Immerath (Stadt Erkelenz)

  • Irgendwo hab ich gelesen, dass der Ersatzbau das Maximum war, was sich die Gemeinde von der Entschädigung leisten konnte.

    Eigentlich müsste man für solche Zerstörungsorgien den Wiederbeschaffungswert, in gleicher handwerklicher Qualität, ansetzen, dann würde man sich vielleicht etwas genauer überlegen, wie un/wirtschaftlich der Braunkohletagebau an solchen Stellen tatsächlich ist.

    Aber die realen Kosten für die Vernichtung von fruchtbarem Boden werden ja auch nicht berücksichtigt. Allein von daher ist das ja alles eine Milchmädchenrechung.

    Für ein paar Jahre größere Unabhängigkeit die kulturelle Vergangenheit, die landwirtschaftliche Zukunft und noch die energetische Notreserve vernichtet.

  • ja auch den Braunkohletagebau um einen gesicherten Dom herumbaggern können. Dann hätte die Kirche auf einer Insel gestanden

    Wie geil es ausgesehen hätte, diese Kirche dann vermutlich auf einer kleinen Insel in einem See. Es wäre vermutlich ein touristisches Highlight geworden. Wirklich zu schade.

    98% of everything that is built and designed today is pure shit. There's no sense of design, no respect for humanity or for anything else. Frank Gehry

  • Das tat heute einfach nur weh und wir konnten nix machen. Einfach nur zuschauen. Mein "muslimischer" Bekannter, der mal eine zeitlang dort gewohnt hat, musste sogar mit den Tränen kämpfen. Furchtbar..

  • Weiß jemand von den Foristen vor Ort, was mit der Bauplastik geschieht?

    Die werden doch das Tympanon nicht etwa zertrümmern und auf die Bauschuttdeponie fahren?

  • Zitat von Lingster

    Wie geil es ausgesehen hätte, diese Kirche dann vermutlich auf einer kleinen Insel in einem See. Es wäre vermutlich ein touristisches Highlight geworden. Wirklich zu schade.

    Ein Blick nach England, genauer gesagt zum Rutland Water, hätte gut getan. Dort entstand durch den entgegengesetzten Vorgang - Auffüllung eines Stausees - ein ähnliche Situation - Boden- und Baudenkmalvernichtung. Die schon zum Abriss vorgesehene Kirche von Normanton hat man nach Protesten allerdings verschont, man hat die untere Hälfte des Baus zugeschüttet (Derartiges wäre in Immenrath gar nicht notwendig gewesen) und den Restraum weitergenutzt.

    Mittlerweile ist die Kirche ein touristisches Highlight in der Region und sehr beliebt für Hochzeiten. Ginge also auch anders.

  • "Man hat uns gesagt, dass Fenster mit Wänden gleichzusetzen seien und daher nicht bewahrt werden müssen."

    Das hört sich zunächst in der Tat sehr sonderbar an, ist aber aus kirchenrechtlicher Sicht richtig. Hier wird nämlich grundsätzlich zwischen der Profanierung des Gebäudes und des Inventars unterschieden.

    Dazu wie mit dem Inventar profanierter Kirchen umzugehen ist siehe beispielhaft die Regelung im Bistum Speyer.

    https://www.bistum-speyer.de/fileadmin/user…rofanierung.pdf

    Das dürfte in allen Diözesen ähnlich geregelt sein.

    Fenster sind Teil des Gebäudes. Das bedeutet jedoch nicht, dass bei einem Abriss eines Kirchengebäudes nicht auch Teile des Bauschmuckes ausgebaut und gerettet werden können und sollten. In Immerath sollten dies meiner Meinung nach nicht nur die Fenster, sondern auch die Figuren der Portale und sonstige Zierelemente sein.

    BIO-Bayer ist zuzustimmen, dass dies sicher nicht von den den Abriss durchführenden Arbeitern zu veranlassen ist. Mich wundert nur, dass die Verantwortlichen in Kirchengemeinde und Bistum hier keinen Handlungsbedarf gesehen haben bzw. kein Interesse hatten. Die Betreiber des Braunkohletagebaues hätte für die Kosten sicher aufkommen müssen.

