Zerbst/Anhalt - Schloss Zerbst

  • Schöner und bewegender Artikel vom Schlossverein aus Zerbst:

    Ehrenamtliche hauchen Schlossruine wieder Leben ein

    Deutschlandfunk


    Schade, dass die einfältige Genossin Vorsitzende den Deutschland-Fan Putin (der seine Kinder in deutsche Schulen schickt sic!) so dumm mitspielt, aber hoffentlich ist sie bald passe und vielleicht kann sich der eine oder andere russische Oligarch dann für die "Wiege Russlands in Deutschland" stark machen. Tja, das waren noch Zeiten, als Deutschland noch Herrscherinnen von Format hervorbrachte...und da sich der deutsche Staat nicht um sein Kulturerbe kümmert, könnte Russland hier durch auch nur ein bisserl Engagement viele Sympathien gewinnen und obendrein einen für Russland wichtigen Ort touristisch erschließen.

    Wenn man bedenkt, wie viele Amis extra nach Europa fahren, um auf den "künstlich geschaffenen Spuren" der Trapp Familie in Salzburg zu wandeln, dann kann hier für kulturbeflissene Russen eine wirklich authentische Lokation Ihrer Großen Zarin entstehen!

  • Danke, Exilwiener. Auch ich sehe das Zerbster Schloss „als wirklich authentische Lokation ihrer Großen Zarin“ an und konzentriere mein Engagement insbesondere auch darauf, einen seriösen russischen Investor zu finden. Darauf zielte auch mein Besuch im September in Moskau ab, wo ich u. a. am Großen Katharina-Ball im Palast Zarizyno teilnahm. Leider hat sich nichts Passendes ergeben. Trotz der politischen Eiszeit habe ich demnächst ein Treffen mit einem Initiator, der tatsächlich bereits mit Putin über das Zerbster Schloss gesprochen hat. Vielleicht ergibt sich daraus ein tolle Perspektive?
    Unabhängig davon setzt der Förderverein seine Aktivitäten fort. Sicherungsarbeiten, auch wenn nur in kleinem Umfang, schützen die historische Bausubstanz und sichern den Fortbestand des Schlosses.
    Seit einer Woche stehen wieder Gerüste am Schloss. Es wird mit der Sicherungsmaßnahme VII nunmehr die zehnte Maßnahme durch uns realisiert. Bearbeitet wird die südliche Rücklage zwischen Mittelrisalit und Pavillon. Die maroden Hohlblocksteindecken von 1954/55 oberhalb des zweiten Obergeschosses werden entfernt und nach Erhöhung der Mauerwerke auf das ursprüngliche Niveau gegen Stahlbetondecken ausgetauscht. Die neu zu errichtenden Hauptgesimse werden dann mit diesen verbunden sein. Außerdem wird ein Übergangsdach mit Entwässerung installiert. Für die finanziell recht aufwändige Maßnahme erhalten wir aus dem Bereich Denkmalpflege des Landes Sachsen-Anhalt unglaubliche 12 T€.

  • Erst mal vielen Dank für eure vorbildliches Engagement. Ich glaube das ist in Deutschland fast einzigartig. Habt ihr nicht die Möglichkeit euch mal an den Bund zu wenden und eine Förderung für national bedeutende Kulturdenkmäler zu bekommen. Das wäre doch vielleicht mal eine Option. Für Potsdam und Berlin ist ja auch immer Geld da und das in Millionenhöhe. Ich denke auch Sachsen Anhalt hätte da mal so eine Förderung verdient.

    APH - am Puls der Zeit

  • Danke „Wissen.de“ für die freundlichen Worte. Für die benannte Sicherungsmaßnahme stehen u. a. auch Bundesmittel und Mittel der Deutschen Stiftung Denkmalschutz zur Verfügung. Allerdings sind es fünfstellige Beträge, keine Millionen. Aber immerhin ist der Förderverein mit seinem Engagement bei diesen Einrichtungen „angekommen“ und wird unterstützt, was auch eine Form der Würdigung ist. Darüber bin ich sehr froh.

  • Habt ihr euch mal an die zuständigen Bundestagsabgeordneten für euren Kreis gewandt? Es geht so viel über solche Art von Lobbyismus. Eigentlich traurig. Aber wenn man das System mal geblickt hat auch eine Chance für die die es zu nutzen wissen.

    APH - am Puls der Zeit

  • Ja, natürlich, habe ich seit Jahren enge Kontakte zum Bundestagsabgeordneten unseres Wahlkreises, sonst hätten wir die Bundesmittel niemals bekommen. Auch die Kontakte zum Landtagsabgeordneten sind in dieser Sache sehr förderlich. Das sind halt die Tatsachen ...

