Leipzig - Brühl und Höfe am Brühl

  • Was für ein schrecklicher Entwurf, wenn ich den 2. Platz sehe kommt es mir erst recht hoch....
    Eigentlich ist es wieder einmal ein Schlag ins Gesicht der Leute die sich für eine behutsame Stadtsanierung ausgesprochen haben. Wenn man so einen Müll den hochwertigen Sanierungen der Gründerzeitler entgegenstellt, kann man fast gar nicht glauben das Beides nebeneinander existiert.
    Ein Glück das es Firmen wie die GRK-Holding, Licon, Rec24 usw. gibt, sonst wären wir um viele wunderbar sanierte Schätze ärmer.

    Mich regt dieses Ergebnis extrem auf!!!.... :boese: ...so das musste mal raus!

  • Am krassesten ist ja der 3. Platz. Das sieht aus wie eine Teenagerfantasie aus den 60ern. Sowas wird woanders heutzutage anderswo abgerissen. Ich glaube man muss sagen, hier wurden die Bürger mal richtig verarscht. RMA hat mit seinem Kommentar zu den Wettbewerbsbedingungen (die ich nie zu Gesicht bekommen habe - geheim?) vollkommen recht.

    Eins ist jedenfalls sicher: der Entwurf kommt bei den Leipzigern mit Sicherheit nicht an.

  • Das ist wirklich .................... bitter!

    Vor allem in dieser Umgebung diesen unsäglichen Einheitsbrei. Ich frage mich, wozu überhaupt noch Architekten beauftragt werden. Man könnte doch die Entwürfe der Sparkasse in ... oder die vom Kaufhof in ... oder die von ECE in ... nehmen oder sonst was. Sieht alles gleich aus.

    Es ist ja schlimm das sagen zu müssen, aber da hätte man die Platten mit den bunten Gesichtern auch stehen lassen können. Die hatte wenigstens noch etwas Originelles.

    APH - am Puls der Zeit

  • also an den wettbewerbsbedingungen (hatte die auch mal hier verlinkt) hat es sicher nicht gelegen. die hätten platz für viel kreativität gelassen. nur muss der auch genutzt werden.
    beispiel: es wurden "mindestens drei baukörper" gefordert. warum die dann alle gleich hoch sind und überhaupt gleich aussehen, ist mir ein rätsel. von oben sieht der siegerentwurf ja noch ziemlich abwechslungsreich aus, aber die fassaden zeugen nur von einfallslosigkeit. bis auf die riesigen porträts - und die stehen anscheinend schon auf der kippe.
    und dann noch oberirdische parkdecks und die (denkmalgeschützte) alu-fassade der blechbüchse soll auf einer seite aufgerissen werden - viel spass im stadtrat. kann mir nicht vorstellen, dass einer von denen das ehrlich schön finden kann.
    und das erschreckenste: man kann nicht mal den 2. oder 3. preis als alternative vorschlagen.

  • Gibt's denn irgendeinen Chance, dass Ergebnis noch zu drehen, oder ist die Stadt [lexicon='Leipzig'][/lexicon] da eisern? In Frankfurt hatte für das TR-Areal schließlich anfangs auch etwas von ähnlich mieser Qualität den Wettbewerb gewonnen, und heute sind wir schon bei Rekos...

    Auf einer darüber liegenden Ebene entsetzt mich, dass man hier städtebaulich im Prinzip das Erbe der Vergangenheit fortsetzt und eine Weiterentwicklung nahezu nicht erkennbar ist. Wo es in den 70ern ein Sichtbeton-Parkhaus in der Innenstadt sein musste, in den 80ern ein multimediales Begegnungszentrum, und in den 90ern ein dekonstruktivistisches Etwas ist es heute so etwas: ein gigantischer Baukörper, der mit Städtebau eigentlich gar nix zu tun hat, geschweige denn irgendwelchen Lokalbezug aufweist. Hat man aus Fehlern der Vergangenheit denn nix gelernt? Selbst wenn man moderne Architektur mag, ist das Ergebnis doch einfach nur erbärmlich, wie kann so etwas den 1. Preis bekommen? Ist das das beste, was die Gegenwart zu bieten hat?

  • spacecowboy: ja, ich hatte etwas anderes erwartet - mehr so in richtung marktgalerie.

