Leipzig - Brühl und Höfe am Brühl

  • Der Brühl wurde gestern an die Immobilien AG (MfI) aus Essen verkauft. Allein für das ehemalige Warenhaus wurden 26 Millionen € gezahlt, ein Preis, der unter Immo-Experten als relativ hoch eingeschätzt wurde.

    Heute sind auch gleich 4 Entwürfe für den neuen Brühl herausgegeben wurden. Das Stadtforum verlangt behutsamen Umgang mit dem Areal, dass aufgrund seines Pelzhandels Weltruhm erlangte.

    Hier die bisher veröffentlichten Entwürfe:


    Vier Bewerber um die Neugestaltung des Areals hatten ihre Entwürfe eingereicht. Darunter die Dr. Henke Grundstücksgesellschaft.

    Im Entwurf des Leipziger Projektentwicklers MIB AG sollte die Blechbüchse erhalten bleiben.

    Auch Wohnungen und Büros sowie Kultureinrichtungen waren bei diesem Entwurf vorgesehen.

    Der Berliner Projektentwickler Joachim Tenkhoff hatte sich vorzeitig aus dem Projekt "Brühl" zurückgezogen.

    Grund dafür sei der Verkauf der Blechbüchse an den Betreiber des Paunsdorf-Centers, die Management für Immobilien AG, gewesen.

    Eben dieser Investor aus Essen hat nun auch den Zuschlag für das neue Einkaufszentrum am Brühl erhalten. So sieht der Entwurf aus.

    Fotos und Kommentare von http://www.lvz-online.de\r
    http://www.lvz-online.de


    Ich weiß zwar nicht, ob die Entwürfe schon zum Architekturwettbewerb gehören, den die Essener Immobilienprofis forcieren. Aber was uns hier angeboten wird ist ja durch die Bank weg vollkommener Bullshit! Ich kann nur ahnen, dass wenn Immobilienhaie aus Essen nach [lexicon='Leipzig'][/lexicon] kommen hier nur Klötzer gebaut werden. Aber man kann nur hoffen, dass ein neuer unabhängiger Wettbewerb ausgelobt und mit offenen Karten gespielt wird. Ich bete zu Gott, dass hier ein fairer Kompromiss für alle Parteien gefunden werden kann. Der Brühl ist für einen Fehlschlag einfach zu sensibel.

  • Ja, danke, madmellow. Diese Entwürfe bedürfen eigentlich keiner weiteren Kommentierung, wenn selbst die minimale Bedingung der Stadt (kleinteilige Bebauung auf historischem Grundriss) schon bei den ersten Entwürfen durch die Bank weg ignoriert wird. Das zukünftig bebaute Areal soll ja die neue Visitenkarte zur Innenstadt darstellen.

    Edit: Der neue Investor plant einen Architetektenwettbewerb, die Stadt lediglich einen Fassadenwettbewerb. Dazu ein Artikel.
    Ich denke, das, was wir auf den Entwürfen sehen, wird auf keinen Fall kommen. Die Richtung freilich ist vorgegeben.


    So sah es dort um 1890 aus, und zwar von Südosten aus gesehen (Brühl / Hallesche Straße). Ich weiß allerdings nicht, inwieweit die barocken Häuser in den darauffolgenden 25 Jahren gründerzeitlich überformt oder ganz abgerissen wurden. Vermutlich schon, weil sie ziemlich schlicht waren.

    Quelle: http://www.lipsikon.de">http://www.lipsikon.de

  • an der ecke stand bis zum abriss für die plattenabuten ein messehaus.

    wenn man sich die bisherigen projekte der mfi ansieht, fällt auf: die sehen alle gleich aus und heissen auch noch gleich (xy-arcaden). entweder haben die noch nie einen architektenwettbewerb durchgeführt, oder schlimmer - so sahen die wettbewerbssieger aus.
    andererseits kann man sich auch nicht vorstellen, warum sich der lwb-aufsichtsrat für mfi entschieden haben sollte, wenn er nicht der meinung wäre, dass die etwas gescheites bauen könnten. genügend geld scheint die firma ja jedenfalls zu haben.

