Hauses dürfte das bekannte Gemälde von Charles Meynier geben, welches Napoleons Einzug in Berlin am 27. Oktober 1806 nach dem Desaster von Jena und Auerstedt illustriert.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)


  • Jedenfalls gabs da einige Unstimmigkeiten, weil die berühmten Berliner Namensdopplungen verhindert und natürlich "militaristische" und "unzeitgemäße" Namen genauso zu verschwinden hatten wie die offensichtlichen Nazi Namen. Bis zu 2000 von ca. 9000 Namen sollte das betreffen. Bis 31. Juli 1947 waren allerdings nur um die 10 Straßen amtskräftig umbenannt, das heißt vom Polizeipräsidenten veröffentlicht. Darunter der heutige Bebelplatz, Mehringplatz oder Bersarinplatz.

    Der Franz-Mehring-Platz hieß aber erst seit 1946 überhaupt so.
    Quelle: http://www.berlingeschichte.de/strassen/bez06h/F344.htm

  • Wunderbar das Gemälde zum Einzug Napoleons.

    Interessant ist ja, dass bei den diversen Abbildungen des Platzes und Tores die jeweiligen Künstler sehr frei mit den beiden Zwillingshäusern umgegangen sind. Es gab ja bezüglich der Gestaltung wie auch Farbe ganz klare Vorschriften. Die beiden Gebäude sollten eben als Zwillinge wahrgenommen werden. Deshalb misstraue ich solchen Grafiken und Gemälden doch sehr, was ihren Wahrheitsgehalt angeht.

    Aber die Grundform des Stadtpalais ist natürlich bei allen gegeben:








    Quelle: Berlin in der Druckgrafik,

    Gernot Ernst, Ute Laur-Ernst
    Die Stadt Berlin in der Druckgrafik
    Band I: 1570–1870
    2., durchgesehene Auflage

  • Ich muss ehrlich gestehen erst jetzt, bei genauerer Betrachtung, fällt mir auf wie edel und gelungen das neue Haus Liebermann eigentlich ist. Besonders gefällt mir tatsächlich die Rückseite(?) zum Tiergarten hin. Der Portikus mit der Loggia ist sehr schön umgesetzt.
    Mit welchem Stein wurden die neuen Häuser rechts und links des Brandenburger Tores eigentlich verkleidet? Hoffe kein Kunststein oder Beton. :/

  • Danke für die Bilder.

    Berlin, Stadt der allenthalben herumstehenden und den Stadt- und Straßenraum verschandelnden, häßlichen Absperrgitter !

    Also keine neuen Erkenntnisse : Häßlich -> häßlicher -> Berlin !

  • Das Problem am Pariser Platz sind die ständigen Veranstaltungen, die Lage der div. Botschaften und natürlich die diversen Demos - für - gegen - weiß der Geier was.

    Aber in anderen Hauptstädten ist das sicher ganz ähnlich. Wir sind nun mal die Hauptstadt und der Pariser Platz ist irgendwie auch ein Symbol dafür.

    Da werden dann die häßlichen Teile erst gar nicht mehr weggeräumt.

    Olaf Metzels Skulptur "13.4.1981"

    Deshalb bleiben

  • Hier noch ein Beitrag, den ich gerade in ein anderes Forum gestellt hatte, der aber auch dieses hier betrifft:

    Für mich ist das alles nicht nachvollziehbar, gar schizophren. Das letzte, was in dieser Gegend an Bautätigkeit der SED (Sozialisten) stattfand, war der Bau des Nicolaivietels. Ein Sammelsurium von Rekonstruktionen aus allen Teilen des historischen Berlin und einer in seiner Spießigkeit kaum zu überbietenden Mittelalter-Platte. Das Ganze dekoriert mit ein paar Denkmälern oder zumindest Teilen davon, die man noch irgendwo hatte. Wenn der Schlossbrunnen da noch nicht vor dem Rathaus gestanden hätte, würden wir ihn wohl heute vor der Nicolaikirche wiederfinden. Einmal Berliner Baugeschichte in einen Topf, dann kräftig umgerührt und fertig ist Erichs Old-Berlinland. Komisch, das finden die Linken scheinbar ganz toll, oder doch so schrecklich, dass sie nie wieder etwas rekonstruieren wollen. Geht ja auch noch weiter. Da wird das Kronprinzen... Entschuldigung, das Palais Unter den Linden mal eben am Ostflügel aufgestockt, das Ermelerhaus an die Friedrichsgracht, die Figuren aus Potsdam auf die Uni und das Ephraim-Palais an einen Berg gestellt. Da bekommt das Brandenburger Tor mal eben ein paar Säulen mehr, eine Replik des Schlossportals IV wandert kurz über den Platz an das Staatsratsgebäude und die Löwen des KW-Denkmals wechseln in den Tierpark - weil es da jetzt gerade passt. Hübscher aussieht? Gefälliger ist?
    So, und nun stellen sich diese Befürworter diesen ganzen Umhergeräumes hin und beschweren sich, wenn man wieder etwas auf seinen ursprünglichen Platz zurückstellen will - um es wieder in einen Kontext zu stellen und wirkliche Geschichte und nicht Geschichte nach "Gutsherrenart" erlebbar zu machen. Weil Gebäude und deren Umgebung mit Bezug aufeinander mit der Zeit an dem oder dem Ort entstanden sind.
    Wenn man sich dann ansieht, wie zerstörerisch die Hochhausplatten-Bauten an der Rathausstraße oder der Karl-Liebknecht-Straße bis heute wirken, wie sie sich alle Mühe geben die bürgerlich-europäische Stadt zu negieren und deren Rest wie Marienkirche oder Rathaus zu erdrücken, und dann hört, dass der kleine Schlossbrunnen ein wichtiger Anker für die Gegend wäre, kann eigentlich nur noch schreiend davon laufen. Das ist für einen relativ intelligenten Menschen nicht ertragbar.


