Nürnberg - Sanierung des Reichsparteitagsgeländes

  • Man sollte sich nicht auf das Spiel einlassen, "wenn man das Geld für die Sanierung des Zeppelinfeldes spart, dann fließt es in die Rekonstruktion des Toplerhauses" usw. Das ist ja das gleiche Argument, wie mit den berühmten Kindergärten, die statt des Stadtschlosses entstehen würden.

    Das gesparte Geld würde dann eben für ganz andere Sachen ausgegeben werden, z.B. nach Afghanistan transferiert, in fragwürdige Verkehrsprojekte investiert oder in irgendwelchen Sozialprojekten versickern, deren Nutzen auch zweifelhaft ist.

    Ich begrüße generell eine Sanierung des Zeppelinfeldes und erhoffe mir langfristig auch eine Rekonstuktion der Kolonnaden und Eckgebäude. Das ist im gegenwärtigen Zeitgeist nicht möglich, aber wer weiß, was in 30, 50 Jahren drin ist. Dann sind die heute grinsenden und Kopf schüttelnden "Experten" weg. Das Gebäude ist jedenfalls ein wichtiger Teil deutscher Geschichte und sollte erhalten bleiben. Durch Rockkonzerte oder Disko-Veranstaltungen usw. kann man ihm auch einen Teil seiner "Unschuld" zurückgeben. Wobei man vielleicht eher von geben (ohne "zurück") reden könnte.

  • Natürlich würden die Millionen nicht automatisch in Wiederaufbauprojekte oder andere Sanierungen fließen, wenn man das Reichsparteitagsgelände nicht sanieren würde. Es ging ja darum, daß etliche "wertvollere" Bauten ebenfalls auf eine Renovierung warten, und dafür nie Kohle übrig zu sein scheint.

    Der Witz bei den Kindergärten, die viele Leute statt des Berliner Schlosses, oder anderer Reko-Projekte gefordert hatten ist ja der, daß bei unseren Anliegen die teuersten Bauteile, die der gemeine Bürger als (Steuer)Verschwendung vermutet, aus privaten Spenden finanziert wird.

    Es gibt ja bestimmt einen Topf, der für Bau- und Sanierungsprojekte vorbehalten ist. Und in welches Projekt dieses Geld fließt, können unsere Entscheider auch sicher regulieren.

  • Woher kommen denn die 73 Millionen Euro? Muss dass Nürnberg selber aufbringen, oder zahlt da der Freistaat Bayern kräftig mit? Das Reichsparteitaggelände ist ja ein Denkmal und Mahnmal von nationaler Bedeutung, und somit wäre das doch in erster Linie eine Aufgabe des gesamten Bundes. Dies fordert auch Nürnbergs Oberbürgermeister, hat aber bis jetzt keine Zusage dafür erhalten.

    Irgendwo fehlen der Stadt Nürnberg dann die 73 Millionen, und da wurmt es mich, wenn andere Baudenkmäler in Nürnberg das Nachsehen haben. Die Stadt investiert beispielsweise kräftig in die Erhaltung und teilweise Rekonstruktion der Stadtbefestigung, aber nicht in der Geschwindigkeit, wie es die Bauwerke nötig hätten. Den Millionenbetrag mit Kitags und Rekonstruktionen vollständig verschwundener Baudenkmäler abzuwägen, geht natürlich nicht, weil das völlig verschiedene Paare Schuhe sind.

    Auch wenn es eine Wiederholung ist, möchte ich auf die in den ersten Beiträgen dieses Stanges verlinkten beiden Filmbeiträge hinweisen:

    http://www.br.de/br-fernsehen/s…ierung-100.html

    http://www.br.de/mediathek/vide…laende-102.html

  • Das Engagement der Stadt Nürnberg in allen Ehren, immerhin kümmert man sich um das historische Erbe. Zumindest außerhalb der Altstadt. Zumindest auf dem Reichsparteitagsgelände.

    Ich denke Nürnberg hat in dieser Frage einiges an Aufholbedarf bzw. einiges zu kompensieren, wenn man sich den Umgang mit den Gebäuden seit dem Ende des 2. WK bis hinein in die 70er Jahre anschaut. Trotzdem halte ich es schlicht und einfach für völlig unnötig, hier diese Anstrengungen, sowohl finanzieller als auch kultureller Art, aufzubringen. Ja, die Stadt muss wohl die Verkehrssicherungspflicht wahrnehmen, aber ernsthaft, würde es da nicht genügen, einen Zaun um die Anlage zu ziehen? Außerdem sind so oder so schon überall Warnnschilder angebracht, die darauf hinweisen, dass man das Gebäude auf eigene Gefahr betritt. Ganz nebenbei würde ao auch ein ungeliebtes Ritual verschwinden, nämlich das Stehen vornehmlich ausländischer Touristen auf der Kanzel und das unvermeidliche Zeigen des "Deutschen Grußes". Witzig witzig.... Habe ich schon häufig erlebt.

    Und wenn man einen Lernort schaffen will, den hat man sowohl in der Kongresshalle als auch in der Gedenkstätte für die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse. Und was genau soll an diesem Ort eindrücklich sein in Bezug auf das Innere des Gebäudes? Es gibt ja, außer dem Goldenen Saal, tatsächlich NICHTS zu sehen!!! Das ganze Gebäude lebt ausschließlich von seiner Außenwirkung. Und soweit ich weiß, kann man Gebäude auch durch Zäune oder darüber hinweg anschauen, dafür muss ich nicht erst alle Stufen erklimmen.

    Die monumentale Wirkung der Anlage wird durch ihren Verfall, sei er kontrolliert oder eben nicht, so oder so erhalten bleiben. Ich denke da braucht man sich in Nürnberg keinen Kopf zu machen. Was übrigens die monumentale Ausstrahlung sowie das Beeindruckende, Monströse tatsächlich gefördert hätte, wäre der Erhalt der Säulengalerien gewesen. Nun ja, damals hat man da leider nicht gezögert, das Ganze einfach wegzusprengen.

    Wie gesagt, in Anbetracht der schon vorhandenen Lern- und Anschauungsorte sowie der immensen Kosten, stellt diese Sanierung für mich eine absolut unnötige Verschwendung vo Steuergeldern dar. Ganz einfache Rechnung.

  • Es wurde sich nun für die Oper als Ausweichquartier das Kongresshallengelände ausgesucht. Warum sage ich Gelände? Weil bewusst offen geprüft wird, ob um die Kongresshalle herum oder im Zentrum große Teile des Erstzbaus neu errichtet werden. Es soll sich nicht nur um eine Interimslösung handeln, sondern auch nach der Wiederherstellung der Oper auch weiterhin von der Kulturszene genutzt werden können.

    https://www.spiegel.de/kultur/nuernbe…15-6114ca3d7ceb

    https://www.br.de/nachrichten/ku…staette,Sr4QxAP