Dresden - der Pirnaische Platz

  • erbse
    Damit, dass Du mich für kleingeistig hältst, muss ich jetzt wohl leben.
    Ich halte es aber für besser mit kleinen Schritten voran zu kommen, als mit großen Schritten ganz übel auf die Nase zu fallen.

  • Mit kleinen Schritten kannst du in Summe genauso auf die Nase fallen. Du merkst es nur viel zu spät, dass du ins Straucheln gekommen bist. Und erreichst dein Ziel viel später.

    Dresden fehlen einfach die städtebaulichen Ideen. Die Ideale. Ein Leitgedanke. Das Flickwerk am Neumarkt ist das großartige Werk einzelner Engagierter. Wo spiegelt sich derlei im Rest der Stadt wieder? Eben. Und warum: Weil man stets mit "kleinen Schritten" voran kommen will. Traurige Provinzmentalität, die nicht zur (einstigen) (vor allem kulturellen) Größe dieser Stadt passen will.

    Berlin ist da ein paar Schritte voraus: http://www.tagesspiegel.de/meinung/wachst…n/10011732.html
    Eine neue Gründerzeit bahnt sich an.

  • heiji
    Wie ich schon einmal schrieb, bin ich mir bei Dir leider immer nicht so richtig sicher, ob Du das alles ernst meinst, was Du so schreibst?!
    Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass Du es tatsächlich für eine gute Idee hältst, die komplette Petersburger Straße (meinst Du nur ab Georgplatz oder gleich ab dem Hauptbahnhof) in einen Tunnel zu verlegen. Mal davon abgesehen, dass man das Problem der Verkehrsführung durch die Innenstadt damit nur lokal verbessern und anderswo eher verschlimmern würde (irgendwo müssen die Autos ja wieder hoch) sind die Kosten für so einen Tunnel gigantisch und werden bei Dresdner Bodenpreisen niemals wieder hereingespielt. Ein Modellbeispiel dafür ist der Tunnel unter dem Wiener Platz. Der hat alles andere vollbracht, als seine Baukosten wieder einzuspielen.

    Wenn man das Thema der Verkehrsreduzierung auf der St. Petersburger Straße angehen wollte, dann müsste es einen gewaltigen Sinneswandel bei allen Beteiligten geben, d.h. explizit auch bei den Dresdner Bürgern. Dann könnte man perspektivisch vielleicht eine Lösung finden.
    Zu bedenken möchte ich außerdem geben, dass die Bäume auf dem Mittelstreifen der Straße mittlerweile so groß sind, dass eine Fällung kaum noch zu machen wäre. Die mögliche Zukunft sähe dann wahrscheinlich eher so aus, dass eine verkehrsreduzierte Straße entlang eines grünen Bandes / eines Parkes führt.


    Natürlich meine ich das ernst. Erstens ist es dort recht eindfach, einen Tunnel zu bauen: Einfach eine Grube buddeln und Betonfertigteile einlassen, Zuschütten und fertig. ;) Hier in Düsseldorf müssen die für einen auch sehr langen Tunnel mit einer fetten Bohrmaschine behutsam unter den Häusern hindurch und das zieht sich schon seit über 6 Jahren mit allen baulichen Einschränkungen oben. Ein Tunnel einfach graben und fertig geht viel schneller. Und der ganze Vorteil der Sache ist, dass man die Achse Petersburger für den Durchgangsverkehr behält, aber dennoch oben drüber das Stadtgefüge wieder reparieren kann, zumal das mehr Zentrumsnahen Wohnraum bringt (was gut für die Zentrumsgeschäftigkeit ist) und auch Grundstücksverkaufserlöse und Gewerbesteuern. Es ist auch besser, die Stadtautobahn in die Erde zu setzen als die Straßenbahn. Die würde weiter oben fahren, also immernoch präsent im Stadtbild sein und somit dem urbanen Raum mehr Anreiz schaffen, Bahn zu fahren (die dann auch nicht mehr zwischen vielen Autos rumgurken muss). Außerdem hält es den Autolärm aus dem urbanen Raum stärker ab. Ich sehe nur Vorteile bei so einem Tunnel. Außerdem würde er bei Hochwasser schonmal so einiges an Wasservolumen aufnehmen können (muss man halt einen relativ wasserfesten Tunnel bauenen innen). Alles relativ einfach machbar, viel einfacher als in Berlin unter den Linden oder eben Düsseldorf, ganz zu schwigen von Paris. Und Tunneleinfahrten müssen auch nicht riesig sein. Ahja: Sicher, von (hoffentlich bald rekonstruierter alter) Carolabrücke gehts sehr schnell in den Tunnel und vlt. kurz vor dem Bahnhof oder dahinter (oder unter den Gleisen, wo eh niemand rüber kann) wieder hoch. Mit guter Planung ist das relativ gut maachbar. jedenfalls besser als die momentane ebenerdige Schneise. ;)
    Verkehrsreduzierung wird ncht machbar sein. Wo sollen die Autos sonst langfahren? An der Frauenkirche vorbei? Individualverkehr wird man nicht wegmachen können, er wird im Gegenteil sogar attraktiver werden, wenn erstmal kleine Elektrofahrzeuge Alltag werden). Und die Carola ist eine der wenigen Elbquerungen, die viel Verkehr durchlassen kann. Bäume sollten das geringste Problem sein. Die kann man auch umpflanzen (wenn man den Willen dazu hat) und beim nächsten richtig heftigen Sturm werden die sowieso zur Gefahr (siehe erst Düsseldorf vor einigen Tagen). Eine Parkanlage dort ist realitv dämlich, denn drei Straßen weiter ist der Große Garten. Ich bin der Meinung, dass man der Innenstadt einen guten Speckgürtel verschaffen müsste, damit das nicht mehr nur ein quasi abgesperrter Tourismusbereich ist, sondern sich alles mehr mischen kann. Und dazu ist so ein Trenner wie die Petersburger einfach nciht zu gebrauchen.

  • Zum Thema St. Petersburger Straße möchte ich noch ein Foto beisteuern, dass ich vor einiger Zeit einmal im vorbeigehen aufgenommen habe. Selbstverständlich wäre mir ein urbaner dichter Stadtraum an dieser Stelle lieber. Natürlich schneidet die stark befahrene Stadtautobahn die Stadt an dieser Stelle auseinander. Allerdings kann ich in dieser Allee (siehe Foto) doch mittlerweile auch ein paar Qualitäten erkennen.

    heiji
    Danke für Deinen sehr aufschlussreichen Kommentar von Samstag. Der hat mir wirklich sehr geholfen Dich zu verstehen!

    stadtbild-deutschland.org/foru…index.php?attachment/726/

  • Ehrlich gesagt sehe ich im Falle des Pirnaischen Platzes keinen gesteigerten Handlungsbedarf. Immerhin handelt es sich um ein geschlossenes Ensemble der Internationalen Moderne, das insgesamt einen guten Zustand aufweist und stark genutzt wird.
    Die auf den ersten Blick vorhandenen funktionalen- und ästhetischen Mängel, würden dennoch einen Eingriff rechtfertigen. Dem stehen allerdings die hohen Kosten sowie noch zu aktivierende Flächenpotentiale in der Innenstadt gegenüber. Hier sollte man keine zusätzlichen Konkurrenzsituationen schaffen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Die DNN berichten heute, am 24.06.2014, über das Hochhaus am Pirnaischen Platz. Dieses soll, so die Stadt den Plänen des Eigentümers zustimmt, schon ab dem Herbst dieses Jahres saniert werden.
    Die Segal Group hatte das 50 m hohe Gebäude bereits 2007 von der Stadt erworben. Bisherige Sanierungsankündigungen verliefen jedoch stets im Sande. Nur das Podiumsgebäude wurde vor einigen Jahren instand gesetzt und dient seitdem diversen Einzelhändlern als Heimstatt.


    Das um 1965 fertiggestellte Gebäude beherbergt 180 Kleinwohnungen. Am Trembel kann man noch den bis 1987 vorhandenen Schriftzug "DER SOZIALISMUS SIEGT" erahnen.

    Bild ist von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Würg, großer Gott, wie kann man sich im Jahre 2014 immer noch solche städtebaulichen Fehlentscheidungen leisten...??
    Zum Heulen... das "tolle" Hochhaus erscheint ja nur von allen möglichen Stellen vor bzw. hinter der FK....

    Wollen wir wetten? Der Schriftzug kommt als "Zeitschicht" wieder dran..? Die Denkmalpflege wirds schon (hin)richten

    Dis ist - liebe Kaiserpalast-Freunde - die Realität am Pirnaischen Platz in der "Kunst- und Kulturstadt von Weltruf".... *lach*

  • Na Mahlzeit und ich hatte so gehofft, dass man dieses Biest vergammeln lässt, bis es abgerissen werden kann. Schrecklich, ich hasse dieses Gebäude.

    Aber das passt gut ins Konzept, wenn man sieht was wenig weiter an der Stübelallee gebaut weren soll!? Dresden hängt in den 70ern fest. Die dort entscheidenden Köppe im SPA sind die wahren Ewiggestrigen!! Da helfen nur neue Köpfe.

    http://www.iws-ag.de/

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • In Bezug auf den Pirnaischen Platz bin ich nach wie vor der Meinung, dass die Hoffnungen auf einen Umbau des Platzes und der gesamten St.- Petersburger- Straße momentan absolut unrealistisch sind und sehe darin auch keine Priorität! Ich bin zudem davon überzeugt, dass der heute so weiträumige Platz die Baumasse dieses Gebäudes braucht, um nicht völlig auseinander zu fließen. Das Hochhaus ist zudem der point de vue der Wilsdruffer Straße, die ohne es ins Leere laufen würde. Aus diesen Gründen begrüße ich eine Sanierung des Hauses sehr, vorausgesetzt natürlich, dass sie hochwertig erfolgt.