    Der Spruch mit Asche ist ein in Kirchenkreisen oft gehörter. Tradition ist nicht die Bewahrung der Asche, sondern die Weitergebe des Feuers. Sicherlich im Grundsatz richtig. Nur bedarf es zur Weitergabe des Glaubens eben gerade auch des kirchlichen Inventars vergangener Jahrhunderte. Aus den Worten des ehemaligen Generalvikars spricht zudem auch eine Geringschätzung von Kunst und Glaubensleben der Generationen des 19. Jahrhunderts. Ist in Kirchenkreisen auch oft zu bemerken, betrifft aber auch immer mehr die Kunst der 50iger Jahre (die auch nicht zu verachten ist). Für Entscheidungsträger vor Ort ist die Eingruppierung sowohl von Gebäuden, Inventar, aber auch Liturgieformen als "Asche" im Übrigen eine bequemer Grund sich hiermit nicht weiter beschäftigen zu müssen. Wenn dann niemand vor Ort dem entgegentritt, passiert dass was wir jetzt in Immerath erleben müssen. (Wobei das Kirchengebäude als Ganzes wohl nicht zu retten gewesen war, wenn man den Tagebau über alles Andere setzt.)

    Einmal editiert, zuletzt von Andreas (9. Januar 2018 um 11:48)

  • idea:) Auf meine Frage, welche Alternativen denn zum Abriss infrage gekommen wären, habe ich vom Wikipedianer Patrick Stützel eine sehr interessante Analyse erhalten:

    Zum Thema Alternativen:

    • die Insellösung: schwierig umzusetzen, da

      • die Kirche sehr weit im Areal steht, das abgebaggert wird und drumherum baggern (sofern es tatsächlich möglich ist) aufgrund der Größe des Baggers mit viel Aufwand verbunden ist, denn der normale Bagger-Ablauf müsste unterbrochen werden, was das extrem teuer wäre.
      • das umgebende Loch soweit ich das weis über 100m tiefer sein und letztendlich geflutet werden wird, und zudem der Boden darunter ja aus Braunkohle besteht über der ja kein Tragfähiges Deckgebirge liegt (was ja einer der Gründe für den Abbau im Tagebau ist) wäre es sehr wahrscheinlich, dass der Boden irgendwann nachgibt und die Kirche dann dadurch zerstört wird.
    • eine Translozierung:

      • En Block (also mit der Kirche als Komplettpaket, wie bei der Heuersdorfer Emmauskirche) technisch kaum realisierbar, denn die Kirche hatte (soweit ich das auf Bildern gesehen habe) ne recht große Grundfläche, keine rechteckige Form, war recht hoch, hatte einen relativ großen Innenraum und bestand aus Tuffstein (der ja eher ein weicher Stein ist), wodurch schon eine Vorbereitung der Kirche auf einen Transport sehr aufwändig (und teuer) gewesen wären, denn man hätte vermutlich seeehr viele Maueranker einziehen müssen, damit die Kirche nicht auseinander fällt. Wobei sich noch die Frage stellt, wie soll man eine so großes Gebäude über ne Strecke von 9-11 km (so weit wäre es in etwa nach Neu-Immerath) transportieren? Ne normale Straße reicht dafür nämlich nicht aus und man brächte nen extrem guten Tieflader. Abgesehen davon wäre das mit immensen Kosten verbunden, die vermutlich keiner tragen will, auch wenn ihm an der Kirche extrem viel liegt.
      • In Teilen (wird bei der Translozierung alter Gebäude durchaus öfters gemacht):

        • in Segmente zerlegen:

          • wären leichter zu transportieren
          • Würde lange dauern
          • zerlegen in einzelne Teile ist riskant (wegen Statik), genaue Berechnungen im voraus und viele Gerüste zur Absicherung nötig.
          • zusammensetzten der Teil wäre aufwändig, denn alle Teile müssen untereinander gut verankert werden (denn Zerlegung Erfolgt ja vermutlich durch Schnitte), sonst könnte die Kirche einstürzen
          • wäre auch extrem teuer
        • Abtragen der Kirche und Neubau unter Verwendung von Teilen des Materials (wurde z.B in bei der Kirche von Berich gemacht, als die Edertalsperre gebaut wurde)

          • der Transport wäre relativ einfach umzusetzen
          • Statik wäre kein Problem
          • hätte aufgrund der Größe lange gedauert
        • Eine Mischung aus beidem:

          • Abtragen der Bereiche bei denen eine Zerlegung aus Statischen Gründen (v.a. Gewölbe) nicht sinnvoll ist und anschließende Einlagerung des Materials, das wiederverwendet werden soll
          • Transport der so verbliebenen Segmente zum neuen Standort
          • Wiederaufbau um die Segmente herum (mit entsprechender Verankerung zwischen den Segmenten und dem neue Mauerwerk)
          • Transport wäre aufwändig aber wahrscheinlich machbar
          • Wäre vermutlich immer noch teuer, aber nicht ganz so teuer wie bei den anderen Wegen


    Es wäre also durchaus möglich gewesen die Kirche umzuziehen, auch
    wenn das selbst bei der letzten Lösung noch immer recht teuer gewesen
    wäre, oder man hätte zumindest Gutachten anfertigen lassen können, was
    technische und statisch möglich ist und wieviel das dann kosten würde,
    aber von der Seite des Konzerns, der hier die Kohle abbaut, und auch von
    der Seite des Bistums her bestand daran offenbar kein Interesse. Daher
    passt Skandalös recht gut. Viele Grüße Patrick Stützel

    https://de.wikipedia.org/wiki/Diskussio…nativen_bedacht?

  • Hochinteressant! Danke für die Info erbse, ich hab mir auch schon Gedanken darüber gemacht in den letzten Wochen, wie man so eine Kirche wohl retten könnte und bin ebenfalls auf die oben genannten Punkte gekommen. Das ist schon ein tragischer Fall. Die Bewohner sind wohl in eine Art Lethargie gefallen. Als Außenstehender würde ich sagen, ok versuchen wir wenigstens die Kirche zu retten um ein Stück unserer Heimat zu bewahren. Aber man hat wahrscheinlich auch keine Kraft mehr, im Angesicht dessen, seine Heimat zu verlieren und vertrieben zu werden.

    Das die Amtskirche kein Interesse hat wundert mich ehrlich gesagt nicht. Man hat jetzt eine praktische Schuhschachtel mit angeschlossenem Gemeindezentrum, gesponsert von der RWE. Quadratisch, praktisch, günstig, kein Ärger. Die Amtskirche denkt halt auch schon eher an die eigene Abwicklung (auf der religiösen Seite, freilich nicht als milliardenschwere Institution "Amtskirche") als als auf die Kraft des Glaubens zu vertrauen. "Asche von gestern"... solche Aussagen sprechen Bände über die geistige und geistliche Verfasstheit der Herren. Das die Rettung, oder wenigstens der Versuch der Rettung, aus der vermeintlichen Asche wieder ein Feuer machen könnte, soweit reicht der Horizont offensichtlich nicht mehr...
    Und das von Staat oder Politik jemand von alleine kommt und sagt wir unternehmen da was, darauf braucht sowieso nicht hoffen.

    Ich denke man hätte durchaus eine tragfähige Lösung finden können mit einer Kombination aus Translozierung von Teil- (Wand-)stücken und insbesondere der bildhauerisch bearbeiteten/geformten Teile, der mobilen Innenausstattung und weiterer wiederverwendbarer Teile wie Dachschindeln etc und Teilrekonstruktion am neuen Ort.
    Wäre da von Seiten der Bürger vor Ort etwas in Richtung Verein angestoßen worden, der zumindest mal die theoretischen Möglichkeiten fachmännisch Untersuchen lässt (da hätte man Unis und Studenten einbinden können, Stichwort Masterarbeit etc), ich glaube, man hätte viel Unterstützung mobilisieren können: die RWE hätte sich garantiert nicht die Blöße gegeben so eine Initiative komplett zu ignorieren, ebenso die Politiker; beide aus PR Gründen. Die Steuertöpfe sprudeln zur Zeit, da hätte man sicher die ein oder andere Förderung beantragen können, und gerade bei so einer emotionalen Sache hätte es - mit entsprechender PR - viele Spender gegeben, Heimatverbundene, es gibt auch noch ein katholisches Milieu, das gerne bereit ist für solche Dinge Geld zu geben, weit über das Einzugsgebiet hinaus... Der erste Eintrag in diesem Faden ist von 2013, vor 4 1/2 Jahren! Da hätte man locker schon Arbeitseinsätze organisieren können, PR betreiben etc...

    aber hätte hätte Fahrradkette...

  • Absolute Zustimmung Thommy! Es bleibt wohl nur zu konstatieren, dass sich eine kleine Gruppe von Bürgern vor Ort wohl auch zu ohnmächtig für eine Aufgabe dieser Größe fühlt. Wenn man sein Heim zwangsweise verlassen muss, hat man wohl auch erst einmal einige andere Sorgen als die Baudenkmalpflege, das ist nur allzu menschlich. Das ist schließlich auch nur ein Kleckerdorf von 67 Einwohnern, unter denen man vllt. eine Handvoll engagierter Leute gefunden hätte.

    Mal ehrlich: das waren 4 1/2 Jahre, in denen auch wir als Stadtbild Deutschland etwas zu einer Lösung hätten beisteuern können, statt nur zuzusehen.

    Bei solchen Fällen braucht es künftig also fraglos mehr Unterstützung "von oben" - und damit meine ich nicht aus dem Himmel (von da kommt wie immer nix außer Niederschlag), sondern explizit von Stadtbild Deutschland.
    Hier haben wir die Ressourcen, Netzwerke und das Wissen, um eine Kampagne zu starten oder zumindest anzuschieben. Kontakte herzustellen. Sponsorentipps zu geben. Hilfestellungen und mentalen Beistand zu geben.
    Das ist in solchen Fällen das Wichtigste, dass die Leute vor Ort mit ihrem Schicksal nicht allein gelassen werden!


    Ergänzung zur Kirche selbst: Zum Verbleib der Innenausstattung gibt es ebenfalls in der Wiki jetzt eine Zusammenfassung.

    Gut, dass dieser schändliche Abrissvorgang reichlich dokumentiert ist und sicher zu einem künftigen Umdenken beitragen wird (was wiederum an Sprachrohren wie uns ist, das Momentum zu nutzen)...

    Mit der großen medialen Aufmerksamkeit zu dem Thema in den letzten Tagen wäre der Immerather Dom doch der ideale Aufhänger für eine bundesweite Petition (via change.org), die z.B. weit höhere Entschädigungen von den Tagebaufirmen fordert und zu einer vollständigen Rekonstruktion/Translozierung o.ä. von Kultur- und Baudenkmalen verpflichtet.



    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:2018…erath)-6217.jpg

  • Das die Amtskirche kein Interesse hat wundert mich ehrlich gesagt nicht.

    Die Organisation Kirche kann man mittlerweile vergessen. Genau, wie Du sagst, die sind offenbar hauptsächlich mit ihrer Abwicklung beschäftigt. Da stellt man sich schon die Frage, ob die nicht sogar über die Absiedlung von Immerath froh sind (ohne es natürlich laut zu sagen), dann haben sie auch nicht mehr die Baulast an der Kirche... Jubeln die nicht heimlich über ihre Abschaffung?

    Das ist schließlich auch nur ein Kleckerdorf von 67 Einwohnern

    Nein, absolut nicht!! Immerath hat über 1000 Einwohner besessen, war also ein überdurchschnittlich großes Dorf und damit das Gegenteil von einem "Kleckerdorf"! Dass zuletzt nur noch 67 Einwohner dort waren, ist doch die Folge der Devastierung!! Da kannst Du genausogut sagen, es macht nichts, dass ein Mensch gestorben ist, weil wer ja jetzt tot ist. Auf den Zustand vorher kommt es an, auf den Menschen, der gelebt hat und noch leben könnte, auf das große Dorf, das vorher da war und noch existieren könnte, auf die große Kirche mit dem Beinamen "Dom", die die Bedeutung des großen Ortes zum Ausdruck gebracht hat und die letzte Woche um diese Zeit noch da war.

  • Also ich weiß ja nicht woher du diese Zahlen nimmst, aber Immerath hatte schon 2013 nur noch 40 Einwohner.
    Über 1000 hatte Immerath wohl zuletzt in den 1970ern.

    Klar ist das Folge der Devastierung, aber wenn schon niemand mehr vor Ort ist um sich einzusetzen, braucht es doch umso mehr den Beistand von außen, das meinte ich doch. Ich will mich jetzt nicht um die Bevölkerungszahl streiten sondern dafür sorgen, dass sowas künftig nicht mehr einfach unwidersprochen geschehen kann!


