• In dem Kleinstädtchen Messkirch soll die historische Münze abgebrochen werden. Das Gebäude, eines der bedeutendsten in der Altstadt, war im Jahre 1594 von Wilhelm von Zimmern als Münzprägestätte erbaut worden. Leider erlebte der Graf die Fertigstellung wohl nicht, mit ihm starb das Geschlecht aus. Doch noch heute wird Messkirch als die Zimmernstadt bezeichnet. Trotz erheblicher entstellender Umbauten des 20. Jahrhunderts ist das herrschaftliche Gepräge noch erkennbar z. b. an dem Dachtraufgesims das sich nur noch am Isenharter Hof (Heimatmuseum) findet. Im 18. Jahrhundert befand sich hier der Vorgänger der späten Traditionswirtschaft Löwen. Später kam das Gebäude erneut in Herrschaftsbesitz.

    Da das Gebäude schon lange leer steht und die 60er Jahre Fassade recht unansehnlich ist wird der Abbruch überwiegend positive wahrgenommen.

    http://www.suedkurier.de/region/linzgau…t372566,6400940

    Bereits letztes Jahr waren 5 Gebäude, darunter auch Reste eines Schlossnebengebäudes mit Stadtmauer, in der Altstadt durch die Stadtverwaltung aufgekauft, abgebrochen und Parkplätze erstellt worden.

    http://www.suedkurier.de/region/linzgau…t372566,5762904

    Ebenfalls vom Abbruch bedroht ist das denkmalgeschützte Hein Haus.

    http://www.suedkurier.de/region/linzgau…t372566,5330182

    Campus Galli

    Meßkirch - Klosterstadt

  • Ja sind identisch. Der Begriff Münze kam im 18. Jahrhundert außer Gebrauch. Unabhängig davon ist der Name Munz, der auf die jüngeren Besitzer zurückgeht. Den Bürgern ist der jüngere Begriff natürlich geläufiger als die ursprüngliche Bezeichnung.

  • Der von Jörg Mauchen verlinkte Zeitungsartikel


    ist unter diesen Umständen geradezu skandalös, denn es wird der Eindruck erweckt, es handle sich um ein städtebaulich belangloses, schäbiges Gebäude, das es möglichst schnell loszuwerden gilt. Abgebildet ist nur der verwahrloste Eingangsbereich. Auf den kann es doch nicht ankommen, wenn es um das Schicksal eines stadtgeschichtlich bedeutenden Gebäudes aus dem 16. Jahrhundert geht. Auch der Text im Artikel ist total einseitig und negativ geschrieben. Auch unterschwellig: da wird das Beseitigen von Müll genannt, damit angesichts dieses eher unangenehmen Themas ein Negativ-Image aufkommt und die Leser nicht nur über stinkenden Müll, sondern auch über das Haus die Nase rümpfen sollen. Völlig einseitiger, unausgewogener, uninformativer Journalismus.

  • http://www.suedkurier.de/region/linzgau…t372566,6397233
    http://www.schwaebische.de/cms_media/modu…4K1.2_0.JPG.jpg

    @ Jörg Mauchen:
    Bist Du in der Lage, das Münzgebäude zu fotografieren und bereit, die Bilder hier einzustellen? Bilder, die erlauben, sich das Aussehen des Gebäudes gut vorzustellen, wären wünschenswert. Und natürlich als Dokumentation für das Verlorene, wenn das Haus wirklich abgebrochen werden sollte, was wir natürlich nicht hoffen wollen.

    Ist es das Walmdachhaus südöstlich der Kanalgasse?

  • Ja es ist das Walmdach, leicht zu erkennen denn es ist das einzige vorhistoristische Walmdach in der Stadt (abgesehen von der Kirche). Recht außergewöhnlich den im 16. Jahrhundert wurde in der Regel noch Giebelständig gebaut.

    Was die Bilder angeht so habe ich noch keine Erfahrung mit dem Einstellen in diesem Forum.

  • Ha! Hab´s geschaft. Konnte auf die schnelle nur die Rückwertige Ansicht von der Kanalgasse finden. Wie ihr seht war der letzte Umbau in den 60gern nicht zum Vorteil des Gebäudes.

    O

    Oben ist noch das Dachtraufgesims erkennbar dessen Karniesform in die Erbauungszeit weist.

  • Danke, Jörg Mauchen, für das Bild!

    Ja, so sehen sie häufig aus, die ältesten und wertvollsten Häuser einer Stadt, vom staatlichen Denkmalschutz oftmals verachtet. Aber das ist nur die Verkleidung mit dem, was man in den 70er-Jahren als Dämmung betrachtet hat.

