Herrenberg (Galerie)

  • Herrenberg ist ein hübsches Städtchen, das ca. 15 km nordwestlich von Tübingen im Landkreis Böblingen liegt. Die Stadt wurde im 13. Jahrhundert von den Pfalzgrafen von Tübingen gegründet und kam nach deren Niedergang um 1380 in württembergischen Besitz. 1466 und 1635 zerstörten Stadtbrände einen Großteil der Stadt. Im 2. Weltkrieg gab es stellenweise Kriegsschäden und wie in Baden-Württemberg üblich wurden in den letzten Jahrzehnten etliche Fachwerkhäuser abgerissen. Dennoch ist Herrenberg insgesamt noch recht gut erhalten.
    Blick von Südwesten.

    Es ist leicht zu erraten, welches Bauwerk das Wahrzeichen Herrenbergs ist.

    Auch aus größerer Entfernung beherrscht die Stiftskirche das Stadtbild. Auf dem Hügel rechts lag die im 19. Jahrhundert abgebrochene Burg.

    Die Altstadt betreten wir von Nordwesten her durch die Stuttgarter Straße.

    Einmal editiert, zuletzt von Tübinger (1. August 2014 um 19:29)

  • Am Anfang der Stuttgarter Straße stehen einige Häuser, die den Stadtbrand von 1635 überstanden haben. Hier das ehemaliges Gasthaus zum Deutschen Kaiser von ca. 1450.

    Das Nachbarhaus ist im Kern ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert.

    Weiter Richtung Marktplatz.

    Der Marktplatz ist erreicht.

  • Der Herrenberger Marktplatz ist einer der schönsten in Württemberg. Ihn umgeben Häuser, die nach dem Stadtbrand von 1635 erbaut wurden. Hier die Südseite.

    Blick nach Osten. Das große Haus in der linken Bildmitte ist die ehem. Vogtei, bzw. das ehem. Oberamt von 1655

    Der Nordosten mit dem Rathausbau von 1806. Zusammen mit der Stiftskirche eines der reizvollsten Architekturensemble weit und breit.

    Die Nordseite. Links die Einmündung der Stuttgarter Straße, durch die wir gekommen sind.

    Die nordwestliche Ecke.

    Und der Rest der Westseite. Links geht die Bronngasse ab.

    Einmal editiert, zuletzt von Tübinger (2. August 2014 um 07:29)

  • Hübsch. Aber wie das fast immer bei diesen schönen und kleinen Orten ist, gibt es offenbar einige leerstehende Ladenlokale.

    Ist mir vor Ort gar nicht so aufgefallen. Herrenberg gehört noch zum Großraum Stuttgart und profitiert von seiner günstigen Lage. Die Stadt besitzt einen S-Bahn-Anschluß nach Böblingen und Stuttgart, eine S-Bahn-artige Bahnverbindung nach Tübingen und eine Autobahnausfahrt. Die Bevölkerung wächst und die Arbeitslosigkeit ist niedrig.

  • Herrenberg ist ein hübsches Städtchen, auch abseits der Stuttgarter Str. und vom Marktplatz gibt es doch noch einiges. Allein die Lage am Hang mitsamt der Stufen und Treppen. Und es ist nicht der falsche Ort für einen Fachwerkpfad. Etwas ärgerlich ist der Verkauf des Ratgeb-Altars an die Stuttgarter Staatsgalerie. Der wäre am ursprünglichen Ort besser aufgehoben. Immerhin ist die Stiftskirche bis heute noch nicht abgerutscht...

  • Der Hang unterhalb der Stiftskirche im Bereich der Rathausgasse gefällt mir besonders gut.

    Die unebene Lage sorgt für reizvolle Anblicke.

    Über diese Staffel erreichen wir die Stiftskirche.

  • Der hohe Giebel links gehört zum ehem. Oberamt und das Türmchen daneben zur Spitalkirche, die rechts folgende Häuserzeile ist die Südseite des Marktplatzes. Ganz rechts angeschnitten ist die Rückseite des Rathauses.

    Blick nach Südwesten. Links angeschnitten die Nordseite des Marktplatzes.

