• Zitat

    (...) Allerdings finde ich Neußers Aussage man müsse diesen blöden Krieg doch
    bald mal vergessen, sehr unglücklich formuliert, recht unreflektiert und
    er kann ziemlich übel missvertstanden werden. (...)

    Man kann jemanden auch mit Absicht falsch verstehen. :wink:
    Daß der letzte Weltkrieg in Deutschland jemals vergessen würde, ist völlig ausgeschlossen. Schließlich wird man doch bei jeder Gelegenheit daran erinnert und bekommt ein schlechtes Gewissen eingeredet. Natürlich war meine Aussage rein auf das Ausbremsen städtebaulicher Aufwertung/Reparaturen bezogen.


    Zitat

    (...) Aber welcher architektur/kunsthistorisch uninteressierte
    Ottonormalbürger/konsument viele denn ganz ehrlich mal auf, dass dem
    Domhotel ein vernünftiges Dach fehlt? Die meisten wissen doch
    nochnichtmal, wie es vorher ausgesehen haben mag....

    Das ist absolut korrekt. Habe ich im Falle des Domhotels sogar schon genau so erlebt. Da wurde über die ach so schöne Fassade geschwärmt. Als dann der Schwärmenden ein Photo des Vorkriegszustandes gezeigt wurde, sah man nur noch großes Entsetzen.

  • Neusser und Kaoru: wenn ich Deutsche Grosstädte wie Köln, Wiesbaden, Berlin, Freiburg oder Aachen besuche schaue ich immer nach die fehlende Steildächer an Vorkriegsbauten oder Dächer die nicht gerade komplett aussehen und dann denke ich immer: warum werden diese für das Auge so wichtige Merkmale an Häusern nicht im Alten Zustand versetzt? Dann bekommen Strassen mit meist schlichten Neubauten sogar wieder mehr Reiz durch diese mehr imposante Bauten.

    Machen Sie einfach Zeignungen von Häuser ohne oder mit ein Steil-, Walm- oder Mansarde Dach und der Unterschied in der Gestallt ist enorm!!!! Wenn dann auch Fassaden etwas besser gestaltet werden können (mit Risaliten), sogar Ornamenten usw entstehen ganz faszinierende Gebäude.

    Ja verstehe die Argumenten Neussers all zu gut. Aber Kaoru hat auch recht dass die meiste Bürger hier keinen Wert auf legen und nur gerichtet sein auf Einkaufen. Ich und viele Holländer aber bummeln am liebsten in Städte mit Gassen, Passagen und richtigen Altstadt-flair. Wenn wir von Parkplatz zu den Innenstadt laufen, macht es viel freude um entlang Graben mit aussicht auf Altstadthäuser zu bummeln wie z.B. in Utrecht, Amersfoort oder Leiden.

    Wer die Wert der "richtige" Dächer nicht zu schätzen weiss, versteht nichts von Städtebau und die Funktion der Architektur auf die Psyche der Menschen. Leiziger Platz mit "richtige" Dächer sieht ganz anders aus als ohne Dächer wie heute der Fall ist.
    Also finde ich es extrem wichtig dass das Domhotel sein ursprüngliches entworfenes Dach wieder erhält aber auch die Berliner Dom den fehlende 5 Laternen, die Lukas- und Parochial Kirchen ihren ursprünglichen Türme,genau wie die Türmen und Türmchen an Berliner, Magdeburger und leipziger Gerichtsgebäuden!! Dann werde ich am liebsten in Berlin noch einige Kuppel an historische Eckbauten wieder rekonstruiert sehen!!

    Das diese alle fehlende Dächer, Kuppel und Spitzen ein Mahnmal für den verloren Krieg darstellen müssen, hälte ich für quatsch und Falsch. Der Krieg ist schon längst vorbei. D. hat über 7 millionen Menschen verloren, viel Gebiet an Polen (auch das nicht verabredete Stettin) und die fast völlige Vernichtung von 60 Gross und Kleinstädte. Die Allierten haben auch Verbrechen an der Menschheit verübt (wie die schreckliche Bombardements auf Dresden, Swinemünde, Kieler Bucht, Berlin, Magdeburg, Würzburg usw) oder völlige Vernichtung ganzer Städte durch Bodenkampf und massenhafte Vergewaltigung wie in Ostpreussen, Berlin, Breslau.
    Ein bisschen Heilung der Wunden finde ich das Mindestens und die Sieger von Einst benehmen sich wie D. damals genau so grausam in Vietnam, Irak, Afganistan und die Kaukasus.
    D. war also in der grossen Geschichte kein Ausnahme. Spanien, Frankreich und Engeland (Britannien) haben da vor schon ganz schlimm benommen.

