Potsdam - Hauptbahnhof und Umgebung

  • Der Potsdamer Bahnhof der Berlin-Potsdamer Eisenbahn von 1838

    Straßenseite (erster Bau)
    Bild 1

    Quelle: http://www.potsdam-wiki.de/index.php/Date…ahnhof_1850.jpg

    Gleisseite (Umbau und Ansicht bis 1945)
    Bild 2

    Quelle: http://www.potsdam-wiki.de/index.php/Date…ahnhof_1923.jpg

    Das Bahnhofsgebäude wurde im 2. Weltkrieg schwer beschädigt und war ausgebrannt. Aber Außenmauern des Gebäudes standen. Es wurde, wie so vieles in Potsdam, in den 50er bis 60er Jahren abgerissen. (1. Abrißwelle)
    Zum Bahnhofsgelände gehörte das älteste Bahnbetriebswerk Europas, zuletzt war es das RAW Potsdam. Eine ganze Reihe von besonderen Eisenbahnbetriebsbauten, gleichzeitig besondere Zeugnisse der Industriegeschichte, waren auf diesem Gelände vereint:
    - ein Ringlokschuppen mit Drehscheibe,
    - ein Wasserturm (denkmalgeschützt),
    - mehrere Wagenhallen, die Älteste aus der Zeit der Berlin-Potsdamer Eisenbahngesellschaft (denkmalgeschützt),
    - eine weitere Wagenhalle mit zwei offenen Schmieden in der Halle,
    - zwei Schiebebühnen,
    - mehrere Holz-Fachwerk-Lagerhallen...

    Die 2. Abrißwelle begann 1999 mit der Deutschen Bahn AG: für den Neubau des Hauptbahnhofs Potsdam, der Potsdam fast das Weltkulturerbe gekostet hat.
    Bild 3, Position in etwa vergleichbar dem Bild 2

    Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?ti…=20070801005342

    Für den Neubau des Hauptbahnhofes wurden der historische Ringlokschuppen mit der Drehscheibe abgerissen. In diesem wurde, nach der friedlichen Revolution 1990, der letzte Kaiserwagen entdeckt, der auch noch im RAW Potsdam äußerlich restauriert wurde, ehe er nach Berlin, in das Technische Museum, zur Innenrekonstruktion kam.

    Bild 4: Kaiserwagen beim einzigen Salonwagentreffen in Potsdam 22.-23.05.1990; man beachte den wunderschönen Verwaltungsbau im Hintergrund, typischer geht es kaum (ist weg)

    Zum Abriß des Lokschuppens gesellten sich diverse Verwaltungs- und Wohnbauten der Eisenbahn, der denkmalgeschütze Wasserturm und zwei Gleise der ebenso geschützen, ältesten Wagenhalle. Den Wasserturm musste die Bahn hernach wieder orginalgetreu rekonstruieren.

    Blick auf die ehemalige Drehscheibe und den, damals noch originalen Wassertrum beim Salonwagentreffen (Bild 5):

    Heute sieht das so aus (natürlich kann man von der alten Position den Turm nicht mehr sehen, an der Position des Salonwagens aus dem Bild 5 steht heute das Gebäude des Bahnhofs):

    Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pots…-01-11-2007.jpg

    Blick vom Bahnsteig auf den Ringlokschuppen Dezember 1990 mit den dahinter befindlichen ehemaligen Gründerjahre-Mietshäusern, die ebenfalls im Zuge des Bahnhofsneubaus abgerissen wurden:

    Blick auf die damals noch vollständige Wagenhalle von der Berlin-Potsdamer Eisenbahn (ein halbes Jahr zuvor hatte ich noch Schwarz-Weiss Fotografiert):

    und in Farbe:

    nochmals der Ringlokschuppen, verdeckt von einer Donnerbüchse (damals lag mein Fokus noch auf die beweglichen "Industriebauten", nachdem die fast gänzlich verschwunden sind, musste ich mich zwangsläufig den "unbeweglichen" zuwenden):

    hier die Gebäude der RAW-Verwaltung, ebenfalls aus der Zeit der Berlin-Potsdamer Eisenbahn, ebenfalls im Zuge des Bahnhofsneubaus abgerissen:

    Quelle: Bilder RAW_23 bis RAW_30.jpg bei mir.

