Benedikt Erenz berichtet in der ZEIT über den nahenden Abriss von Immerath (Erkelenz) und damit auch der gewaltigen, neuromanischen St. Lambertus Kirche. Ich war und bin einigermaßen geschockt. Dass Dörfer und Städte für die Braunkohle weichen, ist mir bewusst, geschieht ja bei uns leider auch. Aber dass man offenbar selbst vor solchen Anlagen nicht halt macht, verschlägt mir die Spucke.
Immerath (Stadt Erkelenz)
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Es ist wirklich erschreckend,
natürlich weiß man, dass Dörfer weichen müssen, aber das hier eine derart gut erhaltene Basilika abgerissen werden soll, ist doch ein Schock ; mir gefällt die Kirche ausserordentlich gut, was bei neoromanischen Kirchen ja nicht immer der Fall ist.
Eigentlich sollte man ja mal was dagegen unternehmen, am Besten ist, wir spielen der großen Presse das Thema zu und überlassen es dem Druck der Öffentlichkeit, den Stopp zu erwirken.
Da momentan sowieso Sauregurkenzeit ist, sehe ich gute Chancen, die Geschichte an den Mann bringen zu können. -
An St. Lambertus, Kath. Pfarrkirche St. Lambertus
Zitat3-schiffige neuromanische Werksteinbasilika mit Querhaus, halbrunder Apsis und Doppelturmfassade
1880 - 1890(http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der…ler_in_Erkelenz)
http://www.maria-und-elisabeth.de/garzweiler/pre…tus_fressen.htm
http://www.kie4191.de/Texte/Baudenkm…_keyenberg.html
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Immerathkirche.jpg
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:St.L…te-Immerath.jpghttp://www.maria-und-elisabeth.de/orte/immerath/…us_histor_1.jpg
http://www.maria-und-elisabeth.de/orte/immerath/…us_histor_2.jpg -
Abbau für Kohle
Verwundete, aufgerissene Erde,
was Hunderttausende brauchte, zu wachsen
ausgenommen in wenigen JahrzehntenGo North and Go West.
Bodenschätze zum Verbrennen,
zur Gas- und Stromproduktion,
Strom, Strömung ist des Flusses, des Verbrauches im Eigentlichen nicht.Kultur ist die Summe eines von Menschenhand Geschaffenen
wie auch die Vielfalt seiner Anbaumethoden.Je weiter der Zeithorizont des Bewahrten,
um so größer und höher gilt eine Kultur,
je mehr für den Ofen, je mehr die hohen Prozente zählen,
umso mehr ist eine Gesellschaft kulturlos sich selbst preisgegeben. -
Mit einigen Kostbarkeiten, wie die Glocken und das Kruzifix, die man bergen will, ist es wohl nicht getan. Hierzu müßten ganz selbstverständlich auch der Altar, die Kanzel, das Gestühl, die Orgel und die Beichtstühle gehören. Daß es auch für diese eine Wiederverwendung geben könnte, müßte eigentlich außerhalb der Diskussion stehen. Es wäre nicht ganz uninteressant, was man hierzu von Seiten der dortigen Stellen der kath. Kirche zu sagen hat. Eine höchst unglückliche Geschichte ist das alles.
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Man kann nicht verstehen, warum der Tagebau nicht um die Kirche herum geführt werden kann, so dass das Gebäude zumindest auf einer "Insel" erhalten bliebe und bei späterer Renaturierung wiederbelebt werden könnte. Gut, das mag technisch zu aufwendig sein. Jedenfalls ist "Weingeist" zuzustimmen, dass die mobile Ausstattung vorher aus der Kirche geschafft werden muss. Wenn die Kirche dafür keine Verwendung mehr hat, sollen sie halt die Bürger reinlassen und alles mitnehmen, z.B. die Bänke. Ebenso sollten wertvolle Bauelemente abgebaut und später in Neubauten eingefügt werden. Zum Beispiel Säulen samt Kapitellen oder das Eingangsportal samt Fresko. So etwas ist doch heute unbezahlbar.
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Ein Stehenlassen inmitten der Wüstenei ist so unmöglich nicht. Seit gut dreieinhalb Jahrzehnten gibt es das in Form der St. Gertrud-Kirche von Hamburg-Altenwerder, im Hamburger Hafen. Der bleibt ja, während die Kohle vergeht.
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Da wird den Leuten von Immerath das ganze Dorf weggenommen und sie in eine neue Siedlung "auf der grünen Wiese" verlegt, aber die Kirche hält es nicht für nötig, ein neues Kirchengebäude zu errichten. Kein Wunder, dass dieser Kirche die Leute davonlaufen. Wenn so mit den Leuten umgegangen wird, ist der Kirchenaustritt die naheliegende Konsequenz.
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Das hab ich mir auch so gedacht. Von Seiten der katholischen Kirche gab es offenbar auch den geringsten Widerstand gegen den Abriss der Kirche. Wahrscheinlich hat RWE ein ordentliches Sümmchen bezahlt.
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Wahrscheinlich hat RWE ein ordentliches Sümmchen bezahlt.