    Wer sich nicht von den Eternitplatten ablenken lässt, versteht, welch wertvoller Beitrag zum Stadtbild mit diesem Haus verlorengehen wird.

  • Das rechte Gebäude (Haus Hein) soll abgerissen werden.

    Bildquelle: Wikipedia, Benutzer "Joergsam"

    Zitat

    Der Rückkauf des "Hein-Hauses" wird Thema im Gemeinderat werden. Das denkmalgeschützte Gebäude wird vom Besitzer nicht saniert werden.
    Über die vergangenen Jahre gab es zwei Anläufe, das denkmalgeschützte Hein-Haus wieder mit Leben zu erfüllen. Beide Versuche scheiterten. Das so genannte Hein-Haus gegenüber dem ehemaligen Gasthaus „Löwen“ in der Meßkircher Innenstadt wird voraussichtlich abgerissen werden. Davon, dass es so kommt, geht Bürgermeister Arne Zwick aus.[...]

    Abriss des "Hein Hauses" wird wahrscheinlicher - Südkurier

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Auch wenn das in den 70ern die gängige Trierer Praxis war. Und das ist auf Dauer richtig deprimierend... Barockfassaden, Gotische Fensterreihen, Renaissancegiebel - was für ein schöner Schein. Doch ein Blick nach innen: Gipsplattendecken und Beton. Das tut irgendwann einfach nur noch in der Seele weh. Wo sind die Hallen, in denen längst vergessene Feste abgehalten wurden? Wo die von Generationen durchschrittenen Korridore? Wo die versteckten Hinterhöfe, über die tausendfach verträumte Blicke schweiften? Was noch steht ist meist noch ganz passabler Historismus, und nicht einmals den hat man verschont.
    Gut, die Fassade bleibt. Das gibt Hoffnung. Trotzdem - es deprimiert mich. Werden uns selbst Zeugnisse des finsteren Mittelalters überdauern? Und werden wir selbst einfach nur - vergessen werden? Denn keine Geschichte schreiben wir fort. Wo werden wir sein, wo werden wir bleiben? Sieben Millarden - vergessene? All ihr Erbe verloren in digitalen Wellen, irgendwo in der Schwärze des Alls?
    Ich schweife ab. Aber na ja... Dieser stete Kulturverlust erzeugt einfach ein Gefühl der... Verlorenheit. Und das in unserer Zeit.

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)

  • Nun, daß das Gebäude nicht ruinös ist, kann wohl nicht behauptet werden. Im unteren Geschoss sollen die Deckenbalken morsch und zum Teil gebrochen sein. Ursache sollen unsachgemäße Umbauten sein. Die Reparatur ist natürlich kostenintensiv und in Messkirch sind die Immobilienpreise natürlich im Keller. Aus Stadtbildgründen ist die Erhaltung der Gebäudes aber unbedingt notwendig. Das Gebäude steht im Zentrum der Stadt am Marktplatz nahe dem Rathaus. Hier haben wir die einzige noch erhaltene Gründerzeitfassade an einem älteren Gebäude. Eben ein echter Hingucker trotz geringen Veränderungen an der Fassade. Also ein ganz anderer Fall wie bei der ebenfalls vom Abbruch bedrohten Münze in der unteren Hauptstraße.

    Wenn die Stadt das Gebäude zurückkaufen wird, wird sie es abreißen, so ist die bisher gängige Praxis. Der Bürgermeister redet unentwegt von Abriss und meint, dass der Denkmalschutz nicht mehr besteht.

  • Es scheint so, als wolle sich Herr Zwick unbedingt einen Namen als Abriss-Bürgermeister machen:

    Die Abrissbirne kommt in die Stadt

    Zitat:
    „Wir reißen die Scheune in der Fuchsgasse ab“, sagt Bürgermeister Arne Zwick. Auf der Liste stehe außerdem das grüne Haus neben dem ehemaligen Schlecker an der Hauptstraße, und dabei soll es nicht bleiben: „Wir gucken mal, was wir noch zusammenbekommen“, sagt Zwick. Noch in diesem Jahr soll es eine größere Abrissaktion in Meßkirch geben. Im Gespräch ist nach Informationen der SZ unter anderem auch das Anwesen Oschwald in der Schlossstraße.

    Wir gucken mal, was wir noch zusammenbekommen.

    Diesen Satz muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen!

  • Insgesamt wurden letztes Jahr fünf Gebäude abgerissen. Zwar handelt es sich um eher unscheinbare und unbedeutende Objekte, doch in Anbetracht, daß lediglich für die zwei Gebäude in der Museumsstraße eine Nachfolgebebauung angestrebt wird, ist es ein schwerer Schlag für das Stadtbild.

