Spalt - Kornhausanbau

  • Eines der hübschesten Städtchen Frankens hat jetzt auch seinen modernistischen Wahn- und Irrsinn bekommen. Das Kornhaus, eines der schönsten und größten Fachwerkhäuser Südbayerns wird derzeit in primitivst-plumpester Form verschandelt und entstellt.

    Ein Artikel dazu:
    Überflüssig wie ein Kropf: der Kornhausanbau!

    Bilder von vorgestern folgen...


    Wie kann man sowas genehmigen? Wann bekommt man solche Verschandelungen ehrwürdiger historischer Gebäude endlich wieder in den Griff?
    Mir ist einmal mehr von diesem Anblick auf der südlichen Giebelseite so schlecht geworden, versaut einen den ganzen Tag und nicht nur das...
    Gehört umgehend wieder entfernt.

  • Wie kann es sein, das sowas innerhalb eines historischen Ensembles von bayernweitem Rang durchgehen kann? Für was ist der Denkmalschutz denn noch notwendig, wenn nicht dafür, sowas zu verhindern? Wie kann man sowas nur den Spalter Bürgern zumuten?
    Der historische Stadtkern macht sonst einen sehr ordentlichen und gepflegten Eindruck. Wenn jetzt Bürger innerhalb der Mauern auch auf die Idee kommen, sowas zu wollen, was dann? Viele Fragen und vor allem viel Fassungslosigkeit (auch wenn man ja von anderen Orten, sei es Dettelbach, Krems oder Forchheim etc schon einiges gewohnt ist)...

    2 Mal editiert, zuletzt von Markus (7. März 2013 um 12:31)

  • Offensichtlich will sich ein kleiner Provinzbürgermeister mit diesem überflüssigen, teuren Anbau selbst ein Denkmal setzen und der Denkmalschutz steht wie immer dahinter und nickt es ab. Ein Denkmal der Schande...

    Die Welt muss romantisiert werden! - Novalis

  • Eine unsägliche Entgleisung. Man hat in Deutschland ja nicht mehr so viele Bauten dieser Art. Warum man diese dann mit solchen Anbauten "beglücken" muss, kann ich nicht verstehen!

    APH - am Puls der Zeit

  • "Zeno" meint wohl nicht das dritte, sondern das vierte Bild, denke ich.

    Jedenfalls ist dieser Container, der allenfalls in ein Gewerbegebiet gehört (nach meinem Geschmack nicht einmal das), ein ästhetischer Tiefpunkt und eine Schande für die Planer und die städtischen Verantwortlichen. Am schlimmsten ist, dass es sicher einen sich hip wähnenden Architekten gibt, der noch auf den von ihm fabrizierten Schrott stolz ist und meint, er hätte etwas geleistet.

  • Nein, das Schlimmste ist, dass diese Architektur ob der spannenden Kontraste oft noch einen Architekturpreis erhält. Sehr traurig.

    APH - am Puls der Zeit

  • Überall derselbe Schrott, überall dieselben "spannenden" Kontraste zwischen Alt und Neu.

    Nun scheint man bei der Denkmalpflege wieder "voll auf Retro" zu sein und die denkmalpflegerischen Prinzipien der 60er und 70er Jahre für sich neu entdeckt zu haben. Damals hatte man ja auf ähnlich heftige Kontraste gesetzt (siehe Anbau Dürerhaus), diese geradezu zum Prinzip erhoben. Erst in den 1980er Jahren hat man dann erkannt, dass es doch von Vorteil ist, anpassende Neu- und Anbauten zu entwickeln, die sich besser in das historische Umfeld fügen. Auch die Denkmalpflege ist leider immer wieder Trends unterworfen, lässt vielfach eine klare Ausrichtung, ein klares Konzept vermissen. Man denke nur an die so genannte "Purifizierung" mittelalterlicher Kirchenräume in der Nachkriegszeit, als man diese von barocken oder renaissancezeitlichen Ausstattungsstücken "befreite".

    Leider ist das Spalter Kornhaus kein Einzelfall.