    RMA:
    deinen rundumschlag teile ich nicht. bei diesem entwurf hat man ja den gigantischen baukörper in verschiedene gebäude aufgeteilt. nur sehen die alle gleich aus - und zwar gleich schlimm. die struktur (soweit man das auf dem bild nr. 7 von oben erkennen kann) ist ja für ein einkaufscenter - was es nun mal ist - gar nicht so übel. aber sie ist halt vom strassenraum her nicht ablesbar.

    zu deiner ersten frage: juristisch ist die lage so, dass der stadtrat den verträgen mit mfi erst noch zustimmen muss. nur: wenn der stadtrat dagegen stimmt, stellt sich die frage, wofür er statt dessen stimmen soll. für einen architektenwettbewerb? uuups, hatten wir gerade...

  • Was anderes war nicht zu erwarten. Dennoch hatte ich auch mehr auf „Marktgalerie“ gehofft – also Einzelhäuser mit „steinerner“ Fassade und Ansätze von Dächern.

    Noch mal zur Erklärung, warum ich die Wettbewerbsbedingungen nicht gut fand: Ich meine, man hätte seitens der Stadt mehr Vorgaben machen müssen.
    Der Text war (wie üblich) genau wie Rakete sagt, sehr allgemein gehalten und in alle Richtungen interpretierbar. Eine steinerne (um nicht zu sagen historische) Fassade war also nicht verboten. Aber eben auch nicht ausdrücklich gewünscht.
    Dann das Thema Bauflucht: Warum gibt man die historischen Baufluchten nicht verbindlich vor? In Berlin hat es doch auch so halbwegs geklappt mit der „kritischen Rekonstruktion“ d.h. verbindliche Vorgabe der historischen Gebäudefluchten– obwohl von den Architekten immer wieder stark kritisiert.

    Ich denke nicht, dass der Entwurf noch gekippt wird. Wie Rakete auch schon sagte, einen Architektenwettbewerb gabs ja schon, was kann man sonst noch wollen?!?! Außerdem sind jetzt alle froh, dass die drei Wohnhochhäuser der 60er Jahre nun weg kommen, nach dem Motto, es kann nur besser werden. Ich glaube dennoch, dass es besser wird, es wird aber eben kein historisches Stadtquartier zurückkehren.

    Es gibt noch einen Punkt, wo es sicher möglich wäre, zu diskutieren: Die Rückkehr des historischen Brühl-Kaufhauses. Warum wird nicht hier die Freilegung und teilweise Rekonstruktion der Fassade seitens der Stadt/Denkmalschutz gefordert? Die Blechbüchse ist doch nicht so wirklich erhaltenswert, gibt’s doch noch tausend Beispiele irgendwo in Westdeutschland. Aber selbst da gibt es ja genügend andere Meinungen (siehe Rakete...), die sich für die Erhaltung bzw. Nachbau (!) der Alu-Fassade aussprechen. Der Erhalt des historischen Kaufhauses als solches ist ja noch nicht mehr gefordert gewesen. Man durfte auch abreißen und die Blechfassade nachbauen. Was der Siegerwettbewerb nun vorsieht, weiß ich jedoch nicht.

  • Beim Brühl-Kaufhaus steht meines Wissens nur die Alu-Fassade unter Denkmalschutz, nicht aber die Sandsteinfassade darunter, weshalb es fast sicher ist, dass das Blech bestehen bleibt.

  • Zitat von "spacecowboy"

    Beim Brühl-Kaufhaus steht meines Wissens nur die Alu-Fassade unter Denkmalschutz, nicht aber die Sandsteinfassade darunter, weshalb es fast sicher ist, dass das Blech bestehen bleibt.

    Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass da nachher eine neue Blechbüchse in der Optik der Alten steht. Mir ging es an dieser Stelle darum, aufzeigen, wo es noch halbwegs realistische Ansatzmöglichkeiten gibt, wenn man in unserem Sinne irgendwo Einfluss nehmen möchte...

  • Zitat von "Stiffler2207"

    In spätestens 20 Jahren ist der Bau wieder abrissreif.