    1. Schloßstraße, sog. Oschwaldhaus früher Kastenknecht
    Ursprünglich befand sich der Bereich vor der Stadt, erst nach 1503 wurde hier ein Erdwerk als Vorbefestigung errichtet. 1558 wurde es Teil des neu angelegten Obstgartens, dem sogenannten Hofgarten. Vermutlich in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde eine neue Stadtmauer mit den zwei heute noch vorhanden Rundtürmen vor der bestehenden errichtet. Die gesamte Platzgestaltung, wie sie bis 2012 bestand, geht auf diese Maßnahme zurück. Von der Stadtmauer waren noch substanzielle Reste in der Nord- und Westwand mit zwei Schießschartenresten erhalten. Vor 1730 wurde an die bereits entfestigte Westmauer ein längliches Schlossnebengebäude errichtet. Im 18. Jahrhundert wurde das Gebäude um einen Anbau (im Bild links), der dem Kastenknecht als Wohnung diente, erweitert. Nach der Privatisierung 1912 wurde der Ökonomieteil unter Beibehaltung des Erscheinungsbilds zum Hofgarten erheblich erneuert. In den 1960ern wurde der Ökonomieteil zu zwei Wohngebäuden total umgebaut und erweitert, wobei beim nördlichen Teil nur das Erdgeschoss übernommen wurde. 2012 wurde alles abgebrochen, einschließlich eines nur noch wenig erhalten Abschnitts der Schlossummauerung. Die Fläche wird nun als Parkplatz hergerichtet, die Straße wurde verlegt und begradigt. Die geplante Sanierung des Rundturmes und der restlichen Mauern konnte bislang wegen Belangen der Denkmalpflege nicht umgesetzt werden.



    2. Museumsstraße 12
    Das kleine Gebäude war ursprünglich ein Anbau an ein bereits vor längerem abgebrochen Gebäudes, an dessen Stelle zwei Garagen standen. 1747 befand sich noch ein Garten anstelle des vor 1830 errichteten Anbaus.



    3. Museumsstraße 8

    Errichtet in den 1930ger Jahren anstelle einer alten Vorgängerbebauung. Der zunächst kleine Baukörper wurde durch zweimalige Erweiterung, zuletzt um 1970, auf die Grundfläche des Vorgängerbaus vergrößert. Von der ehemaligen Stadtmauer, die an das Gebäude grenzte, war lediglich noch ein kleines Fragment erhalten (Bildmitte hinten). Für diese Fläche wird eine Neubebauung angestrebt, jedoch noch ohne konkrete Planung.


    4. Hauptstraße 32
    Das Alter des dreigeschossigen Fachwerkbaues ist völlig unklar. Da keine Untersuchung vorgenommen wurde konnte nicht geklärt werden ob das Gebäude das an das Obere Tor angebaut war, vor oder nach dessen Abbruch errichtet wurde. Die angrenzende Stadtmauer musste erhalten werden da sie auch von den jüngeren Anbauten (zuletzt Schlecker) als Tragwand genutzt wird. Die Fläche dient nun als PKW Stellfläche und das soll auch dauerhaft so bleiben.



    Dies ist nun die erste Baulücke in der Haupstraße, an einem der am meisten frequentierten Plätze der Altstadt.


    5. Fuchsgasse


    Die Scheuer stammte wohl aus der Zeit um 1900. Sie gehörte zu einem vor Jahren abgebrannten Haus gegenüberliegend. Außer dass sie einen Hauch von Ruinenromantik verströmte, war nichts bemerkenswertes an ihr. Womöglich werden auch hier irgendwann Garagen errichtet.




    Schon unglaublich, wie viel Geld ausgegeben wird zur Verschandelung der Altstadt!

  • Jörg Mauchen: Besten Dank für den Überblick.

    An sich könnte ich auf die fünf zuletzt von dir gezeigten Häuser durchaus verzichten, da sie zwar älter, aber nicht sehr hochwertig und unersetzbar erscheinen. Das Problem für mich ist in diesem Fall aber wie so oft, dass stattdessen nichts ansprechendes neues geschaffen wird. Deshalb ist auch der Abriss von solchen eher weniger wertvollen Häusern bedauerlich. Speziell der Abriss der Hauptstraße 32 ist sehr ärgerlich. Das Gebäude war zwar etwas verunstaltet, aber in seiner Ecklage doch stadtbildprägend, so scheint mir, ohne jemals in Meßkirch gewesen zu sein.

