• Der heutige Zustand Kölns hinterlässt einen vielleicht traurig und ratlos, gerade weil die Stadt auf eine so beeindruckende Kulturgeschichte zurückblicken kann wie keine andere Stadt in Deutschland: eine der wenigen Städte überhaupt, die schon in der Antike Großstadt waren, mit unglaublich reichen und schönen romanischen und gotischen Kirchen in erstaunlicher Anzahl und Qualität, einer unvergleichlichen Lage am hier recht imposanten Rhein, mit antiken Überresten, einer teils erhaltenen Stadtmauer, einer großen und kompakten Innenstadt, wertvollsten Museumsbeständen, und und und. Köln kann einen kulturell interessierten Menschen nicht gleichgültig lassen wie vielleicht manch andere, auch große Stadt.

    Umso größer ist der Schmerz über den heutigen, anscheinend kaum mehr abzuändernden Zustand der Innenstadt. Aber warum hat man die Verschandelungen der Nachkriegszeit angesichts eines doch wohl ausreichend vorhandenen traditionsbewussten Bürgertums so hingenommen? Warum kann man sich nicht einmal heute angemessen um die wenigen schönen Reste kümmern, etwa in dem man dem Domhotel sein Dach wiedergibt? Ruhen die Kölner sich auf ihren Lorbeeren aus, den historischen Leuchttürmen, und lassen den Rest vergammeln? Saß in den Wiederaufbaujahrzehnten vielleicht so mancher Baulöwe im gleichen Karnevalsverein wie die Entscheider in den Bau- und Denkmalämtern? Tut mir leid, es liegt mir fern, die Kölner zu beleidigen, und vielleicht kommt mir als Außenstehendem so eine Kritik nicht zu. Aber mir entsteht der Eindruck, die Kölner hätten sich inzwischen mit den Gegebenheiten arrangiert und finden alles so schön und in Ordnung wie es ist. Dann bräuchten wir hier übrigens auch nicht weiter zu diskutieren.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Hallo Snork,

    Denselben gleichgültigkeit zur heutigen verstümmelten und äussert unharmonisch gestallteten Wohnviertel wie in Charlottenburg, Schöneberg, Wedding Kreuzberg und Friedrichshain gibts auch in Berlin. An Stadtreparatur wird wenig mehr getan dann im besten Fall etwas doch wenig elegante neo-klassische Patschkes zwischen die überlebenden Resten ehemalige Wohnpalais niederzulassen. Aber überall wo man hinschaut gibt es billige Wiederaufbau flats, gesprengte Wohnblocks, abgestuckte Fassaden und verstümmelte Dächer. Nichts wurde getan um die Ursprüngliche Baudimensionen oder geschlossen Blockrandbebauung wesentlich zu reparieren. Es war damals ein grosses städtebauliches Gesammtkonzept. Dass hat man nach 1945 niemals kapiert. Nicht in Berlin und nicht in Köln (oder Dresden). Moderne Bauten sind keinen Ersatz. Die passen einfach nicht dazu.

    Die Bilder auf Briefkarten aus 1910 von Steinplatz, Savigny Platz, Viktoria Luise Platz oder Belle Alliance Platz (Bilder von zum Beispiel Max Missmann) zeignen doch wie ungeheuer grandiös die Bauten damals aussahen. Block um Block. Strasse um Strasse, Platz um Platz. ALLEN versehen mit 5 Stockwerken, ein schönes Satteldach, Giebeln oberhalb der Erker oder Balkons. Auf alle Eckbauten dann ein Türmchen. Äusserst harmoniös und sehr hochwertig.
    Auch im etwas schlichtere Zustand, so wie dass heute akzeptiert wird, noch immer weit besser dan jedes neues modernes flachdach Wohnhaus (1950 bis heute noch), die einfach die feine Eleganz oder jedes wirklich imposantes fehlt. Fenster oder Stockwerkhöhe von Neubauten passen meistens auch nicht zu den vorkriegs Nachbarn.

    Bürger wollen die historische gewachsen Stadt wieder erleben können? Ich bemerke davon sehr wenig. Im besten Fall erscheinen dann 100 Bürger die sich aussprechen gegen einen Bunkerartigen entwurf oder behalt einer Altbau der den Abriss droht.

    2 Mal editiert, zuletzt von Klassiker (27. Dezember 2013 um 16:44)

  • Hallo Klassiker,

    es geht mir überhaupt nicht darum, Berliner Verfehlungen der Nachkriegszeit zu beschönigen oder mich als in Berlin ansässiger Mensch in irgendeiner Weise über die Kölner Dinge zu erheben. Ich erlaube mir, Kritik an den schmerzlichen Kölner Gegebenheiten zu äußern, eben weil Köln als Stadt und Kulturort eine außerordentliche Bedeutung hat. Musste der Anstoß, den Kölner Dom endlich einmal zuende zu bauen, nicht auch aus Preussen kommen? :zwinkern:

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • LiebeDeinStadt. Wenn ich Sie so anhöre, dann ist Köln besser dran dann die andere (grössere oder kleinere) Grosstädten in D.
    Vielleicht doch gut vergleichbar mit München und Stuttgart.
    Fehlt "nur" einige Vorkriegsperlen wie Grzt. mittelälterlichen Türmen an HZ Brücke, Opernhaus am Ring, Hauptpostgebäude, ehem. Hauptbahnhofsgebäude und vielleicht einige optisch fehlende Reihen/ Gruppen Grztler am Ring bis den ehem. Dachaufbauten am Domhotel. Mit nur 1 Milliarde Euro soll das schon bereinigt werden können.
    Zusammen eine winzige Reihe an Bauliche Wünschen im Vergelich zu was in Dresden & Magdeburg (mindestens 50 x mehr), kassel (10 x mehr) und Berlin (100 x Mehr) noch so an alles heute fehlt. In Berlin sind wenigstens (!) 100 fehlende berühmte einstige Grossbauten und wenigstens die Sanierung van 100 ganze Strassen und Plätzen, dazu Bäume und Grünanlagen. Deswegen erscheint mich Köln besser dran.

  • Du warst anscheinend nie in Köln. Denn die Kölner Altstadt wurde nach den Plänen der Nzionalsozialisten wieder aufgebaut, die die Altstadt weit vor den Kriegszerstörungen sanierten (was schon in der Weimarer Republik geplant war, inwieweit welche Unterschiede vorhanden waren, weiß ich nicht. Sicherlich wäre eine demokratische Sichtweise unter Adenauer besser und behutsamer und weniger idealisiert gewesen!:-() und diese in Plänen festhielten. Bei den Sanierungsarbeiten wurde marode Bauten saniert, ein zwei Häuser gar versetzt und neue Häuser im idealisierten, mittelalterlichen Stil aufgebaut. Das ist doch genau das, was viele hier wollen! Nach dem Krieg war viel zerstört, manche Häuser blieben unversehrt oder waren nur beschädigt. Jedenfalls konnte die Altstadt nach den Plänen wieder aufgebaut werden und hier und da kamen neue Bauten hinzu. Ein unglaublicher Shatz waren die Pläne. Köln hat damit eine "originale" Altstadt und von allen Großstädten ist Köln die einizige mit einer solchen! Und da kann irgendein Düsseldorfer oder Dresdner mit ihren Altstädten annkommen. Eine Altstadt muss schon wrklich alt sein und so aussehen.

    Doch, ich war in meinem Leben über 30 Mal in Köln. Was hat die Altstadtsanierung der Nazis mit dem heutigen Köln zu tun? Wieviele unbeschädigte oder wieder aufgebaute Bürgerhäuser gibt es in Köln denn noch? Ein Dutzend, zwei Dutzend? Wobei das noch nicht mal die Rolle spielen würde, wie Nürnberg oder Würzburg zeigen, die ich als positive Beispiele für Wiederaufbau (den fehlenden Anspruch der Rekonstruktion mal ausgeklammert) ansehe. Schlimm ist, dass der Rest nüchternste Zweck-, vielfach noch nichtmal das, sondern bestenfalls Behelfarchitektur ist, und es wie üblich nicht zur Rekonstruktion zumindest der wertvollsten Einzelbauten kam. Von den riesigen in die Altstadt geschnittenen Verkehrsachsen, die man wohl bestenfalls langfristig zurückbauen kann, noch ganz abgesehen. Sorry, deine Definition für „originale Altstadt“ ist aus geschichtlicher und kunsthistorischer Sicht einfach nur abstrus – originale Altstadt der 1950er Jahre? Sowas gibts leider nicht...

    P.S.: Dass es in [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] nicht besser ist, habe ich nirgendwo behauptet.

    In Köln ist zwar viel entsetzlich viel falsch gemacht worden, aber auch einiges richtig und große Teile wirken auch gepflegt. Hier haben einige wenige ein Bild vor Augen, da frage ich mich, ob die nur das Dresner Zentrum (und wie ich hörte ist das winzig gegenüber den großen vier Städten unser BRD), Mailand und die Altstadt von Quedlinburg gesehen haben. Köln hat schöne Gründerzeitviertel, schöne Viertel mit Mischungen aus Gründerzeit und 20er Jahre Bauten und Nachkriegsbauten, die sich gut einfügen und gut aussehen. Köln ist eine Gartenstadt schlechthin, viel grüner als die anderen Metropolen Deutschlands.

    All das Geschriebene trifft auch auf viele Großstädte Deutschlands zu. Auch Magdeburg hat unglaublich viele Grünflächen, weil man die Brachflächen nach dem Krieg einfach nicht wieder bebaut hat, und tolle Gründerzeitviertel, Dresden erst Recht, von der Kulturlandschaft ganz abgesehen, wo einen nicht überall Gewerbeparks und Großmärkte kilometerlang bei der Ortsaus- und einfahrt begleiten. Erhaltenene Gründerzeitviertel von hoher Qualität hat praktisch jede deutsche Stadt, da die im Gegensatz zu den Innenstädten mit wenigen Ausnahmen nicht flächenhaft bombardiert wurden.

  • Ich würde vieles dafür geben, wenn wir in Chemnitz oder Dresden anstatt der sozialistischen Leere zumindest in Ansätzen noch den, wenn auch autofreundlich angepassten, ursprünglichen Grundriss wie in Köln hätten. Dadurch entsteht zumindest Urbanität die vielen stark zerstörten Gebieten in Ostdeutschen Großstädten klar abgeht. Schönheit ist dagegen eine andere Frage. Leider stehen auf diesem Grundriss in Köln bis auf wenige Ausnahmen kaum 2 Vorkriegsgebäude nebeneinander. Ob man da von einer wirklichen Altstadt sprechen kann, würde ich wie RMA klar verneinen.

