Lieber bewahren, statt ständig neu bauen

  • Aus der im Handelsblatt zitierten Studie: "Sie empfehlen, Infrastruktur künftig über den gesamten Lebenszyklus zu betrachten und so rechtzeitig in die Erneuerung zu investieren. Dann würden etwa Sperrungen von Brücken nicht mehr nötig sein."

    In der Tat ein ebenso frappierender, wie schlichter und wirklich naheliegender Gedanke.

    Auf inspirativer Ebene ist ja dies genau das Versprechen derjenigen Bauwerke, mit denen sich dieses Forum und auch Stadtbild Deutschland beschäftigt, bloß eben auf technischer Ebene.

    Kurzatmigkeit und eine kurzsichtige Betrachtung hat sich noch nie wirklich ausgezahlt und dass etwas nur deshalb halten soll, weil ein Politbüro oder Zentralkomittee das so beschlossen hat, ist ja mit ein Grund des Niedergangs des Staatssozialismus, ohne freilich auf ihn beschränkt zu sein.

  • In diesen Tenor schlägt auch der folgende Artikel aus der NZZ:

    Moral und Architektur: Was Bauen mit Ethik zu tun hat

    Wobei der Artikel immerhin ein geringerer Aufreger ist, als es der einleitende Abschnitt vermuten ließe:


    Zitat

    Kürzlich zeigte ich einem Kollegen ein Projekt für ein Etagenwohnhaus an einer städtischen Strasse. Ungläubig fragte er mich, ob es mein Ernst sei, zwei Erker in der Fassade vorzuschlagen. Als ich zu erklären versuchte, dass davon nicht nur die Wohnungen profitieren würden, sondern auch das Strassenbild, schnitt er mir empört das Wort ab und dekretierte, jede nicht zwingend notwendige Ausweitung der Aussenhülle eines Hauses sei Energieverschwendung. Meine Architektur sei, das müsse er leider in aller Deutlichkeit sagen, unverantwortlich, ja unmoralisch.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Das ist in der Tat eine gute Idee. Diese schmucken kleinen Häuser werden leider viel zu leichtfertig abgerissen. Die Idee eines (modernen oder klassisch gestalteten) Anbaus finde ich super. Dort kann man dann auch großzügige Bäder, eine Loggia im Giebel oder einen Aufzug für die barrierefreie Erschließung einbauen. Bei Fachwerkhäusern würde dies m.E. ebenso gut funktionieren.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)