Türkheim (Galerie)

  • Türkheim liegt im Landkreis Unterallgäu und hat etwa 6700 Einwohner. Im Umkreis von 10 Kilometern befinden sich die Städte Mindelheim (westlich), Bad Wörishofen (südlich) und Buchloe (südöstlich). Einstmals verlief hier die Römerstraße von Augsburg nach Kempten.

    „Die fränkischen Merowinger haben eine Schlacht über die Alemannen gewonnen. Um ihre Herrschaft zu sichern, haben die Merowinger einen thüringischen Familienverband dort angesiedelt. Aus dem sogenannten „Heim des Thüringers“ entwickelte sich über die Jahrhunderte der Name Türkheim.“
    Markus und die Morgenmädels - Unterallgäuer Ortsnamen erklärt
    So wurde über die Jahre aus Durincheim der heutige, etwas verwirrende Ortsname.

  • „Im Jahre 1666 löste Kurfürst Ferdinand Maria die verpfändete Herrschaft Schwabegg von den Hohenzollern aus und übergab sie, als väterliches Erbe, seinem Bruder, Herzog Maximilian Philipp. Als der Kurfürst 1679 starb und sein Sohn Max Emanuel noch nicht volljährig war, wurde Maximilian Philipp bis 1680 Administrator von Bayern. Danach zog er sich nach Türkheim zurück mit einer standesgemäßen Hofhaltung. Er holte die Kapuziner nach Türkheim und erhob am 7. Oktober 1700 das Dorf zum Markt.“
    Türkheim - Der Markt vom 17. - 19. Jahrhundert



    Kleines und Großes Schloss am südlichen Ende der nach dem Herzog benannten Maximilian-Philipp-Straße. Das Kleine Schloss ließ Herzogin Mauritia Febronia de la Tour d’Auvergne, geborene Gräfin von Bouillon, im Jahr 1695 durch den Münchner Hofbaumeister Giovanni Antonio Viscardi erbauen und ihre Räume im ersten Stock vom Ettringer Matthäus Stiller stuckieren. Nach der 1998 abgeschlossenen Renovierung beherbergt das Gebäude jetzt das Schlosscafé. In den historischen Räumen finden alljährlich Kunstausstellungen statt.


    Das Große Schloss entstand unter Wolf Dietrich von Knöringen 1532 bis 1535. Für Herzog Maximilian Philipp und seiner Gemahlin wurde das ruinöse Schloss 1682 bis 1686 umgebaut und südlich ein barocker Garten angelegt. Seine heutige Gestalt erhielt das Schloss 1754–1757 nach Plänen von Francois Cuvilliés d. Ä. und Karl Albert von Lespilliez. Den Umbau leitete der Münchner Hofmaurermeister Leonhard Matthäus Gießl.
    1705 starb in diesem Schloss der Herzog, ein Jahr später die Herzogin. Ihre Särge stehen in der Gruft von St. Michael in München. Die Kurfürsten Max Emanuel und Max III. Joseph weilten öfters im Türkheimer Schloss, vor allem zur Jagd.
    An der Ostseite befindet sich im Giebelfeld des Erkers das Fresko des Allianzwappens Bayern/Bouillon.


    Von 1797 bis 1969 war das Große Schloss herrschaftliches Pflegamt, Land- und Amtsgericht. Seit 1983 dient es als Rathaus und Sieben-Schwaben-Museum.


    Auf dem Dach hat sich eine Weißstorchfamilie eingerichtet.


  • Neben den beiden Schlössern das Kapuzinerkloster mit Kirche und Loretokapelle, daneben das sogenannte Ludwigstor.


    Kapuzinerkirche


    Lorettokapelle


    Der einstmalige Verbindungsgang vom Kleinen Schloss zur Loretokapelle wurde 1829 in Gedenken an einen Besuch König Ludwig des I. durch das Ludwigstor ersetzt, eine nord- und südseitig gleich gestaltete Triumphpforte.
    Bei seiner Durchfahrt durch den Markt am 30. August 1829 genehmigte Seine Majestät, den artigen Bogen für alle Zeiten Ludwigstor nennen zu dürfen.


    Ludwigstor, von Süden kommend, links der Schlossgarten.