    Aber damit nicht genug! Mit der 3. Abrißwelle wurde 2008 das restliche Gelände planiert: alle Bauten, die sich zwischen der ältesten Wagenhalle und der Wagenhalle "Neue Halle" von ca. 1890 befinden, wurden abgerissen. Beide Schiebebühnen, mehrere Fachwerk-Lagerhallen aus der Zeit der Berlin-Potsdamer Eisenbahn, das große Verwaltungsgebäude mit großem Festsaal und auch alle Neubauten aus der DDR-Zeit (die hier mal nicht störten, sondern ergänzten).

    Auch an die älteste und denkmalgeschütze Wagenhalle der Berlin-Potsdamer Eisenbahn wurde Hand angelegt. Zwei Gleise (siehe Bild 11) im vorderen Bereich wurden in einer Nacht-und Nebel-Aktion abgerissen. Die Wagenhalle bleibt kastriert und hat nun eine Ziegelsteinverblendung vor der eingerissenen Seite bekommen.

    Älteste, unter denkmalschutz stehende Wagenhalle aus der Zeit der Berlin-Potsdamer Eisenbahn, zwei Gleise abgerissen; die davor befindliche Straßenführung mit Bushaltestelle ist anscheined wichtiger als eine historisch korrektes Wiederherstellung (Bild 11):

    Verwaltungsgebäude mit großem Veranstaltungssaal abgerissen:

    abgerissen:

    Schiebebühne aufgebockt auf ca 2 Meter hoher Mauer:

    ca. 150 - 100 Jahre alt, abgerissen:

    Stahl-Fachwerk-Wagenhalle, ebenfalls aus der Zeit der Berlin-Potsdamer Eisenbahngesellschaft, abgerissen:

    und von innen:

    daneben DDR-Plattenbeton-Wagenhalle abgerissen:

    Schiebebühne und Wagenhalle im Hintergrund abgerissen:


    aus der Gegenrichtung:

    Erweiterungsgebäude "Neue Halle" steht noch:

    Esse:

    und Stanze:

    Außen, zur Straßenseite:


    Aufnahmen RAW_01 bis RAW_30.jpg: Aufnahmen vom 21.12.2007, im Januar 2008 rückten die Bagger an... Rechte bei mir.

    Es mussten 170 Jahre Bahngeschichte weichen! Ich denke, anhand der Aufnahmen wird deutlich, wie unterschiedlich die Architektur auf dem Gelände war. Das gesamte Gelände hätte unter Denkmalschutz gehört, mit allen Ausprägungen und jeglicher historischer Über- und Umformung...
    Leider war es am besagten Dezembertag 2007 extrem kalt, meine Akkus der Kamera leer und zu allem Überfluß auch noch die Speicherkarte voll. So musste ich bei jeder Aufnahme entscheiden, ob ich die mache, sie bleibt, oder gelöscht wird. Und leider habe ich bei der Dringlichkeit der Aufgabe (ich wußte, das das bald verschwinden wird, nur nicht was), die Holz-Fachwerk-Lager-Gebäude nicht fotografiert...

    Auf dieser Brache entsteht gerade eines der Neubaugebiete des "Neuen Potsdams". Qualität: sanierte Platte.

    Quelle: http://www.pnn.de/potsdam/250511/

    Ein einmaliges Ensamble von 170 Jahren Industrie-Architektur, nicht nur von deutschlandweiter, sondern von europäischer Einzigartigkeit - einfach abgerissen für Architektur a la sanierte Platte.