    Blick nach Westen über die Stuttgarter Straße hinweg.

    Fortsetzung folgt!

  • Im Turm der Stiftskirche befindet sich übrigens ein einzigartiges Glockenmuseum mit 36 läutbar aufgehängten Glocken, die teilweise im Laufe der Öffnungszeit vorgeführt werden:

    http://www.glockenmuseum-stiftskirche-herrenberg.de/start.htm


    Dieses Museum möchte ich sehr empfehlen. Der Aufstieg auf den Turm lohnt sich nicht nur wegen der eindrucksvollen Glockenstube, sondern auch wegen der sehr schönen Aussicht.
    Dem aufmerksamen Betrachter wird kaum entgangen sein, daß die barocke Zwiebelhaube nicht zum gotischen Turm paßt. Ursprünglich hatte die Stiftskirche eine Doppelturmfassade ähnlich der Stiftskirche St. Peter in Wimpfen. 1749 wurden die beiden Turmspitzen wohl wegen Bauschäden abgebrochen und durch die barocke Glockenstube mit Zwiebelhaube ersetzt.

    Den Vorzustand kann man in der Merianansicht erkennen. Man beachte auch die im 19. Jahrhundert abgerissene Burg. Was für ein großartiges Ensemble aus Burg, Kirche und Stadt ist damals zerstört worden!


    (Wiki Commons)

    Während meines Besuchs fand leider in der Stiftskirche eine Hochzeit statt, weswegen ich nur wenige Außenaufnahmen und keine Innenaufnahmen habe (in einigen Wochen werde ich sie nachliefern). Die Kirche von Südosten.

    Das Hauptportal an der Südseite.

    Der Chor.

  • Östlich der Stiftskirche steht die ehem. Propstei, ein herrlich stattlicher Fachwerkbau aus dem Jahr 1439, der dank seiner abgeschiedenen Lage beide Stadtbrände überlebt hat.

    Auch aus der Ferne macht die Propstei einen stattlichen Eindruck; es ist der Bau rechts neben der Stiftskirche.

    Die Schenkelmauern der Stadtbefestigung zur Burg hinauf sind noch erhalten.

    Das Glockenmuseum unterhält hier ein Außenlager.

    Wo Glocken sind, dürfen die Klöppel nicht fehlen.

    Blick vom Vorplatz der Propstei nach Süden.

    Wir gehen zurück in Richtung der Stiftskirche.

  • Ja, solche großen Fachwerkbauten mit den entsprechenden Auskragungen gibt es in Württemberg ganz tolle! Dass sie oft verputzt sind, stört mich gar nicht.

  • Von der Propstei gehen wir durch die Kirchgasse wieder in die Stadt hinunter und kommen unterwegs an einer besonders hübschen Stelle vorbei.

    Der Anfang der Schuhgasse, die vom Marktplatz nach Südosten führt. In der Bildmitte das "Handelshaus", das ein reicher Händler 1712 erbauen ließ.

    Das Nachbarhaus besitzt ein interessantes Portal; ich vermute, daß das Erdgeschoß älter ist als das ansonsten kleine und bescheidene Häuschen.

  • Neben den eben gezeigten Häusern steht dieser kuriose Bau.

    Im weiteren Verlauf ist die Bebauung an der Schuhgasse bescheiden, aber nicht ohne Reiz.

    Am Ende der Schuhgasse wenden wir uns nach Nordwesten in den Burgrain, der wieder Richtung Stiftskirche führt.

    Was wäre Herrenberg ohne seine Stiftskirche?

    Der idyllische Garten des ehem. Oberamtes.

  • Wir machen einen Sprung zurück zum südostlichen Ende des Burgrains und sehen im Hintergrund den Fruchtkasten am ehem. Tübinger Tor.

    Der Fruchtkasten wurde 1683 erbaut. Seit langem liegt er in einem Dornröschenschlaf; zur Zeit wird (wieder einmal) eine Nutzung gesucht. Bilder und Innenaufnahmen sieht man hier.

    In den Außenmauern des Fruchtkastens steckt nicht nur ein Stück der Stadtmauer, sondern auch der Rest eines romanischen Wohnturmes, der an der südöstlichen Seite sichtbar gemacht worden ist.

