Berlin-Mitte - St.-Hedwigs-Kathedrale

  • dieser Wiederaufbau ist völlig verunglückt.

    Da hast Du recht.

    Für liturgische Zwecke (und zwar gleich für welchen Messritus) ist der Innenraum völlig ungeeignet. Ich kenne auch keine Gottesdienstraum in dem sich ein riesiges Loch vor dem Altar auftut (was soll das symbolisieren?).

    Das Bistum Berlin geht ja auch schon in den einzelnen deutschen Diözesen für den Umbau sammeln, mit der Begründung in der Hauptstadt müsse die katholische Kirche mit einer würdigen Kathedrale präsent sein. Ob dazu die Hedwigskathedrale jemals taugen wird, wage ich allerdings zu bezweifeln.

  • Diese "offene Krypta mit ebenerdiger Empore" dürfte so ziemlich einmalig sein.
    Andernseits, ich war letzten Herbst im Quedlinburger Dom, und der ist auch äußerst sonderbar, weil bei dem die Krypta ebenerdig ist und man zum Altar die Stufen ein Stockwerk nach oben muß - und das ist wohl schon seit 1000 Jahren so.

    Zum Dom in St.Blasien wollte ich noch anmerken, daß der in der Säkularisation nach Napoleon in eine Spinnerei umgewandelt wurde, und Mitte/Ende 19.Jhdt. komplett ausbrannte wg. unachtsamer Lampenentzündung, danach jahrzehntelang als baufällige Ruine herumstand. Erst ganz kurz vor dem 1.WK wurde er wieder in eine Kirche zurückverwandelt und neu ausgebaut, deswegen passen Inneres und Äußeres auch nicht so ganz zusammen (habe das erst vor wenigen Jahren mal durch das vor dem Dom aufgeführte Stadttheater-Stück erfahren, das sehr eindrucksvoll war).

  • Die Kryptentypen sind im Mittelalter doch sehr vielfältig und von tief uster der Erde bis halb im Untergeschoß und mit erhöhten Chor ist alles vertreten. Aber einem Zentralbau ein Loch zugeben, scheint mir doch selten. Von daher sollten wir nicht unbedingt einen Erhaltungsgrund daraus konstruieren, oder!?
    Die Katastrophe von St.Blasien, ja klar, aber der Dom gilt immer noch als ein frühklassizistisches Werk des französischen und in Süddeutschland arbeitenden Architekten Pierre Michel d’Ixnard. Inwieweit der Wiederaufbau von den Originalplänen abweicht ist mir nicht bekannt!
    https://de.wikipedia.org/wiki/Pierre_Michel_d’Ixnard


    Von LoKiLeCh - Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9616671

  • Hier noch ein Querschnittsmodell der Domkuppel St.Blasien.

    Der Grundriß von Kirche und Kloster.

    Hier klärt sich die Wiederaufbaugeschichte der Domkuppel von St.Blasien, als ein Beispiel wie man vor 100 Jahren damit umgegangen ist und wie man es im Prinzip bei St.Hedwig heute auch lösen könnte ...!?

    http://www.huismanfoto.eu/Album%20909%20…is%20201015.jpg

    http://www.huismanfoto.eu/Album%20909%20…is%20201015.jpg

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  • Gerade diese mir (und wohl nicht nur mir) unbekannt gebliebene Wiederaufbaugeschichte zeugt doch nur vom Erfolg dieses Wiederaufbaus, dessen Ergebnis doch offenbar so selbstverständlich erscheint, dass keiner auf die Idee kommt, es zu hinterfragen. Kurzm, das glatte Gegenteil der Hedwigskathedrale, der man den Wiederaufbau vorn und hint ansieht, dh leider auch außen, was umso mehr stört, als sie in einem recht authentisch erhaltenen Winkel der Stadt steht.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat von tagespost.de

    Berlin: Grünes Licht für Umbau der St. Hedwigs-Kathedrale

    Beim geplanten Umbau der St. Hedwigs-Kathedrale hat das Erzbistum Berlin eine wichtige Hürde genommen: Die Berliner Denkmalschutzbehörde stimmt den Plänen zu.

    die Berliner Senatskulturverwaltung am Freitag bekannt gab, erteilte sie als oberste Denkmalschutzbehörde dem umstrittenen Projekt "weitgehend" die denkmalrechtliche Genehmigung. Konkrete Angaben über die Auflagen machte sie nicht. Das Erzbistum Berlin begrüßte die Entscheidung.
    [...]

    https://www.die-tagespost.de/feuilleton/onl…;art4690,186022

  • Der Berliner Kultursenator hat dem Umbau der Hedwigskathedrale zugestimmt und begründet dies in einem Interview mit der Berliner Zeitung.