    Moderationshinweis (Riegel): Dieser Beitrag wurde ursprünglich für den Strang "Schloss Berlin - Wiederaufbau als Humboldtforum" geschrieben, und hat eine Debatte zum Brandenburgertor ausgelöst. Deshalb hier eine Kopie davon. Die Folgebeiträge sind hierher verschoben worden.

  • Beim Wiederaufbau wurden die Seiten der Torhäuser mit Säulen ergänzt, da die seitlich anschließenden Gebäude im Krieg zerstört und später nicht wieder aufgebaut wurden. Vor dem Krieg konnte man links und rechts am Tor nicht vorbeigehen.

  • Wie gesagt, dort, wo die angrenzenden Gebäude (Liebermann-Haus und sein Pendant) an die Torhäuser grenzten. Beim heutigen Zustand halten die neuen Gebäude einen gewissen Abstand zum Tor, sonst hätte man die Säulen wieder abreißen müssen und das Tor würde nicht mehr frei stehen. Das wollte man beim neuen Pariser Platz nicht.Quelle: Bilderbuch Berlin

    So jetzt wieder retour zum Schloss/HF.

    2 Mal editiert, zuletzt von Friedenau (13. Dezember 2016 um 21:52)

  • https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…ild-P061246.jpg

    Na doch! Der linke Teil des vorderen Seitenportikus stand vorher mit der Seite, die sich uns zuwendet, direkt an einer Wand mit Haus Liebermann und auf der anderen Seite mit Haus Sommer. Demzufolge werden sich dort keine Säulen befunden haben. Statt jedoch zwei Brandwände wiederaufzubauen hat man die Seiten als Säulenfassaden analog zu den anderen Seiten gestaltet.

    Einmal editiert, zuletzt von Kaoru (13. Dezember 2016 um 23:40)

  • Also das ist ja Haarspalterei. Das Liebermannhaus und das Haus Sommer waren ja nun mal weg und das Tor selbst lag praktisch auf der Grenze von Britischem und Sowjetischen Sektor. Wer dachte denn damals an einen Wiederaufbau, wie er in modifizierter Form nach der Wiedervereinigung möglich war. Da waren die kleinen seitlichen Säulen doch einfach beinahe logisch.
    Das Tor selbst hat doch keine einzige Säule mehr bekommen seit 1791.

  • Nur zur Erläuterung für Ortsfremde zu vorher Gesagtem:

    Situation am Haus Liebermann vor dem Krieg (ganz links):


    Lücke am Haus Liebermann


    Situation am Haus Sommer vor der Zerstörung:


    Lücke am Haus Sommer heute:

    Aber eigentlich hat das alles nichts mit dem Berliner Schloss zu tun! Also zurück zum Thema!

  • Ich schätze die Toranlage da sie stilistisch klasssizistisch ~1800 ist, die Häuser aber frühhistoristisch also frühestens ab 1850/60. P.S.: Ist dein Avatar der Nobileplan vom Burgtor?

  • Nur zur Erläuterung für Ortsfremde zu vorher Gesagtem:

    Situation am Haus Liebermann vor dem Krieg (ganz links):


    Lücke am Haus Liebermann


    Wenn man das neue Palais Liebermann mit dem Original vergleicht fällt besonders gut auf, wie banal, schlecht und lieblos der Nachbau doch ist. Kein einziger Rundbogen und über den Fenstern einfache angeklebte Klötze....
    Die Architekten sind wirklich zu nichts mehr fähig. Außer banaler kindlicher Gestaltung, können sie nichts mehr.
    Das alte Palais sah würdevoll und hochwertig aus, das jetzige eher wie ein aufgehübschter Plattenbau.

  • Ich schätze die Toranlage da sie stilistisch klasssizistisch ~1800 ist, die Häuser aber frühhistoristisch also frühestens ab 1850/60. P.S.: Ist dein Avatar der Nobileplan vom Burgtor?

    Diese zeitliche Reihenfolge habe ich auch vermutet. Da müssten die Säulen an den Nebenbauten schon früher vorhanden gewesen sein?
    zum PS: Ja, aber der Aufriss des Wiener Burtores ist signiert "Gustav Baron v. Rumerskirch, 1831".