    Zum Schluss verstehe ich gar nichts von Denkmal Schutz, die Platten in Potsdam schützt und z.B. der Abbruch manche geschütze Bauten wie Haus Trarbach in Berlin nicht einmal verhindern konnte.

    Was das alles kostet: Frauen Kirche in Dresden: 300 Mi. Schloss in Berlin: 400 Mi. KWGK: 200 Mi (geschätzt)
    Kirchturm Spitze: 1 Mi, Gründerzeit Palast wie in Dresden: 5-10 Mi, Gründerzeit Wohnhaus (5 stockwerke) am Viktoria Louise Platz mit Eckturm und Spitze: 10 Mi., Berliner oder Magdeburger Mietshaus mehr einfacher Art: 3-4 Mi. Berliner (klassisches) Palais: 50 Mi, Kirche wie Petri Kirche in Berlin oder Sophien Kirche in Dresden, Ullrich Kirche in Magdeburg: 50-100 Mi, Opern Gebäude wie in Köln: 250 Mi, Karstadt in Berlin: 150 Mi, Börse Berlin: 100 Mi.

    Berliner Innenstadt von vor 1945: 100 x 10 Mi = 1 Milliarde Euro, Kölner Ring: 100 x 10 Mi + 500 x 5 Mi = 3,5 Milliard Euro.
    Wiederaufbau Magdeburg: 10.000 x 5 Mi = 50 Milliard Euro, Wiederaufbau Dresden Gr. Zeit Gürtel: 20.000 x 10 Mi = 200 Milliard Euro

    So mit noch einmal 1000 Milliard Euro kann man doch Einiges wieder Staunen!!! Genau dieser Betrag hat D. schon einmal an der Sowjet Union bezahlt und noch einmal für die Wiederaufbau Ost.D gebraucht nach 1989. :opa:

  • Das 4711 Haus steht ja auch am Offenbachplatz und ist dort der einzige Lichtblick. Ich bleibe bei meiner Meinung zum Gebäude des Museums. Inwiefern fügt sich das denn sehr gut ein? Es hat ganz einfach den Charakter einer Montagehalle. Soweit ich weiß, darf auch der Heinrich Böll Platz nicht betreten werden, wenn die Philharmoniker im darunter liegenden Konzertsaal spielen. Die Schwingungen der Fußgänger wären im Saal zu vernehmen.

    Einmal editiert, zuletzt von Saxonia (1. Januar 2014 um 18:41)

  • Du solltest in die Politik gehen, wenn du da noch nicht bist. Es ist eine seltene Fähigkeit, wirklich jeden Mißstand schönreden zu können.

  • Die "Probleme" bei der Philharmonie habe ich kürzlich im Fernsehen gesehen. Da ich mitten in den Beitrag reingeschaltet hatte, dachte ich erst, das wäre versteckte Kamera, wie einige Passanten übrigens auch, denen man erklärte, dass der Platz jetzt abgesperrt werden muss, weil darunter die Philharmonie spielt. Leider stellte sich heraus, dass dies ernst gemeint war. Realsatire in Deutschland. Dass so etwas möglich ist, habe ich erst nicht glauben können, aber nach dem BER-Desaster, wo man nicht mal einen Lichtschalter finden kann, damit das Licht im gesamten Flughafen nicht 24 Stunden durchgehend brennt, halte ich mittlerweile alles für irgendwie möglich :augenrollen:

    APH - am Puls der Zeit

    Einmal editiert, zuletzt von Apollo (5. Januar 2014 um 13:17)

  • Das ist tatsächlich so, wie ich schon 2004 feststellen durfte - eine ganze Reihe von Mitarbeitern wird extra dafür abgestellt, um Passanten am Begehen des Pflasters zu hindern :smile:

  • Hallo zusammen,

    der ein oder andere erinnert sich vielleicht noch an das Video über "Die vom Krieg verschonte Stadt Köln", das ich zu Weihnachten hier in diesem Strang gepostet habe. Nach einigen Tagen wurde das Video sehr oft über Facebook geteilt. Am 30.12. landete es plötzlich auf Köln.de.

    Später gab es auch einen Artikel im Kölner Stadtanzeiger:
    http://www.ksta.de/koeln/-video-k…0,25762772.html

    Ebenso im Kölner Express:
    http://www.express.de/koeln/spektaku…6,25759878.html
    Auch in der gedruckten Ausgabe gab es einen Artikel, der über eine 3/4 Seite ging und viele Screenshots zeigte.

    Zuletzt wurde ein Beitrag über das Video in der Sendung WDR Lokalzeit ausgestrahlt.

