Themar (Galerie)

  • Themar ist eine kleine Stadt mit knapp 3000 Einwohnern, die im Süden Thüringens an der Werra zwischen Meiningen und Hildburghausen liegt.

    Den Anfang mache ich mit dem am Ende des 19. Jahrhunderts um die Altstadt entstandenen kleinen Gründerzeitviertel. Zu beiden Seiten der Leninstraße, der B89 von Meiningen in Richtung Sonneberg, stehen einige schöne Häuser mit dem für Südthüringen typischen historistischen Zierfachwerk.


    Leninstraße Ecke Georgstraße


    Turnerstraße 1

  • Die bis auf einige Lücken im Nordosten und die drei Mitte des 19. Jh. abgebrochenen Stadttore ist die Stadtmauer mit ihren Türmen sehr gut erhalten. Der Bau der Mauer wurde erst 1457 begonnen und zog sich bis ins 17. Jh. hin. Vorher gab es nur einen Graben und Palisaden.

    Hexenturm


    Westlicher Eckturm


    Stadtmauer an der Leninstraße


    Ein ehemals als Trafostation benutzter Stadtturm.


    Quelle: Wikimedia Commons, Urheber: Michael Sander


    Blick von Nordosten über die Werra zur Stadtkirche.


    Und von der anderen Seite.

  • Tolle Bilder, aber "Leninstraße"? Traurig, dass es sowas noch gibt. Laut Google mündet Ortsaus- bzw. eingang auch noch die Ernst-Thälmann-Straße ein. Offensichtlich ist die Wende in dieser Beziehung an Themar vorbeigegangen.

  • Aber diese Straßennamen gibt es doch noch massenhaft, insbesondere in Kleinstädten und auf dem Land. Die Hauptstraße in Neustadt an der Orla heißt z. B. auch Ernst-Thälmann-Straße. Nicht selten hat man den Eindruck, dass Umbenennungen nach der Wende eher die Ausnahme waren und die Namen zumeist beibehalten wurden. Für uns Wessis ist das schon irritierend.

    An Michael geht mein Dank für die Bilder von Themar, einer Stadt, von der ich nur den Turm am östlichsten Punkt der Altstadt, an der Leninstraße, in Erinnerung habe, die ich aber bis dato nie "von innen" gesehen habe.

  • Irritierend finde ich das gleichfalls. Wobei mein Eindruck ist, dass "Leninstraße"n dann doch verhältnismäßig weniger anzutreffen sind als bspw. "Ernst-Thälmann-Straße"n (dummerweise hatte der Mensch keinen Doktortitel, dass er da noch hätte genannt werden können), und "Dr. Wilhelm-Külz-Straße"n. Bemerkenswert auch, dass die Beibehaltung der Straßennamen vorheriger Nomenklatura bzw. einschlägiger Parteigänger offenbar quer zum bekannten klassischen Parteischema liegt, wer sich denn die politische Konstellation in Themar, und nicht nur dort, anschaut.

  • Wilhelm Külz, Ernst Thälmann, Ernst Grube, Ernst Toller, Erich Mühsam, Kurt Eisner - einiges trifft man in der Tat sehr häufig an. Häufig habe ich damit kein Problem zu mal es sich in den DDR Wohnanlagen häuft. Allerdings gehen die Straßen wie hier in Themar durch die Innenstadt, dürften also historisch wichtige Bezeichnungen ersetzt haben. Bei Massenmördern wie Lenin oder Akteuren der SED Diktatur hört der Spaß ebenfalls auf. Da die Linke eigentlich nirgends blockadefähige Mehrheiten besitzt, kann ich mir das Beharren auf diesen Bezeichnungen nur durch Bequemlichkeit seitens der Anwohner erklären. SPON hat dazu vor einigen Jahren mal etwas geschrieben http://www.spiegel.de/politik/deutsc…t-a-440393.html

    Zudem entschuldige ich mich bei Michael für die Verwässerung seiner Galerie. Eventuell kann man das ja in einen geeigneteren Strang verschieben.

  • Besten Dank, Michael. Themar kannte ich bisher noch nicht mal vom Namen her. Und deine bisherigen Bildern scheinen einen kleinen ansehnlichen und gut sanierten Ort zu versprechen. Ich warte auf deine Fortsetzung ... :)

  • Solange keine historischen Bezeichnungen verdrängt wurden stören mich diese Namen nicht. Im Fall der Ernst-Thälmann-Straße war der frühere Name Obere Stadt, ansonsten wurden in Themar anscheinend keine alten Bezeichnungen geändert. Die Leninstraße wurde erst Ende des 19. Jh. angelegt und hieß wahrscheinlich Kaiser-Wilhelm-Straße oder ähnlich.

    Jetzt aber weiter mit der Galerie. Vom Oberen Tor geht es in die Ernst-Thälmann-Straße.


    Ernst-Thälmann-Straße 51 aus dem 17. Jh.


    Die meisten Gebäude sind einfache verputzte Fachwerkhäuser.


    Ernst-Thälmann-Str. 10. an der Ecke zum Kirchplatz aus dem 16. Jh. mit erst vor kurzem freigelegten und recht interessanten Fachwerk.

  • "... kann ich mir das Beharren auf diesen Bezeichnungen nur durch Bequemlichkeit seitens der Anwohner erklären"

    das meinte ich.

    @ Saxonia,

    denn so ist eben auch erklärlich, weshalb in Themar und in anderen Orten trotz langjähriger absoluter CDU-Herrschaft die Leninstraße und andere Straßennamen voller Selbstverständlichkeit überdauern. Offenbares Motto nach 40 Jahre verheißenem Fortschritt: Lieber trotz allem den Lenin als - vermeintlich und behauptet rückwärtsgewandt - einen Wilhelm oder Friedrich auf der Straße.

    Vielleicht wäre es gut, mit übergroßem Persönlichkeitskult insgesamt aufzuhören und zumindest bedeutende Straßen innerorts geographisch oder zumindest mit ÖRTLICHEN Persönlichkeiten zu benennen, die spezifisch aus einem Ort heraus gewirkt haben, anstatt ideologisch in ihn hineinzuwirken.

    Dem Dank der anderen für die Bilder schließe ich mich selbstverständlich an.

  • Die Leninstraße wurde erst Ende des 19. Jh. angelegt und hieß wahrscheinlich Kaiser-Wilhelm-Straße oder ähnlich.


    Über diese Ansichtskarte bin ich auf den Name "Bernhardstraße" gestoßen. Bei der gezeigten Villa müsste es sich um das Gebäude nördlich der Einmündung von Schul- und Georg-Kempt-Straße handeln. Möglicherweise hast du die Villa auch abgelichtet.

    Insgesamt bin ich über den guten Eindruck der meisten Thüringer Kleinstädte überrascht. Es scheint als hätten diese kaum industrialisierten Gegenden deutlich weniger unter den Wanderungsbewegungen der letzten Jahre gelitten. Zudem ist die Umgebung deutlicher weniger zersiedelt als dies weiter östlich der Fall ist.

  • ... diese kaum industrialisierten Gegenden ...
    ... ist die Umgebung deutlicher weniger zersiedelt als dies weiter östlich der Fall ist.


    Was meinst Du, warum ich Thüringen erheblich (!) lieber mag als Sachsen? Genau das ist der Grund dafür.

  • Danke für die Nachforschungen Saxonia, ein Bild habe ich nicht aber es müsste die von dir vermutete Villa sein.

    Um den Kirchplatz stehen einige schöne Häuser.


    Das Pfarrhaus von 1681.


    In diesem Haus wohnte von 1667 bis 1684 Georg Christoph Bach Kantor und Organist in Themar, ein Onkel von Johann Sebastian Bach.

  • Das ehemalige Amtshaus Schuhmarkt 6 aus dem Jahr 1665 ist eines der prächtigsten Fachwerkhäuser in Südthüringen, die große Gaube ist eine Zutat des 19. Jahrhunderts. Heute als Touristinformation und Heimatmuseum genutzt.


    Römhilder Straße 2 in der Vorstadt auf der anderen Seite der Werra

  • Zum Abschluss der Marktplatz.


    Das ursprüngliche Rathaus wurde 1634 bei der Brandschatzung der Kroaten zerstört. 1710 wurde der heutige Bau errichtet, der Anfang des 19. Jh. sein heutiges Aussehen erhielt.

  • Der Marktplatz macht wirklich einen guten Eindruck! Sehr gemütlich.

    Auf Anhieb hat mich das Rathaus an dasjenige von Schleusingen erinnert. Dabei sieht das dortige doch irgendwie anders aus. Oder erinnert's mich an ein anderes Haus am Schleusinger Markt? Vielleicht ist es auch einfach nur die Ähnlichkeit aufgrund der Nähe. Auch im nördlichen Unterfranken, etwa in Mellrichstadt oder Bad Neustadt an der Saale, sieht man Häuser, die diesen hier auf dem Marktplatz ähnlich sind.

  • Vielen Dank, Michael. Der Eindruck deiner ersten Bilder hatte nicht getäuscht. Sehr angenehm und gut saniert erscheinendes Städtchen. Noch ein paar Sprossenfenster mehr für ein paar Häuser des Marktplatzes und sein Anblick ist rundum gut. Mich wundert, dass ich vorher noch nichts von Themar gehört hatte.

  • "... kann ich mir das Beharren auf diesen Bezeichnungen nur durch Bequemlichkeit seitens der Anwohner erklären"

    das meinte ich.

    @ Saxonia,

    denn so ist eben auch erklärlich, weshalb in Themar und in anderen Orten trotz langjähriger absoluter CDU-Herrschaft die Leninstraße und andere Straßennamen voller Selbstverständlichkeit überdauern.

    Ob sie auch so "bequem" waren, irgendwo einen "Hermann-Göring-Weg" zu belassen? Und zur CDU? Woher kommt denn deren Personal? Gab es da nicht mal irgendeine Blockflötenpartei selbigen Namens?... floet:)

    Ansonsten aber waren die Bewohner des Örtchens immerhin nicht zu bequem, ihre Häuser zu renovieren. Somit macht das Örtchen einen insgesamt guten Eindruck. Danke für die Bilder.