Münnerstadt (Galerie)

  • Münnerstadt hat mir bei meinem Besuch im September vorigen Jahres sehr gut gefallen. Die Stadt weist den höchsten spätmittelalterlichen Baubestand im nördlichen Unterfranken auf. Dort leben knapp 4000 Einwohner, etwa 25 km nördlich von Schweinfurt. Die Stadt gehörte im Mittelalter zur Grafschaft Henneberg, die sich über Teile Südthüringens und Frankens erstreckte. Münnerstadt entwickelte sich zu einer bedeutenden und wohlhabenden Stadt, im Rhöner Kreis im Schloss Aschach heißt es unter anderem "Mürscht hat's Geld", was man der Stadt durchaus noch ansehen kann, auch wenn heute manche Häuser in schlechtem Zustand sind. Im 2. Weltkrieg wurde ein kleiner Teil der Stadt zerstört, unter anderem eines der Stadttore.

    Meinen Rundgang beginne ich am Oberen Tor, neben dem sich außerhalb der Altstadt ein größerer Parkplatz befindet.

    Durch das Tor geht es in die Veit-Stoß-Straße, in der es einige Zerstörungen gab.

    Eine ähnliche Ansicht im Jahr 1939, die Marienkapelle wurde nicht wieder aufgebaut.

    Quelle: Bildindex der Kunst und Architektur

    Fortsetzung folgt.

  • Beeindruckend der gewaltige Torturm in einer relativ kleinen Stadt. In seinen Formen erinnert er an einen Turm ( allerdings ohne Erker ) auf Burg Stolpen in Sachsen.
    Weiteren Fotos des mir bisher unbekannten Münnerstadt sehe ich mit Spannung entgegen. Vorab vielen Dank.

  • Die Veit-Stoß-Straße führt zum dreieckigen Marktplatz auf dessen Mitte das Rathaus von 1467 steht.

    Ostseite des Markptplatzes, das Steinhaus links stammt von 1580 und steht im Moment leer, das Fachwerkhaus rechts aus dem Jahr 1569 mit den in Münnerstadt häufigen Andreaskreuzen.

    Auf dieser Aufnahme ist noch Markt 3 zu sehen, ein mächtiger Fachwerkbau aus dem 15. Jahrhundert, der in den 60er/70er Jahren abgerissen wurde, damit hat Münnerstadt eines seiner bedeutendsten Gebäude verloren.

    Quelle: Bildindex der Kunst und Architektur

    Die Nordseite des Marktes mit dem Bayerischen Hof (rechts) und der sog. Schweiz (links) im Kern aus dem Jahr 1377.

    Blick vom Markt zur Stadtkirche

    Die vielen Autos auf dem Marktplatz stören schon ziemlich.

    Fortsetzung folgt.

  • Da könnte man doch glatt noch einige Gebäude entfernen, um Platz für die "Schrotthaufen" zu haben. Aber allen Ernstes : die parkenden Fahrzeuge stören gar zu sehr den Blick über den beschaulich - schönen Marktplatz. Wie es ausschauen könnte, zeigt das Mühler - Foto von vor 1945.

  • Besten Dank für die neuen Bilder. Auch diese Stadt scheint wohl zu den noch nicht ganz so bekannten Schönen zu gehören - daher ist es zu begrüßen, daß auch sie mal zu ihrem Recht gelangt. Es wäre vielleicht recht interessant, nähere Hintergründe zum Abriß von Markt 3 zu erfahren. Hat der Zustand des Gebäudes eine Rolle gespielt, hatte der Besitzer eine zu große Lobby, ging es darum, eine neue Geldmaschine zu schaffen oder ging es doch darum, in einer bewußten Form von Kulturbarbarei eines der bedeutendsten Gebäude der Stadt zu vernichten? Ob alleine mit der Kubatur eines neuen Gebäudes der Vorgänger rehabilitiert wurde bzw. wird, bleibt fraglich.

  • Weingeist: Über den Abriss von Markt 3 konnte ich nichts weiteres finden, das Haus wird in "Fachwerk vor 1600 in Franken" von Konrad Bedal beschrieben. Ich denke es war in relativ schlechtem Zustand und eine Instandsetzung wäre bei einem Fachwerkhaus dieser Größe zu teuer geworden.