Und dieses Sümmchen ist wahrscheinlich erheblich mehr als die Kirchensteuereinnahmen der Immerather. Also hinweg mit den lächerlichen Kirchensteuern von Immerath und her mit den Rheinbraun-Millionen. Nach diesem Schema könnten sich die Kirchen sanieren: die Kirchengebäude, überwiegend mitten in den Ortszentren stehend, am besten als Bauplätze für irgendwelche Shopping-Center an "Investoren" verkaufen und schon ist die Kirche ihre Finanzsorgen los. Ihre Mitglieder vielleicht auch, aber wie wir gesehen haben, ist Geld grundsätzlich wichtiger als das Wohlerergehen der Menschen, und das große Geld der Energieversorger wertvoller als das kleine Geld der Kirchgänger. So kann die Kirche überleben, mit viel Geld und ohne sich noch um Menschen oder Gebäude kümmern zu müssen. Damit ist die Kirche auch gerüstet für die Zukunft, wenn aus der altmodischen Glaubensgemeinschaft vieler ein wirtschaftlich erfolgreiches, aufstrebendes Unternehmen weniger geworden ist.
Als Kontrastprogramm lese man den Bericht von dem Opfer der armen Witwe (Lukas 21, 1 - 4), wo wir sehen, dass Gott das kleine Opfer der armen Leute höher achtet als das große Opfer der reichen Leute.
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Wenn die Kirche kein Interesse an einem Ausbau und einer Weiterverwendung der Ausstattung hat, dann soll sie einfach privaten Antiquitäten- und Trödelhändlern die Gelegenheit geben, die Sachen mitzunehmen. Die machen damit noch einige gute Euro, und manches Schmuckstück landet zumindest in einem privaten Haushalt. Das ist immer noch besser, als alles vom Bagger zermahlen zu lassen. Vielleicht findet sich ja manch neureicher amerikanische Geschäftsmann, der sich seine Villa in Kalifornien mit "german culture" aufpeppen möchte.
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Nur die Kirche anzusprechen, ist zu wenig - es scheint, daß noch weitere Gebäude dessen bedürften, so die Windmühle.
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Immerather Bahnhof, Windmühle
ZitatWindmühlenstumpf
Kappenwindmühle, verputzt, 18. Jh.(https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der…ler_in_Erkelenz)
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Erke…_%283773%29.jpg
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Zitat
Immerath
Ein Dorf muss dem Bergbau weichen17.08.2013 · Es ist zwar noch eine Klage anhängig, aber für Immerath, ein Örtchen am Tagebau Garzweiler, ist es zu spät. Die meisten Dorfbewohner haben neu angefangen. Wer noch bleibt, plagt sich nicht nur mit Plünderern herum.
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Die Immerather hatten die Vorstellung, ihre Gebäude in der gleichen Anmutung zu errichten wie im alten Dorf mit den Backsteinhäusern, zum Beispiel roten Klinker zu verwenden. Daraus ist dann aber nichts geworden. Jeder hat nach seinem Gusto gebaut. Jedes Haus steht für sich. Es gibt noch keine Straßenschilder, die Straßen sind ja auch noch Baustraßen. Aber was sind schon Äußerlichkeiten. „Natürlich ist alles neu hier, aber wir fühlen uns als Dorf“, sagt Hans-Walter Corsten. Und, wirklich keine Spur von Wehmut? „Was meinen Sie denn, wie viele Sommer ich noch habe?“, fragt Corsten. Der Mann ist 64 Jahre alt. -
und noch einer...
ZitatBraunkohletagebau: Die letzten Tage des Doms von Immerath
125 Jahre nach seiner Errichtung soll der Dom im rheinischen Immerath dem Erdboden gleichgemacht werden. Die Kirche muss dem Braunkohletagebau weichen, so wie der ganze Ort. Nur das Verfassungsgericht könnte die Bagger noch stoppen.
[...]
Dabei ist die St.-Lambertus-Kirche ein Schmuckstück neuromanischer Baukunst. Die zwei mächtigen Türme, das ausladende Portal mit Säulenkapitellen und der reich verzierte Altarraum stammen aus dem 19. Jahrhundert. Über dem nördlichen Zugang wacht in Sandstein gearbeitet eine Jungfrau Maria mit dem Jesuskind im Arm. In Stein gemeißelt steht die Zeile: "Ich bin die Mutter der schönen Liebe und Furcht, der Erkenntnis und heiligen Hoffnung."
[...]http://www.spiegel.de/panorama/gesel…d-a-916853.html
hoffentlich werden wenigstens bedeutende Architekturteile geborgen...
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Immerath ist schon mehr oder weniger im Abriss:
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=21403http://www.sola-domum.info/content/geiste…hland/immerath/
Einige Jahre her wurde in das benachbarte (ehemalige) Dorf Pesch dieser Bau schon abgerissen:
http://static.panoramio.com/photos/large/13757347.jpg -
Ich hole das Thema mal wieder hoch, denn Anfang 2018 soll der "Immerather Dom" gesprengt werden..
So war der Zustand im März 2017
Der "Ersatz"
https://de.m.wikipedia.org/wiki/St._Lambe…Immerath_(neu))Was für ein herber Verlust..
Bald ist das Loch vor den Toren Mönchengladbachs.
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Diese verdammte Braunkohleförderung !
Dadurch werden ganze Kulturlandschaften zerstört, Dörfer mit ihren traditionellen Häusern, Kirchen und sogar vor Schlössern wie Niederländer gezeigt hat, wird nicht halt gemacht! Dabei habe ich vor 10 Jahren ungefähr eine Dokumentation gesehen, wo eine ganze Dorfkirche wegtransportiert wurde auf einem Laster! Wirklich sehr traurig, dass der “Immerather Dom“ ein sehr imposantes, rheinisches, neoromanisches Bauwerk dafür geopfert wird. Und von dem Kirchen“ersatzbau“ ohne Worte! Es ist eine Schande, was hier wegen der unermesslich Gier nach Rohstoffen an Zerstörungen hingenommen wird... -