Stettin - Szczecin (Galerie)

  • Da ich kürzlich auch in Stettin war, versuche ich Sagebiels Bilder möglichst ohne Überschneidungen zu ergänzen, da ich wohl im Großen und Ganzen die selbe (Land-)Strecke abgegrast habe.
    Die Innenstadt ist voll derber Kontraste, prägend jedoch sind die Überbleibsel aus der Vorkriegszeit, umgeben von städtebaulich-kommunistischer Tristesse par excellence und der gegenüber Fussgängern infrastrukturell massiv bevorzugte Autoverkehr - nicht zuletzt deshalb sind Rücksicht, Queren lassen, Durchlassen nicht mal ansatzweise üblich (Zebrastreifen=Todeszone).

    Verweis: Eine ausgezeichnete kurze Bilderschau (7 Seiten) mit alten und neuen Ansichten ist unter dieser Adresse zu betrachten.

    Los geht's!
    Nicht wegzulassen, die Haken-Terrasse mit Marinemuseum und Regierungsgebäude.

    Neubau einer orthodoxen Kirche

    Verwaltungsgebäude verschiedener Zeiten und Stile

    Die gotische Peter-und-Paul-Kirche...

    ...mit beeindruckenden Gewölbebögen und hölzerner Schmuckkassette an der Decke

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Weiter geht es mit dem Königstor am nördlichen Stadtausgang.

    Straßen(bahn)landschaft...

    ...mit Blick zum pommerschen Schloss.

    Repräsentative, im Sinne von stellvertretende, Ansichten.

    Bankgebäude am ehemaligen Paradeplatz.

    Auf dem Giebel das pommersche Wappentier, der Greif.

    Das tolles Archiv- und Postgebäude gleich nebenan.

    Heute wie damals Sitz der Feuerwehr, in der Nähe vom Berliner Tor.

    Die imposante, backsteinerne Jacobikirche - im Turmhelm sind bei der Wiedererrichtung vor einigen Jahren gläserne "Fenster" eingelassen worden.
    Ich finde das recht unauffällig und durchaus gelungen - der Ausblick muss großartig sein.

    Nicht gelungen ist die wiederaufgebaute Nordseite.

    Kathedralische Höhen erreichen die Bogenwerke.

    Blick von der Straßenbrücke zum Berliner Tor und neustädtischer Bugenhagenkirche dahinter.

    Blick zurück auf das Kirchenschiff von Sankt Jacobi samt Umgebungsbebauung.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Der (zugeparkte) Heumarkt mit Altem Rathaus darf selbstverständlich nie fehlen.

    Seltsam, aber doch ganz apart.

    Blick zum Pommernschloss

    Und über den westlichen Oderarm nach Osten geblickt, dort wohl ein gründerzeitliches Hafenverwaltungsgebäude.

    Das Pommernschloss auf seiner Anhöhe vom Oderufer aus betrachtet.


    Und die Haken-Terrassen von stromabwärts aus gesehen.

    Stadtsilhouette von Weitem (Dammscher See)

    Der ganze riesengroße Hafenbereich, bemerkenswerter Weise noch ausgestattet vom VEB Kranbau Eberswalde, liegt übrigens weitgehend still, da wohl ein arabischer, scheichischer Investor alles übernommen hat und danach das Hafen- und Werftgeschäft noch mehr zum Erliegen gekommen ist als zuvor.

    Schließlich zur Abrundung des Eindrucks einige wortlose Luftbilder dieser ungewöhnlichen Stadt.

    FINIS

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Irgendwie ieht diese Stadt mit dem merkwürdig bleichen Licht, dem kargen Wiederaufbau und dem fast stillgelegten Hafen aus wie die Leiche ihrer selbst. Was sie schließlich auch ist..

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Naja, sieht es nicht schlimmer aus als viele westdeutsche Städte. In Stettin ist noch mehr Bausubstanz da wie ich dachte. Wenn ich das Bild sehe "Das Pommernschloss auf seiner Anhöhe vom Oderufer aus betrachtet." dann sieht man das im Vordergrund zumindestens maßstäblich neu gebaut wird. Dagegen wurden in Deutschland, die letzten 10 Jahre, vor allem überdimensionierte modernistische Blöcke mit Flachdächern gebaut.

    ...

  • Würde ich so nicht sagen, sowohl vom Erhaltungszustand als auch vom Stadtbild an sich findet man in einigen Ecken Westdeutschlands sicher genau so etwas.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ein grossformatiges Luftbild der Stadt (1930), Quelle ist das polnisch-sprachige Alt-Stettin-Forum, http://sedina.pl/albums/userpic…30%20-%2001.jpg


    Und hier eine Luftaufnahme von 1944; es zeigt vornehmlich den Suedwesten der Stadt, Bombenschaeden sind v.a. im nordoestlichen Teil, also Richtung Innenstadt, und in der Bahnhofsgegend zu erkennen. Quelle: sedina.pl » Blog Archive » Zdjęcie lotnicze Szczecina z roku 1944


    CK

    „Groß ist die Erinnerung, die Orten innewohnt“ - Cicero

  • Ein grossformatiges Luftbild

    Hier fallen vor allem die Boulevards am Rande der Altstadt ins Auge. wie sieht's da heute aus? Weiß jemand was davon?

