• Die Bürgerspitalskapelle, heute Stadtmuseum, mit einem schönen Renaissancegewölbe.


    011 by alexanderfranzlechner, auf Flickr


    Aber was ist das hier in der Apsis?


    008 by alexanderfranzlechner, auf Flickr


    ich mein jetzt nicht das Segel!


    010 by alexanderfranzlechner, auf Flickr

    Letzte Reste eines abgeschlagenen ZGs. Schade, dass es nicht mehr ist.
    Offenbar sind hier Bauleute aus Znaim im Einsatz gewesen. Znaim hat bekanntlich den größten Bestand an erhaltenen ZG in Bürgerhäusern.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zellengewölbe

    Oeslau, Sankt Johannis

    Auch in der AltBRD fand sich ein ZG, mein ZG-Buch war da ganz präzise, indem es neben Österreich auch "Grenzbereiche des Thüringer Waldes" als ZG-Gebiete jenseits des Eisernen Vorhangs anführte. Nur erschloss sich diese zweite Ausnahme erst nach näherem Studium, zumal das Buch von den historischen Grenzen ausging. Coburg und Umgebung gehörten bekanntlich bis ins 20.JH zu Thüringen. Dort gibt es ein Dorf namens Oeslau, dessen Kirche einen hübschen, einwandfreien ZG-Chor hat. Das ist der südlichste Punkt des ZG-Vorkommens im heutigen D.

    Vor ein paar Wochen war ich in Oeslau und habe mir mal das Zellengewölbe in der dortigen Pfarrkirche angeschaut.



    Von außen recht unscheinbar, aber praktischerweise direkt am Bahnhof gelegen. Nach dem Dehio „1953/54 Erweiterung nach Westen und Turmneubau.“

    „Unsere Kirche stammt in ihrem Kern aus der Spätgotik (Schlussstein 1517). Aus dieser Zeit stammt auch der Chor mit seinem singulären Zellengewölbe. Man vermutet, dass Heinz von Rosenau Bauherr der Kirche war. Sie war ursprünglich in die Anlage des Wasserschlosses Oeslau miteinbezogen.“
    Unsere Kirche St. Johannis (Geschichte)

    Und da ist es auch schon, besagtes, astreines Zellengewölbe im Chor mit Herbarium aus der Zeit um 1600:



    Der Vollständigkeit halber gibt es noch eine Gesamtansicht des erstaunlich prächtigen Inneren:


    Die Wappen über dem Chorbogen von Queen Victoria und Prinzgemahl Albert.

    „Unter Herzog Casimir wurden die jetzige Fassung (reich figurierte Flachdecke, Stuckreliefs, Malereien) sowie eine zweite Empore und eine Herrscherloge angebracht. Die Einweihung fand am 16.3.1604 statt...
    1863 ließ Königin Victoria von England im Andenken an ihren Gemahl Prinz Albert die sehr verwahrloste Kirche aus eigenen Mitteln gründlich renovieren, dem damaligen Zeitgeschmack folgend in Weiß und Gold.“
    Unsere Kirche St. Johannis (Geschichte)


    „Die farbig gefassten Stuckreliefs an der Brüstung zeigen ein christologisches Programm, das im Südwesten mit der Verkündigung beginnt und in seiner Wiederkunft am jüngsten Tag (in den Feldern an der Decke) gipfelt. Zwischen den Relieffeldern stehen auf Konsolen, an denen Köpfe von Frauen, Narren und Löwen mit phantastischen Fratzen angebracht sind, weißgewandete Propheten und Apostel. Den Sockel der Brüstung schmücken Imitationen verschiedenster Edelsteine.“
    Sankt Johannis Rödental Sehenswertes


    Neben der Kirche das ehemalige Rittergut.

  • Hallo Markus,

    danke für die schönen Bilder der Kirche von Oeslau, die wir vor etlichen Jahren im Rahmen einer Kunstfahrt nach Coburg und Umgebung besucht hatten. Dieses Gotteshaus hat im Chor wirklich ein ganz tolles Zellengewölbe. Die Renaissanceausstattung des Kirchenschiffs ist gleichfalls sehr schön. Meine mich zu erinnern, dass entweder an der Orgelempore unter unter derselben noch Figuren und/oder Reliefs vorhanden waren, die im Gegensatz zur Emporenbrüstung und der Kanzel noch ganz in Weiß gefasst waren. Sollte ich mal auf unsere damals aufgenommenen Bilder stoßen, kann ich sie gerne hier einstellen.

  • @ "Villa 1895"
    Im Raum Coburg kann man sich schon einiges anschauen. Bei mir war es dies mal ein Tagesausflug in Verbindung mit Schloss und Park Rosenau.

    Sollte ich mal auf unsere damals aufgenommenen Bilder stoßen, kann ich sie gerne hier einstellen.

    Das ist bei mir im Moment auch mal wieder aktuell, bin auch am Suchen bestimmter Dias...

  • Zitat von Markus

    Vor ein paar Wochen war ich in Oeslau und habe mir mal das Zellengewölbe in der dortigen Pfarrkirche angeschaut.

    Bravo! Sehr aufmerkssam und gewissenhaft diesen Strang studiert! So ist es gut und richtig!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Die Bilder zeigen sehr gut den Zauber der ZG. Von der Nähe wie Papiersterne, gleichzeitig leicht und komplex.
    Besonders schön ist der Blick aus der Distanz, wo sich die ZG raumergreifender als herkömmliche RippenG geben.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Aber was sagt man dazu, ich bin bei der Suche nach Bildern von der Greinburg drauf gestoßen:


    Autor Wolfgang Sauber

    ich geb zu, dass dieses ZG a bissal flach ist, und nicht so ganz weit weg vom "Stichkappengewölbe mit verspielten Graten" des Markfürstenzimmers in der Plassenburg ist (siehe Beitrag von Breslau 06 oben:

    Aber es bleibt dabei: es ist ein ZG, da gibts keinen Zweifel!
    Warum dieses ZG nirgendwo aufgelistet ist, erscheint schleierhaft - es ist ein ganz prominentes Haus, eines der prominentesten Bürgerhäuser von ganz Österreich, das Göglhaus in Crembs.


    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Die Stadtkirche im böhmischen Sobieslau/Soběslav besitzt ein zweischiffiges Langhaus aus der Zeit um 1500 mit einem exzellenten Zellengewölbe.

    Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kost…-a-Pavla_11.JPG Autor: Rihova Barbora

    Weitere Zellengewölbe finden sich in der Kirche und dem Kreuzgang des Franziskanerklosters von Bechin/Bechyně, ebenfalls aus der Zeit kurz vor 1500.

    PS: Ein weiterer Fund aus Bechin, genauer gesagt dem dortigen Schloss - ein Raum mit einem stark beschädigten, aber sehr bedeutendem Schlingrippengewölbe, wie ich es in dieser Form noch nicht gesehen habe. Die Übernahme von Motiven der Natur für die Teile des Gewölbes (etwa die Mittelsäule als Baumstamm) erreicht hier das Niveau des Bruck'schen Kornmesserhauses und kommt sogar nahe an die Tulpenkanzel im Freiberger Dom heran. Nun der Link zum Bild.

    2 Mal editiert, zuletzt von Mündener (16. Oktober 2018 um 08:37)

  • Super Leistung, Mündener.
    Von den Beispielen wusste ich (sind auch schon im Text erwähnt als erstklassige Beispiele), aber die Kirchen haben realiter immer zu, und Bilder hab ich nicht finden können.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich habe mittlerweile keinen Überblick mehr darüber, was hier schon bekannt ist/erwähnt wurde und was nicht - aber ich meine, das folgende Gebäude hier noch nicht gesehen zu haben.

    Es handelt sich um den Torbau der Burg Eisenhardt in Belzig, der ein beachtliches, zweijochiges Zellengewölbe besitzt.


    Quelle: Wikipedia, Autor: Gregor Rom, hochgeladen unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation.

  • Bis vor Kurzem wußte ich nicht, daß im erzgebirgischen Annaberg ein schönes Gewölbe existiert. Es befindet sich im Hotel "Wilder Mann". Das Haus gehörte zu Beginn des 16. Jahrhunderts dem Münzmeister Albrecht von Schreibersdorf. Er prägte u.a. die berühmten "Schreckenberger"

    Siehe Bild 2 von 38 in Galerie

    LINK

  • Ein paar Tage hab ich ja hier noch und mir ist jetzt schon langweilig.

    Doch Streetview ist eine wunderbare Möglichkeit, um dem Luckdown zu begegnen, billiger und emissionsärmer kann man gar nicht reisen und entdeckt habe ich dort auch was, ein zugegeben sehr exotisches Beispiel für ein Zellengewölbe, natürlich weder spätgotisch noch Meißnerisch, aber doch, ein vorsichtig angedeutetes Zellengewölbe, und ein ziemlich schönes noch dazu!

    https://www.google.com/maps/@28.65593…!7i13312!8i6656

    Wir sind im Roten Fort in Delhi, errichtet Mitte des 17. Jahrhunderts als eine der weltgrößten Palastanlagen, wurde es von den Briten im 19. Jahrhundert als Kaserne umgenutzt wobei größere Teile der Anlage (darunter die gesamte Innenausstattung) zerstört wurden. Das schlichte, fast gotisch-kalkgetüncht anmutende Aussehen des Gewölbes rührt von der Fortnutzung der Kaserne durch die indischen Streitkräfte bis zur Jahrtausendwende.

    Mittlerweile wurde auch das eben gezeigte Gewölbe im Durchgang vom Haupttor mitsamt der Ladenpassage restauriert und farblich historisch gefasst. Nun sind die Grate farblich betont und die subtile, diffuse Leichtigkeit, die wir von unseren Zellengewölben kennen, ist dahin. Oder hat man bei uns auch die Grate von Zellgewölben mit Zierlinien betont? Eigentlich ja ein bisschen witzlos.

    https://www.hindustantimes.com/rf/image_size_…d5290fba395.jpg

    Trotzdem, hat jemand eine Idee, wie das Zellengewölbe in die indische Architektur gekommen ist? Gar eine europäische Inspiration? Oder eine genuine Purifizierung der Stalaktitengewölbe der indo-islamischen Architektur wie wir sie zB. in manchen Iwankalotten finden?

    (vgl. auch dieses persisische Beispiel: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…an_Mosque15.JPG )


    Ein weiteres Beispiel aus der Anlage:

    https://4.bp.blogspot.com/-I3rS2re5OzA/X…ndia-AAN8CD.jpg

  • Liebe Kaoru,

    herzlichen Dank für die wirklich sehr interessanten Bilder. Könnte es nicht vielleicht sein, dass dieses Gewölbe im Roten Fort zu Dehli durch die britische Kolonialmacht beeinflusst wurde? Der britische Einfluss war vielleicht auch schon im 17. Jh. vorhanden, unabhängig davon, ab wnnn Indien offiziell britische Kolonie wurde. Möglicherweise besteht ein Zusammenhang mit dem englischen Perpendicular Style, der ja im Historismus in England auch wieder belebt worden war. Aber das sind alles letztendlich alles nur Vermutungen von mir.

  • Ein paar Tage hab ich ja hier noch und mir ist jetzt schon langweilig.

    Dann bleib doch einfach bei uns! Kurzzeitige Stimmungsschwankungen - damit bist du nicht die einzige auf der Welt - lassen sich in einem Forum doch gut abfangen. Vorübergehend Pause machen. Und wenn man Lust hat, sich wieder beteiligen.

    Oder hat man bei uns auch die Grate von Zellgewölben mit Zierlinien betont?

    Überwiegend wohl nicht. Aber Indien ist anders. Da kann das denkmalpflegerisch begründet sein. Islamische Architektur ist ein spannendes Thema. Das Rote Fort gehört zu den Moghulbauten, also in den Bereich der islamischen Kunst. Das Bild aus der Hindustan Times sieht überzeugend aus. Der vorherige Zustand stammte, wie du ja schreibst, aus der Zeit der Kasernennutzung. Dadurch waren die Räume heruntergekommen, die großen Bögen zugemauert. Und nun hat man es restauriert. Auch dein letztes Foto zeigt die farbig abgesetzten Grate. Die Gratlinien ergeben ein schönes Ornament. Das ist so besser, als wenn man nur die plastischen Werte des Gewölbes hätte. Es gibt in der islamischen Kunst zwar auch monochrome Ornamentflächen, aber das sieht dann anders aus. Kleinteiliger, feiner. Dazu müssten wir vielleicht mal ein eigenes Thema aufmachen.

    Nachtrag: Lieber Villa1895 , das ist ein interessanter Gedanke, aber in dem Falle nicht zutreffend. Die Gewölbe und Bögen leiten sich aus der islamischen Kunstgeschichte ab.

  • Über derlei Exotik hat sich schon der Palantir ausgelassen, und auch in meinem tschech. Buch gibt es Hinweise darauf:

    Trotzdem, hat jemand eine Idee, wie das Zellengewölbe in die indische Architektur gekommen ist?

    man kann sich genauso fragen, wie sie in unsere Kultur gekommen sind. auch hier - keine richtigen Vorgänger, und keine Nachfolger - eine Fußnote der Geschichte. Drastisch das Retzer Beispiel.

    Ich denke auch nicht, dass der tschechische Kubismus besonders davon inspiriert worden ist.

    http://www.dedictvivysociny.cz/kultura/osobno…elcu-16/?id=920

    ad Zierlinien: nix gibt es, was es nicht gibt:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Albrechtsburg#/media/Datei:2016_Meißen_-_Albrechtsburg_Kapelle.jpg

    Naja und vor allem das:

    8629327766_596e947f5e_b.jpg

    (BIld von Karasek)

    und vor allem das:


    photo-10385-94af85cb.jpg

    (Bild von Michael)

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.