    Das Ganze darf man hier noch mal unter dem Stichwort "Sarnierungsmanagement" nachlesen: http://www.gudconsult.de/projekt.php?id=00125&kat=01. Gratis dazu: Luftbildaufnahme eines der Neuen Halle, die noch steht, dazu Bild in jenes Gebäude mit einer der beiden Schmieden.
    Dazu die Herren Architekten, die ihrem Berufszweig mal wieder aller Ehre gereichen: http://images.google.de/imgres?imgurl=…%26tbs%3Disch:1
    Natürlich will Potsdam nun mit diesem "Glanzstück" nicht mehr in Zusammenhang gebracht werden. Daher ist die Seite in postam.de auch nicht mehr existent. Nur noch im Google-Cache zu finden: http://209.85.135.132/search?q=cache:jhOZBzuTYuwJ:http://www.potsdam.de/cms/beitrag/10…e&ct=clnk&gl=de Wie lange noch?
    Der Zustand von 2007 ist bei Bing noch zu sehen:
    http://www.bing.com/maps/?FORM=Z9L…DYyNTg1MDY3NQ==

    Das Entsätzliche an der ganzen Geschichte: es passiert gerade noch einmal mit der Potsdamer Speicherstadt. Hier habe ich gerade eine neue Foto-Serie des Untergangs geschossen.
    Ach ja, der Straßenbahnhof von 1901 ist auch schon weg und überbaut mit einer "wunderschönen" Feuerwehr.
    Was die DDR nicht schaffte, schafft man nun...
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    Nur Ergänzend: das Gegenstück zum Potsdamer Bahnhof in Potsdam war der Potsdamer Bahnhof in Berlin:

    Quelle: http://www.preussen-chronik.de/bild_jsp/key=bild_483.html

  • Hallo zusammen,

    und der Würfelhusten in der Teltower Vorstadt geht weiter. Das Areal nörlich des Bahnhofs-Riegels wird nun weiter bebaut. Ehemals kam die Meldung der UNESCO, wenn eine dortige Bebauung statt findet, die die Sicht auf die historische Mitte versperrt, werde Potsdam aus dem Weltkulturerbe fliegen. Daher wurde zur Buga 2001 auch dieses Gebiet als Parkanlage gestaltet. Nun also, 10 Jahre später, zieht man die alten Pläne aus den Gift-schubfächern und stellt einen erneuten Würfelhusten vor. Der Architekt bequemt sich nicht mal, in den Würfeln, die Gebäude darstellen sollen, Fenster anzudeuten. Diese "Architekturleistung" bekommt selbst ein einjähriges Kind hin. Wann erkennt endlich auch einmal diese Potsdamer Verwaltung und Politik des Kaiser neue Kleider?

    Und was auf der einen Seite des Bahnhofs geht, geht dann auch auf der anderen Seite, süd-östlich, Richtung Brauhausberg. Ein Boardinghaus soll entstehen. In direkter Bahnhofsumgebung. Wie sich "Hotels" in Bahnhofsnähe entwickeln und vor allem die Umgebung beeinflussen, kann man ja in jeder Großstadt Deutschlands beobachten. Recht schnell wird aus dem Vietel dann ein Rotlichtbezik. Zudem ist natürlich die Architektur auf dem neuesten Schrei des Einerlei. Würfelhusten mit Lochfassade.

    Und auf diesem Gebiet stand ehemals die älteste Bahnhofsanlage Europas. Und gleich nebenan ein Terrassenpark des großen Kurfürsten. Alles vernichtet...

    Nachzulesen und anzuschauen in der PNN und der Märkischen.

    gewürfelte Grüße aus der Hauptstadt der kleinen DDR
    Luftpost

    [an die Moderatoren] in diversen anderen Threads gibt es bereits eine Reihe von Artikeln zu diesem Gesamt-Gebiet. Vielleicht können diese voran gestellt werden?

    Antwort(Pilaster): Wenn Du die Beiträge in denen diese Artikel erwähnt werden mit Strangtitel, Seiten- und Beitragsnummer identifizieren würdest (evtl. auch das Datum angeben) ließe sich das wohl machen.

    6 Mal editiert, zuletzt von Luftpost (21. Februar 2013 um 15:55)

  • Allenthalben versemmelter Würfelhusten - grausig DAS !

    Offenbar müht man sich an verantwortlicher Stelle redlich, Potsdam immer mehr von seiner Identität, seinem Charakter zu nehmen.
    Mit Allerwelts - Architektur ( treffender "Würfelhusten" ) ist man dazu auf dem bestem Wege.

  • Grausam!
    Diese Art von "Architektur" wird in Deutschland ja zuhauf produziert und teilweise hat sie ja auch durchaus ihre Berechtigung. Ein Gewerbegebiet muss ja auch nicht mit preisverdächtiger Architektur aufwarten. Wenn ein solcher Investorenkram allerdings im Dunstkreis des Weltkulturerbes Potsdam entsteht und den Titel in Gefahr bringen kann hört der Spaß auf. Dort sollte es auch eine Selbstverpflichtung der Investoren zu Qualität geben! Ansonsten muss die Stadt eingreifen und sie hat durchaus die Möglichkeiten dazu.

    Das mit dem Rotlichtviertel halte ich für etwas zu hoch gegriffen Luftpost :biggrin:. Ich denke die Ansiedlung eines solchen Viertels in Potsdam ist aufgrund der Nähe zu Berlin und der Größe der Stadt nicht zu befürchten. Ausserdem sind derlei Viertel deutschlandweit auf dem Rückzug auf die grüne Wiese und es gibt es ja noch Sperrzonen für solche Etablissements, die sicher auch in Potsdam klar umrissen sind.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Das mit dem Rotlichtbezirk sehe ich ähnlich gelassen wie "Pfälzer Bub". Die Stadtverwaltung regelt die Sperrzonen, und von derartigen Plänen eines Investors ist hier auch überhaupt nicht die Rede. Sicherlich ist die gezeigte Architektur nicht ausgesprochen attraktiv. Da bedarf es schon deutlicher Nachbesserungen. Andererseits kann man sich natürlich schon fragen, was mit dem Bahnhofsareal passieren soll. Südöstlich ein Brachgelände, nördlich ein mit Gras bewachsenes Brachgelände und ein Parkplatz. Der Bahnhof steht also faktisch in einer Art "Niemandsland" oder "im Nichts", wie es mal eine Berliner Freundin ausdrückte. Entweder man möchte einen solchen Bahnhof abseits der Stadt. Dann sollte man sich aber um die gärtnerische Gestaltung des Umfelds endlich mal Gedanken machen. (Gefahr allerdings: Solche Grünanlagen in Bahnhofsnähe sind eben ein beliebter Treffpunkt von Alkoholikern, Pennern, Junkies usw.) Oder man baut dort eben, um den urbanen Raum in das Bahnhofsgebiet zu erweitern. Die schlechteste Lösung wäre das nicht, finde ich.

  • Erst einmal selbstverständlich Dank an die Einstellenden - hier Luftpost - und an die weiteren Diskutierenden.

    Ich halte nahezu die gesamte Bahnhofs-(Einkaufszentrums-)Planung in Potsdam für einen völligen Fehlgriff. Und zwar von Anfang an, ohne hier von der Eigenart dieses Forums, die ja mehr in der Darstellung liegt, abweichen zu wollen. Wenn Potsdam von Berlin aus per Auto am schönsten über die Glienicker Brücke zu erreichen ist und mit der Restaurierung der Villa Schöningen jetzt auch hier ein wunderbarer Blickpunkt gesetzt ist, so ist die Situation am Potsdamer Hauptbahnhof das glatte Gegenteil einer angenehmen Eingangssituation und das glatte Gegenteil einer attraktiven Visitenkarte, das glatte Gegenteil davon, bahnseitiges Entree einer Welterbestadt zu sein.

    Das Ankommen am Bahnsteig: zwischen technischer Verbindungsstraße und Verladestraße auf der einen Seite und Müllcontainern und reizlos verblendeten Mauern auf der anderen. Nach dem Hochkommen: Eintauchen in das übliche Einkaufszentrumsgebaren, wobei allenfalls die Glasbauten als jeweilige Köpfe von einer gewissen Großzügigkeit zeugen.

    Im Norden: so gut wie nichts, außer einem ungestalt(et)en Gelände und dass da recht zufällig der Turm der stadtbildprägenden Nikolaikirche erhascht werden kann, im Süden: ein abgebrochen wirkendes und tatsächlich gegenüber der Ursprungsplanung vorzeitig endendes Vordach, mit der Folge, dass der weitere Weg zur Straßenbahn und zu den Bussen für diese Meter mit dem Regenschirm zurückgelegt werden muss, tropfnasse Schirme sich in Bahnen und Bussen sammeln, wobei das auf einfachste Art und Weise eben anders ginge.

    Die Abfahrts-Anzeigetafel für Straßenbahnen und Busse: nicht im südlichen Glaskasten drin, wo sie unabhängig des Wetters klare Abfahrtsanzeigen liefern würde, vielmehr draußen, wo sie bei Regen, bei Eis und bei Witterungsumschwüngen mit Schwitzwasser überdeckt ist und eben stellenweise vereist. Draußen deshalb, weil der behauptete Bahnhof kein Bahnhof ist, sondern eigentumsrechtlich und auch vom organisatorischen Walten her das besagte Einkaufszentrum, die Bahn nicht Herr im eigenen Hause, Anzeigetafeln, was "Dritte" anbelangt, im Innern des Gebäudes (Glaskasten) daher als sachfremd gelten.*

    Die Bussteige: so eng bemessen, dass da manch ein Gelenkbus-Fahrer beim Lenkradkurbeln richtig ins Schwitzen kommt, die kleinste Unvorhersahbarkeit Chaos auslöst, bei Stehen von Gelenkbussen der Übergang mit abgesenkten Kantsteinen durch das verstellte Gelenkbus-Hinterteil nicht mehr passierbar ist. Gerade für mobilitätsbehinderte Menschen von gravierender Bedeutung. Angesichts der Unübersichtlichkeit für Ortsfremde nahezu ein Ding der Unmöglichkeit, angegebenes Fahrtziel und Bahnsteignummer flugs ineins zu bringen.

    Die Straßenbahn-Bahnsteige: Durch die Stützpfeiler IN DER MITTE des Bahnsteigs und infolge der zwischen den Trage- und Stützpfeilern zuweilen angebrachten Sitzbänke beim pulkartigen Aussteigen am Hauptbahnhof gerade aus Richtung Innenstadt tendenziell eine Gefährdungsquelle erster Ordnung, was die Stoßgefahr angeht. Für Rollstuhlfahrer aus den Bahnen heraus mitunter ein faktisches Ding der Unmöglichkeit. Stütz- und Tragepfeiler am Rande des Bahnsteiges, die auf dem recht schmalen Bahnsteig ein ungehinderteres Ein- und Aussteigen ermöglichen wurden, weil sie nicht auf deren Fläche stehen, wurden seinerzeit als zu teuer empfunden.

    Das Wasserturm als bedeutendes Bauwerk aus der Geschichte der Bahn und ihres Potsdamer Ausbesserungswerkes: einziges Überbleibsel der Bahngeschichte, auch so wirkend und vom massiven Neubau bis auf Handtuchbreite bedrängt. Vgl. Fotos von Luftpost.

    Am Abfahrtsbahnsteig 1 der Straßenbahn in Richtung Innenstadt: Das Empfinden wie in einem Gewerbegebiet. Hinter dem Rücken und beim Umdrehen vergitterte Fenster, eine nackte Betonwand, an der selbst das anspruchslose Efeu nicht recht wachsen will, hinter den vergitterten Fenstern der Blick in eine Tiefgarage, was ja gemeinhin nicht zu den schönsten Blicken gehört. Schon gar nicht 3 Minuten nach Ankunft in einer Stadt wie der Welterbestadt Potsdam.

    _____________________
    * (Anm.: wobei es eine Abfahrts-Anzeige im Innern des Gebäudes im Stadttheater sehr wohl gibt. Im Einkaufszentrum des Bahnhofs hingegen wurde sogar ein langwieriger Streit darum geführt, ob es eine Zugabfahrtstafel (!) geben dürfe und inwieweit dies gegen das Gestaltungsprinzip des Architekten verstieße.)

  • Hallo,

    nachdem "Luftpost" die Entwicklung auf dem Gelände des ältesten RAW Deutschlands so ausführlich geschildert hat, möchte ich über den neuesten Stand der Dinge berichten:

    In der MAZ vom 24.12.2013 fand ich folgenden Artikel:

    Depot-Neubau der Schlösserstiftung auf RAW-Areal
    http://www.maz-online.de/Lokales/Potsda…g-auf-RAW-Areal

    Hierzu ein paar Fotos.

    Panorama des Areals vom Zentrum Ost aus gesehen (2009): Ganz rechts der "Kreml"-Turm, von rechts nach links - Freifläche für den Wohnungsbau (heute schön eng bebaut), Magna Steyr (Autozulieferer), Freifläche für Depot SPSG, denkmalgeschützte Hallen (mit den Spitzdächern).

    Ausschnitt 2010: Die Freifläche "Depot SPSG" zwischen Steyr und RAW-Halle. Im Hintergrund die Friedrich-Engels-Straße.

    Die denkmalgeschützte Halle brennt (2012). Der Besitzer hat augenscheinlich bis heute keinen Finger gerührt, um das Ensemble zu sichern.

    Fotos: Autor

    Beste Grüße... :thumbup:

  • Hallo zusammen,

    das ist ja schon fast Thread-Nekromantie. Aber nachdem nun für den historischen Bahnhof und die südliche Mitte Potsdams alle Messen gesungen sind, meint man nun, es kann nicht schlimmer kommen, Oder? Schließlich ist das RAW abgerissen, die Neue Halle als deren letzter Bestandteil teils abgebrannt (wie toll doch Glas und Stahl und Stein brennen kann!), die Speicherstadt abgerissen ist und ebenso der Schlachthof. Viel Platz für Neues und Zeitgemäßes. Direkt am Bahnhof, zwischen selbigen und Neuer Fahrt (Havel Arm). In Sichtweite des zukünftigen Palast Barberini. Voila, die ILB baut.

    Grüße
    Luftpost

  • Hallo Luftpost,

    Zitat

    ...die Neue Halle als deren letzter Bestandteil teils abgebrannt (wie toll doch Glas und Stahl und Stein brennen kann!),


    Verstehe ich nicht: Glas, Stein usw. Hier brennen Holz, Teerpappe u.ä. was dort so zur Dach-Noteindeckung verwendet wurde. Der Geruch zog bis ins Wohngebiet Zentrum-Ost.

    Gruß... :cool:


  • Verstehe ich nicht: Glas, Stein usw. Hier brennen Holz, Teerpappe u.ä. was dort so zur Dach-Noteindeckung verwendet wurde.

    Welche Dach-Noteindeckung? Diese Halle wurde so wie sie heute noch teils im Original steht, so vor 120 Jahren gebaut. Da gibt es und gab es keine Dach-Noteindeckung. Und das Dach besteht aus einer Stahl-Fachwerkkonstruktion, die in der Mitte mit Glas gedeckt ist. Nur der Bereich des flachen Rand-Bereichs hat Holzbretter, welche vielleicht auf der Wetterseite mit Dachpappe dicht gemacht wurden. Es kann mir jedoch keiner erzählen, dass 2 - 4cm "dickes" Holz einfach mal so anfängt zu brennen und im Brand dazu führt, dass nicht nur das Stahlfachwerk durch die Hitze massive verbogen ist aber auch die unter dem Dach liegenden Stahl-Gerüsteinbauten die als Lagerfächer dienten. Klar: Wärme strahlt nach unten, nicht nach oben. ;) Da muss jemand von unten gezündelt haben, und zwar mächtig. Das bisschen Holz (in der Decke) hat nicht die Energie, Stahl derart zu verbiegen.

    Hier noch ein paar Bilder von 2012 nach dem Brand nachgereicht.

    Brandstelle im Dach, das Glas ist Rußgeschwärzt.

    Brandstelle auf dem Boden in diesem kleinen Kabuff (Bereich des ehemaligen Lagers).

    Lagerbreich ausgebrannt.

    Von Hitze verbogene Stahlträger. Und das von den bischen Dachbrettern?

    Übrigens waren die beiden Essen und sämtliche Maschinen und das ganze Werkzeug 2012 entfernt, welche ich 2007 zuvor noch fotografiert hatte.

    Grüße...
    Luftpost

    5 Mal editiert, zuletzt von Luftpost (15. März 2014 um 18:16)

  • Hallo,

    eine Meldung in der MAZ vom 19.03.14 lässt Hoffnung aufkommen:

    Zitat

    Nach Aussage der Linken gibt es nun aber die Möglichkeit, drei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: die sogenannte "Neue Halle" als Denkmal zu erhalten, sie öffentlich zugänglich zu machen und den Industriestandort für Lokbau und -wartung museal weiterzunutzen. Schließlich handle es sich bei der RAW-Halle an der Friedrich-Engels-Straße um ein "Zeugnis der Industriearchitektur Potsdams", wie Linken-Fraktions-Chef Hans-Jürgen Scharfenberg betonte. Von 1838 bis 1988 wurden in dem Gebäudekomplex, der heute teilweise abgerissen und überbaut und teilweise ungenutzt ist, Züge gebaut, gewartet und instand gesetzt - 170 Jahre lang. Am Ende war das Potsdamer RAW das älteste Deutschlands. 


    Nachzulesen hier:

    http://www.maz-online.de/Lokales/Potsda…otsdam-erhalten

    Und so sieht es heute noch aus...


    Foto: Autor, 2014

    Schöne Grüße.. :thumbup:

  • Hallo,

    auch wenn es heute noch nicht so von Interesse sein sollte, irgend wann wird sich hier eventuell einiges bewegen. Momentan wurde nur die Fensterfront gesichert. Das wurde aber auch Zeit. Die Linken halten sich allerdings mit weiteren Aktivitäten sehr zurück. Warum wohl...? Keine Wahl in Aussicht...?


    Quelle: Autor, Juli 2014

    Vielleicht warten wir nun weitere .... Jahre... :thumbdown:

  • "Die Investitionsbank Brandenburg gibt am heutigen Donnerstag den Startschuss für den Bau ihres neuen Hauptsitzes in den Nuthewiesen gegenüber des Hauptbahnhofs. Insgesamt 94 Millionen Euro darf die Bank dort ausgeben""

    Unter diesen Überschriften berichten die PNN vom 11.12.14, online

    http://www.pnn.de/potsdam/918369/

    Man beachte die Summe und die nachfolgenden Bilder:

    Blick von der heutigen Baufläche zum Nordeingang des Bahnhofs.

    Ansicht vom Nordeingang zur Baufläche.

    Fotos: Autor, 2011, 2014

    Entwürfe. Havel (Neue Fahrt) und noch nördlicher die Freundschaftsinsel.


    Quelle: http://www.ilb.de/de/ueber_uns/i…navigation.html


    Quelle: PNN

    :thumbup:

  • "Drei Pavilions" ist doch sehr euphemistisch. Und wieso brauchen die drei fünf(!)geschossige Häuser mit 15.000 qm Fläche?

    Allenfalls austauschbare Massenware - kann man da nicht durch das Anbringen des Mosaiks vom Rechenzentrum etwas Individualität reinbringen?

  • Interessant ist, dass bei einem solchen, etliche Millionen schweren Projekt gar nichts von solch illustren Clubs wie "Bildung statt Stadtschloss" oder "ohne Garnisonkirche" zu hören ist. Immerhin ist die Investitionsbank Brandenburg eine Anstalt öffentlichen Rechts. Es geht also um Steuergelder, die man doch anderweitig so schön für Bildung oder Kindergärten oder autonome Jugendzentren einsetzen könnte. Man sieht also, dass es ihnen allein um die (baulich sichtbare) Wiedergewinnung von positiv besetzter deutscher Geschichtlichkeit geht. Es ist ihr verinnerlichter antideutscher Reflex, der ihnen angelernt wurde, und als dessen willfährige Marionetten sie nun agieren, teils ohne es zu merken. Gegen Macht, gegen Steuergeldverschwendung oder modernistische Klötze haben sie gar nichts bzw. durchblicken die Zusammenhänge auch nicht. Sobald aber positive deutsche (preußische) Bezugnahmen durch bürgerschaftliches Engagement gewittert werden, läuft sofort das innere Abwehrprogramm ab. Die Linksradikalen sind eben nur das stets helfende Pendant der gegenwärtig Herrschenden, denen ebenfalls nicht viel an (baulichen und seelischen) Rekonstruktionen liegt.

  • Die MAZ berichtete am 28.10.15:

    "Stadt Potsdam sieht Welterbe nicht gefährdet"

    "Der Neubau der Investitions- und Landesbank Brandenburg (ILB) am Potsdamer Hauptbahnhof stellt allein keine Bedrohung des Welterbetitels dar. Doch für manche Denkmalpfleger summieren sich die vielen geringfügigen Zugeständnisse bei Bauhöhen und -massen in der Stadt langfristig zu einem echten Schaden für das Welterbe."

    Interessant, dass auch jetzt keine Reaktion aus den Reihen der Steuerzahler kam (s.a. Bericht von Heimdall).

    Die Babelsberger Straße am Nordausgang des Hauptbahnhofes.

    Im Hintergrund die Seniorenresidenz Heilig-Geist-Park

    Der Nordausgang an der Babelsberger Straße.

    Foto: Autor, 03.11.2015

  • Das neue Gebäude der Investitions- und Landesbank Brandenburg (ILB) am Potsdamer Hauptbahnhof wächst weiter. Hier einige neue Fotos:


    Blick vom Nordausgang des Hauptbahnhofs.


    Im Hintergrund: Das ehemalige Interhotel im Lustgarten, Potsdams ältestem Schlosspark.


    Zur Erinnerung: 94 Mio. € werden hier voraussichtlich verbaut.Fotos: Autor, 29.02.2016

  • Am 30.11.2015 wurde die erste "Radstation" in Potsdam eingerichtet. Sie hat derzeit 557 Stellplätze (zum Vergleich: Bernau besitzt die erste Radstation des Landes mit 600 (!) Plätzen bei 36.000 Einwohnern). Nun soll ja alles besser werden. Aber: 50-70 Stellplätze sind in der Station belegt (am 29.02.2016). Über die aktuelle Außenansicht geben die Fotos Auskunft. Da hat sich doch nichts verändert...Dabei passt sich die Station perfekt in das vorhandene Gebäude ein, ein Service-Laden ist auch vorhanden. Aber das Parken kostet Geld, also parken alle weiter draußen kostenlos...Genau das war von vornherein klar.
    Die MAZ berichtete am 30.11.2015 darüber.
    Übrigens war geplant, 650 T€ auszugeben. Laut MAZ betrug die Summe dann doch knapp 800 T€.





    Fotos: Autor, 20.02.2016

  • Die Ansicht von Potsdam-Fan kann ich nur teilen. Könnte man z.B. mut dem Auto un der Innenstadt umsonst parken wäre die Parkhäuser leer.

    Wie läuft dass denn in Bernau, Münster oder Kopenhagen? Oder ist da der Diebstahldruck so groß, dass die Leute schon deshalb die Fahrradgarage nutzen?