  • Ihr Gesamtvermögen an Immobilien beträgt 3,8 Milliarden € - da weiss man wie liquide die sind. All ihre Immobilien heissen zum größten Teil Arcaden. Und auch das sie das Paunsdorf Center inne haben macht sie nicht unbedingt sympathischer. Man kann nur hoffen, dass sie auf diesem Areal FÜR [lexicon='Leipzig'][/lexicon] bauen und nicht GEGEN.

  • Zitat von "rakete"

    andererseits kann man sich auch nicht vorstellen, warum sich der lwb-aufsichtsrat für mfi entschieden haben sollte, wenn er nicht der meinung wäre, dass die etwas gescheites bauen könnten.


    Wieso? Wenn die MFI rekordverdächtige 26 Millionen Euro locker macht, dann interessiert es doch die LWB nicht, ob die anständig bauen können oder nicht.

    In der Zwischenzeit habe ich mir auch mal die bisherigen Projekte von MFI angeschaut (LINK). Wie rakete schon sagte, die sehen alle gleich aus, so ein Zwischending aus Provinzstadt-Center und Grüne-Wiese-Shopping-Mall. Furchtbar!

    Eine fast noch größere Sorge bereitet mir allerdings, inwieweit sich das neue Center negativ auf die doch sehr ausgewogene Geschäftsstruktur im Zentrum auswirkt. In Zwickau konkurrieren ja Globus auf der grünen Wiese und die Zwickau-Arcaden (MFI) in der Innenstadt miteinander. Dazwischen gibt es kaum noch was. Die Fußgängerzone in der Hauptstraße ist gesäumt mit zugenagelten Schaufenstern, ein paar Döner- und Asiabuden (Döner 1,50,-), das war's. Das könnte dann auch in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] der Fall sein...

  • Naja ganz so schlimm wird's nicht kommen. Leipzigs Innenstadt ist wunderschön, immer mehr Touristen kommen und werden diese Stadt am Leben erhalten! Mit Zwickau daraus einen Vergleich zu machen ist doch weit hergeholt. Es gibt nichts vergleichbares im größeren Umfeld. Keine Stadt hat sich so excellent entwickelt. Nirgendwo im Osten! Ein Center allein, wird diese Urbanität nicht zerstören können. Und ich hoffe noch immer, dass es kein Block-Center wird! Sicherlich werden zahlreiche Geschäfte dort unterkommen. Nur das WIE steht immernoch im Raum.

  • ich denke auch, man sollte nichts überdramatisieren. die geplante einzelhandelsfläche entspricht in etwa der des kürzlich eröffneten karstadts. und wegen dem gingen in der übrigen innenstadt auch nicht die lichter aus. eher im gegenteil.
    noch vor ein paar jahren hätte es sicherlich gereicht, einfach eine der üblichen mfi-konsumkisten hinzuklotzen. aber inzwischen gibt es etablierte einkaufsstrassen, passagen und mit den hauptbahnhof-promenaden sogar eine interessante shopping-mall variante, so dass (hoffentlich) auch mfi klar sein müsste, dass weder mieter noch kunden bedingungslos schlange stehen werden. die insgesamt für den komplex gezahlten 56 mio euro stellen ein doch beträchtliches unternehmerisches engagement dar. wenn sich diese investition amortisieren soll (und davon ist ja auszugehen), wird man sich schon einiges einfallen lassen - müssen.

    aber bis dahin ist das nur der optimistische denkansatz...

  • ...der noch durch eine provinzposse genährt wird:

    anfang dezember wurde bei einem bürgerentscheid (mit 900 stimmen differenz) der bau der würzburg-arcaden abgelehnt - und damit der umbau des hauptbahnhofs gleich mit.
    (alle infos unter http://www.wuerzburg-arcaden.de">http://www.wuerzburg-arcaden.de)
    dass damit das kind mit dem bade ausgeschüttet wurde, bestätigt eher meine skepsis gegenüber bürgerentscheiden. aber dass sich die mfi mit ihren uninspirierten verkaufscontainern (trotz architektenwettbewerb) mal eine blutige nase geholt hat, wird bei denen hoffentlich zur höheren sensibilisierung gegenüber der öffentlichen meinung beitragen.

    ein paar glasscheiben hier, ein paar sandsteinplatten dort an die fassade geklatscht - das liesse sich am brühl wahrscheinlich sogar durchsetzen. aber auf dauer rechnen lässt sich so eine billig-lösung wohl heute nicht mehr...

  • mal was neues zur geplanten shopping-mall am brühl:

    es wird nun doch keinen fassadenwettbewerb geben.
    statt dessen soll ein architekturwettbewerb ausgeschrieben werden. dieser wird deutschlandweit offen und zweistufig sein.
    zwar bleibt ein einkaufscenter ein einkaufscenter, aber das procedere ist schon okay, weil es zwei schwer zu verbindende dinge kombiniert: konkurrenz und transparenz. in der ersten stufe kann jeder architekt seine entwürfe einreichen. diese werden dann veröffentlicht und die meistversprechendsten unter ihnen werden dann noch mal in der zweiten stufe überarbeitet, bevor eine endgültige entschheidung fällt. auf diese weise weiss jeder, wohin der hase läuft, die entscheidungsfindung wird nachvollziehbar und der gebäudekomplex springt nicht wie kai aus der kiste.
    eigentlich sollte ein solches verfahren standard sein.

    ich habe mir auch mal die wiederaufbaupläne für dieses gebiet aus den 50ern zu gemüte geführt. einerseits löblich, dass diese den erhalt des union-messehauses vorsahen, andererseits hätten die neubauten allesamt ausgesehen wie das messehaus am markt (vor dem umbau). auch nicht gerade der hit.

    ach ja, weil ich gerade den zweistufigen wttbewerb erwähnte: für den neubau am brühl werden ja über 450 (plattenbau-)wohnungen abgerissen. da es eine klausel gibt, wonach bei neubauten mind. 20 prozent der fläche wohnungen sein müssen, wird erwogen, einen teil davon am matthäi-kirchhof zu errichten. für diese(s) gebäude ist jedoch noch nichts von einem wettbewerb zu hören...

  • Mal eine andere Idee zum Thema Brühl warum legt man nicht einfach nach Abriss der Plattenbauten eine Rasenfläche mit schönen Bäumen an. Stadtebaulich würde das meine Meinung nach gar nicht so schlecht sein.

    Na ja ist ja nur eine Idee...

  • Zitat von "SevenUp"

    Mal eine andere Idee zum Thema Brühl warum legt man nicht einfach nach Abriss der Plattenbauten eine Rasenfläche mit schönen Bäumen an.
    Na ja ist ja nur eine Idee...

    das hielte ich aus städtebaulicher sicht für groben unfug. der brühl schließt den historischen stadtraum von [lexicon='leipzig'][/lexicon] ab. eine freihaltung würde die altstadt zur ringstraße hin öffnen und damit die kleinteilige bebauung dort entwerten.

    außerdem ist das grundstück einfach viel zu wertvoll - beste lage in der innenstadt, direkt gegenüber dem hauptbahnhof. so dicke hat es keine kommune, dass sie auf 40 mio verzichten kann.

    (na gut: frankfurt vielleicht. aber sonst keine :!::zwinkern: )

  • HalleLuja
    Mir ist schon klar das kaum eine deutsche Stadt auf 40 Millionen Euro verzichten kann.
    Ich fände es nur nicht schecht weil durch eine Begrünung der Fläche so etwas wie ein Gürtel von Bäumen um die innere Stadt herum entstehen könnte.
    Außerdem sind auf diesen Weg städtebauliche Katastrophen ausgeschloßen :D die durch eine moderne Bebauung entstehen könnten!

    Aber ich gebe dir naturlich Recht eine solche Öffnung der Stadt hin zur Ringstraße bringt auch nachteile mit sich.