    Beitrag geteilt und ihn sowie die anschließende Diskussion in den Strang zur Johannstadt verschoben. bilderbuch

  • Aus ästhetischer Sicht kann auch ich dem Hochhaus nur wenig bis gar nichts abgewinnen. Was aber, liebe Abrissbefürworter, wäre die Alternative zu einer hoffentlich hochwertigen Sanierung, wie sie etwa auch an der baugleichen Prager Zeile (Büro Knerer und Lang) erfolgt ist? Mittel- bis langfristig dürfte der dominante Bau für den großräumigen Stadtraum doch unverzichtbar sein.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Also ich finde die Platte am Pirnaischen Platz (die dem Israeli gehört) eigentlich mindestens genauso schlimm. Habe vor kurzem im Westin Bellevue gastiert (mit Canalettoblick) und dieser Kasten hat´s mir echt ein wenig versaut.

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • geht mir genauso Armin, wird aber zementiert auf ewig.... Der Sozialismus siegt in Dresden eben. Wir dürfen uns hier ja bald auf ne Sanierung "freuen".

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Können die Abrissbefürworter bitte noch einmal darlegen, wie die Alternative für das Hochhaus an der ausufernden Kreuzung des Pirnaischen Platzes aussehen soll.

    Ich halte es zwar auch nicht für schön, sehe es aber in Anbetracht der städtebaulichen Gesamtsituation am Pirnaischen Platz als notwendige Dominante an. Der Stadtsilhouette schadet es aufgrund seiner Lage auch nicht wirklich.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Eben durch diese ohnehin gähnende Leere würde das Fehlen des Gebäude für den örtlichen Raumeindruck meines Erachtens keine Rolle spielen. Aber ein einzelner Abriss würde angesichts dessen was da noch rumsteht tatsächlich wenig bringen. Mit der sozialistischen Realität die dort herrscht, werden wir uns anfreunden müssen.

  • Kann ich nicht nachvollziehen.
    Das Hochhaus schließt die Wilsdruffer Straße optisch ab, ist ein gliederndes Element im Laufe der Petersburger Straße und markiert den Pirnaischen Platz als Bezugspunkt innerhalb des fließenden Raumes einer typischen 60’er-Jahre-Planung. Das muss man nicht mögen, sollte man aber in Anbetracht der Umstände als Realität anerkennen. Zu sagen, dass sich durch einen Abriss nichts ändern würde, halte ich für eine nicht gerade von Kompetenz zeugende Aussage.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • bilderbuch

    Es gab doch vor einiger Zeit eine sogar von der TU gelobte Bebauungsstudie von Herrrn Jäkel, die dort wunderbar hinpassen täte. Man müsste halt die Fähigkeit und Weitsichtigkeit besitzen, dass man hier die Scheuklappen ablegt. Dresden schafft es ja nicht einmal eine rechtlich haltbare Vereinbarung mit einen Hotelhochhausbetreiber an der Elbe wasserdicht hinzubekommen...

    Wenn, dann müsste man schon dieses ganze Gebiet komplett ins 21. Jahrhundert transferieren um auch die städtebaulich wichtige Anbindung an den Neumarkt endlich zu bewerkstelligen. Aber im heutigen Dresden und mit dieser Mannschaft wird das leider nichts. Da bräuchte es einen neuen Erlwein, aber solche Leute gehen heute leider nicht nach Dresden. Jeder bekommt eben das, was er verdient - leider.

  • Ich befürchte, dass es genau so ist, wie Exilwiener es so wunderbar geschrieben hat. Um es auf den Punkt zu bringen: Dresden hat einfach drittklassiges Personal, dem die notwendige Motivation und Ambition fehlt. Diese Leute passen dafür sehr gut in das heutige Palltenbaudresden. Einzig alleine ein kleines Dorf in der Mitte der Stadt stemmt sich gegen das Plattebaureich rundherum (Uderzo...).

  • So einfach ist die Welt unseres Exilanten. Wir holen uns einfach einen neuen Erlwein und schon fallen alle auf die Knie, öffnen die Geldhähne, reißen den alten Plunder weg und erschaffen eine neue Welt.
    Das geht, der Pirnaische Platz ist ein Beleg dafür, vielleicht in einer Diktatur; bei uns gibt's da noch diverse andere Hindernisse. Aber das ist, folgt man unserem Exilanten, natürlich eine rein Dresdner Spezialistät. In Wien, Potsdam und Co. geht man da ja weit weniger zimperlich ans Werk. Aber wenn man in der Zeit des Systemwechsels nicht einmal einen wasserdichten Vertrag hinbekommt...
    Ne, das ist Logik.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Tja, ich bleibe dabei. Gerade Bilderbuchs Beitrag zeigt dramatisch, woran es in Dresden wirklich mangelt. Dresden fehlt es eben nicht nur an Visionen und man kann so engagierte Personen wie Dr. Hertzig gut verstehen, wenn sie an dieser Stadt mit seinen heutigen Bewohnern teilweise fast schon verzweifeln. Leute wie Jäkel sind aber immerhin eine Hoffnung für die Zukunft. Mögen sich andere daran bitte orientieren.

    Einmal editiert, zuletzt von Gardone (1. September 2014 um 20:11)