  • Dann macht ihr alles, was geht. Es ist auf der einen Seite toll, dass Berlin und Potsdam so eine starke Lobby haben, weil so eben einzigartige Kulturdenkmäler der preußischen und damit deutschen Geschichte aktuell saniert und in großem Umfang auch rekonstruiert werden. Leider ist dies für andere Regionen nicht immer so gut, was einem dann auf der anderen Seite wieder leid tut.

    Aber ich kann es nur nochmal sagen. Euer Engagement ist fantastisch und was ihr auf die Beine gestellt habt, ist mir in dieser Form in Deutschland bislang nicht bekannt, wie man auch so viel in Eigenleistung selber macht statt auf den großen weißen Ritter zu warten. Dafür habt ihr meinen vollsten Respekt und ich drücke euch die Daumen, dass wenn nicht der weiße Ritter, dann aber zumindest ein Ritterchen irgendwann um die Ecke kommt und euer Projekt in dem Maße unterstützt, wie ihr es verdient :applaus::applaus:

    APH - am Puls der Zeit

  • Was mir irgendwie nicht klar ist, warum die einen fünfstellige Beträge kriegen und andernorts Millionen verbraten werden. So arm ist doch Sachsen-Anhalt nun auch wieder nicht.

  • Natürlich ist im Land Sachsen-Anhalt Geld vorhanden, aber die Mittel des Bereiches Denkmalpflege (Kulturministerium) werden meiner Einschätzung nach vorrangig in die Weltkulturerbestätten und in Objekte im Harz als Touristenregion gesteckt. Bei den Summen, die in diesem Jahr nach Wittenberg flossen, wird einem regelrecht schwindelig. Da haben andere Denkmäler und Initiativen oft das Nachsehen. Aber nach 5 Jahren Ablehnung hat der Förderverein Schloss Zerbst nun doch mal wieder Mittel (siehe oben) bekommen. Aber es sind noch weitere Mittel aus einem anderen Landesministerium angekündigt. Mehr dazu, wenn der Bescheid da ist.

  • Nicht zu vergessen, dass auch viel Geld nach Schloss Hundisburg floss/fließt. Das Schloss und der Park war auch größtenteils eine Ruine und das Land hat einige Anstrengung in die Rekonstruktion gesteckt, unter anderem in die Komplettrekonstruktion einer Barockdecke mitsamt der Malereien. (Erstaunlich, das hier im Forum noch keinen Faden zu diesem Projekt gibt.) Sprich das Land hat also schon ein großes Schloss-Projekt. Trotzdem schade, wenn so bedeutendes Kulturgut wie Schloss Zerbst so stiefmütterlich von den Institutionen behandelt wird. Um so höher ist das Engagement des Vereins zu würdigen. Danke!

  • Mit großer Freude kann ich heute berichten, dass der Förderverein in dieser Woche einen Förderbescheid über 685 T € Bundes- und Landesmittel erhalten hat. Damit wendet sich der Verein der grundhaften Instandsetzung des Nordteils des Schlosses zu, der die größten Schäden aufweist. Nach Beplanung und Ausschreibung werden die Bauarbeiten voraussichtlich ab April an den unteren beiden Etagen des Corps de logis beginnen. Dazu werden Teile der weit außer Lot stehenden, einsturzgefährdeten Nordostecke abgetragen und bis zur Bearbeitungshöhe neu aufgemauert. Außerdem werden die noch vorhandenen historischen Gewölbe aus der Erbauungszeit saniert und ein 1945 zerstörtes Gewölbe ergänzt. Im hohen Kellergeschoss soll perspektivisch die fürstliche Grablege, die sich einst im Westflügel befand, neu etabliert werden. Neben der seit Ende November laufenden Baumaßnahme am Ostflügel ist es ein weiterer großer Schritt.

    Ich wünsche allen Forums-Teilnehmer frohe Weihnachten und ein glückliches Neues Jahr.


    Blick von der Dachebene in den unteren Bereich des Corps de logis

  • Das freut mich extrem für euch und eure Initiative. Das ist sicher ein Meilenstein und eine Quantensprung auch für die zukünftige Entwicklung und sicher das beste Weihnachtsgeschenk was man bekommen kann. Und zugleich eine Anerkennung für eure großartige Arbeit in den zurückliegenden Jahren.

    Weiter so und frohe Weihnachten :D:D

    APH - am Puls der Zeit

  • Die Website des Fördervereins spricht von Stumschäden
    http://www.schloss-zerbst-ev.de/html/neuigkeiten.htm

    Zitat von Website Förderverein

    7. Februar 2018

    Das Sturmtief zerstörte nicht nur das
    Baustellenschild, sondern brachte auch einen Mauerabschnitt im Corps de
    logis oberhalb des zweiten Obergeschosses zum Einsturz. Das historische
    Gewölbe oberhalb des Kellers aus dem späten 17. Jahrhundert hielt den
    Steinmassen nicht stand und stürzte partiell ein.

  • Das nunmehr stark geschädigte, partiell durchbrochene Gewölbe befindet sich in der Nordostecke oberhalb des Kellergeschosses. In diesem Raum sollen perspektivisch die Renaissancesärge des Anhalt-Zerbster Fürstenhauses zur Aufstellung kommen. Dieser Bereich wird vom Architekten, vom Statiker und vom Prüfstatiker ohnehin derzeit bearbeitet, da er im Rahmen der Sicherungsmaßnahme VI/1 voraussichtlich ab Ende Mai dieses Jahres saniert werden soll. Siehe dazu mein Beitrag hier vom 23.12.2017.
    Momentan ist noch unklar, wie das völlig durchnässte, seit Jahrzehnten im Nordwestbereich nicht mehr mit der Wand verbundene Gewölbe mit einem überschaubaren Finanzaufwand erhalten werden kann. Der gesamte Bereich ist in der Bearbeitung äußerst problematisch. Aber erste Strategien liegen schon vor, der Erhalt des Gewölbes ist eine zusätzliche Herausforderung.

  • Seit Juli 2018 führt der Förderverein die nunmehr elfte Sicherungsmaßnahme am Zerbster Schloss aus. Im Fokus steht das Corps de logis, der älteste Teil des Barockschlosses. Vom 1681 bis 1696 errichteten Hauptflügel existiert nur noch ein Fünftel, die anderen Teile dieses Traktes wurden 1948-52 gesprengt. Geschichtlich ist dieser Schlossbereich aber von großem Interesse, verbrachte doch die spätere russische Zarin Katharina II. einen Teil ihrer Jugend im zweiten Obergeschoss des noch existenten Corps de logis.

    Innerhalb des ersten Bauabschnittes der Sicherungsmaßnahme VI wird desolates, akut absturzgefährdetes Mauerwerk abgetragen. Anschließend werden Fehlstellen wiederhergestellt. Außerdem wird in der Kelleretage das historische Deckengewölbe im nordöstlichen Eckraum saniert. Im angrenzenden Nordraum erfolgt die Rekonstruktion der völlig fehlenden Gewölbedecke. Oberhalb des Erdgeschosses werden Stahlbetondecken eingezogen, um dem Corps de logis wieder den nötigen statischen Halt zurückzugeben. Die Innenräume erhalten Putz sowie Türen, Fenstern und Beleuchtung.

    Auf Initiative des Vorsitzenden des Fördervereins Schloss Zerbst e. V. und durch Beschluss des Zerbster Stadtrates wird angestrebt, die fürstliche Grablege, die sich seit 1948 provisorisch in der St. Bartholomäikirche befindet, wieder im Schloss zu etablieren. Es handelt sich dabei um 17 künstlerisch und kunsthistorisch sehr wertvolle Särge. Durch das Vorhandensein der Särge der Eltern der russischen Zarin Katharina II. – Fürst Christian August von Anhalt-Zerbst und Fürstin Johanna Elisabeth – hat die Grablege eine außerordentlich hohe Bedeutung. Es ist perspektivisch geplant, die Särge in zwei Gewölben im Souterrain des Corps de logis aufzustellen.


    Von Schutt und Bäumen befreites Corps de logis, dahinter Baukran für die aktuellen Arbeiten.

  • Im mittleren Nordraum des Corps de logis fehlt seit 1945 durch einen Sprengbombeneinschlag das Gewölbe über dem Kellergeschoss. Nach der Herstellung der hölzernen Schalung wird dieses große Gewölbe nun originalgetreu rekonstruiert. Der Raum wird später Bestandteil der fürstlichen Grablege sein. Das Aussehen der drei dafür vorgesehen Kellergewölbe sollen den Grufträumen, die einst im Westflügel lagen und nicht mehr existieren, so nahe wie möglich kommen. Parallel werden die schmiedeeisernen Gitter saniert bzw. ergänzt und Fenster nach historischem Vorbild gebaut.