    Du wirst mir doch nicht ernsthaft erzählen wollen, dass du dir diesen Müll die nächsten 20 Jahre angucken willst. Dann bist du ja schon fast 40 Jahre alt! Tut lieber jetzt was. Das erspart euch evtl. den jahrelangen Ärger, den ihr bei dem jetzigen Siegerentwurf zu befürchten habt. Das Ding kann man noch kippen, wenn sich die richtigen Leute zusammenfinden. Ist euch eigentlich aufgefallen, wie selbstherrlich die Jury auf dem Bild in der LVZ rüberkam? Das sind Überzeugungstäter - und die warten nur darauf mal von ihrem hohen Ross runtergeholt zu werden.

  • Ihr Leute, Ihr Leute,

    was glaubt Ihr eigentlich wo wir hier sind? [lexicon='Leipzig'][/lexicon] und Dresden sind nicht [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] oder Hildesheim oder Nürnberg. Wir sind hier in der (Ex-) DDR! Man WILL diese Kisten. Das Land ist mental reichlich 40 Jahre hinter dem Westen. Man WILL hier z. B. auch die autogerechte Stadt (siehe auch die unerträglichen Diskussionen zur WSB in Dresden usw.)

    Wartet am besten 40 Jahre und dann kanns mit Rekos bzw. einer Stadtreparatur im Sinne der europäischen Stadt auch hier losgehen. Aber vorher wird JETZT erst einmal alles schön versaut...

    Sorry - Aber leider wahr...
    Schönes WE!

  • Ich vermute, du wast noch nie in [lexicon='Leipzig'][/lexicon]. Schau dir mal im Original die Stadt an. Es ist seit 1990 schon vieles anders gemacht worden als in den 50ern bis 70ern in [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] oder sonstwo. Damals wurden im Westen Gründerzeithäuser niemals getreu saniert. Sie wurden entstuckt oder abgebrochen. Ohne Ausnahme!
    Die im Osten übliche oft tatsächlich üble Nachwende-Architektur ist zumindest in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] fast immer auf Brachflächen entstanden, die seit 1945 leer waren bzw. mit Baracken oder sonstigem Schrott bebaut war. Sie unterscheidet sich von der West-Architektur nicht wirklich, schlechter ist sie jedenfalls auch nicht.

  • Solch eine undiffernzierte, vor lauter Polemik und Unwahrheit strotzende Aussage mag im ersten Augenblick herzerleichternd sein, letzendlich ist sie aber wenig hilfreich (und ich weiß auch ehrlich nicht, welche Laus dem GHND-Chef seit geraumer Zeit ständig über die Leber zu laufen scheint, aber das soll auch nicht das Problem anderer sein).

    Der Vergleich mit Hildesheim, Nürnberg und nicht zuletzt Frankfurt hinkt insofern, dass die Vorkriegssituation des Brühls kunst- und kulturhistorisch nicht ansatzweise so bedeutend war wie das in den anderen 3 Städten der Fall ist. Der Brühl ist mit der Frankfurter Zeil zu vergleichen, und da regt sich auch keiner darüber auf, dass anstatt der Reko eines Gründerzeitlers nun die "Frankfurt Hoch IV" - Shopping Mall ensteht. Die Bebauung am Brühl wurde innerhalb von 200 Jahren (bis 1945) mindestens dreimal völlig erneuert.

    Aber egal, kotzen wir uns hier genauso aus wie im Dresden-Forum.

  • Ich halte die Aussage mit den "40 Jahren hinter dem Westen" auch objektiv völlig falsch, denn wo im Westen (außer vielleicht noch in Bayern) gibt es denn schon eine grundsätzlich andere Baupolitik?

    Gut, durch Initiative der Bürger gibt es das Projekt in Frankfurt, aber sonst? Hier in Stuttgart, dem Musterbeispiel der autogerechten Stadt, würden doch weder Politiker noch Bürger jemals auf die Idee kommen, irgendetwas zu rekonstruieren. Und was gebaut wird, ist eher noch schlechter als der Entwurf in [lexicon='Leipzig'][/lexicon].

    Nebenbei bemerkt ist keinesfalls davon auszugehen, daß nach 20 Jahren solche Gebäude wieder abgerissen werden, ganz im Gegenteil. Beispielsweise steht mitten in der ansonsten wirklich schönen Ingolstädter Fußgängerzone ein bemerkenswert scheußlicher Bau aus Waschbetonplatten, und das seit fast 50 Jahren...