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Also südlich des Grunewalzki Platzes und rund um ihn herum gibt es einige sehr vollständige wunderschöne Gründerzeitstraßenzüge. u.A. 3 fast
    vollständig orginal umbaute Rondelle hintereinander, man bewundere die Google maps bilder.
    Man fühlt sich ein kleinwenig wie in Berlin vor 45 oder dem Görlitz vor der Wende. Mit dem Unterschied, das es, trotzdem die meisten Fassaden grau
    sind, weitaus weniger trostlos wirkt, im Gegenteil, fast alle Häuser sind bewohnt und die Neustadt hat weitesgehend die zentrale Funktion der Altstadt übernommen. Die Gebäude sind meistens in einem mittelguten Zustand, aber das meiste erscheint dafür sehr autentisch
    , alles schein 100 Jahre und älter, nur das das meiste nicht fürchterlich vermodert, sondern nur patiniert wirkt. Die Neustadt strahlt stellenweise einen wunderbaren Charme aus, der in ostdeutschen Städten oft leider kaputtsaniert wurde (was zugebenermaßen oft nicht mehr vermeidbar war)
    Hier ein für die Neustadt stellvertretenes Photo (so sehen sehr viele und lange Straßenzüge dort aus) von 2009 aus einer Fußgängerzone...man fühlt sich fast 100 Jahre zurückversetzt (was vielleicht auch am SW-Film und dem selbstversuch eines Abzuges liegt)


    Als ich das erste mal durch Stettin durchgefahren bin, habe ich zuerst von der Hochautobahnbrücke auf die wie ich finde beeindruckende Stadtshiluette
    geschaut, Schloss, Meereskundemuseum, Kirchen und davor das Wasser. Dann bin ich den Hauptboullevard über den Grunewaldzkiplatz gefahren. Wie gesagt beim ersten mal bin ich nur so (aber immerhin einmal queer durch Stettin, das heißt schon was) gefahren. mehrer Kilometer beeindruckender Bauten.
    Durch diese kurze Impression war ich fast zu dem Urteil gekommen, Stettin sei eine der schönsten Städte Europas. Leider revidierte sich das bei meinem zweiten, längeren Besuch doch um einiges, es gibt weit mehr hässlichere Ecken als Gedacht und nicht nur hässliche Ecken sondern fundamentale Katastrophen im Stadtbild, Dinge mitten im Herzen der Stadt, die wirklich abartig hässlich waren, sozialistische, wie (post)moederne.
    Deswegen habe ich heute ein äußerst zwispältiges Bild von der Stadt, aber sehenswert ist die Stadt auf jeden Fall, sowohl in ihrer Schönheit, als auch in ihrer hässlichkeit (welche allerdings bei bestimmten Routen durch die Stadt, wie ich selber zufällig gemerkt habe, auch auszublenden sind)

    2 Mal editiert, zuletzt von Kaoru (29. August 2012 um 23:56)

  • Kaoru: Stettin war mit Berlin, Magdeburg qua Baustill zu vergleichen: alle 3 hatten Gründerzeitbauten in "strengen"' Ordnung mit striktem Traufhöhen. Fast Ur Preussisch. Leider wurde Magdeburg von USAAF Anfang 1945 mit dem Boden gleichgemacht. Die DDR tat ihrerseits wenig um was stehen blieb zu schützen. So wurde auch das schöne Justizpalast, ganze Urbane Vierteln wie Nordfront nicht mehr rekonstruiert.
    Mageburg, Stettin und Berlin waren wirklich harmonisch gebauten Städten des ende der 19. Jahrhundert mit schönen Grundplan.
    Von diese 3 Schönen kann Stettin procentuel doch noch die am meisten behaltene Bausubstanz aufzeichnen glaube ich.
    Magdeburg ist am schlimmsten dran. Berlin hat schon noch vieles aber vom Vorkriegsbauten der Innenstadt ist wenig bis nichts erhaltenm geblieben.
    Die Barbaren haben fast alles was noch stand rücksichtslos gesprengt: DDR gleich wie West-Berlin. So in Stettin besteht noch die Hoffnung um etwas vom ehemalige Bauparadis erleben zo können.

    Kannst du noch mehr Bilder zeigen der Gründerzeitviertel?

  • Ich kann dir einen Besuch von Wien vorschlagen. Da gehst du endlos durch solche Ensembles.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Klassiker

    Leider habe ich kaum Abzüge von dem Film gemacht, vielleicht mal schauen, werde ich in nächster Zeit ein paar relevante Abzüge machen,
    nur das kann noch etwas dauern....Baryt hat Weile xD... und einen Negativscanner habe ich leider nicht....
    Aber ich glaube ein paar interessante Motive dürften noch dabei sein.