  • Es soll zur Brühlbebauung nun weitere Entwürfe geben. Weis jemand wie es dort mal aussehen soll?
    Ich finde es auf jeden Fall nicht nur als Problem die Neubebauung sondern auch als Chance was zu machen, Nur was man macht wird sich zeigen
    Gruß Andre

  • Zitat von "AndreJ"

    Es soll zur Brühlbebauung nun weitere Entwürfe geben. Weis jemand wie es dort mal aussehen soll?
    Ich finde es auf jeden Fall nicht nur als Problem die Neubebauung sondern auch als Chance was zu machen, Nur was man macht wird sich zeigen
    Gruß Andre

    Bekanntlich gibt es zum Brühl einen "Einstufigen Realisierungswettbewerb in zwei Bearbeitungsohasen nach GRW 95" - Veröffentlichung des Bewerbungsaufrufs fand am 08.06.2007 statt, die ausgewählten Teilnehmer (relativ viele) wurden 28.06.2007 bekannt gegeben, Abgabe 1. Stufe 14.08.2007, Zwischenkolloqium war am 05.09.2007 - da sind dann schon viele wieder rausgeflogen, bis auf so ungefähr 8 Entwürfe.
    Die Sitzung des Preisgerichts für die 2. Phase findet nun am 01.11.2007 nach meien Infos statt, an diesem Tag gibt es um 17:00 Uhr auch eine Pressekonferenz. Denke mal, am 02.11.2007 wissen wir also mehr.

    Den Wettbewerbsunterlagen nach zu urteilen würde ich nicht zu viel erwarten. Da wird ein Einkaufsparadies abgeworfen, wie wir es von anderswo kennen. Ich habe ein wenig Hoffnung, dass das Stadtplanungsamt das schlimmste verhindern kann - von den Architkten ist nichts in unserem Sinne wirklich Gutes zu erwarten, vom Investor nach meiner Einschätzung erst recht nicht. Der will in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] so bauen, wie er das in Essen gewohnt ist (Unser Threat: "Essen - Karstadt gibt der Stadt den Rest"). Wenn ich das schon lese: Das kleine Gässchen (quasi die Verlängerung der Katharinenstr.) soll zwar wieder kommen, aber von einer 15m(!) breiten (mehrgeschossigen?) "Brücke" überspannt werden... - irgendwo muss schließlich die "Einkaufspassage" die Straße kreuzen...

  • da hat leipziger im prinzip leider recht.
    zwar baut in essen ece, aber die üblichen mfi-"arcaden" sind genauso schlimm.
    einziger lichtblick: die verträge müssen erst noch durch den stadtrat abgesegnet werden. ganz grossen mist als wettbewerbssieger zu präsentieren, dürfte man sich da eigentlich nicht erlauben.
    oder doch...

  • den wettbewerb für die shoppingmall am brühl haben heute grüntuch und ernst (berlin) gewonnen. bilder davon habe ich noch keine gesehen, aber dafür deren website.
    die ist zur "einstimmung" auf das kommende wahrscheinlich hilfreich.

  • Ich sag es mal so die Werke der Herren sind definitiv nicht in unserem Sinne. Ich finde dennoch das ihre Projekte eine gewisse Qualität aufweisen, es gibt definitiv wesentlich schlimmere Werke. Die Frage ist nur wie das Projekt in Bezug auf den städtebaulichen Kontext ausgefallen ist :?

  • Zitat von "SevenUp"

    Die die vorgestellten Projekte auf der Website lassen schlimmes befrüchten :(

    http://www.gea-berlin.de/">http://www.gea-berlin.de/

    Zu recht. Wie zu erwarten, wird gebaut, was auch am Neusser Stadtrand stehen könnte. Kaufhof und Petersbogen dürfen sich bald über ein Brüderchen freuen:

    http://www.lvz.de/aktuell/content/45434.html

    Bilder:
    http://www.lvz.de/slideshow/content/bruehlbebauung.html

    Gewonnen hat man damit nichts. Aber eine einmalige Chance vergeben.

    Sehr schön auch: MFL vergleicht den Entwurf mit der Mädlerpassage.

  • Vollkommen rätselhaft ist mir auch hier wieder, wie es nicht vor dem Wettbewerb zur Bedingung gemacht werden konnte, dass bei einem so massiven Baukörper mit Dach gebaut werden muss, schon aus Rücksicht auf die umgebende historische Bebauung. Dadurch wird so ein kubistischer Einheitsbrei mit Flachabschluß (die Bezeichnung Dach trifft hier nicht zu), wie wir ihn jetzt präsentiert bekommen, ja praktisch schon im Vorfeld beschworen. Kopfschütteln.