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    Mittlerweile hat das Video über 100.000 Aufrufe erhalten.

    Es freut mich, daß so viele Menschen, die mit Architektur und/oder Stadtgestaltung wenig am Hut haben, dennoch auf das Video aufmerksam geworden sind. An den vielen Kommentaren kann man gut erkennen, wie viele Leute darüber denken.

    Bleibt die Hoffnung, daß es in der Öffentlichkeit evtl. ein klein bißchen hängen bleibt und daß sich hier in der Stadt Köln bauplantechnisch etwas zum besseren ändert.

    Auch würde es mich freuen, wenn noch mehr Leute ihre alte Stadt auf dieses Weise virtuell "wiederherrichten" würden. Es scheinen sich ja echt viele Leute gerne sowas anzugucken.

    Architektur ist nichts anderes als die Formensprache einer Kultur. Entweder sie lebt, oder sie ist tot.

  • @Silvester77

    Dieses Video zeigt eine der besten Animationen, die ich bis dato auf Youtube gesehen habe! Mit viel Witz und Köpfchen hat Herr Hepp hier etwas zustande gebracht, das uns Spätgeborenen, denen das Glück nicht mehr vergönnt wurde, diese grandiosen Stadtbilder noch in Echtzeit inhalieren zu dürfen.

    Viellleicht (ja hoffentlich) findet Herr Hepp auch in anderen so katastrophal entstellen und ehemals schönen Städten wie zB Frankfurt, Dresden oder Magdeburg ein paar eifrige und geschickte Nachahmer!

  • Habe mir das Video wieder einmal angesehen und bin wieder sehr begeistert und gleichzeitig traurig wegen der unendlichen Verluste nicht nur in dieser Stadt.

    Mit welchem Programm wurde dieses Video eigentlich hergestellt. Im Beitrag der Lokalzeit meine ich kurz Photoshop gesehen zu haben. Ich vermute, dass dann auch Adobe Premiere verwendet wurde, richtig?

  • Habe mir das Video wieder einmal angesehen und bin wieder sehr begeistert und gleichzeitig traurig wegen der unendlichen Verluste nicht nur in dieser Stadt.

    Mit welchem Programm wurde dieses Video eigentlich hergestellt. Im Beitrag der Lokalzeit meine ich kurz Photoshop gesehen zu haben. Ich vermute, dass dann auch Adobe Premiere verwendet wurde, richtig?

    Genau razz:) Allerdings ist auch Premiere kurz im Beitrag zu sehen. War jetzt nicht so schwer herauszufinden. baby2000:)

    Architektur ist nichts anderes als die Formensprache einer Kultur. Entweder sie lebt, oder sie ist tot.

  • Ich werde mir jetzt den Unmut aller Köln-Fans und -Lokalpatrioten zuziehen, aber nach neuerlicher kritischer Begutachtung muss ich Köln auch in weiten Teilen eine grauselige Hässlichkeit bescheinigen. Der Stadtraum ist in einer Weise mit 50er/60er-Jahre Schmodder zugestellt, dass dagegen noch Frankfurt regelrecht als historisches Idyll erscheint. Und leider findet auch kaum Stadtreparatur statt, sondern man verschlimmbessert noch an vielen Ecken. Dann aber, und jetzt kommt die Einschränkung, biegt man um die Ecke und findet plötzlich interessante Kunst, eine ruhige Gasse, ein erhaltenes Gebäude, die man nicht erwartet hätte. Auch ist die Stadt sehr lebendig. So hat sie durchaus ihren eigenen Charme. Leider ist das Licht noch von zu viel Schatten bedeckt. Stadtreparatur sollte also das primäre Anliegen der Kölner Stadtplanung sein.

    Einige Bilder. Ich habe nicht systematisch fotografiert, da ich keine Zeit und Muße dafür hatte, nur ein paar ganz beiläufige und zufällige Schnappschüsse von letzter Woche:

    Kachelfassaden Köln-Deutz, Deutz-Kalker-Straße

    Um die Ecke stößt man auf Reste des monumentalen Spät-Jugenstils. Gefällt mir besser, als die Kacheln. Justinianstraße.

    Der bekannte Wasserturm, heute Hotel. Großer Griechenmarkt.

    Unerwartet dort gegenüber des Agrippabades, zwischen lauter 50er Jahre-Gebäuden, ein historisches Relikt.

    Direkt dahinter Schnellstraßen mit entsprechender Bausubstanz. Rothgerberbach. Ein durchaus typisches Bild von Köln, finde ich.

    Da passt oft nicht die Faust aufs Auge. Wobei ich dieses Beispiel in der Deutzer Freiheit sogar noch als einen der weniger störenden, sogar halbwegs gut gelösten, Brüche empfinde.

    Zum Abschluss der Blick in ein versöhnendes Idyll zwischen lauter Hauptstraßen. Offenbar ein altes Friedhofsgelände als Beginn des Pyramidenparks gegenüber der Lanxess-Arena.

    :foto:

  • Ganz großes Kino, dieser Dom...immer wieder

    Wirklich ein Bauwerk von absolutem Weltrang, und m.E. der grandioseste Sakralbau Deutschlands..trotzdem er so französisch geraten ist^^
    Ohnehin haben die deutschen ja ein ziemliches Trauma ob der Gotik erlebt^^
    Erst als urdeutscher Stil hochgepriesen baut man im Eifer eines sich nun bildenen (post)romantischen Nationalstolzes für viel Geld die Katheralen der Vergangenheit zuende,spinnt die kühnsten Pläne,bis sich erste Indizien andeuten, daß die Gotik doch nicht ganz so deutsch ist, und schlimmer: eventuell doch beim Erzfeind Frankreich ihren Ursprung hat..man versucht es zu vertuschen und "schönzureden", diese Kränkung will man sich nicht bieten laßen, aber nun kann man immer schwerer leugnen, wie es ist, die Kunstgeschichte mußte umgeschrieben werden. Auch wenn es dann Bemühungen dt. Kunsthistoriker gab Begriffe wie die der "deutschen Sondergotik" als deutsche Eigentleistungen zu konstruieren und etablieren, was nur bedingt gelingt, mußte man dann doch zur Neoromanik umschwenken, als den neuen deutschen Nationalstil.
    So erklär ich mir z.B. Hitlers Abneigung gegen alles gotische, wenngleich es auch wohl mit seinem sehr berschränkten Kunstverständnis zusammenhängt...

    Einmal editiert, zuletzt von Kaoru (14. Dezember 2014 um 23:11)

  • Man sollte die Fassade mal ordentlich sandstrahlen, dann würde es noch weit besser aussehen. Den Franzosen und den Wienern war es das Geld wert bei ihren gotischen Kirchen, bei uns gibt's diesbezüglich nicht einmal nennenswerte Anstrengungen oder Initiativen. Schade, finde ich.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Die Gotik ist absolut meine Lieblingsbaustil. Leider haben zu viele Höhepunkte der Südniederländische Gotik die folgen der Französische Revolution nicht überlebt. Ich denke nur an den ehemaligen Kathedralen von Kamerijk/Cambrai, Atrecht/Arras und Lüttich... Für den damals noch unvollendete Kölner Dom und die Liebfrauenkathedrale zu Antwerpen bestanden kürzlich auch Abrispläne, aber das ist zum Glück nicht passiert!

    2 Mal editiert, zuletzt von Niederländer (14. Dezember 2014 um 22:24)

  • So erklär ich mir z.B. Hitlers Abneigung gegen alles gotische, wenngleich es auch wohl mit seinem sehr berschränkten Kunstverständnis zusammenhängt...

    Da der Nationalsozialismus intern extrem pluralistisch war (meiner Vermutung nach nicht weniger pluralistisch als unser heutiges, etabliertes Mehrparteiensystem) gab es auch unterschiedlichste Interpretationen und Vorlieben. Rosenberg jedenfalls hat die Gotik durchaus gepriesen. Zu Hitlers Haltung hinsichtlich der Gotik kenne ich mich nicht aus, aber ich vermute, dass eine mögliche Abneigung aus seiner süddeutschen Herkunft herrühren könnte.

  • Zu Hitlers Haltung hinsichtlich der Gotik kenne ich mich nicht aus, aber ich vermute, dass eine mögliche Abneigung aus seiner süddeutschen Herkunft herrühren könnte.


    Er hat in der Gotik immer irgendetwas fremdes, exotisches, jüdisches gesehen, eben weil sie so krass aus dem klassischen Formenkanon ausbricht. Das Münster zu Straßburg wollte er zB zum "Musikdom" umgestalten, heute eine würdevolle Form der Säkulisierung einer Kirche, damals Blasphemie, und das nicht unbeabsichtigt^^
    Vermutlich stammt daher auch die Verurteilung expressionistische Architektur als entartet, sie zitiert häufig ganz bewußt gotische Elemente und spielt mit ihnen, und eigentlich gibt es kaum einen Stil, der intelligenter und gewitzter mit deutscher Architektursprache spielt als, der (Backstein)expressionismus. Doch der Führer wollts nicht einsehen.

    Geradezu absurd kam Hitlers Gotikphobie nicht in der Architektur sondern in der Typographie zum Ausdruck: Stichwort Antiqua-Fraktur-Streit. Da wird der interne Nazi-Pluralismus den Du ganz richtig angesprochen hast besonders deutlich: Zuerst wollten jene, die in der Kunstgeschmacksbildung Nazideutschlands was zu sagen hatten, die Fraktur als die deutsche Schrift par exelence stilisieren (womit sie nicht unrecht haben) mit zB der "Tannhäuser" wurden teils sehr martialisches Frakturschriften entwickelt und gezielt für Propaganda eingesetzt (was heute immer wieder zu der irrigen Annahme führt die uralte gotische Fraktur sei eine Nazi-schrift, wie albern).
    Doch da hatte man die Rechnung ohne Adolf gemacht. In seiner Manie gegen alles gotische sah er in der Fraktur Ähnlichkeiten zur hebräischen Schrift...welch Unkenntnis muß man besitzen! Außer daß es beides sehr federstrichorientierte Schriften sind haben sie nichts, aber auch garnichts mit einander gemein. Es kommt noch besser: Schließlich sollen doch tatsächlich (sic!) Juden in Gutenbergs Werkstatt gearbeitet haben und den Meister in der Entwicklung seiner Schrift mit dem hebräischen beeinflußt haben! Das ging mit dem damaligen Zunftverbot für Juden auch wunderbar, daß sie einfach so ne Lehre in einer Druckerei anfangen...tsetsetse....Phantasie hatte der Mann ja, muß man ihm laßen. So wurde auf den Oberbefehl des Führers hin die Fraktur ab 1942 schließlich offiziell verboten und die Antiqua wurde Leitschrift. Praktisch konnte das nicht mehr umgesetzt werden, kriegsbedingt konnten die wenigsten Druckereien ihre kompletten Schriftsätze auf Antiqua umstellen.

    Hoppla der Exkurs wurde ein wenig länger als gedacht, ich bitte um Verzeihung.

    Einmal editiert, zuletzt von Kaoru (15. Dezember 2014 um 02:29)

  • Man sollte die Fassade mal ordentlich sandstrahlen, dann würde es noch weit besser aussehen. Den Franzosen und den Wienern war es das Geld wert bei ihren gotischen Kirchen, bei uns gibt's diesbezüglich nicht einmal nennenswerte Anstrengungen oder Initiativen. Schade, finde ich.

    Wer einmal die französischen Kathedralen der Ile de France bereist hat, weiss in welch beklagenswertem Zustand die meisten von ihnen sind. Im Vergleich dazu sind deutsche Kirchen geradezu geleckt. Das liegt auch daran, dass die französischen Kirchen in Staatsbesitz sind und es in Frankreich keine Kirchensteuer (bei aller Kritik an den Kirchen-sie hat auch was Gutes) gibt. Eine Ausnahme ist Notre Dame in Paris-dort sind aber auch jedes Millionen von Touristen. Da lässt der Staat etwas springen. Der Kölner Dom ist dank Spenden, weltlichen Steuern und Kirchensteuern recht gut in Schuss (die Abstürze der letzten Zeit mal ausser Acht gelassen), bedenkt man die riesige Baumnasse, die z. B. mit Notre Dame nicht zu vergleichen ist. Ihn sandzustrahlen wäre mehr als kontraproduktiv. Die schwarze Kruste auf dem Stein ist historisch, schon in vorindustrieller Zeit nachgewiesen, und schützt den Naturstein (vgl. z. B. auch die Frauenkirche in Dresden). Notre Dame und St. Stephan in Wien bestehen aus einem anderen Gestein, das diese Kruste nicht ansetzt, dort ist es einfach Dreck, den man entfernen kann. Wobei dieses Vorgehen gerade bei Notre Dame auch sehr fraglich ist, die Fassade ist geradezu geschrubbt worden, mit allen einhergehenden Substanzverlusten.

  • Stimmt, dem Dom täte Sandstrahlen sicher nicht gut.
    Dem Hauptbahnhof hätte es in den 50er Jahren aber sicher gut getan (siehe Foto, Quelle Internet), denn die schöne Fassade direkt neben dem Dom hatte den Krieg sehr gut überstanden, wurde dann aber wohl Anfang der 60er Jahre abgerissen und durch eine völlig langweilige und fantasielose Fassade ersetzt.
    Der alte Bahnhof war einfach zu schön für die nun nicht mehr so schöne Stadt :biggrin:

    Das Einzige, was die Fassade jetzt noch etwas auflockert sind die gigantischen Leuchtbuchstaben "Clip Dealer", was auch immer einem dadurch wieder suggeriert werden soll...