    Der vorstehend von Ravensburger zitierte Zeitungsatikel ist ja schon 1,5 Jahre alt, scheint mir aber noch ganz aktuell zu sein, wenn ich dich richtig verstehe. Wenn das Hein-Haus tatsächlich komplett abgerissen und selbst dessen Fassade nicht erhalten werden sollte, wäre die Betonkopfmentalität der Stadtverwaltung wirklich krass.

  • Der Verlust des sog. Kastenknechtgebäudes in der Schloßstraße schmerzt mich schon. Bei dem letzten Ausbau war extra auf die Ansicht vom Hofgarten aus geachtet worden. So wurden vorgesehene Balkone nicht realisiert, die Fensterformate sind bewusst klein gehalten, im Gegensatz zur Hofseite, wo sich große moderne Fenster befanden. Auch die Hauptstaße 32 war nicht das schlechteste Gebäude. So besaßen die Fenster Umrahmungen im Putz, zweiteilige holzsichtige Fenster, der profilierte Ortgangstab war erhalten und bis vor einigen Jahren war am Giebel noch das um den gesamten Gebäudekomplex laufende Gesims (an den anderen Gebäudeteilen war das Gesims ebenfalls bei vorangegangenen Sanierungen entfernt worden, allerdings durch ein farbliches Band ersetzt). Katastrophal stellt sich hingegen der gegenwärtige Zustand dar.

    Bei all diesem negativem muss ich doch noch erwähnen, daß es auch die positiven Objekte gibt. Allen voran natürlich das Herz-Jesu-Heim, an dessen Turm die gründerzeitliche Fassadenfarbgestaltung rekonstruiert worden war. Andere Elemente wie die Fenstervergitterung wurde an den Stil angepasst, es handelt sich um wirklich extra angefertigte Einzelstücke und nicht etwa um "Baumarktware". Rekonstruiert wurde auch die Hoffassade der Remise, auch sonst kam das Schloss ohne moderne Zutaten aus (zumindest bis dieses Jahr ein Aufzug angebaute wurde, werde mal ein Bild einstellen, wenn er denn irgendwann fertig wird). Bemerkenswert auch das Schuhhaus Müller, das nicht nur das älteste, sondern auch das am besterhaltene Haus in der Altstadt ist. Seit der letzten Sanierung und Fachwerkfreilegung ist das Gebäude ein echter Hingucker. In der Kanalgasse stehen noch zwei schon vor längerem vorbildlich sanierte Gebäude. Der Gasthof Adler wurde nach Abbruch (mit Ausnahme des Eckerkers) äußerlich in gleicher Form wiederaufgebaut.

  • Die Arbeiten an dem Aufzug fürs Schloss ziehen sich scheinbar endlos in die Länge. Mittlerweile gehen die Arbeiten weiter, so wurden auch provisorische Geländerverkleidungen aus OSB Platten hergestellt mit einer baldigen Eröffnung ist demnach zu rechnen. Letztlich stört er doch weniger als befürchtet. Zumindest bei Nacht setzt er schon positive Akzente.


  • Dieses erfreuliche Neubauprojekt befindet sich in Oberen Stadt. So präsentierte sich der Vorgängerbau. Es handelte sich um ein Wohnhaus das um 1930 anstelle einer Scheuer des 19. Jh. errichtet worden war.

    Das Gebäude sollte eigentlich renoviert werden, weshalb es äußerlich und innerlich entkernt worden war. Aufgrund der gesetzlichen Auflagen und Vorschriften entschloss ich der Eigentümer nun aber zum Abbruch.

    Inzwischen ist der Neubau schon weit vorangeschritten. Nicht mehr sichtbar ist der Gewölbekeller der noch vom Vor-Vor-Vorgängergebäude stammt. Auch der aufgehende Bau bietet Überraschungen wie die Stichbögen aus Ziegelsteinen, die mich an die heute nicht mehr vorhanden benachbarte Gerberei erinnern.

  • Letzte Woche wurden die Fachwerkkonstruktion und das Dach aufgerichtet. Das Fachwerk zeigt einige Schwächen wie sie bei neuen Fachwerkhäusern auftreten. Zum einen fehlt es an Riegeln, auch die Richtung der Streben wäre früher anders ausgefallen. Die liegende Binderkonstruktion erinnert wohl an den Vorgänger.

    Etwas störend auf die Seitenansicht des Daches wirkt sich der Dachbalkon in der Mitte des Gebäudes aus, der Dachteil gegen die Straße ist nur etwa 3 Meter breit.



    Dennoch ist dies ein beispielloser Bau in der gesamten weiteren Umgegend. Wann wurde zuletzt eine Fachwerkfassade irgendwo errichtet? :applaus: