Dresden - Umbau des Militärhistorischen Museums (realisiert)

  • Zitat von "haussmann"

    Ich möchte ja mal wissen, welche "Auflagen des Denkmalschutzes" das sind, die durch einen derartigen Entwurf noch "erfüllt" werden.
    Besagen die, daß das Gebäude nicht gesprengt oder abgerissen werden darf? =)

    Das, allerdings, ist ein sehr drängendes Problem des kontemporären Denkmalschutzes... :(

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • War vor ein paar Tagen mal wieder oben.
    Äußerlich ist im letzten Jahr kaum etwas passiert.





    Neben dem Interimsmuseum entdeckt: Thälmänner und Liebknechte


    Auf dieser Brachfläche oberhalb des Alaunplatzes stand bis 1945 die Schützenkaserne


    (Quelle: Deutsche Fotothek Dresden Deutsche Fotothek Dresden)

  • Hach was waren dass doch schöne Bauten, die Kasernen der Kaiserzeit. Leider sind viel zu wenige davon erhalten.
    Mich würde mal eine Fotostrecke zur Albertstadt interessieren... hat jemand sowas?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zitat

    Leider sei der einst reiche Fassadenschmuck nicht mehr vorhanden, erklärt von Rosenberg. Er werde auch nicht wieder hergestellt. Das Großprojekt hat die 40-Millionen-Euro-Grenze auch so schon um mehr als drei Millionen überschritten...

    Genau, Millionen für so einen Verunstaltung ausgeben und kein Geld mehr für wirkliche Architektur haben. :boese:

  • ob da auch "echte" architektur herauskäme, wenn man nur den ganzen stuck wieder dranklebt, wage ich zu bezweifeln! bloß ein paar gründerzeitkopisten dran rumwerkeln zu lassen ist in diesem falle einfach zu wenig.
    mit dem glaskeil kann ich persönlich gut leben, der entwurf hat so eine gewisse kühnheit.
    daneben bleibt die historische struktur aber erhalten. als kompromiss finde ich ihn gut - es gibt schlimmeres, etwa am kasseler schloss.

    Den Willigen führt das Schicksal, den Unwilligen zerrt es dahin. (Seneca)

  • Naja, in ein paar Jahrzehnten wird auch der neue "Fassadenschmuck" wieder wegkommen. Aus bautechnischer Sicht ist das ganze sowieso ein vorprogrammierter Bauschadensfall. Solche Baukonstruktionen sind a priori zum Scheitern verurteilt. Man wird sich in ferner Zukunft anhören, dass eine Sanierung wirtschaftlich nicht tragbar sei, diese Architektur eine Geschmacksverwirrung der damals Verantwortlichen und als solche eine Bausünde darstelle, die es nun möglichst kostengünstig zu sanieren gilt. Warum man das nicht gleich gemacht hat, liegt wohl daran, dass zur damaligen Zeit noch Personen das Sagen hatten, die in einem Nachkriegsdeutschland aufwuchsen, in dem es ihnen nicht vergönnt war, auch über die eigene, einst großartige Baukultur ihres Landes etwas zu lernen...

  • Der Libeskind-Keil wird nun installiert:

    http://www.dnn-online.de/dnn-heute/65910.html

    Auszug aus den DNN:

    Zitat

    Der Keil soll dabei die Phantasie der Besucher anregen. Er kann gedeutet werden als stilisierter Jagdbomber, als Fragezeichen dafür, warum es Kriege gibt, als Hinweis auf den Bombenangriff am 13. Februar 1945, der in Form eines V geflogen wurde.

    ...oder warum man in Deutschland noch immer einem Architekten nachhängt, von dem man sich sonstwo - z.B. New York - schon längst distanziert hat.

    ..oder er bedeutet einfach nur, dass die heutige Architektur keine Antworten mehr findet.

    Ich habs! Das V steht für Verarschung!

  • Aha, der Keil soll also ein Denkmal für die Jagdbomber darstellen, die Dresden in Schutt und Asche gesetzt haben. Kommt dann auch noch ein strahlendes Libeskind-Denkmal für Butcher Harris ?

  • Naja, so wie ich es verstanden habe, wird der Keil keine tiefgreifende Änderung der Bausubstanz mit sich ziehen. Ich mag es auch nicht leiden, aber scheinbar ist es unmöglich, in einem Gebäude aus der bösen, militärischen Kaiserzeit ein Militärmuseum zu bauen. Man muss doch ganz groß zeigen, dass man es heute anders meint. Nur irgendwie versteht das wohl niemand ohne Erklärung. Ich finde es jedenfalls sehr schade, dass man bei dem Geld, was dieser Keil kostet, nicht auch noch ein wenig in die Restaurierung des Altbaus investiert und den verlorengegangenen Fassadenschmuck wieder anbringt.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zitat

    so wie ich es verstanden habe, wird der Keil keine tiefgreifende Änderung der Bausubstanz mit sich ziehen.

    Naja:

    Mein erster Beitrag im Dresden-Faden. Leider kein schöner.

    "Nichts zeichnet eine Regierung mehr aus als die Künste, die unter ihrem Schutze gedeihen."
    Friedrich der Große

  • Na die Geschichte ist ja mal wieder sensationell geschmacklos. Bei Dresden die Frage stellen, warum es Krieg gibt, wo Dresden doch gerade der absolute Inbegriff militärischer Sinnlosigkeit ist? Und dann kommt das Ganze auch noch von einem amerikanischen Staatsbürger? Ich glaub ich muss kotzen...

  • Ist doch naheliegend: man erinnert an eine Zerstörung, indem man ein Gebäude zerstört. ;)

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Wieviele Bürgerhäuser man für 44 Millionen z.B. in der Rampischen Straße hätte rekonstruieren können!!! :kopfwand:

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Zitat von "Armin"

    Wieviele Bürgerhäuser man für 44 Millionen z.B. in der Rampischen Straße hätte rekonstruieren können!!! :kopfwand:

    Alle.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Ich sehe das ein wenig anders.
    Die 44 Mio kommen aus dem Etat des Bundesverteidigungsministers und sind im Vergleich zu anderen dort aufgeführten Positionen über die Jahre gesehen
    a) ein sehr kleiner Betrag und
    b) eine vergleichsweise sinnvolle Mittelverwendung.

    Wenn dieses Militärmuseum der Bundeswehr unter den militärhistorischen Museen in Deutschland die erste Adresse werden will, ist der Umbau in dieser Form akzeptabel.

    Es hätte ja auch anders kommen können.
    Wenn die Bundeswehr den Laden abgegeben oder einem anderen Museumsstandort den Vorzug gegeben hätte,
    wären die wertvollen Exponate wahrscheinlich aus Dresden fort.

  • Aber muss es unbedingt so kommen? Ein Glaskeil erzeugt doch eher Unruhe, Aggression - und das ist doch gerade in einem Militärmuseum nicht unbedingt richtig... schließlich will doch keiner zu den Waffen greifen. Hätte man den Altbau nicht behutsamer ergänzen können, z.B. durch einen Neubau dahinter?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zitat von "Booni"

    Aber muss es unbedingt so kommen? Ein Glaskeil erzeugt doch eher Unruhe, Aggression


    Ich möchte den Libeskind-Keil nicht schönreden, aber ich sehe ihn eher als anarchistisches Element, das die (militärische) Ordnung durcheinanderwirbelt.