    Nun geht es in die Tübinger Straße. Direkt vor uns stand einst das Tübinger Tor.

  • Danke für die sehr gute Galerie! Herrenberg ist ein wunderschönes Städtchen...
    Bei einer Sache blicke ich noch immer nicht durch: In Tübingen sind die meisten Fachwerkhäuser verputzt, hier im nahe gelegenen Herrenberg allerdings liegen die Holzkonstruktionen fast durchwegs frei... Gibt es hier von Stadt zu Stadt bzw. von Region zu Region solche Unterschiede bei der Fassadengestaltung? 

    Zitat

    Ja, solche großen Fachwerkbauten mit den entsprechenden Auskragungen gibt es in Württemberg ganz tolle! Dass sie oft verputzt sind, stört mich gar nicht.

    Ich muss schon gestehen, dass mir sichtbares Fachwerk bei Weitem lieber ist. Ich finde es spannend, wenn man einen Blick auf die Baugeschichte werfen kann. Außerdem ist die dadurch entstehende Zweifärbigkeit schöner als die einfärbige Fassade eines verputzten Hauses. In Städten wie Tübingen, wo dies der Tradition entspricht, hat ein verputztes Gebäude natürlich mehr Berechtigung, grundsätzlich bin ich aber für die Freilegung.

  • Danke für die sehr gute Galerie! Herrenberg ist ein wunderschönes Städtchen...
    Bei einer Sache blicke ich noch immer nicht durch: In Tübingen sind die meisten Fachwerkhäuser verputzt, hier im nahe gelegenen Herrenberg allerdings liegen die Holzkonstruktionen fast durchwegs frei... Gibt es hier von Stadt zu Stadt bzw. von Region zu Region solche Unterschiede bei der Fassadengestaltung?

    Bitte sehr! Was die Fachwerkfreilegungen betrifft: Es hängt von der Stadt ab. In manchen Städten ist wenig Fachwerk freigelegt (wie in Tübingen), in anderen recht viel, wobei Herrenberg so ziemlich das Maximum darstellt. Die meisten Städte liegen irgendwo dazwischen. Woher diese Unterschiede rühren, kann ich nicht sagen. Historische Gründe sind es wohl nicht. Denn alle württembergischen Städte waren zu Anfang des 20. Jahrhunderts in der selben Ausgangssituation: Alles Fachwerk war, mit seltenen Ausnahmen, verputzt, so z.B. auch am Marktplatz von Herrenberg (siehe hier). Das viele Zierfachwerk des 17. Jahrhunderts in Herrenberg mag ein Grund für die Freilegung gewesen sein; das Tübinger Fachwerk ist insgesamt schmuckloser. Allerding geht man in der Region bei Freilegungen häufig nicht nach kunsthistorischen Kriterien vor. So wird oft ursprünglich verputztes oder in späterer Zeit stark verändertes Fachwerk freilegt, was man auch in Herrenberg beobachten kann.

  • Tübinger, sehr schöne stimmungsvolle, kompositorisch ausgewählte Bilder von Herrenberg! :thumbup:

    Das mit den Stiftskirchentürmen verhält sich meines Wissens so: Der Untergrund ist wegen Keuperschichten in Herrenberg sehr unsicher und rutschgefährdet, dazu kommt noch der Anhydrit, also Gips, der bei Feuchtigkeitszuführung aufquillt (siehe Staufen). Der Stiftskirchenturm machte über die Jahrhunderte immer wieder statische Probleme und drohte sich von der Kirche zu trennen und hangabwärts zu rutschen. Aus diesem Grund mußte man sein Gewicht reduzieren und riß leider die beiden Turmaufsätze ab. Erst eine durchgreifende statische Sanierung in den 80iger Jahren des letzten Jahrhunderts brachte durch die Einbringung von stählernen Zugankern ein Ende der Abwärtsbewegungen. Der Turmbau wurde mit der Kirche regelrecht vernadelt und der Untergrund durch Betonunterfangungen gefestigt. Damit scheint die Stiftskirche für weitere Jahrhunderte gesichert!
    :lehrer: