München - Kriegs- und Nachkriegsverluste


  • Bildarchiv Foto Marburg
    Bayrisches Armeemuseum

    Heute Bayrische Staatskanzlei:



    An das Armeemuseum (rechts am Bildrand) schlossen die nördlichen Hofgartenarkaden mit Kunstvereinsgebäude und Brunnhaus an, die Aufnahme um 1910


    Die Überreste der Hofgartenarkaden heute nach Kriegsbeschädigung und nicht erfolgtem Wiederaufbau, Kunstvereinsgebäude und Hofgarten-Brunnhaus gibt es nicht mehr.



    Cafe Prinzregent (Prinzregentenstr. 2 und 4), um 1910
    An gleicher Stelle verläuft heute der Altstadtring. Die südliche Bebauung am westlichen Beginn der Prinzregentenstraße wurde bei Luftangriffen 1944 schwer getroffen und danach abgeräumt.


    Cafe Prinzregent


    Um 1925. Hofgarten, Residenz und Bayr. Armeemuseum.

    Links vom Armeemuseum das Kunstvereinsgebäude, links oberhalb davon erkennbar die Eckkuppeln vom Cafe Prinzregent gegenüber dem Prinz-Carl-Palais.
    Der gesamte bebaute Bereich links und hinter dem Armeemuseum 1944/45 stärker getroffen. Dies kam den Planungen für den Altstadtring, der dort nach 1945 durchgelegt wurde, sehr entgegen. Links im Hintergrund der Englische Garten, noch ohne Japanisches Teehaus und den Straßenzug Prinzregentenstraße bereits ab 1933 beeinträchtigenden Haus der Kunst (welches 1944/45 selbstverständlich überstand…). Rechts mittig am Bildrand der Marstall.


    Anbei noch eine Aufnahme von 1890 von der Überwölbung des Schwabinger Baches am Beginn der Prinzregentenstraße beim Prinz-Carl-Palais:

    Einmal editiert, zuletzt von Markus (8. November 2016 um 15:55)

  • Ich habe sorgfältig die Suchfunktion bedient und denke daher, dass der folgende sw-Film hier im Forum noch nicht verlinkt wurde. Falls doch, sei mir das verziehen, ich halte ihn nämlich für sehr interessant. Er heißt: München 1945. Bemerkenswert auch die recht gute Auflösung. Die Aufnahmen stammen von einem privaten Dokumentarfilmer, der schon im Frühjahr 1945 von den Amerikanern eine Filmgenehmigung erhielt (zu diesem Zeitpunkt in München wohl als einziger Deutscher). Ich habe die im Film eingeblendeten Ortsbezeichnungen mal "abgepinselt":

    Und hier der Link:
    youtube.com/watch?v=Cm7DOPzo9hg

    Hallo BautzenFan, mit reichlich Verspätung vielen herzlichen Dank für den beeindruckenden Film! Es tut zwar unglaublich weh, meine geliebte Heimatstadt so zu sehen, aber gleichzeitig stellt es ein unschätzbares Dokument für den Ausgangszustand Münchens in der Stunde Null dar. Vielen Dank!

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Wie schon mal einige Beiträge zurück angedeutet, würden mich diese beiden Aufnahmen aus dem Bildindex interessieren. Welche Gebäude sind hier zu sehen, erkennt sie jemand?

    bildindex.de/bilder/mi02286d13a.jpg

    bildindex.de/bilder/mi02286e02a.jpg

    Hallo Markus,

    hab jetzt herausgefunden, wo das Haus auf dem 2. Bild war: Dienerstraße 21, im 2. Weltkrieg zerstört. Erbaut um 1750 möglicherweise von Johann Michael Fischer, dem Erbauer u.a. der Klosterkirche St. Anna im Lehel, von St. Michael in Berg am Laim und den Klosterkirchen von Ottobeuren und Zwiefalten. Wenn du im Buch "Bürgerhaus in München" nachschaust, findest du es auf Tafel 48 unten (bin immer wieder erstaunt, wie viele Häuser doch in dem Buch dokumentiert sind... es ist wahrscheinlich immer noch die umfangreichste Publikation zum Thema altes München!).
    Das Haus müsste, wenn die Hausnummern noch übereinstimmen, vom Marienplatz kommend das vierte Haus auf der rechten Seite der Dienerstraße sein, heute ein gesichtsloses und nüchternes Nachkriegsgeschäftshaus.

    Heutiger Zustand siehe Google Street View (das graue Haus in der Mitte): https://www.google.de/maps/place/Die…a93b770!6m1!1e1

    Damals:

    (Bildarchiv Foto Marburg)

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

    Einmal editiert, zuletzt von Leonhard (27. Dezember 2016 um 14:55)

  • wenn die Hausnummern noch übereinstimmen, vom Marienplatz kommend das vierte Haus auf der rechten Seite

    In der Dienerstraße wurden die Hausnummern nicht verändert (so wie 1993 bei mehreren großen Straßen). Es ist daher das vierte Haus.

  • Hab noch 2 sehr schöne Fotos gefunden mit Detailaufnahmen des Hauses in der Kaufingerstr. 15 (Kaffeehaus Schimon), welches ich bereits in einer Gesamtansicht hier vorgestellt hatte: München - Kriegs- und Nachkriegsverluste (5. Bild von oben)
    Es wurde 1750 erbaut und leider 1898 abgebrochen (von daher kein Kriegsverlust, aber ich denke, so genau geht es in diesem Thread nicht).


    Ein Teil der Fassade:


    Man beachte die unglaublich feinen und eleganten Stuckaturen, das dürfte auch für München, wo es einen großen Reichtum an Rokokofassaden gab, einen absoluten Höhepunkt darstellen. Mir sind auch aus Wien oder Prag keine Beispiele bekannt, die ähnlich raffiniert wären. (Soweit ich weiß, gab es in Wien und Prag überhaupt wenig Rokoko, sondern vor allem Barock und Barockstuckaturen sind halt generell wesentlich mächtiger und schwerer. Das einzige Beispiel in Wien, das nahe kommt, ist das Hildebrandthaus in der Sonnenfelsgasse 3, was ich aber eher als Spätbarock oder Regence einschätzen würde und welches bei aller Schönheit und Üppigkeit auch eher schwer wirkt. Aber wenn jemand weitere ähnliche Beispiele kennt, freue ich mich sehr über Hinweise!)


    Hier das Portal (mit etwas eigenwilligen Löchern im oberen Bereich des Portals, vielleicht um ein bissl Licht in die Hofeinfahrt zu kriegen?):



    Und hier noch einmal die Gesamtansicht dieses schönen Hauses:


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    Karl Kraus

  • Ohne jetzt diesbezüglich recherchiert zu haben, spricht diese ebenso kostbare wie köstliche und überaus elegante Fassade m. E. für den genialen Baumeister François de Cuvilliés der Ältere (1695 - 1768). Wenn sich nur ein Milliardär fände, der diese gut dokumentierte und wunderschöne Fassade wieder erstehen ließe.

    Einmal editiert, zuletzt von Villa1895 (17. April 2017 um 19:43)

  • Ich hab bisher leider nichts über den Erbauer dieses Hauses herausfinden können... von Cuvilliés ist es ziemlich sicher nicht (auch wenn es zugegebenermaßen sehr nach ihm aussieht!), weil man von ihm eigentlich ein genaues Werkverzeichnis besitzt und es darin nicht auftaucht. Es kann auch eventuell ein älteres Haus sein, welches im 18. Jahrhundert nach der Rokoko-Mode neu stuckiert wurde; es gab in München viele Stuckateure, die die Stuckaturen von Effner, Cuvilliés und J.B. Zimmermann nachgemacht haben, vielleicht wurde es von Handwerkern aus der Werkstatt von Zimmermann angefertigt oder sogar von Zimmermann selbst, der ja nicht weit entfernt am Rindermarkt wohnte.
    Generell sind die alten Münchner Bürgerhäuser ein noch schlecht erforschtes Gebiet, in den meisten Fällen weiß man nichts über die beteiligten Handwerker.
    Aber ich werde weiter recherchieren, vielleicht finde ich noch was heraus!

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    Karl Kraus

  • Nachdem das Stadtarchiv München freundlicherweise angefangen hat, seine Fotobestände zumindest teilweise im Internet öffentlich zugänglich zu machen, kann ich dem werten Forumpublikum endlich einige schöne Fotografien aus der alten Theatinerstraße präsentieren, die zum Großteil bisher nie veröffentlicht worden sind. Die im Onlinearchiv einsehbaren Fotos sind zwar nicht in Originalauflösung, aber immerhin doch so groß, dass man den Inhalt sehr gut erkennen kann. An dieser Stelle herzlichen Dank an das Stadtarchiv!
    Ich traue mich allerdings nicht, die Fotos direkt hier einzubetten, da das sicher genehmigungspflichtig ist, sondern werde sie einfach verlinken - bitte um Verzeihung. Im Onlinearchiv fehlende Ansichten werde ich aus anderen Quellen ergänzen, so dass eine möglichst komplette Ansicht der alten Theatinerstraße entsteht. Zusätzlich stelle ich jeder historischen Ansicht auch ein aktuelles Foto zum Vergleich gegenüber (Fotos, wenn nicht anders vermerkt, von mir).
    Die Theatinerstraße ist für mich der größte Kriegsverlust Münchens, die Straße war geprägt von noblen Häusern und Palais aus der Barock- und Rokokozeit, dazu kamen einige sehr repräsentative Gebäude aus der Gründerzeit und natürlich die barocke Theatinerkirche am Odeonsplatz als würdiger Point de vue am Ende der Straße.

    Beginnen wir mit der Westseite der Theatinerstraße und zwar mit einer (Fast-)Gesamtansicht aus dem Jahre 1880, Blickpunkt von der Höhe des Hauses Theatinerstr. 3 aus über die einmündende Maffeistraße hin zum Palais Rheinstein-Tattenbach mit anschließender Westseite bis zur Theatinerkirche:
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1
    Ansicht 1920 (mit Arco-Palais anstelle vom Palais Rheinstein-Tattenbach): https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1
    Heute: https://picload.org/image/rproodoa/3th.7bisth.kirche1.jpg

    Nr. 1-3: Gehen wir dann einen Schritt zurück und schauen auf den im vorherigen historischen Foto links angeschnittenen Bereich der Häuserzeile Theatinerstraße 1-3 zwischen Schäfflergasse und Maffeistraße. Die auf dem folgenden Foto zu sehende linke und kürzere Fassadenreihe ist die Seite zur Theatinerstraße mit den Nummern 1-3, die längere Fassade rechts gehört zur Maffeistraße.
    Aufnahme 1913: https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1
    Hier noch eine ähnliche Aufnahme des Hauses Nr. 3, dem Börsen-Bazar, von 1890:
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1
    Heute: https://picload.org/image/rproodor/2th.37maffeistr.jpg
    Ursprünglich hieß die Maffeistraße "Fingergassl" und war eine wirklich sehr enge Gasse. Links neben der Einmündung des Fingergassls in die Theatinerstraße standen ursprünglich 5 Häuser mit den Nummern 1-5; in den 1870er Jahren wurde das Fingergassl dann durch Abrisse um die Einmündung herum (Häuser 4 & 5 links und 6 rechts vom Fingergassl) verbreitert und in Maffeistraße umbenannt. Von diesen vorhistoristischen Häusern um das Fingergassl herum hab ich nur ein Foto der Häuser 3-6 gefunden, von Nr. 1 und 2 hab ich leider nichts. Links auf folgendem Foto zu sehen das Schleibinger Bräu (Nr. 3), ganz rechts mit dem Giebel die Nr. 6, dessen Platz nach dem Abriss teilweise von einer Erweiterung des benachbarten Palais Rheinstein-Tattenbach eingenommen wurde; zwischen dem Randlkofer-Haus (Nr. 5) und dem Giebelhaus Nr. 6 mündet das Fingergassl in die Theatinerstraße.
    Aufnahme 1870: https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1
    Heute: https://picload.org/image/rproodaw/1th.137.jpg

    Nr. 7, das Palais Rheinstein-Tattenbach, erbaut um 1770 (Aufnahme 1905):
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1
    Dieses Palais wurde 1910 abgebrochen und durch das heute noch bestehende Arco-Palais ersetzt:
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1912)
    Heute: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…_Muenchen-1.jpg

    Nr. 8-10 (Ansicht von der Perusastraße aus):
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1905)
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1910)
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1908)
    Das Haus Nr. 8 wurde um den 1. Weltkrieg herum abgerissen und durch folgenden Bau ersetzt, der heute noch steht:
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1920)
    Heute:
    - Ansicht der Häuser Nr. 7 (Arco-Palais), 8 und 10 (Fünf Höfe Eingang): https://picload.org/image/rproodol/4th.7810.jpg
    - Blick von Haus Nr.8 Richtung Süden zu Arco-Palais und Maffeistraße: https://picload.org/image/rproodow/6th.1378blicksuden.jpg
    - Übergang zwischen den Häusern Nr. 8 & 10: https://picload.org/image/rproodlr/7th.810.jpg

    Nr. 10: Immer wieder wunderschön anzuschauen: das Mielich-Haus. Im 16. Jahrhundert Wohnhaus des Hofmalers Hans Mielich, erhielt es seine Rokokofassade um 1740 wahrscheinlich durch Ignaz Anton Gunetzrhainer im Auftrag des Grafen von Törring-Jettenbach, dem späteren Erbauer des Palais Törring-Jettenbach in der Residenzstraße (Aufnahme 1907):
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1
    Innenhof: https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1912)
    Wappenrelief im Innenhof: https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1918)
    Heute: Eine der schlimmsten Missgriffe der Moderne in der Münchner Innenstadt, der Eingang zu den Fünf Höfen, erbaut um 2000
    https://picload.org/image/rproodla/8th.10funfhofeeingang.jpg

    Nr. 10 & 11, Mielich-Haus und Hypobank (Aufnahmen 1905):
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1
    Heute: tja, was soll man sagen... https://picload.org/image/rproodll/9th.1011bisth.kirche.jpg
    https://picload.org/image/rproodoi/5th.81011.jpg

    Nr. 11: Anschließend an das Mielichhaus standen ursprünglich das Palais Fugger-Zinneberg (erbaut von 1741-1760, auch bekannt als alte Akademie und späteres Cotta-Haus) und 3 weitere Bürgerhäuser mit den Nummern 12-14:
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1895)
    Das Palais Fugger-Zinneberg und die rechts anschließenden Häuser Nr. 12-14 wurden 1895 abgerissen und durch einen riesigen neubarocken Bau der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank ersetzt:
    https://picload.org/image/riciiari…ayerischehy.jpg
    https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/images/2/2b/Ba…stra%C3%9Fe.jpg
    Heute: https://picload.org/image/rproodli/10th.11.jpg
    Das ist meiner Meinung nach der einzige Nachkriegsbau in der Theatinerstraße, der einigermaßen würdevoll ausschaut. Er kommt natürlich trotzdem bei weitem nicht an die beeindruckende Monumentalität und Feierlichkeit des neubarocken Vorgängerbaus heran, auch wenn jener eigentlich nicht gerade sehr wohlproportioniert war... aber es muss dennoch ein grandioser Anblick gewesen sein.
    Ansicht bis zur Theatinerkirche: https://picload.org/image/rproodlw/11th.11bisth.kirche.jpg

    Nr. 15:
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1921)
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1910)
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1910)
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1929)
    Heute: https://picload.org/image/rproodcl/13th.11121.jpg
    Glatt, keine Fassadenstruktur, nichtssagend, nur funktional... aber auch das ist leider noch einer der besseren Nachkriegsbauten in der Theatinerstraße, es kommt später noch schlimmer...

    Nr. 16: Das Palais Piosasque de Non, das erste Rokoko-Palais von François de Cuvilliés d.Ä., erbaut 1726-1732 im Auftrag des Grafen Joseph Piosasque de Non, der im Gefolge der savoyischen Prinzessin Henriette Adelheid, der Gemahlin des Kurfürsten Ferdinand Maria, aus dem Piemont nach München gekommen war.
    Hier das Palais zuerst im Originalzustand mit Portal (Aufnahme von ca. 1890):
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…s_Piosasque.jpg
    und schließlich mit den später erfolgten Ladeneinbauten (und den anschließenden Häusern bis vor zur Theatinerkirche):
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (1912)
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (1921)
    Einige Teilansichten des Palais Piosasque de Non von 1910:
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1
    Giebelwappen: https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1
    Hausmadonna: https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1
    Heute: https://picload.org/image/rproodci/14th.12.jpg
    Eines der einstmals schönsten Rokokopalais wird durch ein solches Nicht-Gebäude ersetzt, es ist unfassbar...

    Nr. 17 & 18 ganz links, dann Nr. 19 Innenministerium (ehemaliges Palais Kuen-Belassy) und Nr. 20 Palais Berchem, Aufnahme von 1910:
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1
    Ähnliche Ansicht von ca. 1935:
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1
    Heute: https://picload.org/image/rproodil…erth.kirche.jpg

    Nr. 17 (Aufnahmen 1910):
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1
    Giebelwappen: https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1
    Hausmadonna: https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1

    Nr. 18, ehemaliger Gasthof Goldener Hirsch, in dem u.a. Casanova, Mozart, Gluck, Lessing und Kaiser Joseph II. logierten:
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1921)
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1905)
    Portal: https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1910)
    Hausmadonna: https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1905)
    Stiegenhaus: https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1905)
    Nr. 17 & 18 heute: https://picload.org/image/rproodcw/15th.1216.jpg
    Blick nach Süden: https://picload.org/image/rproodir/16th.16blicksuden.jpg
    Rechts das Haus Nr. 16, anschließend Nr. 12. Was für eine elende Bebauung!! Und das direkt hinter einem der schönsten Plätze Münchens, dem Odeonsplatz! Es ist eine Schande...

    Nr. 19: ehemaliges Palais Kuen-Belassy und späteres Innenministerium, erbaut 1725-1730 wahrscheinlich von Joseph Effner:
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1885)
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1890)
    Portal: https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1905)
    Heute: unbebaut und durch die Einmündung der Salvatorstraße belegt: https://picload.org/image/rproodia…atorstrasse.jpg

    Nr. 19 & 20 Palais Berchem:
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1906)
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1922)

    Nr. 20 Palais Berchem (erbaut ab 1677 von Enrico Zuccalli) mit Kühbogen (Durchgang zur Salvatorstraße):
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1905)
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1905)

    Nr. 20 Palais Berchem und Nr. 21 Theatinerkloster (erbaut ab 1663 zusammen mit der Theatinerkirche):
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1911)
    Heute: https://picload.org/image/rproodiw/20theatinerkloster.jpg
    Das Theatinerkloster und das Palais Berchem (allerdings ohne Turm) wurden 1970-72 rekonstruiert, wahrscheinlich weil sonst selbst den Modernisten der Übergang von der Theatinerkirche zu den Beton-Kisten in der Theatinerstraße zu krass gewesen wäre...
    Das ehemalige Theatinerkloster hat einen recht hübschen Innenhof: https://picload.org/image/rproodpr…terinnenhof.jpg

    Gesamtansicht des Endes der Theatinerstraße Nr. 18-22 (links) & 28-32 (rechts) zum Odeonsplatz mit Theatinerkirche (Aufnahme 1908):
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1
    Heute: https://picload.org/image/rproodii…kirche30-32.jpg
    Schrecklich!

    Blick zurück vom Odeonsplatz mit Feldherrnhalle, Theatinerkloster und Theatinerkirche:
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1880)
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1865)
    Heute: https://picload.org/image/rproodpa…kircheth.kl.jpg
    Die nach der zweijährigen Renovierung gerade wieder frei werdende Theatinerkirche: https://picload.org/image/rproodpl/23theatinerkirche.jpg


    Zusammenfassend für die Westseite lässt sich feststellen, dass mit Ausnahme des Anfangs um die Maffeistraße herum, vor allem mit den beiden erhaltenen Gebäuden 7 (Arco-Palais) und 8, und dem Ende mit dem rekonstruierten Theatinerkloster nichts mehr von der einstigen Pracht und Eleganz der alten Theatinerstraße übrig ist. Die Rokokofassaden vor allem vom Mielichhaus, Palais Piosasque de Non und Palais Kuen-Belassy waren absolute Höhepunkte des Rokoko, nicht nur für München, sondern auch allgemein. Aber auch die anderen Häuser hatten ein sehr feines und nobles Aussehen, überall waren die für München so typischen reichhaltigen Stukkaturen um die Fenster und im Giebel zu sehen, jedes Haus hatte etwas Besonderes.

    Das war die Westseite, Fotos von der Ostseite folgen im nächsten Post.

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

    9 Mal editiert, zuletzt von Leonhard (7. Juli 2017 um 00:40) aus folgendem Grund: Komplettierung

  • Hier nun die Ostseite der Theatinerstraße, sowohl in historischen Aufnahmen als auch in aktuellen. (Wer meinen vorherigen Beitrag über die Westseite früher schon einmal gelesen hat, bitte ich, ihn sich noch einmal anzuschauen, da ich ihn um viele alte Fotos, Informationen und vor allem aktuelle Fotos der heutigen Situation erweitert habe. Vielen Dank für das Interesse!)

    Beginnen wir dieses Mal am Nordende der Theatinerstraße mit der Feldherrnhalle. Sie wurde zu Ehren des bayerischen Heeres 1841-1844 von Friedrich Gärtner anstelle von zwei Bürgerhäusern und dem Wirtshaus "Bauerngirgl" errichtet und ist eine Kopie der Loggia della Signoria (auch Loggia dei Lanzi genannt) in Florenz. Nördlich davor befand sich das Schwabinger Tor, die nördliche Grenze des mittelalterlichen Münchens bis zu den Stadterweiterungen Ludwigs I. am Anfang des 19. Jahrhunderts. Hier eine Zeichnung von 1828 mit der Situation vor dem Abriss der Bürgerhäuser und dem Bau der Feldherrnhalle (das vordere Haus ist der Bauerngirgl): http://www.muenchenwiki.de/w/images/2/26/…atinFJ1828b.jpg
    Ziel der baulichen Veränderungen war einerseits der Wunsch Ludwigs I., der monumentalen Ludwigstraße einen würdigen südlichen Abschluss zu geben und andererseits der Theatinerkirche mehr Raumwirkung zu lassen, da die Häuserreihe nördlich des Palais Preysing mit dem Bauerngirgl doch sehr weit in den Platz hineinragte und somit die Theatinerkirche teilweise verdeckte. Hier eine Ansicht des 1817 abgerissenen Schwabinger Tores, gemalt von Joseph Carl Cogel: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…ingertor_01.jpg
    Die Feldherrnhalle überstand den 2. Weltkrieg nahezu unbeschadet, hier zwei Ansichten von heute:
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm….jpg?uselang=de
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm….JPG?uselang=de
    Ein sehr schöner Platz, vielleicht der schönste Münchens! Östlich der Feldherrnhalle befindet sich die Residenz, westlich die Theatinerkirche; nach Norden öffnet sich die Ludwigstraße, die sofort mit einem weiteren schönen Platz anschließt: dem Odeonsplatz.

    Gehen wir nun die Theatinerstraße zurück und schauen uns die Ostseite an. Direkt hinter der Feldherrnhalle steht eines der schönsten Palais Münchens, das Palais Preysing (ehemals Theatinerstraße 28). Erbaut 1723–1728 von Joseph Effner für den Grafen Johann Maximilian von Preysing, einem der ranghöchsten Adeligen am Hofe der Kurfürsten Karl Albrecht und Maximilian III. Joseph. Die zur Theatinerstraße zeigende und auf den folgenden Fotos zu sehende Fassade stellt die Rückfassade dar, die Hauptfassade befindet sich an der östlich gelegenen Residenzstraße (hier eine Aufnahme). Es folgen zwei historische Ansichten der Westseite zur Theatinerstraße, auf der ersten ist links angeschnitten die Feldherrnhalle zu sehen:
    http://www.bildindex.de/document/obj05…m616208/?part=0 (Aufnahme ca. 1920), auf der zweiten - aus entgegengesetzter Blickrichtung - rechts anschließend an das Palais Preysing und dem Einschnitt der Viscardigasse das Haus Theatinerstraße 29: http://www.bildindex.de/document/obj05…7402d02/?part=0 (Aufnahme ca. 1910).
    Das Palais Preysing wird allgemein als Hauptwerk Joseph Effners angesehen, der ansonsten hauptsächlich bereits von anderen Baumeistern begonnene Werke umgestaltet oder zu Ende gebaut hat, u.a. das grandiose Neue Schloss Schleißheim, Schloss Dachau und Schloss Fürstenried. Außerdem stammen von ihm die Pagodenburg, Badenburg und die Magdalenenklause im Nymphenburger Schlosspark. Das Palais Preysing wurde im 2. Weltkrieg schwer getroffen und fast vollständig zerstört. Stehen blieben nur große Teile der Hauptfassade an der Residenzstraße, Teile der Südfassade an der Viscardigasse und die Wände des Stiegenhauses. Die Westfassade zur Theatinerstraße hingegen musste nach dem Krieg aus statischen Gründen gesprengt werden und wurde zusammen mit den restlichen fehlenden Teilen der beiden anderen Fassaden und des Stiegenhauses 1957-1960 vom Architekten Erwin Schleich vorbildlich bis ins kleinste Detail rekonstruiert. Es stellt dies eine der besten Wiederaufbauleistungen im Nachkriegsmünchen dar, zusammen mit dem unglaublichen Wiederaufbau der Residenz. Überhaupt war Erwin Schleich an fast allen der kunsthistorisch bedeutenden Wiederaufbauleistungen in München beteiligt und hat es in vielen Fällen durch seinen unermüdlichen Einsatz überhaupt erst erreicht, dass einige Gebäude rekonstruiert wurden (siehe auch sein wegweisendes und aufrüttelndes Buch "Die 2. Zerstörung Münchens"!). Man müsste ihm ein Denkmal aufstellen, ohne ihn sähe München heute um einiges trostloser aus!
    Wer einmal in der Nähe ist, sollte sich unbedingt das Stiegenhaus des Palais Preysing anschauen, welches zu Geschäftszeiten von Montag bis Freitag für die Öffentlichkeit zugänglich ist, es gehört zu den schönsten und prachtvollsten Dingen, die man in München sehen kann. Das Deckenfresko von Amigoni ging leider schon im 19. Jahrhundert während einem der vielen inneren Umbauten verloren, aber die Gesamtanlage der zweiarmigen Stiege und die vielen prachtvollen Stukkaturen sind trotzdem immer noch eine Schau. Hier ein Ausschnitt: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm….jpg?uselang=de
    Westfassade heute: https://picload.org/image/rporpwol…aispreysing.jpg
    https://picload.org/image/rporpwoa…aispreysing.jpg
    https://picload.org/image/rporpwoi…seitemittel.jpg
    Hier die Südfassade mit Viscardigasse und Blick zur Residenz: https://picload.org/image/rporpwlr…cardigasset.jpg
    An dem anschließenden Haus südlich der Viscardigasse, Theatinerstr. 29, sieht man, mit welch unglaublichem Mangel an Sensibilität und Rücksicht die unmittelbare Umgebung dieses wundervollen Palais bebaut wurde, es tut wirklich weh... für mich einer der schlimmsten architektonischen Übergänge in der Münchner Innenstadt. Noch deutlicher wird dies auf folgendem Foto, welches das südliche Hauseck des Palais Preysing mit der anschließenden Nachkriegsbebauung der gesamten Ostseite der Theatinerstraße zeigt: https://picload.org/image/rporpwow…amtetheatin.jpg
    Es ist zum Weinen.

    Nach den langen Erklärungen zur Feldherrnhalle und zum Palais Preysing gibt es zum Rest der Ostseite der Theatinerstraße nun wesentlich weniger zu erzählen; diese Häuser waren ganz früher einfache Bürgerhäuser und später Geschäftshäuser. Die anderen barocken Adelspalais Münchens standen überwiegend im Kreuzviertel westich der Theatinerstraße, welche die Grenze zwischen dem Kreuzviertel und der Graggenau bildet: die Westseite der Theatinerstraße gehört zum Kreuzviertel, die Ostseite zur Graggenau.

    Nr. 28-31: Ansicht bis zur Feldherrnhalle von 1910: https://img1.picload.org/image/rporppwr…zurfeldherr.jpg
    Heute: https://picload.org/image/rporpwla…dherrnhalle.jpg
    Es erübrigt sich jeder Kommentar...

    Nr. 31 & 32: https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1943)
    Das Haus Nr. 31 hatte eine schöne Rokokofassade, wie hier zu sehen:
    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1905)
    Nr. 31 Hausmadonna (Aufnahme 1910): https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1
    Häuserzeile heute (Blickwinkel aus entgegengesetzter Richtung):
    https://picload.org/image/rporpwll…dherrnhalle.jpg (Haus Nr. 31 ist das hellgraue Haus in der Mitte)

    Nr. 32-34 (1904): https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1
    Heute: https://picload.org/image/rporpwli/31th.30313233.jpg
    Absolut trostlos...

    Nr. 33: Dieses Haus gehörte dem Hofbäcker Anton Seidl und war das Geburtshaus der beiden berühmten (jedenfalls in Bayern :zwinkern: ) Architekten Gabriel und Emanuel von Seidl. Das Haus war eines der schlichtesten in der Straße: https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1895)

    Nr. 35: Dieses Haus war früher im Besitz einiger adeliger Familien, z.B. der Gräfin Adelheid von Taufkirchen und Gräfin Preysing von und zu Moos.
    Front: https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1934)
    Fassadenausschnitt: https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1905)
    Portal: https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1910)
    Hofansicht 1: https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1905)
    Hofansicht 2: https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1905)
    Hausmadonna: https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1910)
    Nr. 33 & 35 heute: https://picload.org/image/rporpwlw/32th.3335.jpg

    Nr. 36-44: Den vorhistoristischen Baubestand mit kleinteiligen, schmalen Häusln zeigt eine sehr interessante Zeichnung von 1870: https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1. Das vorspringende Eckhaus links von der Mitte trägt die Nummer 36, das ganz rechts zu sehende Haus die Nr. 44, welche sich bereits an der Ecke Perusastraße befindet (die Einmündung wäre also rechts neben dem Haus). Um die Jahrhundertwende wurden die Nummern 38 bis 43 abgerissen und durch drei Bank- und Kaufhäuser ersetzt, wie folgende Aufnahme von 1913 zeigt (bitte in die Mitte hineinzoomen): https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1.
    Hier eine Detailaufnahme von 1921 der Häuser 37, 38 & 39 mit dem Jugendstil-Neubau des Bankhauses Fischer (Nr. 38): https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 sowie ein Fassadenausschnitt desselben (Aufnahme 1907): https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1. Wie man vor allem auf dem zweiten Bild schön erkennen kann, hatte das benachbarte Haus Nr. 37 aufwendige Jugendstil-Fassadenmalereien bekommen.
    Es folgt ein weiteres Foto dieser Häuserzeile von 1905, auf dem man die zwei anschließenden Neubauten, zwei typische Gründerzeitkaufhäuser, schön sieht: https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1. Wie man sehen kann, ist das Fischerhaus zu diesem Zeitpunkt noch nicht gebaut, noch stehen die alten Häuser Nr. 38 & 39. In diesen beiden Häusern wohnten früher der Schnitzer Andreas Faistenberger, der die Kanzel und die Heiligenstatuen in der Theatinerkirche schuf, sowie Niklas Prugger, kurfürstlicher Hofmaler, dessen späterer Schwiegersohn Georg Asam wurde, der Vater von Cosmas Damian und Egid Quirin Asam.
    Folgend eine Aufnahme der beiden Kaufhäuser aus der entgegengesetzten Blickrichtung von 1943, auf denen man sehr unschön erkennen kann, wie sehr bereits in den 30er und 40er Jahren die Fassaden durch Einbau von Schaufenstern und Vitrinen verunstaltet wurden: https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1
    Das Haus Nr. 38 ist das einzige erhaltene Vorkriegshaus auf dieser Straßenseite (abgesehen von Feldherrnhalle und Palais Preysing), hier ein Foto von heute:
    https://picload.org/image/rporpwcl/35th.38.jpg. Das Haus wirkt inmitten der Nachkriegstristesse allerdings völlig verloren und eingeschüchtert:
    https://picload.org/image/rporpwca/34th.363840.jpg. Links neben der Nr. 38 die Nr. 36, welche den Platz der früheren Häuser Nr. 36 und 37 einnimmt. Der charakteristische Eckvorsprung der alten Nr. 36 ist eingeebnet und verschwunden, eine vollkommen glatte und unstrukturierte Betonwand ist entstanden. Schlimm.
    https://picload.org/image/rporpwci/36th.36384042.jpg

    Nr. 44: Das heute noch bestehende Handschuhgeschäft Roeckl an der Ecke zur von rechts einmündenden Perusastraße (das alte Haus wurde im Krieg allerdings zerstört, das heutige ist ein Nachkriegsbau). Hier eine Aufnahme von 1910: https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1. Was man auf dem Foto leider nur schwer erkennen kann, ist, dass das ganze Haus aufwendigst bemalt war - am ehesten sieht man es noch in der Mitte der Fassade zur Theatinerstraße zwischen 2. und 3. Stock, wo sich eine gemalte Büste mit Lorbeerkranz inmitten umgebender barocker Scheinarchitektur ausmachen lässt. Es gibt im Stadtarchiv noch zwei detaillierte Zeichnungen der Fassade, die aber leider nicht im Onlinearchiv zu finden sind. Das Haus gehörte um 1880 einem Maler namens Wagner, der es wahrscheinlich zum Beweis und Bewerbung seiner Fähigkeiten bemalt hat.
    Heute: https://picload.org/image/rporpwcw…dherrnhalle.jpg
    Fassade zur Perusastraße: https://picload.org/image/rporpwir/38th.44.jpg
    Ein einigermaßen warmer und angenehmer Bau, akzeptabel, aber nichts Besonderes.

    Nr. 45-47: Weiter geht's südlich der Perusastraße mit den Häusern 45 - 47, hier eine Aufnahme von 1906: https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1. Dann eine frühere Ansicht dieser Häuserzeile von 1805 aus dem Polizeibericht von Baumgartner: http://www.his-muenchen.de/POVs/images/117.jpg. Ich bin mir nicht sicher, ob das auf dem Foto von 1906 zu sehende Haus Nr. 45 noch das gleiche ist wie auf der Zeichnung von 1805, da das Haus auf der Zeichnung zwei Erker hat und das Portal sich in der zweiten Achse von links befindet, wohingegen das Haus auf dem Foto keine Erker besitzt und die Eingangstür ganz links ist. Die Anzahl der Achsen würde allerdings übereinstimmen. Wie dem auch sei, in dem Haus Nr. 45 wohnten eine gewisse Zeit einige Adelige, u.a. der Graf von Perusa, nach dem die an dieser Stelle einmündende Perusastraße benannt ist (von daher auch die etwas noblere Fassade mit dem im Vergleich zu den Nachbarhäusern aufwendigeren Portal).

    Nr. 49-51: https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1 (Aufnahme 1880)
    In der Mitte mit der Nummer 50 ein typisches Alt-Münchner Bürgerhaus mit seitlichen Gauben, den sogenannten Ohrwaschln. Dieses und das links angeschnittene Haus Nr. 49 überlebten im Gegensatz zur Nr. 51 die Gründerzeit natürlich nicht, sondern wurden von größeren Häusern ersetzt, wie auf der folgenden Gesamtaufnahme der Häuserzeile Nr. 45 - 52 von 1910 zu ersehen ist: https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1. Ganz rechts neben dem letzten Haus Nr. 52 mündet die Schrammerstraße und bildet zusammen mit der nach Westen führenden Schäfflergasse den Schlusspunkt der Theatinerstraße und den Beginn der weiter nach Süden verlaufenden Weinstraße. Hier zum Abschluss unserer Zeitreise noch ein Blick von der Höhe des Hauses Theatinerstraße 8 auf die Häuser Nr. 47 - 52 sowie weiter Richtung Süden und Weinstraße von 1933: https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1
    Heutiger Zustand südlich der Perusastraße: https://picload.org/image/rporpwia/39th.444546.jpg


    Die Ostseite hatte mit Ausnahme der Feldherrnhalle und des Palais Preysing sicher nicht so außergewöhnliche Gebäude aufzuweisen wie die prachtvollere Westseite, war aber durchaus insgesamt ein würdiger Gegenpart und hatte einige reizvolle Gebäude wie z.B. die Rokokohäuser Nr. 31 und 35, die bemalten Häuser Nr. 37 und 44 sowie das heute noch erhaltene Jugendstilgebäude Nr. 38.


    Damit wäre die alte Theatinerstraße - so weit es geht und historisches Bildmaterial existiert - umfassend portraitiert. Ich glaube, dass es für jedermann eindeutig ersichtlich ist, dass ihre Zerstörung einen für München unersetzlichen Verlust an außergewöhnlicher und in ihren hervorragendsten Bauten des Rokoko vor allem ortstypischer Architektur bedeutet. Der französische Einfluss auf Effner und Cuvilliés, die beide vom Kurfürsten Max Emanuel zum Architekturstudium nach Paris geschickt worden waren und dort den Régence- und Rokokostil kennengelernt hatten, führte nach ihrer Rückkehr nach München zu einer Verschmelzung mit bayerischen Traditionen: sie wandten den in Frankreich fast ausschließlich im Innenbereich verwendeten Régence- und Rokokoschmuck nun auch auf die Fassaden an, eine Sache, die man in Frankreich kaum je finden wird. In München waren die nobleren Hausfassaden schon seit der Spätgotik ornamentiert und bemalt gewesen, bedeutende Fassadenmaler waren z.B. Jan Polack und Hans Mielich; auf den alten Stichen des Marienplatzes von Merian und Wening sieht man deutlich die reiche Fassadenbemalung. Diese Bemalung wich in der Barockzeit der neuen Mode der Stuckierungen und so war der Boden bereitet für den unglaublich aufwendigen Rokokostuck, wie man ihn am Mielichhaus, dem Palais Piosasque de Non, dem Palais Kuen-Belassy u.a. in der Theatinerstraße sehen konnte. Außerdem tendierte der französische Barock und Rokoko trotz aller Pracht immer eher in eine kühlere, symmetrische, den Klassizismus antizipierende Richtung, während das bayerische Rokoko etwas Verspielteres und Pittoreskeres hatte: siehe die Naturmotive, die J.B. Zimmermann nach Vorlagen von Cuvilliés in der Amalienburg oder in den Reichen Zimmern der Residenz stukkierte. Sehr interessant in diesem Zusammenhang der Vergleich zwischen der Amalienburg und einem architektonisch sehr ähnlichen Hauptwerk des französischen Rokoko, dem Salon de la Princesse im Hôtel de Soubise in Paris, erbaut von Germain Boffrand, dem Lehrmeister von Effner in Paris.
    Die Nachkriegsbebauung der Theatinerstraße wird der historischen und künstlerischen Bedeutung der vergangenen Bauten leider überhaupt nicht gerecht, im Gegenteil, sie stellt eines der unwürdigsten und schlechtesten Beispiele für den Wiederaufbau Münchens dar. Es wäre meiner Meinung nach dringend vonnöten, in Zukunft, wenn die ganzen Betonkisten der Nachkriegszeit einmal marode werden und ersetzt werden müssen, ernsthaft über Rekonstruktionen nachzudenken. Für den Übergang vom Odeonsplatz mit den prachtvollen Bauten der Theatinerkirche, Residenz, Feldherrnhalle und Palais Preysing hin zum versammelten Schrott der heutigen Theatinerstraße schäme ich mich als Münchner.

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

    Einmal editiert, zuletzt von Leonhard (9. Juli 2017 um 12:50)

  • Hallo liebe Forennutzer, ihr habt vielleicht mitbekommen, dass unsere Vereinshomepage einige Städte als Beispiele vorstellt, hinsichtlich Nachkriegsverluste und aktueller Entwicklungen. Ich würde so etwas auf unserer neuen Vereinshomepage, die etwa ab August fertig sein wird, gerne auch für München machen, mir fehlen jedoch die Kenntnisse zu München, wie auch gemeinfreie historische und aktuelle Fotos. Wer von euch fühlt sich berufen, ein paar Zeilen zu Münchens städtebaulicher Entwicklung seit 1945 zu schreiben, verbunden mit ein paar historischen und aktuellen Fotos? Bitte meldet euch unter: manuelreiprich@hotmail.com und ich werde eure Bilder und Texte dann für die neue Website verwenden.

    Liebe Grüße und danke

    Manuel Reiprich, Pressesprecher des Vereins

  • Noch ein Nachtrag zum Haus Kaufingerstraße 15 (Schimonhaus), welches ich weiter oben vorgestellt hatte:

    Als ich vor kurzem mal wieder im Bayerischen Nationalmuseum war und durch die Barockabteilung spazierte, drehte ich mich auf einmal um und es verschlug mir die Sprache: da stand das Portal des Schimonhauses!! Ich traute meinen Augen nicht, aber da war es, in echt und unversehrt. Ich konnte es nicht glauben... ich studiere oft die alten Fotos und versuche mir vorzustellen, wie die Dinge wohl in echt ausgesehen haben mögen und jetzt stand ich vor so einem Original - es war wie ein Geschenk. Das Portal war beim Abriss des Hauses 1898 gerettet worden und von mehreren Personen, u.a. den beiden Architekten Gabriel und Emanuel Seidl dem Bayerischen Nationalmuseum vermacht worden. Das Haus war um 1740 von Joseph Anton von Schönberg, dem damaligen Bürgermeister von München, erbaut worden, die Schnitzereien stammten wohl aus dem Umkreis von Joachim Dietrich, der am Münchner Hof viele herausragende Schnitzarbeiten angefertigt hat, u.a. in der Amalienburg und im Cuvilliéstheater.

    Hier ein paar Fotos des Portals:

    Die Tür steht immer offen, weil man da als Besucher durchgeht...


    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

    Einmal editiert, zuletzt von Leonhard (7. Juli 2017 um 13:16)

  • Ja, da hast du recht, das Türblatt hat viele Risse bekommen und der Putto hat einen Teil seiner Wange verloren, es schaut etwas abgeschürft aus... von daher nehme ich das "unversehrt" wieder zurück :) der Gesamtzustand ist aber trotzdem sehr gut, gerade die Hermenpilaster sind fantastisch erhalten. Gewisse Abnutzungen sind halt normal, wenn man bedenkt, dass alles aus Holz geschnitzt ist und das Portal bald 300 Jahre alt sein wird...

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Absolut großartig - Danke für die tollen Fotos!!!

    So ging es mir immer, wenn man Architekturfragmente vom Alten Dresden entdeckt hatte, die man schon lange für verloren hielt und die dann aber trotzdem wieder auftauchten.....

  • Gerne :) der Moment als ich das Portal sah, war einer meiner überraschendsten und schönsten in der letzten Zeit, das hätte ich nicht für möglich gehalten.

    Neben dem Portal der Kaufinger Str.15 stehen im Bayerischen Nationalmuseum auch die großen olympischen Götterstatuen, die Johann Baptist Straub um 1772 für das Stiegenhaus des Palais Törring-Jettenbach in der Residenzstraße schuf und die aus den Trümmern der Kriegsruine gerettet werden konnten, wenn auch teilweise mit schweren Schäden. Sie sind aus Lindenholz geschnitzt und zählen zu den Hauptwerken Straubs.

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Eine Bausünde welche mich in München immer besonders gestört hat ist das Nachbargebäude des Hofbräuhauses (Platzl 6-8). Es beeinträchtigt die Wirkung des ansonsten homogenen Platzls empfindlich.


    So sah der kriegszerstörte Vorgängerbau aus:

    Wie man hier in der Mitte sieht handelte es sich dabei um zwei Gebäudeparzellen. (bildindex.de)


    Obwohl das heutige Hofbräuhaus ohne Zweifel ein sehr schönes Gebäude ist, finde ich auch dessen Vorgänger (das sog. weisse Hofbräuhaus, 1897 abgerissen) in seiner Schlichtheit und Altmünchener Urigkeit sehr gelungen.


    Val 121 6 [Public domain], by Georg Böttger (1821–1901)

    Hier um 1858.

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Hier der direkte Link zum heutigen Bau: http://2.bp.blogspot.com/-3qf2KA7xNmg/T…00/DSC01762.JPG

    Dieser Schubeck's-Bau hat mich auch schon immer tierisch gestört! Wenn man sich den Mist mal so anschaut, könnte man meinen, es sei der originale Altbau, der nur entstellt wurde. Ist dem so? Wann wurde das gemacht und wie ist hier die Aussicht auf Besserung? Das Dach ist ja noch vorzeigbar.

    Das alte Hofbräuhaus finde ich fade. Wäre für eine Seitengasse angebracht, aber nicht für einen vornehmen Stadtplatz.

  • Bin da der gleichen Meinung wie erbse. Älter ist nicht immer besser. Das "neue" Hofbräuhaus ist doch wirklich viel schöner anzusehen und in seiner Architektur wesentlich repräsentativer.

    In dubio pro reko