  • @ Silvester72

    vielen Dank für dieses tolle und in einer solchen Qualität bisher nicht gesehene Video, welches die Situation vor und nach dem Krieg so eindrücklich zeigt. Ich würde mir so etwas für jede deutsche Stadt wünschen, die im Krieg nennenswerte Verluste erlitten hat und es wäre schön, wenn viel mehr Menschen solche Videos sehen würden, damit jedem wieder ins Bewusstsein kommt, dass der gegenwärtige Zustand der deutschen Städte kein unabwendbares Schicksal ist, sondern dass man vielmehr daran etwas ändern kann, wenn man will.

    Zu Köln habe ich ja bereits einiges gesagt. Das große Problem, was es in Köln gibt, ist die hier bereits angesprochene Tatsache, dass faktisch das gesamte Innenstadtgebiet wieder bebaut ist. Damit unterscheidet sich Köln z.B. fundamental von Dresden, Teilen von Berlin oder Magdeburg, wo es einfach noch riesige Freiflächen gab und teilweise noch gibt. Insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Wohnungsnot ist es wohl kaum vermittelbar, großflächig Wohnbauten abzureißen, um womöglich Gebäude zu rekonstruieren und dann vermutlich Bauten zu schaffen, wo die Mietpreise noch um einiges höher liegen werden.

    Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass man dann Häuser austauscht, wenn der reguläre Lebenszyklus abgelaufen ist oder der Zeitgeschmack oder die finanziellen Interessen den Veränderungsdruck auf bestimmte Gebäude einfach zu groß werden lässt. Es wird damit wohl ein Projekt für Generationen, die architektonische Qualität in den deutschen Großstädten wieder zu erhöhen.

    APH - am Puls der Zeit

  • Von den 15 ehem historisch gewachsen Grosstädte > 300.000 Einw. (18 mit Breslau, Königsberg, Stettin) sind m.M.n am besten gelungen:

    - [lexicon='Leipzig'][/lexicon] (1): obwohl gravierende Verluste hat die Stadtmitte UND Gründerzeitviertel wenigstens 50 bis 60% von den alten Character behalten. und ca 90% des alten Grundrisses. Gr.Zt viertel sind imdessen weitgehend saniert. Bedauerlich ist dass vom Landgericht die so impossante Dächer und Türme fehlen....Fehler betrifft die nicht rekonstruierung einiger Städte prägende Gebäuden/ Gruppen (Augustusplatz). Nachteil: [lexicon='Leipzig'][/lexicon] hat kein richtiges Grosstadt flair wie z.B. München und Köln oder das Vorkriegs Dresden. Das ist auf Filmaufnahmen aus der 30-er Jahren aber DOCH einmal der Fall gewesen!! [lexicon='Leipzig'][/lexicon] hat nach 1945 aber viele Betriebe verloren, die nicht mehr zurück kamen. Von was noch fehlt kann wegen (leider weniger reizvollen oder impossanten) Neubauten nur noch ein wenig "repariert" werden. Die Chancen dazu wurden bis heute nicht benützt. Neue sächliche Neubau ersetzt alte sächliche Neubau.

    - Nürnberg (2): schwere bis schwersten Kriegschäden. Von dieser Wüste hat man bereits schnell eine wieder reizvolle Grosstadt aufgebaut auf den alten Grundrisse und optisch mit Steildächer in geschlossen Bauzeilen. Leider hat man verzichtet auf Rekonstruktion einiger Städteprägende/ bekannte Burgerhäuser und den zentralen Marktplatz. Die Gründerzeitviertel waren (auf manche Dächer nach) weniger betroffen aber es wurde (bis heute) auch wenig getan um die viele Dächerschäden weitgehend zu reparieren). Was da noch fehlt KANN aber gut repariert werden. Viel genannt: sanierung Nachkriegsbauten mit Sprossenfenster, Erker, einige Details usw. Warum das nicht gemacht wird ist mich ein Rätsel. Leider bietet auch Nürnberg kein Grosstadt flair.

    - Wuppertal (3): schwere Kriegschäden in die beiden Stadtmitten. Nach dem Krieg wurde daraus funktionelle moderne Stadtmitten geschaffen mit architektonische Billigbauten. Alte Grundriss und grösste Teilen der (schöne!) Grzt. Viertel aber behalten. Leider ist eine der schönste Rathäuser Deutschlands in Barmen dabei vestümmelt worden. Wuppertal bietet kein Grosstadtflair aber kann mit relativ wenig Anstrengungen wieder eine schöne Stadt werden. Die schöne Tal Lage hilft damit.

    - Chemnitz (4). Stadtmitte wurde am Ende in 1945 schwer bombartdiert. Nach dem Krieg wurde von SED und danach BRD viele Grzt. Häuser und die noch stehende in der Stadtmitte plattgemacht. Chemnitz hat nach Sanierung der Grzt.Viertel aber noch sehr viel vom alten Character behalten. Finde das die Gr.zt Wohbauten zusammen mit denen in Berlin die schönsten in Deutschland. Leider wurde die Chance nich benützt um rund das behalten Rathaus wieder ein Teil der Altstadt aufzubauen. Wie bei Dresden sind die Behörden besessen mit "Neubauten über Alles" und Angst für Provinzialismus. Die Altstadt war nach 1945 aber gut wiederaufbaubar und wie aktuelle Bilder zeigen stand da vieles was heute schemrzlich fehlt (genau wie der Fall mit die Stadtmitten Berlins, Leipzigs und Dresdens in 1945). Chemnitz bietet auch kein Grosstadt flair.

    - Bremen (5). Behalten Stadtmitte. Verluste einige Wohnviertel in Norden und Westen im Krieg und Grzt Grossbauten nach dem Krieg. Schlichte Wiederaufbau der Weserfront (es könnte bewiss besser!) aber reparierbar. Weil andere Wohnviertel behalten wurden, ist Bremen die Ausnahme auf das standard Bild von eine modern wiederaufgebaute Altstadt mit Teils erhalten Gründerzeitviertel. Niedrige Bauweise in Grz.Viertel mit 2-3 Stockwerke (üblich sind 4 oder 5 Stockwerke) gibt Bremen kein Grosstadt-flair.

    - Stuttgart (6). Viel geschmähte Stadt. Westentlich aber alle Gr.Zt Viertel behalten und Stadtmitte nicht historisch wiederaufgebaut. Da kann aber leicht viel Kosmetik noch helfen alles weitgehend besser zu presentieren. Wird aber NICHT praktiziert, weil Behörden bewusst moderne Architektur nachstreben. Heutige Bemühungen rund der historische Bahnhof zeigen dass Behörden noch immer eine Moderne Stadt nachstreben.

    - München (7). Stadtmitte und Gr.Zt. Vierle im Grundriss weitgehend behalten. Viele schöne behalten Gebäuden aber nach dem krieg von hässliche Strukturen resetzt (z.B. am Marien Platz). Grösster Verlust: ehem. Verkehrsministerium. Wurde nicht Repariert, während dass vielen Jahren durchaus leicht möglich war. Auch am Isar Ufer unnötige und schlimme Bausünden. Einiges kann umkehrbar gemacht werden, wird aber wahrscheinlich nicht getan.
    Stadt besitzt Grosstadt flair. Hat viel Potential und es könnte doch Anstrengungen gemacht werden um en Dutzend Gebäuden aufzuwerten.

    - Frankfurt (8). Stadt mit Grosstadt flair. Leider wird wenig getan um die vielen geschändete Dächer zu reparieren und damit noch viel mehr Flair zu entfalten (Beispielen: Neues Rathaus, Bauten am Bahnhofsplatz, Bahnhofsviertel). Auch am Zeil könnte eine Misschung von moderne und alten Fassaden (Hauptpostgebäude, ehem. modernisierte Warenhäuser) ein Wunder bewirken in der jetzt zu nüchterne und billige Ausstrahlung. Wird nicht kapiert. Reko von noch einige verloren Gebäuden dringend notwendig wegen der Dominanz der moderne Hochbauten. Reko Teil der Altstadt ist aber dann endslich unterwegs. Frankfurt hat am meisten Potential um eine schöne Grosstadt zu werden. Kapital reichlich vorhanden.

    - Hamburg (9). Gute Misschung Alt und Neu. Grosstadtflair! Nicht alle Modernisierungen am Alster gelungen und einige Verluste von historische Fassaden. Kontorhäuser: viele zu schlichte Lösungen (Rappolthaus). Mit einige richtig gute Sanierungen können wirklich Perlen daraus gemacht werden.
    Wiederaufbau und Reko der Nicolaikirche (schönste Kirchenturm Deutschlands) mit historische Platzbebauung werde ich mich für Hamburg wünschen.

    - Berlin (10). Wie unserer Forum so oft zeigt mit "Historische Bilder" hat Berlin weitaus die meiste wertvollen Bauten verloren. Plädiere für historische wiederaufbau der Stadtmitte, mindestens 100 Plätze und Strassen, ein Dutzend Kirchen, ein Dutzend Palais, Karstadt Gebäude am Hermann Platz und völlige Reparierung des Landgericht Gebäudes am Littenstrasse und ehem Karstadt Verwaltung am Keibelstrasse. Völlige wiederaufbau der KWGK.
    Grossstadt-flair gibt es wirklich und wenn obengenannte Massnahmen ausgeführt (50 bis 100 Milliarden Euro?) kann Berlin wieder Weltstadt-flair bekommen und die einstige Mythos wieder bekommen. Vorteil: die noch immer 50% Anwesendheit der Grzt. Bebauung. Die Behörden aber sind Avantgarde und Solismus zugewidmet genau wie die Architekten der heutigen Generation. Städtebau und bauen mit Details hat man leider verlernt.
    Die Townhäuser hälte ich für un-Berlinerisch, die meiste klassische Bauten fehlt ein richtiges Dach oder ein wenig Schmuck am Fassaden (Leipziger Platz).Für Berlin sind aber Masterpläne notwendig um die viele Aufgaben zu kanalisieren.

    - Hannover (11). Flächen bombardements auf der Stadtmitte und Gr.zt. Viertel: daraus sind die Wohnviertel erstaunlicherweise noch gut davongekommen. Die Stadtmitte braucht aber viel mehr historische Bauten ehe man sich dort wohl fühlt. Hannover hat ein bisschen Grosstadt-flair.

    - Dresden (12). Flächen bombardements auf der Stadtmitte und Gr.zt. Viertel und danach SED-Tabula Rasa....Eine Orgie von Vernichtung über eine dichtbebebaute Grosstadt im Still der Barock. Bedauerlich wenig ist davon übrig geblieben und sogar am Neumarkt erscheinen Kompromiss-Bauten. Wenig Hoffnung dass je eine wirklich hoch Urbane Stadt daraus wachsen wird. Benötigt sind Wiederaufbauplänen und Architektur die Recht tun an dass ehemalige Dresden, ohne dass Mittelmässigkeit ensteht wie die neue "Lego" Häuser am Altmarkt oder die unpassende und unwürdige "Wurfel" am Zwinger. Auch die heutige Renovierung am Neues Rathaus hat nichts vom einstige Pracht zurückgeholt. War vielleicht damals Deutschlands schönste Rathaus (Innen und Aussen). Die Wiederaufbau der Neumarkt ist zu wenig um von Grosstadt-flair zu sprechen. Die Aktivitäten am Neustädter Markt finde ich rundaus beschämend. Da stehen Bunkerartige Platten der SED noch immer zwischen schöne Barockartige Altbauten.

    - Köln (13). In Köln wurde einiges wiederaufgebaut aber sehr sehr Vieles nicht!!! Nach Berlin und Dresden vielleicht der grösste Verlust an Architektur in Deutschland. Hartwig Beseler und Niels Gutschow haben für die Verluste Kölns mehr Seiten gewidmet dann für Berlin!!! Grosstadt-flair: ja dass könnte Köln bestimmt haben mit Berlin und Hamburg.

    - Mannheim (14). Auch hier einmal sehr schöne reizvolle Stadtmitte mit impossante Bauten. Daraus hat man wenig rekonstruiert oder wenig angepasst wieder aufgebaut. Rathaus wie in Stutgart leider abgebrochen. Bischen Grosstadt flair. Hat viel Potential um mit historisch angelehnte Bauten doch eine schöne Grosstadt zu schaffen wo die Mittelmässigkeit heute doch prevaliert.

    - Magdeburg (15). Schlimmste Verlust D. an Architektur und "Stadt" nach Berlin und Dresden. SED, Tabula Rasa und kein Masterplan zur Heilung der unzählige Wunden. Justizpalast an Halberstadterstrasse leider nicht im ursprüngliche Formen, wie benachbarte Polizeipräsidium wieder aufgebaut.
    Gröste Grunderzeitliche Verlust D. nach Berlin und Dresden. Nur mit 10 Milliarden kann noch etwas gemacht werden, aber das Gesammtkunstwerk von vor dem Krieg ist für immer verloren (dank der USAAF). Mit Dresden, Köln, Frankfurt und Bremen: schönster Anblick der Stadt vom Wasser. Vor dem Krieg auch schöne moderne Aussenviertel, Ausstellungsinsel und Brúcken. Alles heute dämlich und jämmerlich. Triste Stadt ohne viel Hoffnung.-

    3 Mal editiert, zuletzt von Klassiker (28. Dezember 2013 um 16:19)

  • Es wurde von dir behauptet, dass die Altstadt Frankfurts doch viel besser sei. Wer sich die Pläne ansieht ist anderer Meinung.

    Wo habe ich das behauptet? Bitte mit Textstelle belegen. Und was du mit dem Aspekt der grünen Stadt in einem Forum, in dem es um Rekonstruktionen geht darstellen willst, weiß ich auch nicht so Recht, auch wenn ich deine Angaben nicht bezweifle.

    Und merkste was? Du unterstellst mir das Bezweifeln von von dir getroffenen Aussagen, die ich gar nicht bezweifelt habe (Wiederaufbau nach Vorkriegsplänen, originales Straßennetz etc.). Deine Definition von Originalität sei dir mal gelassen. Ich habe dennoch so langsam, ohne dir das unterstellen zu wollen, das Gefühl, dass du meine Beiträge gar nicht richtig liest. Es geht hier um Architektur und Rekonstruktionen und davon findet sich in Köln leider herzlich wenig.

    Einmal editiert, zuletzt von RMA II. (29. Dezember 2013 um 01:35)

  • Ich will vielleicht mal versuchen, etwas zur Versöhnung beizutragen und man kann vielleicht feststellen, dass beide hier vertretenen Meinungsgruppen auf ihre Weise nicht ganz unrecht haben. Da Köln hier schon immer sehr kontrovers diskutiert wurde, habe ich mich letzte Woche nochmal nach Köln begeben und mir die Stadt noch mal angesehen. Dabei muss ich konstatieren, dass Köln durchaus sehr interessante Bauwerke beherbergt, die mir bei vorherigen Besuchen teilweise gar nicht so aufgefallen sind. So ist die Altstadt insbesondere deshalb lobenswert, weil hier viele der engen Gassen erhalten wurden. Auch finden sich doch mehr historische Bauten, als man zunächst glaubt. Nur stehen diese außerhalb der Kernaltstadt leider oft isoliert, es fehlen zusammenhängende Ensembles, viele Altbauten sind verstümmelt, Dächer fehlen oder die Fassaden wurden stark vereinfacht. Exemplarisch für die Situation der Innenstadt von Köln sei der Neumarkt genannt. Von der Substanz her ein Platz mit sehr viel Potential, leider durch die Bebauung völlig der Banalität preisgegeben. Die noch vorhandenen Altbauten können hier keinerlei Wirkung entfalten. Dies liegt unter anderem auch am eklatanten Problem mit Werbeschildern, dass ich bereist ansprach und auf dass ich jetzt nicht mehr eingehen will. Verlässt man dann den Neumarkt und folgt der Hahnenstraße hin zum Habsburgerring, wird aber das ganze städtebauliche Desaster deutlich. Der Weg vom Zülpicher Platz zum Barbarossaplatz ist eine unbegreifliche ästhetische Beleidigung.

    Man vergleiche den Barbarossaplatz früher:

    Wikipedia(Photoglob AG, Zürich)

    Und der Platz heute:

    Wikipedia (Willy Horsch)

    Vielleicht kann man festhalten, dass in Köln einiges gelungen, vieles aber auch gehörig schief gegangen ist. Und einem Eindruck muss ich mich leider anschließen, denn auch das ist mir in Köln nicht das erste mal aufgefallen: Die Stadt wirkt teilweise sehr süffig und bei einer Wohnung würde man sagen abgewohnt. Dies betrifft den Zustand von Pflaster, Straßenmöblierung, Grünanlagen, der Sauberkeit von Straßen und Plätzen. Vieles wirkt leider alt und vernachlässigt, Mülleimer sind kaputt oder überfüllt, überall klebt Kaugummi, selten sind mir so viele beschädigte Bordsteinkanten aufgefallen, oft sind Pflastersteine kaputt und nur mit Teer ausgebessert. ein Zustand übrigens, der mir zum Beispiel auch in der City West in Berlin immer sehr negativ auffällt.

    Aber leider steht zu vermuten, dass man sich an dieser Stadt weiter reiben wird, aber man kann es auch positiv sehen, denn dort wo Reibung entsteht, ist auch immer Energie, die man vielleicht positiv nutzen kann :smile:

    APH - am Puls der Zeit

    Einmal editiert, zuletzt von Apollo (29. Dezember 2013 um 03:36)

  • Das ist wohl wahr - Köln macht einen "süffigen Eindruck". Mittlerweile sieht Köln aus wie belgische oder französische Städte vor 20 Jahren. Allerdings ist dieses Phänomen in sehr vielen, meist westdeutschen Städten zu beobachten: jedes Haus mit Graffiti beschmiert, Verkehrsschilder, Stromkästen und Abwasserrohre mit Aufklebern zugeklebt, zersprungene mit Kaugummi übersäte Gehwegsplatten, ungeordnete Vorgärten, geschmacklose Werbeschilderorgien. Unter dem Strich: Deutsche Städte machen einen ungepflegten, vernachlässigten Eindruck. Man sieht, dass die Kommunen kein Geld mehr haben und das Gemeinwesen schon bessere Zeiten gesehen hat.

    ...

  • Das ist wohl wahr - Köln macht einen "süffigen Eindruck". Mittlerweile sieht Köln aus wie belgische oder französische Städte vor 20 Jahren. Allerdings ist dieses Phänomen in sehr vielen, meist westdeutschen Städten zu beobachten: jedes Haus mit Graffiti beschmiert, Verkehrsschilder, Stromkästen und Abwasserrohre mit Aufklebern zugeklebt, zersprungene mit Kaugummi übersäte Gehwegsplatten, ungeordnete Vorgärten, geschmacklose Werbeschilderorgien. Unter dem Strich: Deutsche Städte machen einen ungepflegten, vernachlässigten Eindruck. Man sieht, dass die Kommunen kein Geld mehr haben und das Gemeinwesen schon bessere Zeiten gesehen hat.

    Off-Topic:
    Dazu hat jüngst auch der Broder geschrieben:
    http://www.welt.de/debatte/kommen…en-Provinz.html

    Zitat

    Die Verelendung der westdeutschen Provinz

    Westdeutschland ist Wendeverlierer. Während der Osten piekfein saniert wurde, zerbröckeln Städte zwischen Düsseldorf und Stuttgart. Mit dem Niedergang ganzer Regionen hat man sich offenbar abgefunden

    [...]
    Gnadenlos schäbiges Köln

    Das war nie eine feine Gegend, aber so gnadenlos schäbig wie heute war sie noch nie. Dabei ist es nicht Armut, die einem ins Auge fällt – dagegen sprechen die zahlreichen Juwelierläden und die vielen Geschäfte, in denen pompöse Hochzeitskleider angeboten werden –, es ist jene Art der Verwahrlosung, die der Gleichgültigkeit der Einwohner gegenüber der Umgebung entspringt, in der sie leben.

    Die eigenen guten Stuben mögen sauber und ordentlich sein, der öffentliche Raum ist es nicht, denn um den kümmern sich andere. Die Müllabfuhr, der Quartiermanager, die Stadt. Aber Hässlichkeit wirkt wie ein Virus, wer sich vor Ansteckung schützen will, macht entweder die Augen zu oder redet sich ein, er müsse eben Opfer bringen, damit sich eines Tages eine Utopie erfüllt. So war es bis zur Wende in der DDR, und so ist es heute in weiten Teilen des Westens, wo sich allmählich die Erkenntnis durchsetzt, dass man zu den Wendeverlierern gehört. Wozu soll man sich dann noch anstrengen?
    [...]

  • Es sind doch vor allem solche Szenen, die dem Kölnbesucher begegnen.

    Offenbachplatz

    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Offe…89395-97%29.jpg

    Wallrafplatz

    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wall…ln_von_oben.jpg

    Hohe Straße

    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hohe…er_Dom-5532.jpg

    Und so weiter. Die Wiederaufbauleistung insbesondere was die Kirchen angeht, soll das gar nicht schmälern. Über den Wert des mittelalterlichen Grundrisses, der bei einer Stadt wie Köln natürlich wesentlich größer ist als andernorts, habe ich mich schon geäußert. Aber der positive Effekt wird durch die darauf stehende Architektur schlichtweg im großen Stile konterkariert. Wenn ich über etliche alte Parzellen 60er oder 70er Jahre Betonklötze habe, bleibt vom Gefühl sich in einer der bedeutendsten und größten Altstädte des deutschen Mittelalters zu bewegen, so gut wie nichts über.

  • Mir ist schleierhaft, wie man Köln so verbissen verteidigen kann. Ich habe Köln immer nur als häßlich und dreckig erlebt. Dagegen fallen selbst Stuttgart und Frankfurt positiv auf.


  • Gibt es in diesen Bereichen etwas zu bemängeln?


    Durchaus wie ich finde. Die Qualitäten des Domes stehen außer Frage. Schon die direkt angrenzenden Gebäude sind bis auf Ausnahmen eine Zumutung. Das Römisch-Germanische Museum ist innen hui und außen pfui. Das Museum Ludwig könnte auch eine alte Fabrikhalle sein. Furchtbar, aber einige scheinen darauf völlig abzufahren. Mir ist jedenfalls so, als hätte ich für eine ähnliche Äußerung hier schon mal mächtig kontra bekommen.

    Generell braucht man sich nicht einer angeblich intakten Altstadt rühmen, wenn ich mich für deren wirkliche Wahrnehmung nur auf bestimmten Pfaden bewegen sollte.

  • Zitat

    (...) Ich habe Köln immer nur als häßlich und dreckig erlebt. (...)

    Na ja. Zur Ausstrahlung einer Stadt gehören nicht ausschließlich deren Bauwerke. Sicher ist Köln auf den ersten Blick keine Schönheit. Mir persönlich gefällt die Stadt aber trotzdem sehr gut. Köln ist einfach unglaublich abwechslungsreich und bunt. Es ist ja auch nicht so, als gäbe es gar keine historische Bebauung mehr. Allein die Größe macht die Stadt für mich auch sehr interessant. In Köln ist es so wie in Berlin. Beide Städte sind keine Perlen (mehr), haben aber eine ganz besondere Aura. Köln kann auf Bildern auch viel attraktiver aussehen. =

    http://img.meinestadt.de/poi-images/07/…age0/149743.jpg

    http://img.meinestadt.de/poi-images/07/…age0/148799.jpg

    http://img.meinestadt.de/poi-images/07/…age0/129920.jpg

    http://img.meinestadt.de/poi-images/07/…age0/112061.jpg

    Bei meinem ersten Besuch in Münster, an einem grauen Oktobertag, hat mir die Stadt überhaupt nicht gefallen. Bei einem zweiten Besuch war das schon ganz anders. Der Eindruck, den man von einer Stadt gewinnt, hängt auch stark von Einflüssen wie Wetter, Jahreszeit und dem eigenen Befinden ab.

  • Die Vernachlässigung des öffentlichen Raums ist ein Faktor, den man nicht unterschätzen sollte, und wo man dann halt den Unterschied zu ähnlich mies wieder aufgebauten Städten wie [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] doch sehr schnell merkt, wo das Geld für den öffentlichen Raum sichtbar locker sitzt (wenngleich auch viel davon hier in Schrott wie pseudo-hipp-intellektuelle Platzgestaltungen investiert wird). Der Vergleich mit belgischen Städten ist durchaus angebracht, wobei sich zumindest in Flandern und wohl auch langsam und in mittlerer Zukunft in Wallonien eine Wende vollzieht.

    Köln bräuchte wie viele Städte der alten Bundesländer weniger Betonhochbeete, weniger Straßenschilder, weniger Werbungswildwuchs und mehr öffentlichen Raum, der wieder für Menschen gestaltet ist. Am Beispiel Stuttgart kann man aber sehen, dass das selbst in prosperierenden Regionen weniger eine monetäre denn offenbar eine Frage des Wollens bzw. der Selbstwahrnehmung ist. In Stuttgart hat man es sich auch in einer Wiederaufbaueinöde gemütlich gemacht, an der der New Urbanism der letzten 20 Jahre völlig vorbeigegangen zu sein scheint. Wer den erleben will flüchtet von da ja mittlerweile eh nach Kreuzberg und ärgert die Berliner.

  • Laut dieser Aussage wird die Aufwertung der Domumgebung wohl noch lange ein Traum bleiben. Zum Domhotel:

    Zitat

    (...) Eine Veränderung des Dachs dürfte die Denkmalschützer auf den Plan
    rufen, da es über Jahrzehnte den Konsens gab, sämtliche Dächer am Platz
    flach zu lassen. Auf diese Weise sollen sich die Folgen des Zweiten
    Weltkriegs im Stadtbild widerspiegeln. Das Dom-Hotel verfügte bis zu
    einem Bombenangriff über ein imposantes Dach mit Kuppeln und Türmen, das
    nach dem Krieg bewusst nicht wieder aufgebaut wurde. (...)

    :sad: :gehtsnoch: :kopfschuetteln:

    Wann hört diese bescheuerte Mahnmal-Tradition endlich auf? Man muss diesen blöden Krieg doch bald mal vergessen und die Städte wieder ganz unbefangen gestalten können. Ganz unnötig hält man die deutschen Städte hässlich und legt sich selber Steine in den Weg. Das ist einfach nur krank. Es wäre wohl so einfach die neue Haustechnik des Domhotels unter einem rekonstruierten Dach zu verbergen. Doch wahrscheinlich kommt nur wieder eine weitere Verschandelung dabei heraus.

    Zitatquelle

  • Dieses Argument der Wahrung der Kriegserinnerung ist doch wohl im Falle von Köln lächerlich. Es ist ja weißgott nicht so, dass man kilometerlang kreuz und quer durch eine vollkommen intakte Altstadt laufen könnte, und die wenigen Spuren des Krieges mit Müh und Not suchen müsste. "Welche Kriegszerstörung?" wird sich ein Kölnbesucher sicherlich ständig fragen, den Krieg wird er als dementes Hirngespinst seiner Großeltern abtun und sich in der volllkommenen Geschlossenheit und Pracht der herrlichen Kölner Altstadt laben, vor lauter Schönheit geradezu betäubt...
    ...aber mal im Ernst, das Gegenteil ist doch wohl der Fall, an jeder noch so pissigen Ecke wird man in Köln mit minderwertiger Architektur geradezu penetrant belästigt, weißgott mag Köln ein gewisses Flair haben, das konnte ihm der Krieg nicht nehmen, aber Angst zu haben, die Kölner Altstadt könnte zu schön werden um eine mahnende Funktion gegen Kriege und Gewalt einzunehmen ist doch geradezu zynisch. Warum will denn der Denkmalschutz wenigstens hier, an einer Stelle, die durch den Dom (und ja auch teilweise durch angrenzende Bebauung) so wahnsinnig viel Potential besitzt und mit verhältnismäßig wenig Mitteln vollkommen (!) werden kann, diese Chance auf Jahrzehnte unterbinden und die Hässlichkeit zu konservieren. Haben diese Menschen denn eine Ästhetikphobie?
    Man hätte lieber die Verblendung der Domplombe bleiben lassen können, diese Wunde hatte durchaus ihre Daseinsberechtigung, als stolze und zugelich mahnende Narbe in einem so grausamen Krieg. Wäre damals nicht engagiert für die Ziegel der Domblombe gesammelt worden, die den Turm statisch sicherte, wer weiß, vielleicht stünde der Dom heute nicht mehr? Die Domplombe zu kaschieren war genauso scheinheilig, als würde man die ganzen Einschuslöcher am Dom zuspachteln,und zeitgleich weiter am Notdach des Domhotels weiter festhalten.

    Allerdings finde ich Neußers Aussage man müsse diesen blöden Krieg doch bald mal vergessen, sehr unglücklich formuliert, recht unreflektiert und er kann ziemlich übel missvertstanden werden. Geschichtsvergessenheit hat immer wieder und immer wieder zu immer grausameren Gemetzeln geführt, wer seiner eigenen Geschichte nicht gewahr ist, wird sie wiederholen, und das muss mit allen Mitteln verhindert werden! Ich sehe gerade meine Generation mitaufwachsen, fatalerweise leider mit einer unfassbar flächendeckenden Gleichgültigkeit gegenüber der Gesellschaft, der Politik und der Geschichte. Ich kenne viele aus meinem Jahrgang, denen es (sinngemäß zitiert) scheißegal sei, ob die DDR wiederkäme oder sich gar wieder ein idiotistisches Nazischwein an die Spitze stellen würde, kaum einer Würde die Demokratie mit Herzblut verteidigen, die meisten haben von ihr, wenn überhaupt, nur einen sehr abstrakten Begriff. Das macht mir wirklich Angst vor der Zukunft. Allerdings glaube ich nicht, dass eine Mahnmalkultur, sei sie noch so inflationär gut sichtbar installiert, irgendeinen Nennenswerten Effekt hat. Die Menschen gehen in die Stadt rein, ergeben sich einem Konsumrausch, feiern sich im Kapitalismus, hach war das alles wieder schön, und verlassen die Innenstadt wieder. Unabhängig davon, wieviele hergerichtete Ruinen, verstümmelte Gebäude und Bausünden die Straßen säumen. Es ist den meisten einfach nur egal, bestenfalls kann eine schöne Innenstadt noch im Unterbewusstsein eine Wirkung Ausstrahlen. Aber welcher architektur/kunsthistorisch uninteressierte Ottonormalbürger/konsument viele denn ganz ehrlich mal auf, dass dem Domhotel ein vernünftiges Dach fehlt? Die meisten wissen doch nochnichtmal, wie es vorher ausgesehen haben mag....

    2 Mal editiert, zuletzt von Kaoru (30. Dezember 2013 um 01:23)

  • @ Neußer

    diese Nachricht ist mehr als traurig, bestätigt aber nur den Irrsinn, der in Deutschland leider allzu oft auch seitens des Denkmalschutzes betrieben wird. Dieser Hang zur Selbstgeißelung ist ein derart seltsames deutsches Phänomen. In Ländern wie Frankreich oder den USA wäre dies undenkbar.

    Es ist einfach schade, dass man eine relativ einfach zu bewerkstelligende Aufwertung des Domumfeldes aus rein ideologischen Gründen verhindert. Dabei stehen rund um den Dom noch einige Altbauten, diese sind insbesondere in Bezug auf die Dachlandschaft aber meiner Erinnerung nach allesamt entstellt. Das man hier keine Abhilfe schaffen will, ist kaum mehr rational zu erklären. Und selbst wenn es einige wenige ausgewählte Personengruppen gibt, die um die Intention des Denkmalschutzes wissen, so wird die große Masse in diesem "Denkmal" nicht eine Mahnung gegen den Krieg sehen, sondern vielmehr allein den negativen städtebaulichen Eindruck mit nach Hause nehmen.

    Aber solange die Deutschen ein solch problematisches Verhältnis zu ihrer eigenen Geschichte haben, solange werden sich auch viele städtebauliche Reparaturmaßnahmen sehr schwierig gestalten!

    APH - am Puls der Zeit