    Vergessen wir in diesem Zusammenhang auch nicht den traurigen Verlust der weiteren Erkelenzer Ortsteile Borschemich und Pesch für den Tagebau Garzweiler, mit der Zerstörung von bedeutenden Kulturdenkmalen wie dem Renaissance-Herrenhaus Paland, der Pfarrkirche St. Martinus (mit einem immerhin etwas gelungeneren Neubau als in Immerath), Haus Pesch, usw...

    Siehe auch:
    Liste der Baudenkmäler in Borschemich
    Liste der Baudenkmäler in Pesch (Erkelenz)

    Neben diversen weiteren erhaltenswerten Bauten, versteht sich...

  • Immerath hatte schon 2013 nur noch 40 Einwohner.

    Auch das ist devastierungsbedingt. Es kann nicht angehen, das große Immerath als ein "Kleckerdorf" zu bezeichnen. Das legt doch den Gedanken nahe, dass es um diesen Ort nicht besonders schade wäre und nur wenige Menschen von der Umsiedlung betroffen gewesen wären. Das stimmt eben gerade nicht!

    Man kann ruhig die Einwohnerzahlen aus den 70ern zu Hilfe nehmen. Die Devastierung hat doch eine jahrzehntelange Vorwirkung.


    Dass die umgesiedelten Menschen keine Chance gegen die übermächtige Rheinbraun gehabt haben, das ist doch klar. Die haben doch froh sein können, wenn wie eine halbwegs erträgliche Entschädigung gekriegt haben. Da ist in der Tat Hilfe von außen erforderlich.

  • Über 1000 hatte Immerath wohl zuletzt in den 1970ern.

    Ich denke, Zeno hat da recht. Die Evakuierung begann 2006, bis dahin werden es über 1000 Einwohner gewesen sein. Die Wikitabelle ist da wenig hilfreich, da sie keinen Punkt vor der Evakuierung abbildet. Die meisten Medienberichte schwanken zwischen 1000 und 1500 Einwohnern vor der Evakuierung, die Medien scheinen mir ebenfalls nur zu raten, scheinbar gibt es keine besseren Zahlen als die bei Wiki.

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  • Architektonisch irrelevant ist der Erftlandring in Kerpen zwar, aber als Wiege der deutschen Formel-1-Stars auch kulturgeschichtlich relevant.

    Jetzt muss die Rennstrecke ebenfalls dem Braunkohletagebau weichen und wer in einigen Jahren sehen will, wo Michael Schuhmacher seine ersten Rennen fuhr wird in ein riesiges Loch blicken

    Artikel auf Autobild.de

    Es sind nicht nur die Kirchen und Rittergüter, die Opfer des Braunkohletagebaus werden.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • so naheliegend es auch wäre, der oder den Kirchen für ihr Stillschweigen Vorwürfe zu machen - es wäre ungerecht. Das sage ich, der wahrlich bereit ist, auf die heutigen Kirchen ob ihres Glaubensabfalls den ersten Stein zu werfen.
    Aber: die Frage Braunkohleabbau oder Denkmalerhalt ist eine rein politische. Die Kirche hat sich hier so wenig einzumischen wie zB bei Autobahnbau durch Naturschutzgebiete. In geistlicher Hinsicht wurde für Ersatz gesorgt, die neue Kirche entspricht ohnedies weit besser den herrschenden liturgischen Vorgaben, alles andere ist "nicht von dieser Welt". In derartigen Fragen kann sich die Kirche nicht mit der irdischen Gewalt anlegen, das fällt nicht unter ihre Zuständigkeit.

    Damit will ich natürlich keineswegs eine Billigung dieses Abrisses bzw eine Missbilligung von etwaigen kirchlichen Protestmaßnahmen aussprechen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • In solchen Fällen muss einfach der Verursacher für die kompletten Kosten des originalgetreuen Wiederaufbaus aufkommen.
    Andernfalls hätte man der Ausweitung des Tagebaues nicht zustimmen dürfen. Sonst erinnert mich das ganz stark an das Ende der DDR - nur noch Braunkohle, alles verseucht, die Menschen sind auf der Flucht, geistig-moralischer Tiefpunkt. Kann das endlich mal ein Ende haben?