    Auch das berühmte Hilchenhaus in Lorch, mitten im Weltkulturerbe Mittelrheintal gelegen, erhält nun im Rahmen seiner Wiederherstellung einen modernistischen Anbau, der "keine Konkurrenz zur historischen Bausubstanz sein soll".

    http://www.wiesbadener-tagblatt.de/region/rheingau/lorch/11188942.htm

    http://www.wiesbadener-kurier.de/fm/819/thumbna…G.14715897.jpeg

    Besonders hübsch der Anbau des Uslarer Rathauses, der sich wunderbar in die historische Fachwerk-Altstadt fügt:

    http://regiowiki.hna.de/images/3/30/Uslar-Rathaus-2.jpg

    Nicht weniger schön, das "Haus am Stift" in Wunstorf, in unmittelbarer Nähe zur alten Stiftskirche, inmitten des uralten, aus Fachwerkhäusern bestehenden Stiftsbezirks:

    http://www.wunstorfer-stadtanzeiger.de/content/artikel.php?a=167450

    http://www.wunstorfer-stadtanzeiger.de/content/artikel.php?a=67774

    Herzlichen Glückwunsch an alle Planer und Architekten!

    Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen...

    Allen Anbauten ist gemeinsam, dass sie die historische Umgebung vollkommen ignorieren, sich nicht einmal an bestimmten architektonischen Details orientieren, Dachformen, Dacheindeckung und Baumaterialien aufgreifen. Dies würde schon einiges ausmachen.

  • Wobei man sagen muss, dass die dankenswerterweise von Dir gezeigten Beispiele immerhin noch mit großenteils mit edleren Materialien arbeiten, z.B. Naturstein. Das Beispiel in Spalt mit seinem Sichtbeton setzt da indes immer noch mit Abstand den negativen Tiefpunkt.

    P.S.: Beim Lorcher Hilchenhaus zeigst Du übrigens noch den hübscheren Anbau, wie er also ursprünglich geplant war. Da haben sich meines Wissens nach mittlerweile die Glasfreunde durchgesetzt und eine billiger und hässlicher wirkende Neuplanung durchsetzen können. Hier der nun realisierte Entwurf: http://www.stadt-lorch-rheingau.de/pics/medien//b…6439491541.jpeg

  • Das haette man vielleicht gekonnt, aber wahrscheinlich war es nicht gewollt. Wozu einen mutigen, Akzente setzenden Anbau im zeitgemaess transparenten Stil errichten lassen wenn er von der Schauseite her unsichtbar ist? :schockiert:

  • Ein Artikel bei Nordbayern.de vom 22.03.13 zum Klotz neben Kornhaus in Spalt. http://www.nordbayern.de/region/roth/kl…2?searched=true

    Ein Zitat welches dem ganzen noch die Krone aufsetzt: "Die Gestaltung des Kornhausanbaus indes sei mit Vertretern des Denkmalschutzes gemeinsam über Monate hinweg erarbeitet worden, sie werde zudem von der mehrheitlichen Meinung des Stadtrates gestützt." Welche Funktion hat überhaupt noch der Denkmalschutz in Deutschland? Werden diese "Vertreter des Denkmalschutzes" auch noch von unseren Steuergeldern bezahlt? Eine Schande zum Fremdschämen....

    ...

  • Man hätte auch einfach eine kleine Hütte im Stile eines simplen Schuppens daneben setzen können. Nicht anspruchsvoll aber halb so selbstzerstörerisch wie diese Notdurftanstalt. Das wäre mir aber eine Hand voll Solaranlagen auf Dächern wert gewesen.

  • Die Leserkommentare sprechen ja mehrheitlich eine klare Sprache. Man fragt sich wirklich, wer außer einigen verbildeten Architekten solch einen Anbau-Klotz eigentlich gut findet.

  • Reaktionen auf den Bericht:

    Daniel Weiß: besser als direkt am haus was zu verändern

    Thomas Walker: und man sollte nicht vergessen, dass sichtbares Fachwerk die Interpretation des Mittelalters aus der Romantik ist....aus Brandschutzgründen waren die Häuser verputzt...

    :augenrollen::gutenacht:

    In dubio pro reko

  • Hmm, haben die Stadtherren dort ein öffentliches WC eingerichtet, oder was soll das Gebilde eigentlich darstellen? :schockiert:
    Es sieht aus, wie ein stilles Örtchen vom Rastplatz an der Autobahn...

    Bloß weg mit solch einem Schund!!!

  • Zitat

    Wenn man einen Anbau dort hinstellen will (aus welchem Grund und aufgrund welcher Überlegung auch immer), dann gilt es, diesen Anbau so stadtbildverträglich wie möglich zu gestalten.

    Hört, hört! :applaus:

    Zitat

    Die Stellungnahme des amtlichen Denkmalschutzes zeigt, wie überflüssig diese Behörde geworden ist: Sie schüzt nicht mehr das Stadtbild, sondern lässt sich vor den Wagen des Architekten spannen, dem nichts besseres als ein brutaler Betonklotz einfällt.

    Schade eigentlich, aber mittlerweile muss man da der Wahrheit wohl ins Auge blicken.