München – Schloss Nymphenburg

  • Was ist denn das wieder für ein grauenhafter Unfug? Die Häuser welche abgerissen werden sollen, sind weit über 100 Jahre alt, und machen auch mit den Charme dieser nördlichen Gasse aus.
    Wie so in aller Welt kann man nicht den Altbaubestand als Erweiterung für das Museum dahernehmen?

  • Meine Güte... die paar Tage bis zum ersten April kann man ja noch wohl abwarten.

    Als ob dort ein Neubau hinkommen würde... die jetzigen Gebäude sind nicht nur Bestandteil des Schlossensembles sondern finden auf der gegenüberliegenden Seite in den Räumlichkeiten der Schlosswirtschaft Schwaige ihren Symmetriepartner. Das würde im Leben nicht abgerissen werden dürfen - wofür haben wir denn einen Denkmalschutz.

    Naja, so ganz glaube ich an den Denkmalschutz nicht mehr... aber wenn der Abriss durchkommt, dann gute Nacht München :(

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Der schmucklose Anbau am Schloss Nymphenburg, in dem das Institut für Mikrobiologie residierte, soll durch einen Neubau ersetzt werden.(...)


    Der Anbau mag schmucklos sein. Aber immerhin hat er Fenster. Sogar mit Sprossen. Lediglich die Farbe passt nicht zum Schloss. Doch das könnte man schnell ändern.

    Der geplante Neubau ist der absolute Fremdkörper und erst so richtig schmucklos. Ich frage mich auch, wofür das Schloss einen Bunker benötigt. Dieser Dreck muss unbedingt verhindert werden.

  • Was sagt eigentlich das BlfD dazu? Oder war man gar in Jury gesessen und hat dieses Monstrum mit durchgewunken? Wundern würde es mich nicht, es wird ja mittlerweile alles mögliche aus der Nachkriegszeit für schützenswert gehalten, nur (Nachkriegs-)Bauten, die sich perfekt einfügen in die historische Situation, die sind anscheinend wertlos.
    Und das in Bayern in Sachen Denkmalschutz nichts mehr heilig ist, auch kein Schlossensemble Nymphenburg, wissen wir ja nicht erst seit gestern. Aber im Rest der (West-)Republik schaut es ja leider nicht anders aus (siehe z.B. Schloss Gottorf in SH)

  • Vorgestern wurden im Hubertussaal des Schlosses Nymphenburg die Pläne für das neue Museum BIOTOPIA durch Staab Architekten vorgestellt. Diese hatten den Wettbewerb gewonnen.

    Die Presse reagierte überwiegend positiv, was nicht anders zu erwarten war.

    http://www.sueddeutsche.de/muenchen/archi…-zeit-1.3673034

    https://www.tz.de/muenchen/stadt…in-8697215.html

    http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.im-schl…5a5d6909a0.html

    Die Reaktionen des Publikums waren dagegen überwiegend ablehnend.

    Wir haben als Ortsgruppe München von Stadtbild Deutschland eine sehr kritische Presseerklärung abgegeben. Leider ist es mir noch nicht gelungen, diese hochzuladen. Ich bleibe dran.

  • Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Modernisten vorhaben, die wunderbare, ausgewogene Formensprache der Schlossanlage zu stören. Sie wollen sich an dem Schloss-Ensemble vergreifen und ihm ihren Stempel aufdrücken.

  • Der neue Entwurf scheint ein bissl weniger schlimm zu sein, aber trotzdem ist es absolut unverständlich, warum das Museum und der Architekt ausgerechnet an diesem Standort einen modernen "Bruch" herbeiführen wollen... ein Grundproblem (unter vielen...) der modernen Architektur scheint zu sein, dass jeder unbedingt individuell herausstechen und sich auf keinen Fall dem Bestand unterordnen will! Lauter Profilierungsneurotiker!

    Da die Aussichten auf eine Verhinderung dieses Bauvorhabens wahrscheinlich äußerst gering sind, kann man nur hoffen, dass man den Neubau vom Ehrenhof des Schlosses möglichst wenig sehen wird.

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Vielleicht bestrht die Möglichkeit, diesen zum Schlossensemble nicht passenden Neubau durch eine davor zu pflanzende Allee zumindest teilweise zu verdecken. Zwar würden dagegen die Architekten vermutlich Sturm laufen, aber Bäume erzeugen nun eben Sauerstoff, binden Staub und Allleen spenden in der Sommerhitze wohltuenden Schatten. Gewichtige Argumente in einer Großstadt. Außerdem gehören Alleen zu Barockschlössern und in deren Umfeld. Alleen könnten überdies den Schaden Schaden und die negative Beeinträchtigung , den der Neubau dem Barockschloss optisch zufügt, zumindest mildern. Man müsste das von seiten der bayerischen Staatlichen Schlösser und Gärten nur geschickt einfädeln und prominente Mitstreiter finden und dafür gewinnen.

  • Ich kann überhaupt nicht im geringsten nachvollziehen, wie man sich überhaupt erfrechen und erdreisten kann, einfach einen ganzen Schlossflügel abzureißen! Sicher, es ist nur ein Wirtschaftsflügel (Drei Flügel sind es um genau zu sein!) und kunsthistorisch für sich sicher nicht bedeutend; aber er ist doch schließlich ein Teil des Schlosses, mit ihm baulich verbunden, ein Teil der Symmetrieeinheit usw. usf. Steht der betreffende Teil denn gar nicht unter Denkmalschutz? Oder ist das ein 50er- Jahre Anbau im Heimatschutzstil?
    So etwas ist schlichtweg empörend und etwas erinnert mich es daran, dass man im Laufe der Geschichte schon mehrfach die beiden seitlichen Wachhäuser des Brandenburger Tores abtragen wollte. Dies hier ist zwar etwas weniger gravierend aber kaum weniger hirnrissig. Einfach nur empörend!

    Einmal editiert, zuletzt von Kaoru (20. September 2017 um 21:09)

  • Oder ist das ein 50er- Jahre Anbau im Heimatschutzstil?

    60er-Jahre Anbau ohne Denkmalschutz. Noch ist nicht klar was den Bau ersetzen soll, aber der erste Entwurf war einfach nur Horror. Und das was jetzt kommen mag, soll laut Vorgaben klar als Modern zu erkennen sein. Das lässt auf nichts Gutes hoffen. Hoffentlich werden die Anwohner und örtlichen Initiativen ordentlich Druck aufbauen.

    98% of everything that is built and designed today is pure shit. There's no sense of design, no respect for humanity or for anything else. Frank Gehry

  • Zwei Aufnahmen vom März diesen Jahres.


    Das nördliche Geviert und der daran anschließende, niedrigere Anbau aus der Nachkriegszeit vom Schlossrondell aus.

    Egal, was nach dem Abriss dieses Anbaues in den nächsten Jahren dort kommt, es wird ganz sicher ein massiver Eingriff in das Ensemble Schlossrondell und eine massive Beeinträchtigung der Gesamtansicht des Schlosses sein. Dann ist nach der Maxburg, dem Alten Hof, dem Marstallplatz östlich der Residenz auch das Ensemble Schloss Nymphenburg zeitgemäß verschandelt und entstellt (Brüche sind einfach nur krank und gehören in Krankenhäusern geheilt...) .

    Im Buch „Bayerische Baudenkmäler im zweiten Weltkrieg“ steht, dass die Chorfrauenkirche (der Kongregation Notre Dame) 1943 durch eine Luftmine total zerstört und die Baulücke 1965/66 in historischer Form (?) geschlossen wurde. Diese Kirche lag demnach im östlichen Flügel des nördlichen Gevierts, an den Eckbau anschließend; existiert aber doch nicht mehr?? Auch nach dem Wikipedia-Artikel zum Schloss oder dem offiziellen Schlossführer werde ich da nicht wirklich schlauer...


    Eine mehr oder weniger aktuelle Luftaufnahme der Schlossanlage:
    http://schloss-nymphenburg.de/bilder/schloss…phenburg700.jpg

    Blickrichtung West. Hier sieht man rechts das nördliche Geviert um einen Innenhof (darin die Schloss- und Gartenverwaltung, das Museum Mensch und Natur sowie das Johannisbrunnhaus; davon steht der Süd- und Ostflügel sowie der östliche Nordflügel unter Denkmalschutz). Nördlich, also im Luftbild ganz rechts am Rand, der West-, Nord- und Ostflügel des Anbaus aus der Nachkriegszeit.


    Zwei ältere Ansichtskarten (von wann?), auf denen vom nördlichen Geviert der südliche und östliche Flügel vorhanden sind (von wann stammt dann der West- und Nordflügel eigentlich??) und daran anschließend nach Norden zur Maria-Ward-Straße hin ein niedrigerer Bau (ein Rest vom einstigen Kapuzinerkloster??). Irgendwie ist mir noch einiges unklar und es gäbe noch ein paar Dinge zum Nachforschen...

    http://www.ansichtskarten-center.de/webshop/shop/P…095579_gr_1.jpg

    http://www.ansichtskarten-center.de/webshop/shop/P…085121_gr_1.jpg


    So richtig geschlossen und homogen war die Schlossanlage offenbar erst in den 1990er Jahren nach den Ergänzungen im Nordgeviert und den Anbauten nördlich sowie durch einen Lückenschluss im Südgeviert nach Westen zu (dieser erfolgte 1986-89 in historischen Formen!! So wie sich das eben bei einer solchen Schlossanlage auch gehört...).

    Der westliche Flügel des südlichen Gevierts, vom Park aus gesehen (wohl gemerkt von 1986-89! War über 3 Jahrhunderte zum Park hin offenbar offen...):

    2 Mal editiert, zuletzt von Markus (22. September 2017 um 19:18)