Dresden, Altmarkt - Umbau und Erweiterung Café Prag (realisiert)

  • Die DNN berichten heute, am 11.02.2014, über die wirtschaftliche Entwicklung des Café Prag.
    Und diese soll nach dem fabelhaften Weihnachtsgeschäft derzeit nicht sonderlich positiv sein, was eigentlich natürlich ist. Dennoch ist das Gros der Händler zuversichtlich und verspürt wieder einen gewissen Aufwärtstrend. Außerdem sehe man noch Entwicklungspotential. So sei der Gastronomiebereich erst zu 75% vermietet. Daneben wolle man die Präsenz im Internet ausbauen und durch zusätzliche Veranstaltungen weitere Kundenkreise akquirieren. Beispielsweise gäbe es am Wochenende diverse musikalische Angebote und Tanz im Café Prag. Zur Mitte des Jahres wolle man Bilanz ziehen und damit überprüfen, ob die Maßnahmen gewirkt haben.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • [...] diese soll nach dem fabelhaften Weihnachtsgeschäft derzeit nicht sonderlich positiv sein, [...]


    Das ist ja kaum verwunderlich. Der Laden legt ja (ausschliesslich den Bildern auf bausituation-dresden.de nach zu urteilen) bei der Innengestaltung die Verweilqualitaet einer Kirmesbude an den Tag.

  • "gewisser Aufwärtstrend" und "Entwicklungspotential" ist feinstes Marketingsprech für schwach angefangen und stark nachgelassen. Wenn ich da vorbeikomme, langweilen sich die MItarbeiter meistens fürchterlich - der Pizzabude und dem Bratwurststand nebem dem Haupteingang gebe ich nicht mehr lange. Drinnen ist auch meist nicht viel los, wobei das Essen nicht schlecht ist - nicht herausragend, aber ganz gut. Ich habe schon einige getestet. Die Rolltreppe nach oben führt ins Nichts, bzw. direkt in den leeren Anbau. Die Flächen fürs Cafe dahinten raus sind offenbar noch nicht vermietet. Mit der Rolltreppe runter kann man durch den Bratwurststand rausgehen oder sich zwischen den Buden Richtung Ausgang langzwängen. Das ganze Ding ist fürchterlich verbaut und verwinkelt. Ich gebe der ganzen Geschichte zwei Jahre, dann ist das wieder dicht.

  • @ Hildesheimer

    Hartes, aber durchaus nachvollziehbares Urteil!
    Ein Hauptproblem der "Markthalle" scheint in der Tat die verwinkelte Struktur des Altbaues zu sein. Diese resultiert aus den Ansprüchen des Tragwerkes, das auf die oberen Wohngeschosse abgestimmt werden musste, sowie den dafür nötigen Erschließungskernen.

    Man kann sie etwa auf diesen Grundrissen erkennen:



    Hier sehen wir einen Grundriss des Erdgeschosses. Die gelben Flächen markieren die zukünftigen Einzelhandelseinrichtungen in Form von Marktständen.


    Und hier ist das erste Obergeschoss zu sehen. Unten befindet sich die große Halle des ehemaligen Café Prag. Oben ist der Anbau zu erkennen.

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  • Bilderbuch: wenns man nur im Altbau wäre... Im Neubau ist ein asiatische Stand hinter dem Aufzug quasi versteckt, der Aufzug ist zwar schick, aber viel zu dominant und zu groß. Am Nordende versteckt sich ein italienischer Eisstand, der sehr leckeres Eis macht - aber da kaum gefunden wird. Auch der Neubau ist verwinkelt und unübersichtlich.
    Ich habe den Eindruck, dass dort alle darauf warten, dass im Frühling die Touristensaison wieder losgeht und der Laden dann brummt - ob dann noch alle da sind, wird man sehen.

  • TJa, der erste hat schon aufgegeben - der Bratwurststand direkt neben dem Haupteingang zur Seestraße. War aber vielleicht auch keine so gute Idee, 10 Meter hinter einer Schlachterei, die auch Bratwürste verkauft, einen Bratwurststand aufzumachen...

  • Herzlichen Dank für die "traurige" Nachricht!

    Wir waren jetzt auch mal mit Freunden da, sind aber schnell wieder gegangen. Dieses "Food-Court-System" ist in meinen Augen einfach nur anstrengend; vor allem, wenn man mit wenig entscheidungsfreudigen Menschen konfrontiert ist, die stundenlang suchen und dann doch nur die 36 - Ente süß sauer - bestellen. Da hat man als normaler Mensch schon längst sein Essen gegessen und das Bier getrunken.
    Abgesehen davon empfinde ich die Sitzgelegenheiten in diesem Gebäude als wenig einladend. Da sitzt man leider auch nicht besser, als auf dem Rossmarkt, wie mein Vater zu sagen pflegte. Insofern mag das Angebot für einen schnellen Imbiss geeignet sein, wenn man sich jedoch mit Freunden treffen und unterhalten möchte, sollte man lieber ein konventionelles Restaurant aufsuchen. Meine Meinung!

    edit

    Sag mal, Hildesheimer, was ist denn ein Schlachter? Bei uns kennt man nur Fleischer! :smile:

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  • Sag mal, Hildesheimer, was ist denn ein Schlachter? Bei uns kennt man nur Fleischer! :smile:

    Tja, mein Nickname kommt ja nicht von ungefähr. Bei "uns" sagt man halt Schlachter. :biggrin: Kann ich ja nix dafür, wenn ihr hier das nicht kennt :wink:

    Ansonsten ist das Essen im Café Prag in der Qualität sehr unterschiedlich - oben gibts nen Japaner, der das Essen auf der heißen Platte brät, das war sehr lecker. Auch der Araber oben ist gut, und das italienische Eis unten ist exzellent. Der Pizzamann unten war nicht so doll, der oben war ok. Der Döner oben war gut.

