Zentrale Plätze

  • Das hier halte ich für die wichtigste, und gleichzeitig deprimierendste Aussage:

    Die deutsche Stadtzerstörung nach dem Krieg war und ist kein Erzeugnis einer Not- und Mangelzeit, sondern das Resultat einer gezielten Attacke auf die Restbestände tradierter Kultur und eines in Platz- und Straßenbildern vermächtnishaft niedergelegten nationalen Selbstverständnisses. Weder haben sich die Städte bis heute davon erholt, noch hat an den Lehrstühlen, in den Wettbewerbsjurys, in den Planungsetagen eine systematische Aufarbeitung, geschweige eine Umkehr begonnen.

    Wer "der" Wirtschaft, "der" Politik die Schuld an dieser Entwicklung gibt, macht es sich zu leicht. Die Irrtümer sind das Erbe eines Denkens, das sich eigenmächtig zum Herren über die Geschichte erhob. Es sieht sich auch heute noch nicht zur Abdankung berufen.

    In dubio pro reko

  • Ja, das hat mich in der BRD so besonders gestört, diese so bewusst wirkende Zerstörung ZENTRALER Plätze. Verschandelungen und Bausünden gibt es auch anderswo, aber dort hatte man gegenüber der eigentlichen Stadtmitte doch weit mehr Hemmungen. Der Müncher Marienplatz ist prototypisch.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Wenn man allein sieht, wieviele historische Bauten an den Platzkanten der 3 zentralen Berliner Innenstadtplätze noch stehen, dann kommt man auf:

    - Pariser Platz = 1 (Brandenburger Tor)

    - Leipziger Platz = 0

    - Mehringplatz = 0

    Ein sehr trauriges Ergebnis. In diesem Kontext möchte ich auch einmal an den Kölner Hauptbahnhof erinnern, dessen Fassade den Krieg überstanden hatte und die völlig ohne Grund abgerissen und durch eine der größten Kölner Bausünden ersetzt wurde..

    APH - am Puls der Zeit

  • Der o.g. von Volker zitierte Satz von Guratzsch "...noch hat an den Lehrstühlen, in den Wettbewerbsjurys, in den Planungsetagen eine systematische Aufarbeitung, geschweige eine Umkehr begonnen." beschreibt einen Aspekt, den ich bisher noch nirgendwo gelesen habe, der aber eine wichtige Frage aufwirft: Ja warum haben eigentlich die Verantwortlichen der Nachkriegsbausünden ihre Fehlleistungen an bisher keiner Stelle aufgearbeitet?

    Die schockierenden Bilder aus Bonn und Heidelberg waren mir bisher auch noch nicht präsent. Man denkt immer dass der Nachkriegsbaufrevel Kriegslücken gefüllt hat. Dass wie in Bonn dafür kriegsunversehrte Historismusbauten geopfert wurden ist unglaublich beschämend.

    ...

  • Die gegenüberstellenden Bilder sind schon erschreckend. Besonders in Bonn und Heidelberg. Wobei man aber auch sagen muss, daß hier einige besonders scheußliche Aufnahmen gewählt wurden. Aus sehr unvorteilhaften Perspektiven und bei tristem Wetter photographiert. Zumindest das Bielefelder Stadttheater, in rekonstruiertem Zustand, gefällt mir jetzt besser als auf dem schwarz/weiss Bild.

  • Hallo,

    ich möchte auf diesen interessanten Artikel in der heutigen Welt-Online Ausgabe und der Initiative des Herrn Prof. Mäckler hinweisen. Interessant und zugleich ernüchternd ist auch der Bildervergleich.

    Zitat

    Erst kamen die Bomben, dann die Stadtzerstörer

    Seit 1950 gab es in Deutschland eine zweite Zerstörungswelle.
    Prominenteste Opfer: einige wichtige Plätze unserer Städte. Eine
    Bürgerinitiative kämpft jetzt gegen diese stadtplanerischen Verbrechen.

    Artikel: Erst kamen die Bomben, dann die Stadtzerstörer

    Im Kommentarbereich wird auch auf die Seite von Stadtbild-Deutschland e.V. hingewiesen. Diesbezüglich habe ich da gleich mal einen Kritikpunkt/Hinweis...denn wenn man auf das Bild auf der Startseite von Stadtbild klickt, bekommt man einen Ressourcenfehler -> 404'er...

    FugenBau