    Aber google Street view ist vollständig in Stettin verfügbar...ich finde Stettin kommt zwar dort hässlicher als in real rüber, aber vielleicht täuscht mich
    auch meine Erinnerung, also wenn du dir einen kleinen Eindruck machen willst und nicht warten möchtest.....

    Einmal editiert, zuletzt von Kaoru (30. August 2012 um 21:00)

  • Ich lebe ja quasi im Einzugsgebiet der werdenden Metropole Stettin und werde daher künftig gern öfter mal aus dieser interessanten Stadt zwischen Berlin, Oder und Ostsee berichten.

    Spannende Entwicklung: Im heute polnischen Stettin (teil)rekonstruiert ein syrischer Gastronom namens Khaled Chekh ein kleines, altes deutsches Restaurant. Verrückte Welt! :thumbup:

    Wiederaufbau Haus am Westendsee Stettin

  • Ich denke, daß z.B. der neugegründete Ortsverband Mecklenburg-Strelitz nach seiner Konstituierung Kontakte mit polnischen Gleichgesinnten in Hinterpommern knüpfen sollte, um in Zukunft gemeinsame Projekte dies- und jenseits der Oder anzustossen. Es leben und arbeiten ja viele Polen auf deutscher Seite und polnische Restaurateure geniessen gemeinhin einen guten Ruf. Man sollte daher Pommern als Einheit betrachten, wovon beide Seiten enorm profitieren würden. Es gibt bspw. noch viele verfallene Gutshöfe in Hinterpommern die der Sanierung harren genauso wie Städte mit viel Rekopotential, die sich z.B. Anklam als Vorbild für Neubauten nehmen könnten wie Cammin oder Stargard.

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Noch zur Ergänzung der Galerie der sehenswerte Platz des Weißen Adlers (Plac Orla Bialego), ehemals Roßmarkt.
    Dieser befindet sich unweit der Jakobikirche und ich hatte ihn damals leider verpasst.


    Bildquelle: Wikimedia, Urheber 'Szczecinolog', CC BY-SA 4.0 international

    Tja, nicht gerade schön, aber es gibt schlimmere Gebäude in der Stadt.
    Bildquelle: Wikimedia, Urheber 'Szczecinolog', CC BY-SA 4.0 international

    Nochmals der Platz mit Weißem-Adler-Brunnen und Jakobikirche

    Bildquelle: Wikimedia, Urheber 'Szczecinolog', CC BY-SA 4.0 international

    Bildquelle: Wikimedia, Urheber 'Kapitel', gemeinfrei

    Auf der gegenüberliegenden Seite dieses wohl aus dem frühen 20. Jhdt. stammende Bankgebäude.
    Bildquelle: Wikimedia, Urheber 'Kapitel', gemeinfrei

    Dann nach gelungenem (Platten?)füllbau ein 7-achsiges, klassizistisch umgebautes Haus, ehem. Deutsche Bank.

    Bildquelle: Wikimedia, Urheber 'Szczecinolog', CC BY-SA 4.0 international

    Und dann folgt das großartige Stettiner Palais Grumbkow (heute „Palast unter dem Globus“, Palace Mieszczanskie), welches im Jahr 1725 für Philipp Otto von Grumbkow errichtet wurde.
    Bildquelle: Wikimedia, Urheber 'Szczecinolog', CC BY-SA 4.0 international

    Das Haus wurde vor einigen Jahren fassadensaniert. Die pommersche Adelsfamilie von Grumbkow ist auch in Berlin bekannt: Philipp Ottos älterer Bruder Friedrich Wilhelm von Grumbkow war hoher preußischer Staatsbeamter und Generalfeldmarschall und hatte ein Palais in der Berliner Königstraße N°60.

    Der Globus über dem Dreiecksgiebel:
    Bildquelle: Wikimedia, Urheber 'Kapitel', gemeinfrei

    Zum Abschluss noch der Palast Velthusen (Pałac Velthusena) aus dem Jahr 1779, wiederaufgebaut 1959-62.
    Bildquelle: Wikimedia, Urheber 'Szczecinolog', CC BY-SA 4.0 international

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (23. Februar 2018 um 20:03)

  • Anbei ein paar Impressionen aus dem Stettiner Dezember 2015 (einfach auf die Galerie klicken, dann mit den Pfeiltasten durch die Bilder wandern).

    Die Stadt hat ein großes Potential und besitzt bis heute einen unglaublich großen Gründerzeitbestand.
    Langsam entdeckt Stettin auch die Altstadt und die Nähe zum Wasser wieder.

    Natürlich gibt es auch viele Wunden, die niemals heilen werden - interessanter und vielfältiger als viele westdeutsche Großstädte ist Stettin aber schon heute.

  • Noch als Nachtrag - hier ein Vergleich der heutigen Bebauung Stettins im Vergleich Bebauung vor 1945 (schwarz) und Bauten nach 1945 (orange). (Quelle: eigene Darstellung mit OpenStreetMap)

    Deutlich wird der Verlust der Altstadt, aber eben auch die erhaltene Gründerzeitstruktur.