  • Im gesamten unteren Bereich gibt es keine logische Wegeführung, er ist unübersichtlich und zu verwinkelt. Das Problem der unteren Etage ist wahrscheinlich, dass sie von Architekten (Schwerpunkt auf Gestaltung, nicht auf Nutzen) und nicht von Einzelhandelsexperten geplant wurde. Das gleiche Problem zeigte sich ja schon ebenfalls bei der Centrum Galerie. Im Grunde genommen müsste die gesamte untere Etage entkernt und neu gestaltet, sowie auch der Fahrstuhl versetzt werden. Nur so, denke ich, könnte die Untere Etage langfristig erfolgreich funktionieren.

  • Das Problem ist doch, dass es immer die gleichen Fressmeilen sind, sei es Dresden, Hamburg, Berlin, Frankfurt oder Mannheim. In den 90ern hat das noch funktioniert, das Mannheimer Stadthaus war da ein gutes Beispiel. Shoppen und zwischendurch was essen in sog. "Foodcourts" war ja so was von hip. Heute scheint das Konzept nicht mehr aufzugehen. Es gibt ja auch kaum was ungemütlicheres als einen Foodcourt. Meine Beobachtung ist, dass zur Zeit "Café-Bäckereien" überall im Trend liegen. Die Setzen auf Selbstbedienung, neben den klassischen Bäckereiprodukten, die man dort kaufen kann bieten die belegte Brote und Brötchen, oft auch warmes Essen oder Suppen und Eintöpfe an. Die Atmosphäre ist oft gar nicht übel, man sitzt nicht irgendwo im Gang, wird mangels Bedienung in Ruhe gelassen, kann auch etwas länger sitzen, und die Preise sind recht moderat, was man von den Foodcourts meist nicht gerade sagen kann. Kurzum: zum Essen oder den Kaffee zwischendurch ideal. Ach ja, Eis gibts da auch oft.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Liegt es am Gebäude oder haben die Mieter die Interessen der Kunden falsch eingeschätzt?

    Es wird wohl beides eine Rolle spielen. Das man allerdings nur noch wenige Leute mit Bratwürsten hinter dem Ofen vor lockt, sollte dem betreffenden Mieter doch klar gewesen sein. Folgerichtig hat er ziemlich schnell die sprichwörtliche Reißleine ziehen müssen.


    Im Grunde genommen müsste die gesamte untere Etage entkernt und neu gestaltet, sowie auch der Fahrstuhl versetzt werden

    In den oberen Etagen befinden sich Wohnungen, deren Erschließungskerne man nicht einfach versetzen kann. Folgerichtig sind Fahrstuhlschächte, Treppenhäuser usw. gesetzt. Hinzu kommen noch die Einschränkungen des Denkmalschutzes, die beispielsweise auch die platzverschwendende Freitreppe unantastbar macht.
    Bedenkt man all diese Probleme, muss man wohl konstatieren, dass das sogenannte Markthallenkonzept wahrscheinlich das falsche war. Hier hätte man mit einem Großmieter aus dem Textilbereich kalkulieren sollen.

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  • Ein einfaches Cafe im Cafe Prag wäre ja zu einfach gewesen. Da hunzt man lieber einen wirren, hässlichen Klotz dran und wundert sich, dass dort niemand hin will.

  • heiji
    Na, dass da aber auch niemand drauf gekommen ist, dort einfach wieder ein Café einzurichten! OK, einen Freibereich für Aussengastronomie gab es keinen, barrierefrei erreichbar war es auch nicht, dazu noch riesengroß und mit Ausblick auf Investorenschrott. Wahrscheinlich gab es aber trotzdem hunderte Mietwillige und das Stadtplanungsamt hatte was gegen eine Nutzung als Café!

  • Ehm … Den Freibereich hätte man ja durchaus bauen können (auch vorn). Aber ansprechender als das, was da jetzt steht. Barrierefrei kann auch schöner aussehen als das, was da jetzt rumsteht. Aber es muss ja gleich eine ganze „Markthalle“ sein …

  • Aber wir sind uns wohl doch darin einig, dass der Erfolg oder Misserfolg des Markthallenkonzeptes nicht wirklich etwas mit dem visuellen Erscheinungsbild des Neubaus zu tun haben dürfte?!

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  • Ich würde sagen teilweise. ;) Hätte man da ein stinknormales Cafe reingebaut, wäre nicht so ein blöder Anbau nötig gewesen. Und ein normales Cafe, was vlt. recht schick daher kommt, hätte wohl besser funktioniert als eine olle „Markthalle“ mit Fresszeug, was es nebenan in der Altmarktgalerie eh genug gibt.