    Danach wurde nur der Öffnung der äußeren Nischen des Entrées ("Konchen") nicht zugestimmt. Hier wollten die Architekten des Umbaus weitere Türen einbauen. Der Originalentwurf Knobelsdorff' sah hier die Aufstellung von Skulpturen vor, die wohl schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert entfallen sind. So zeigt ein Kupfer von 1850 die Kirche schon ohne Figuren. Was haben da für Figuren gestanden?

    Heutige Situation:

    1870:


    Originalentwurf Knobelsdorff:

  • Der Originalentwurf Knobelsdorff' sah hier die Aufstellung von Skulpturen vor, die wohl schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert entfallen sind. So zeigt ein Kupfer von 1850 die Kirche schon ohne Figuren. Was haben da für Figuren gestanden?

    Laut Hans-Joachim Giesberg ("Friedrich als Bauherr") ist diese Zeichnung dagegen nicht von Knobelsdorff, sondern unbekannten Verfassers. Von Knobelsdorff stammen allerdings Entwürfe eines Figurenprogramms, welches er wohl angeregt durch die gerade fertiggestellte Dresdner Hofkirche konzipiert hatte. Demnach war vorgesehen, in der linken Nische den Evangelisten Matthäus und in der rechten Nische den Evangelisten Lukas aufzustellen. Dies ist ebenso nicht umgesetzt worden wie die 12 Apostelfiguren auf einer Laterne.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • ^^Sind also die Nischen gemauert und nie mit Figuren bestückt gewesen? Läßt sich kaum glauben...

    Und: wo sind denn die Figuren des Tympanon geblieben und was oder wen stellten sie dar?

  • Ja klar, die Heilige Hedwig. Geschaffen wurde sie im Jahr 1773 von Wilhelm Christian Meyer, wohl inspiriert von der Figur der Katharina von Alexandrien auf der Dresdner Hofkirche. Links und rechts auf dem Giebeldreieck sollten die Evangelisten Johannes und Markus zur Seite stehen, es sind aber irgendwelche Engelfiguren geworden.

    Die Engelfiguren wurden dann später wieder entfernt, allerdings erst nach dem Neuaufbau des Kuppeldaches, nicht zugleich. Das gleiche gilt übrigens für die Begleitfiguren der Hedwigsgruppe, welche zunächst auch noch auf dem DDR-Nachkriegswiederaufbau vorhanden waren.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ich finde es gut, dass das vor Gericht geklärt wird. So wird deutlich werden, dass der Bauherr nicht auf ewig an die Gestaltung eines Architekten gebunden ist. Das Urheberrecht will ja nur verhindern, dass das Werk eines Architekten verunstaltet wird - eine Beseitigung, wie in diesem Fall - ist selbstverständlich erlaubt.

  • Es gibt wohl Ärger beim Umbau der Hedwigskirche. Besorgte Bürger haben den Schutt vor der Tür zum Anlass genommen, Anzeige zu erstatten, da es wohl bisher bis zur gerichtlichen Klärung keine Baugenehmigung gibt. Das Bauamt von MItte hat darauf einen Baustopp erwirkt.

    "Die Planer des Bistums seien davon ausgegangen, dass sie für die dort vorgenommenen vorbereitenden Arbeiten keine Genehmigung benötigten."

    Mehr dazu in der Berliner Morgenpost:

    MoPo

  • typisch Berlin, da werden 60 Millionen einfach verpulvert und die Mehrheit der Gemeinde und die beteiligten Künstler am damaligen Aufbau wollen das nicht. Es wird immer wieder an dem alten Bestand von historischen Gebäuden herumgedoktert und was kommt dann raus, siehe Neues Museum viel Chipperfieldcher Beton zum Fremdschämen .Bin gerade in Italien und wie da mit historischen Gebäuden umgegangen wird, ist vorbildlich für unsere angebliche Kulturnation ! :cursing:

  • Dieser Einwand geht aber bei der Hedwigskathedrale fehl.

    Die Schließung des Loches im Boden der Kirche ist zumindest aus meiner Sicht, uneingeschränkt zu begrüßen.

    Ich finde es grotesk, dass sich zwischen dem in die Kathedrale Eintretenden und dem Altar ein Abgrund auftut. Was soll das denn bitteschön symbolisieren? (sehe gerade, dass ich das vor 11/2 Jahren schon mal so geschrieben habe)

    Die Kirche ist danach auf jeden Fall besser als Gottesdienstraum zu nutzen (auch wenn sicher die Idee den Altar in der Mitte des Gotteshauses aufzustellen überdacht werden sollte).