  • Also ich kann Oktavian schon verstehen. Hand aufs Herz, wer von uns hat denn schon so viel wie er mit den teilweise ehemaligen Protagonisten dieses unsäglichen und zum Glück wenigstens von der Landkarte verschwundnen Staates zu tun gehabt? Dieser Verwaltungsapparat und viele seiner damaligen Diener haben die Zeiten überdauert (ähnlich der Nazidiktatur bei uns nach dem Krieg). Wenn ich da an die „Verantwortlichen“ in Dresden denke, dann wird mir wirklich speiübel. Dass es in L besser ist, wage ich einmal zu bezweifeln. Wünschen täten wir uns das jedoch sicherlich.

    Oktavian hat Großartigstes in DD geleistet und zwar trotz und – leider – nicht wegen der Stadt. Ich denke, dass bei solch intrigenhaftem Gegenwind wahrscheinlich jeder von uns bereits schon längst das Handtuch geworfen hätte und diesem Sinne ist auch Oktavians Aussage zu verstehen.

  • Zitat von "Exilwiener"

    Also ich kann Oktavian schon verstehen. Hand aufs Herz, wer von uns hat denn schon so viel wie er mit den teilweise ehemaligen Protagonisten dieses unsäglichen und zum Glück wenigstens von der Landkarte verschwundnen Staates zu tun gehabt? Dieser Verwaltungsapparat und viele seiner damaligen Diener haben die Zeiten überdauert (ähnlich der Nazidiktatur bei uns nach dem Krieg). Wenn ich da an die „Verantwortlichen“ in Dresden denke, dann wird mir wirklich speiübel. Dass es in L besser ist, wage ich einmal zu bezweifeln. Wünschen täten wir uns das jedoch sicherlich.

    Oktavian hat Großartigstes in DD geleistet und zwar trotz und – leider – nicht wegen der Stadt. Ich denke, dass bei solch intrigenhaftem Gegenwind wahrscheinlich jeder von uns bereits schon längst das Handtuch geworfen hätte und diesem Sinne ist auch Oktavians Aussage zu verstehen.

    Volle Zustimmung! :!:

  • Also ich kann diese Einschätzung gar nicht teilen. [lexicon='Leipzig'][/lexicon] ist eine andere Stadt als Dresden. [lexicon='Leipzig'][/lexicon] hat ganz andere Voraussetzungen. Hier geht es nicht um die Wiedergewinnung eines Stadtbildes, das ist ja zum großen Teil noch da. Bei diesem Projekt muss man nur aufpassen, dass diese Fassaden nicht umgesetzt werden. Statt dessen könnte ich mir traditionelle Fassaden vorstellen, die kleinteilig sind, aber nicht unbedingt dem Vorkriegszustand entsprechen müssen. Das Konzept als Einkaufszentrum ist ja ansonsten nicht zu beanstanden. Daher sehe ich durchaus Chancen, die Fassadengestaltung ganz oder teilweise zu verändern. Nur wenn man jetzt schon anfängt zu heulen, das Handtuch wirft und sich beklagt wie schlecht doch die Welt ist, kommt wirklich am Ende das heraus was jetzt zum Sieger gekürt wurde. [lexicon='Leipzig'][/lexicon] ist noch unbedarft, da kann man sicher mit den Leuten reden - und das sollte man auch tun. Und - ganz wichtig - neben der Tatsache, dass in Dresden die Verwaltung seit einiger Zeit verstärkt gegen Rekonstruktionen arbeitet, wurde ja auch Bedeutendes erreicht: Wer sich das Nadler´sche Leitbautenkonzept ansieht und das heutige Ergebnis am Neumarkt, darf eigentlich nicht behaupten, dass der Verwaltungsapparat lahm oder unwillig gewesen wäre. Deswegen kann ich auch die Haltung von Oktavian überhaupt nicht nachvollziehen. Er ist doch der Beweis dafür, dass es klappt. Mit einer solchen Einstellung wie er heute im Forum geäußert hat hätte er bei der Stadt Dresden GANZ SICHER NICHT so viele zusätzliche Barockfronten rausschlagen können. Also: Die anderen bewegen sich schon, aber nur wenn sie Druck kriegen. Es gibt genug Leipziger hier im Forum, die Druck machen können. Also macht mal!

    P.S.: Kann jemand mal Fotos von der Vorkriegssituation einstellen?

  • Das beste Bildindex-Bild, was man zu der Situation noch finden kann, ist wohl jenes hier, auch wenn da nicht allzu viel zu sehen ist: