Einer der wohl - aus meiner Sicht - schmerzlichsten Verluste in München:
Die Herzog-Max-Burg oder auch "Wilhelminische Veste" (gelb umrahmt, rechts daneben das bereits in einigen Beiträgen angesprochene ehem. Karmelitenkloster, links St. Michael und Wilhelminum/Jesuitenkolleg/Alte Akademie, links unten die ehem. Augustinerkirche:
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Ab den 1590er Jahren von Wilhelm V. erbaut, bildete die Residenz zusammen mit dem Jesuitenkolleg das politisch-religiöse Zentrum des Herzogtum Bayerns und ein Zentrum der Gegenreformation und war nicht unähnlich dem Escorial Philips II. von einem Staatskirchentum geprägt, dass eine enge Verbindung zwischen dem bayerischen Herrscher, den Jesuiten und der römischen Kurie prägte.
Tatsächlich nur kurz als vollwertige Residenz, diente der prächtige Bau über die Jahrhunderte bis in das 19. Jahrhunderts als Wohnsitz für nachgeborene Angehörigen des Hauses Wittelsbach und auch für das Militär. Auch verlagerte man dorthin Teile der Staatsverwaltung , und ab der Mitte des 19. Jhd. diente der gesamte Komplex Ministerien als Sitz.
Erwin Schleich schreibt in seinem Buch Die zweite Zerstörung Münchens: "Ein echtes Renaissanceschloss entstand, das mit seinen gelbschwarzen Fassaden den Zauber Italiens nach München brachte. [...]wurde die Maxburg Stück um Stück abgeräumt, die Fassaden an der Pacellistraße 1951, also erst sechs Jahre nach Kriegsende. [...]Die Herzog Max-Burg, durchaus vergleichbar mit den Ufficien in Florenz[...]"
zuerst ein Stich des Komplexes "Die von Ihro Hochfürstl: Durchleücht Herzog Wilhelm erbaute Residenz, alswo der Zeit Ihro Hochfürstliche Durch=
leücht Herzog Maximilian Philipp residieren." aus der Historico-topographica descriptio Bavariae (1701/1726), gut zu erkennen der Turm, der auch heute noch steht; und ganz rechts der sogenannte "Wilhelmsbogen" der die Verbindung zum kurz vorher errichteten Jesuitenkolleg und der Michaelskirche war:
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ein weiterer Stich aus dem 19. Jhd., noch ohne die Erweiterung, aber die Stadtbefestigung ist geschleift (die Stadtmauer lag quasi direkt vor dem Tor):
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hier ein sehr altes Bild (ca. 1860) aus der Sammlung Karl Valentins:
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ab 1866 errichtete man eine umfassende Erweiterung (der Bereich rechts neben dem Turm):
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Erweiterung hieß im 19. Jahrhundert tatsächlich noch (kongenial) Erweitern im Wortsinn und nicht das alte Gebäude mit einem Bruch zu degradieren.
der Wilhelmsbogen in der Maxburgstraße:
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nach dem Krieg:
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[B8b]
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Was danach kam, war Sep Rufs "Neue Maxburg", schon seit einiger Zeit unter Denkmalschutz und aus der so manch ein Architekturkritiker trotz oder gerade wegen ihrer Scheußlichkeit eine Ikone, ein Heiligtum der Nachkriegsmoderne machen.
Generell ist die Literatur zu diesem Palast dürftig. Im Internet findet man relativ wenige Infos/Bilder. Bücher sind auch sehr rar gesäht. Wie viel Renaissance war noch übrig? Gab es noch prächtige Renaissancesäle? Wie sah die Ausstattung aus? Wie die Hofkapelle? Die Residenz genoss auch vor dem Krieg keine große Aufmerksamkeit. In allen Vorkriegsführern die ich habe, wird die Herzog-Max-Burg mit zwei, drei Sätzen abgehandelt, was auch wohl daran liegt, dass man den Wert (noch) nicht kannte und eher den im 19. Jhd stark erweiterten Ministerialsitz sah als ein Renaissance-Palast von europäischem Rang. Das wäre mal eine schöne Dissertationsarbeit für nen Kunstgeschichtestudenten.
weitere Infos:
http://www.stmf.bayern.de/ueber_uns/auss…ult.asp?seite=1 (unten weiterblättern)
http://www.stmf.bayern.de/ueber_uns/auss…xburg/flyer.pdf
http://de.wikipedia.org/wiki/Maxburg_%28M%C3%BCnchen%29
http://alleburgen.de/dispF.php?i=19&t=by&id=512
http://www.moesslang.net/maxburgkaserne_muenchen.htm
Sehr interessante Seite zur Kunst und Architektur unter Wilhelm V. und Maximilian I.: http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2000/040…ik/Interpre.htm
Ach ja die passende Musik sich mit so einem Bau zu beschäftigen:
Bildquellen:
Bildindex.de
de.wikipedia.org
"Der Stadtfotograf. Georg Pettendorfers Ansichten von München 1895 - 1935", München 1989
"Die zweite Zerstörung Münchens", Stuttgart 1981