Hallo zusammen,
leider kommt man nicht drumherum, die derzeitigen Bautendenzen in Dresden als Tiefpunkt der Stadtgestaltung und Verschandelung Dresdens zu bezeichnen. Dies bezieht sich auf die einfallslose Allerweltsklötzchen, die in den letzten Jahren überall in Dresden gebaut werden, die sich weder an ihre Umgebung anpassen, noch dem Straßenraum aufwerten. Als besonderes Beispiel sei dieses Gebäude genannt.
Im Grunde kann sich Dresden solche Bauten nicht leisten, da es gerade die historischen und rekonstruierten Bauten sind, die den Nachkriegserfolg Dresdens ausmachen. Gerade das historisierende Stadtumfeld (ich nenne es mal nicht historisch, da es aus Neubauten gibt, die sich harmonisch ins Straßenbild einfügen und diesen deutlich lebenswerter machen) ist es, weswegen immer mehr Touristen die Stadt besuchen und immer mehr Leute nach Dresden ziehen. Ein harmonisches Straßenbild und interessante Gebäude sind das Kapital von Dresden, und dieses darf nicht leichtfertig durch den Willen einiger weniger durch minimalistische Klötzchenarchitektur für immer verschenkt werden.
Daher wird es Zeit, dass wir hier im Forum uns nicht resigniert über die Zerstörung der einzigartigen Harmonie der Dresdener Straßenzüge durch einfallslose Gebäude ärgern, sondern aktiv daran gehen, Veränderungen durchzuführen. Daß dies gelingen kann, sieht man gut an der GHND.
Als Beginn würde ich hier gerne eine Diskussion anstoßen, wie und mit welchen Mitteln wir die zukünftige Gestaltung (Fassaden, Straßenräume, Straßenbelag,...) dahingehend beeinflussen können, dass die Bauvorhaben höherwertiger gestaltet werden, und die Chance nutzen, die entsprechenden Straßenräume aufzuwerten.
Als ersten Vorschlag würde ich mal meinen Gedanken bringen:
Das Problem derzeit ist, dass einige wenige, die aus der Gestaltungskommission / SPA ihre Meinung einer guten Architektur durchdrücken, die aber geführt, den wenigsten Dresdener Bürgern zusagt. Eine Beteiligung des Bürgers findet nur beim gesetzlich verpflichtendem Auslegen der Planungsunterlagen und bei Einwohnerversammlungen (die sich die Bürger durch Petitionen jedes mal erkämpfen müssen).
Daher halte ich das Etablieren einer frühen Bürgerbeteiligung in die städtischen Planungsprozesse für erkämpfenswert.
Diese soll umfassen:
- Beim Ermitteln der Anforderungen sollen die unmittelbar anwohnenden Bürger mit einbezogen werden und ein hohes Gewicht bekommen, da es gerade die Anwohner sind, die die modernisierte Straße oder das neue Gebäude täglich "erleben" dürfen.
- Wenn ein Architekturwettbewerb für Bauten an belebten Straßenzügen oder Plätzen ausgeschrieben wird, muss mindestens ein historisierender und ein moderner Entwurf (um auch durchdachten modernen Entwürfen eine Chance zu geben) zur Auswahl stehen.
- Bei der Wahl eines Entwurfes aus einem Architekturwettbewerb soll der Bürger einbezogen werden und die Summe der Stimmen muss die Gestaltungskommission und das SPA überstimmen können. Eine Wahl könnte jeweils in den Medien bekannt gegeben werden und die Einwohner Dresdens könnten nach Lust und Bedarf z.B. im Rathaus abstimmen.
- Damit die Bürger eine fundiertere Entscheidungsbasis haben, soll bei jedem Entwurf beschrieben sein, welche Anforderungen das Gebäude erfüllen muss, wie er sich in die Umgebung einfügt (inkl. Rendering mit dem Gebäude + detailliert gerenderten Straßenzug) und wie sich das Gebäude aus Sicht des Architekten auf das Lebensgefühl im Straßenzug auswirkt. (Dies sind jetzt erstmal einige Punkte, die sich beliebig erweitern und verfeinern lassen.)
- Es sollte auf der städtischen Internetseite eine Seite erstellt werden, wo alle geplante Bauvorhaben vorgestellt werden und die Abstimmungstermine und dann Ergebnisse dazu geschrieben werden, um die Planungs- und Ausführungsschritte möglichst transparent zu gestalten.
Durch die Bürgerbeteiligung besteht meinerseits die Hoffnung, dass sich die Dresdener mehr in die Gestaltung der Stadt einbringen und dadurch eine höherwertigere und lebenswertere Umgebung schaffen. Vielleicht lässt sich mit Hilfe der Bürgerstimmen aus Dresden ein Umdenken in der modernen Architektur zu mehr interessanten Fassaden bewirken. Eventuell sogar zu mehr Historismus bei modernen Bauten.
Eine Veränderung in städtischen Planungsprozessen ließe sich vielleicht bewirken, wenn die Bürger zusammen mit Dresdener Vereinen wie GHND und StadtbilDD durch Petitionen und Bürgerbegehren auf die Politiker einwirken. Vielleicht ließe sich schon durch die anstehenden Kommunalwahlen etwas mehr Bürgerbeteiligung in die Stadtverwaltung bringen.
Schöne Grüße
Newa