  • Die Nord-Süd-verlaufende Hauptstraße Türkheims, die sog. Maximilian-Philipp-Str. (einstmals die Römerstraße Augsburg-Kempten)
    Maximilian Philipp Hieronymus, Prinz von Bayern, war von 1650 bis zu seinem Tode Herzog von Bayern-Leuchtenberg. In München verdankt ihm die Maxburg ihren Namen.


    Ludwig Aurbachers Geburtshaus
    In dem im Kern aus dem 18. Jahrhundert stammenden und offenbar nicht unter Denkmalschutz stehenden Haus des Türkheimer Nagelschmieds in der Maximilian-Philipp-Straße wurde am 26. August 1784 der Volksschriftsteller Ludwig Aurbacher geboren. Er starb 1847 in München. Sein bekanntestes Werk ist Die Abenteuer der Sieben Schwaben.

    „Besonders populär wurden die Sieben Schwaben durch das vielfach nachgedruckte Volksbüchlein von Ludwig Aurbacher, in der literarische Schwankstoffe der frühen Neuzeit zu einer Episodenreihe verarbeitet wurden. Einige Episoden sind von Aurbacher mit regionalem Bezug zu seiner Heimat versehen worden, von ihm erhalten die Sieben Schwaben im 2. Band des Volksbüchleins von 1829 auch ihre Namen (die Namen sind an seinem Geburtshaus verewigt): Allgäuer, Seehas, Nestelschwaub, Blitzschwaub, Spiegelschwaub, Gelbfüssler und Knöpfleschwaub. Auch wenn einige von ihnen eine landsmannschaftliche Zuordnung erfahren, stehen sie dabei eher stellvertretend für die Eigenschaften, die man den Bewohnern der jeweiligen Regionen zuschreibt.“
    Wikipedia - Die sieben Schwaben


  • Altes Rathaus
    Kurz nach der Markterhebung wurde 1702 das Rathaus erbaut und im 18. und 19. Jahrhundert wiederholt renoviert. 1982 verkaufte es der Markt an die Raiffeisenbank, die zumindest äußerlich recht pflegsam und schonend mit dem Gebäude umging. Am Erker befinden sich drei bemalte Reliefwappen: Türkheim, Herzog Maximilian Philipp (Bayern) und seine Gemahlin (Bouillon). Die Wetterfahne zeigt - wie könnte es anders sein - die Sieben Schwaben.

    2 Mal editiert, zuletzt von Markus (29. Oktober 2014 um 14:04)

  • Friedhofsbefestigung 15. Jh., 1832 erneuert.


    Torbau im Südwesten, im Kern spätgotisch, verändert 1789.


    Zwei Türme der ehem. Friedhofsbefestigung sind in Wohngebäude aufgegangen.


    Johann-Georg-Bergmüller-Str. 11, ehem. Nordostturm des Friedhofs, um 1800, im Kern Mauerwerk des 15. Jh.



    Kirchenstraße 7, ehem. Südostturm, 1793

  • Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt


    Das Innere in der 2. Hälfte des 17. Jh. durch Johann Schmuzer (vgl. Pfreimd, Mariä Himmelfahrt) barockisiert, 1873 neuromanisch verändert, rebarockisiert ab 1938, die Ausstattung weitgehend aus dieser Zeit.


    Der charakteristische Turm 1687 erhöht.

    Soweit mal wieder ein wenig aus Schwaben...

  • Danke für die Galerie. Das Schloss, die Kirche, das Kloster... das sind schon beeindruckende Anlagen in einem eigentlich so kleinen Ort. Interessant zu beobachten ist die häufig anzutreffende "Zweipoligkeit" des Ortes: Die mächtige Kirche liegt am nördlichen Ortsrand, Schloss und zugehörige Bauten samt dem abschließenden Tor sind ganz im Süden. Dass das Kloster bei den herrschaftlichen Gebäuden steht, spricht wohl eine klare Sprache.

    Auf die Denkmalliste möchte ich noch hinweisen, die zeigt, dass es auch viele stolze, alte Ackerbürger- und Bauernhäuser gibt. http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der…n_T%C3%BCrkheim

  • Um noch einmal auf die Zweipoligkeit (mit Schloss und Kirche an den beiden Enden der Hauptstraße) zu kommen. Mir scheint da gibt es im weiten Umfeld keinen weiteren Ort bei dem dies so wäre, auch wenn es erstmal nicht ungewöhnlich klingt. Generell liegen die Schlösser fast immer abseits der Hauptstraßen. Ein wenig ähnlich ist zumindest Höchstädt / Donau.