    Weiter geht es vom Marktplatz in die Riemenschneiderstraße, hier sieht man was Zeno wahrscheinlich meinte.

    In der Mitte ein Fachwerkhaus aus dem 15. Jahrhunderts.

    Das ehemalige Pründnerspital heute ein Altenheim.

    Am Ende der Straße stand das Untere Tor, welches 1945 beim Einzug der Amerikaner gesprengt wurde.

    Vom Marktplatz zum Augustinerkloster führt die Finstere Gasse.


    Die Fachwerkgeschosse der Nachbargebäude von Markt 11 aus dem 16. Jahrhundert wurden vor einigen Jahren abgerissen, hoffentlich können die Reste und das Haus Markt 11 von 1377 noch gerettet werden.

    Klostergasse

    Die Augustinerklosterkirche St. Michael wurde von 1752-54 erbaut. Von der sehr schönen Innenausstattung habe ich keine Aufnahmen, vielleicht aber Markus oder Zeno?

    Fortsetzung folgt.

  • Herzlichen Dank für die stimmungsvollen Fotos. Vielleicht findet sich für Markt Nr. 11 doch noch ein gut betuchter Sponsor. Unendlich zu bedauern bleibt, dass das Untere Tor verloren ging. Die Rekonstruktion dieser Toranlage ist gegenwärtig sicher ld. noch nicht möglich. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es in der Bürgerschaft der Stadt Stimmen gibt, die dies ggf. schon in Erwägung gezogen haben.

  • 1752-54 erbaut.

    Im übrigen hat mir Münnerstadt auch ganz gut gefallen. Gerade die Tore und Fachwerk gibt es auch einiges. Die Verschandelung des Altstadtbereiches ist ebenfalls erfreulich gering.

  • Besten Dank Michael für diese informatiove Bildserie!

    Der Verlust des Hauses Markt 3 (das Gebäude direkt links neben dem Baum) ist wirklich bedauernswert. Muss gestehen, dass mir auf den ersten Blick nicht klar war, welches Haus "Markt 3" ist, da ich den Neubau zuerst für einen alten Fachwerkbau mit vorgeblendeter moderner Fassade gehalten hatte. Zumindest von der Kubatur und speziell der Dachform ist er zumindest an das historische Erscheinungsbild noch besser angepasster als der andere im Bild ganz rechts angeschnitten gezeigte hellblaue Neubau. Das ist aber nur ein kleiner Trost.

  • Danke für eure Kommentare und ganz besonders an Markus für die schönen Innenaufnahmen der Klosterkirche.

    Weiter geht es am Anger.

    Die beiden Häuser rechts stammen aus dem 14. und 15. Jahrhundert.

    Das nach 30 Jahren Leerstand kürzlich sanierte Heimatspielhaus.

    Dieses Haus stammt im Kern auch noch aus dem 14. Jahrhundert.

    Anger 17 von 1592 wartet noch auf seine Sanierung.

    Südlich des Angers liegt die Landgerichtsgasse.

    Ein weiteres sanierungsbedürftiges Haus ist Landgerichtsgasse 1.

    Direkt daneben das Haus Landgerichtsgasse 3 von 1572.

    Gegenüber steht die Würzburger Amtskellerei, später Landgericht, aus dem Jahr 1683, 1744-48 durch Balthasar Neumann umgebaut.

    Daran anschließend die Wirtschaftsgebäude, das Fachwerk von 1558 und die große Scheune von 1696.

    Fortsetzung folgt.

  • Um solche Gebäude wie Markt 3 ist es sehr schade, das wusste ich nicht, ein wirklich stattliches Fachwerkgebäude. Die Fachwerkhäuser auf der Anger-Nordseite, Kulisse für die Aufführungen,geben zusammen mit der Pfarrkirche ein wunderbar altfränkisches Bild ab. Hoffentlich werden die leer stehenden Gebäude nicht abgerissen.

  • Blick vom Anger in RIchtung Hafenmarkt.

    DIe Zehntscheune wurde bis 1699 an Stelle der Henneberger Burg gebaut, sie beherbergt heute unter anderem die Feuerwehr.

    Blick vom Hafenmarkt zur Stadtkirche.

    Henneberger Hof in der Jörgentorgasse

    Jörgentorgasse, das Fachwerk rechts von 1654

    Das Jörgentor aus dem 14. Jahrhundert mit Fachwerkaufsatz von 1508/09.

    Fortsetzung folgt.

  • Nach langer Pause geht es weiter mit der Stadtpfarrkirche St. Maria Magdalena.

    Der Bau wurde in der ersten Hälfte des 13. Jh. begonnen, aus dieser Zeit stammen noch die unteren Geschosse des Westturms, die oberen Geschosse und der Spitzhelm stammen aus dem 17. Jh.. Der spätgotische Chor wurde von 1428 bis 1446 errichtet. Um 1502 wurde das südliche Seitenschiff angefügt. Das Mittelschiff wurde unter Julius Echter von Mespelbrunn von 1608-12 erneuert.

    Ansicht des Westturms durch die Kirchgasse

    Ansicht von Süden

    Treppenturm am Nordschiff

    Der Chorturm ist mit 1446 bezeichnet.

    Fortsetzung folgt.

  • Vielen Dank, Michael. Interessante Fortsetzung. Hoffentlich hast du für uns den berühmten Altar detailliert photographiert ;)

    Dieser kleine Treppenturm am Chorturm ist ja sehr eigen. Ist er für Besucher zugänglich? Wohl kaum. oder?

  • Frank: In der Kirche war ich leider nicht, ich muss sagen dass ich von dem Altar auch erst später gelesen habe. Zu dem Treppenturm kann ich nichts sagen.

    Eigentlich hatte ich vor einige Innenaufnahmen der Kirche aus dem Marburger Bildarchiv zu zeigen, das im Moment nicht funktioniert, deshalb einige freie Bilder aus den Wikimedia-Commons. Vielleicht kann Markus noch ein paar Bilder beisteuern, wie er es dankenswerter Weise schon bei der Klosterkirche getan hat.

    Blick durchs Mittelschiff zum Chor mit Glasfenstern aus dem 15. Jh., die Malereien aus dem frühen 17. Jh. wurden bei der Renovierung in den 1970er Jahren wiederentdeckt.


    Quelle: Wikimedia Commons, Urheber: Tilman2007

    Blick nach Westen, die Orgel ist ein Neubau von Klais aus dem Jahr 1985 im alten Gehäuse.


    Quelle: Wikimedia Commons, Urheber: Tilman2007

    Tod Mariens um 1420


    Quelle: Wikimedia Commons, Urheber: Andreas Praefke

    Südliches Seitenschiff mit dem Taufstein von 1613.


    Quelle: Wikimedia Commons, Urheber: Andreas Praefke

  • Das bedeutendste Ausstattungsstück der Kirche ist der Hochaltar, der 1490 für den kürzlich fertiggestellten Chor bei Tilman Riemenschneider in Würzburg in Auftrag gegeben wird, der ihn am 29.9.1492 an die Stadt übergibt. Der ursprünglich einfarbig lasierte Altar wird 1504 durch Veit Stoß farbig gefasst. Ab 1649 wird ein neuer barocker Altar, unter teilweiser Verwendung der alten Figuren, gebaut, der wiederum 1833 durch einen neugotischen Altar ersetzt wird. Dieser wird 1945 durch einen Blindgänger, der den Chor trifft, zerstört.
    Ab 1970 bemüht sich ein Verein für die Rekonstruktion. 1981 wird das Gehäuse fertiggestellt, das fortan die in Münnerstadt verbliebenen Originalfiguren beherbergt. Die fehlenden Figuren und Reliefs werden durch Kopien der Originale, die sich in München und Berlin befinden, ersetzt, nur die Marienfigur ist verschollen. 1999 wird der Altar schließlich durch eine neue Marienfigur von Lothar Bühner im Stil Riemenschneiders vervollständigt.


    Quelle: Wikimedia Commons, Urheber: Tilman2007

    Originale Figur der Magdalena im Bayerischen Nationalmuseum München


    Quelle: Wikimedia Commons, gemeinfrei

    Erscheinung des auferstandenen Christus vor Maria Magdalena, Original im Bode-Museum Berlin


    Quelle: Wikimedia Commons, gemeinfrei

  • Zur Stadtpfarrkirche kann ich auch noch ein paar Aufnahmen dazu stellen. Die habe ich mir damals ausführlich angeschaut. Die Außenansicht von SO erinnert ein wenig an St. Jakob in Rothenburg.