Berlin-Mitte - St.-Hedwigs-Kathedrale

  • Insbesondere der gezackte vordere Dachbereich erinnert mich an backsteinexpressionistische Bauten aus den 1920er Jahren. Klingt nach billiger Architektenprosa, aber ich finde, dieser Bau hat wirklich war Skulpturales im positiven Sinne. Meiner Einschätzung nach hat Max Dudler echtes baukünstlerisches Talent, Sinn für qualitativ hochwertige und schöne Materialien und einen charaktervollen Stil - heutzutage eher eine Rarität in der Architektenschaft.

    Hätte man ihn mit den Neubauten am Petriplatz beauftragt, wäre das Ergebnis sicherlich wesentlich besser ausgefallen.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Mir geht diese Mode der versetzten Fenster ziemlich auf die Nerven. Das ist inzwischen so abgedroschen und wirkt nur noch albern.

    Und nicht nur das, sondern auch diese einseitigen/assymmetrischen abgeschrägten Fensterleibungen. Wann hört diese dümmliche Mode endlich mal auf?

  • diese einseitigen/assymmetrischen abgeschrägten Fensterleibungen. Wann hört diese dümmliche Mode endlich mal auf?

    Ehrlich gesagt halte ich das für einen gewissen architektonischen Gewinn, weil es diesen doch etwas die lähmende Langeweile dieser so überaus schlichten Monsterfassaden abmildert. Stell dir mal ohne asymmetrische Element vor - das wär entschieden kein Vorteil. In der Wiener Kärntner Straße haben wir so was, das ist grad kein Hingucker, wie man bei euch sagt.

    Mir missfällt dieser Bau letztlich gar nicht so sehr Der attika-artige Aufsatz hat was, finde ich, da gebe ich Snork schon recht. Mich erinnert es ein wenig an den tschechischen Kubismus bzw damit verwandte Stile.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Den einzigen Trost den ich an dem Klotz finden kann, wäre eine wertige Steinverkleidung. Ich hoffe sehr, dass sie dem Stein der umliegenden Gebäude in Farbe und Textur ähnelt und so dem Klotz eine Art Camouflage gibt, und man ihn leicht übersieht. Vor allem wenn man von Unter den Linden und Bebelplatz in seine Richtung schaut.

  • Zwar wohl überwiegend der andauernden Feuchtigkeit geschuldet, erschien mir das noch neue Dach der Hedwigskirche heute in einem auffällig kräftigen Grünton statt des gewohnten hellen türkisfarbenen Tons. Ich mag mich auch täuschen, aber es war mir jedenfalls bislang noch nicht derartig aufgefallen. Die Neueindeckung mit vorpatinierten Kupferbahnen erfolgte Ende 2020; man vergleiche Snorks Bilder hier im Strang.

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    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Interessant - so unterschiedliche Töne bei vorpatiniertem Kupfer sind mir noch nie aufgefallen. Aber gerade dein zweites Bild zeigt diesen Unterschied eklatant, wenn man die neu eingedeckte Kuppel mit dem ebenfalls vorpatinierten Dach dahinter an der Französischen Strasse vergleicht. Das Dach der St. Hedwigs-Kathedrale erscheint zu lindengrün, und jenes des Geschäftshauses dahinter zu hellblau.

    Wahrscheinlich spielt die Kupferlegierung und deren Reinheitsgehalt eine Rolle, und auch die Art und Weise der Patinierung. Eine Antwort erhält man möglicherweise hier: Grünspan oder Patina.

  • Ja, krasser Unterschied zwischen den beiden vorpatinierten Kupferdächern. Patzschke-typisch (Adlon) strahlt das Dach des hinteren Gebäudes in einem starken Türkis.
    Da wir den Patzschke-Bau ansprechen, dieses Bild sollten wir, so lange wir es noch können, genießen...

    img_25705bfch.jpg


    Im Moment sehen wir mit Blick auf St.Hedwig nur traditionelle Bauten, die sie umstehen. :)
    Das ändert sich bald, wenn der modernistische Anbau des Bernhard-Lichtenberg-Haus in die Höhe steigt.

  • Dadurch, dass die Laterne fehlt, gleicht St. Hedwig natürlich ihrem großen Vorbild viel eher: dem Pantheon in Rom.
    Ich glaube, man käme gut ohne Kuppeltürmchen aus, wenn die Kuppel selbst nicht so unansehnlich wäre. Die wirkt sehr schlicht, modernistisch und nach der Sanierung sehr schlierig (fällt das sonst noch jemandem auf?).
    Wenn die heutige Kuppel, ähnlich wie der Berliner Dom, wenigstens eine Art Profilierung aufweisenj würde und wenn um das Auge oben auf der Kuppel eine Art Balustrade vorhanden wäre, würde sie umgehend sehr viel besser wirken,

  • Das Kreuz ist eine wichtige Verbesserung.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Wollte ich ehrlich gesagt auch gerade sagen, nachdem ich die jetzige Situation mit älteren Bildern auf Google verglichen habe.
    Das Kreuzchen über dem Kuppelauge wirkte wie gewollt und nicht gekonnt. Was denn nun, soll es sich jetzt eher am Pantheon orientieren, da ist aber kein Kreuz über dem Kuppelauge installiert (was eine eher unelegante Lösung ist) oder will man sich an der Vorkriegsversion orientieren, wo ein Kreuz das Kuppeltürmchen krönte? Aber das Kuppeltürmchen gibts ja nicht mehr und wir haben jetzt ein Auge.
    Da wirkt ein freies Kuppelauge und dafür ein großes, goldenes Kreuz auf dem Giebel logischer und auch ästhetischer. Also tatsächlich ein Gewinn. Ein kleiner, aber immerhin.

  • Die Visualisierungen vom Bauzaun kennen wir ja.


    Und endlich habe ich mal eine Hofansicht des kriegszerstörten Baus gefunden; links ist noch der Vorgängerbau des heutigen Altbaus angeschnitten.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Wunderschöner einstiger Bau!
    Ich hätte mir ja fast gewünscht, dass man nach dem Abriss einfach eine Leerstelle belassen hätte. Sieht zur Zeit nämlich immer super auf Fotos und Videos der Ecke aus. (Kenne die derzeitige Situation nicht aus eigener Betrachtung.)
    Der moderne Bau wird sich leider schon bald in dieses Bild drängen. Ich hoffe, die Steinverkleidung gleicht wenigstens farblich sehr der Umgebung, so dass der Neubau mit der sandsteinernen Umgebung verschwimmt und nicht so auffällt.

  • Ich schreibe mal meine Gedanken dazu. Das Dach von St. Hedwig wirkt für mich wie das Dach des Planetariums im Prenzlauer Berg. Hat das zufällig die gleiche DDR-Firma gebaut? Welch schöne Kuppeln heute möglich sind, zeigt doch die Schlosskuppel in bester Ausführung. Das Gebäude gegenüber ist etwas, was mich stark an die NS-Zeit erinnert. Schmucklose kalte Baukörper ohne jede Freude, genau wie ihre Schöpfer, geistlos und hohl. Jammerschade, dass der Vorgängerbau zerstört wurde.