Lübeck - Neubauten im Gründerviertel

  • Frank, weißt Du, ob dieses hässliche Studentenwohnheim uns (leider) noch erst einmal erhalten bleibt oder ist da ein baldiger Abriss geplant, um weitere freie Parzellen zu schaffen? So wie bei dem Haus in der Fischstraße, das zur Vorwerker Diakonie gehörte.

    Wenn man sich die Fassadenabwicklung Alfstraße so anschaut, wirkt das Wohnheim neben Nr. 13 wie ein Störfaktor in der bald historisierend entstehenden Häuserzeile. Ich hoffe, man entscheidet sich da für einen baldigen Abbruch und baut das Wohnheim lieber außerhalb der City.

  • Danke für die Arbeit und die laufenden Informationen, frank1204!

    Wie ich bereits erwähnte, bin ich doch recht ernüchtert und enttäuscht von den Ergebnissen. Die restlichen Häuser, oder eventuelle Überarbeitungen der Entwürfe, werden das wohl auch nicht mehr retten. Insgesamt ist das ganz passabel. Aber eben auch nicht mehr. Die einmalige Chance für ein wirklich schönes Stückchen Lübeck, hat man, meiner Meinung nach, einfach vergeigt. Wenigstens wird die Dachlandschaft, aus erhöhtem Blickwinkel, ganz gut aussehen.

  • Und noch eine Zugabe: 8)

    Mittlerweile wurden einige Fassadenmuster auf dem Lehrgerüst an der Einhäuschen Querstraße erstellt:

    Muster_Alfstrasse-13.jpeg
    Muster Alfstraße 13

    Muster_Alfstrasse-27.jpeg
    Muster Alfstraße 27

    Muster_Braunstrasse.jpeg
    Muster Braunstraße
    Hier kann ich die Hausnummern leider nicht eindeutig zuordnen. Wenn man davon ausgeht, dass rechts die Nr. 14 ist, dann müssten das die Muster für die Nummern 16, 20 und 22 sein. Für Nr. 20 liegt aber noch gar kein Entwurf vor. Ich habe daher den Eindruck, dass hier versehentlich das falsche Fach genommen wurde.

    Auch, wenn die meisten Entwürfe nicht so der große Wurf sind: Wie man hier sieht, scheint zumindest die Ausführung sehr wertig zu werden! :thumbup:

    Alle Fotos von heute und von mir

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

    Einmal editiert, zuletzt von frank1204 (19. Mai 2023 um 18:27) aus folgendem Grund: Bilder wiederhergestellt

  • Frank, weißt Du, ob dieses hässliche Studentenwohnheim uns (leider) noch erst einmal erhalten bleibt oder ist da ein baldiger Abriss geplant, um weitere freie Parzellen zu schaffen? So wie bei dem Haus in der Fischstraße, das zur Vorwerker Diakonie gehörte.

    Das Studentenwohnheim ist ja erst 10 Jahre alt und wird mit absoluter Sicherheit auf absehbare nicht abgerissen. Leider hat man den Kasten hier noch hingesetzt, als die Planung für das Gründungsviertel bereits anlief und es versäumt, dieses Grundstück mit einzubeziehen. Man hätte dann noch 5 historische Parzellen mehr zur Verfügung gehabt (Alfstraße 9 und 11, sowie Fischstraße 10, 12 und 14). Sehr ärgerlich.

    Das Haus Fischstraße 5-9, das jetzt abgerissen wird, hat immerhin schon ca. 30 Jahre auf dem Buckel. Das ist für ein Haus zwar auch kein Alter, aber es stand dort völlig falsch und nutzte die drei Parzellen nicht ansatzweise aus. Eine völlige Fehlkonstruktion.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Insgesamt ist das ganz passabel. Aber eben auch nicht mehr. Die einmalige Chance für ein wirklich schönes Stückchen Lübeck, hat man, meiner Meinung nach, einfach vergeigt.

    Finde ich auch. Die Entwürfe sind ganz okay. So richtige Rekonstruktionen wären natürlich der große Clou gewesen, eben weil Lübeck eine absolute Touristenstadt ist, aber wie ich gehört habe, wollte der (noch amtierende) Bürgermeister leider keine Rekos... Aus welchen unerklärlichen Gründen auch immer... Dennoch, mit den Entwürfen kann ich mich abfinden und vielleicht sieht alles sehr schön aus, wenn es fertig gebaut ist... Schauen wir mal! :whistling:

  • wollte der (noch amtierende) Bürgermeister leider keine Rekos...

    Das ist so nicht ganz richtig. Rekos sind bei den Zuständigen in Lübeck zwar leider immer noch verpönt, man hatte sie aber für das Gründungsviertel dennoch erlaubt. Auf der anderen Seite hat man aber auch keinen Hehl daraus gemacht, dass sie eigentlich nicht erwünscht sind. Es hat sich denn offensichtlich auch kein Bauherr gefunden, der eine Reko bauen will. :kopfwand:

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Ich muss mich der allgemeinen Ernüchterung anschließen. Sicher. Es hätte schlimmer kommen können. Die Bauten nehmen den Blockrand auf. Habe Dächer und man erkennt Ansätze von Gestaltungswille. Und in Duisburg wäre man mit so einer Adaption wohl zufrieden.
    Aber in Lübeck ist das nach den großen Ankündigungen doch recht wenig. Vergleicht man das mit Frankfurt ist die Qualität doch sehr dürftig. Und gerade Lübeck war von der Markanz der Bauwerke doch wesentlich dankbarer als Frankfurt. Eine Abstraktion in moderne Häusern wäre hier viel leichter möglich gewesen. Daher ist das Resultat doch sehr ernüchternd.

    APH - am Puls der Zeit

  • Es gab ja offenbar auch keine örtliche Initiative, die die Vorgängerbauten in modernen Grafiken oder Filmen visualisiert und somit potenziellen Bauherren schmackhaft gemacht hätte. Insofern liegt es auch an der mangelnden quantitativen oder qualitativen Substanz der Stadtbild-Freunde vor Ort.

  • Es gab ja offenbar auch keine örtliche Initiative, die die Vorgängerbauten in modernen Grafiken oder Filmen visualisiert und somit potenziellen Bauherren schmackhaft gemacht hätte. Insofern liegt es auch an der mangelnden quantitativen oder qualitativen Substanz der Stadtbild-Freunde vor Ort.

    Der großen Mehrheit in Schleswig-Holstein scheint das Stadtbildt ihrer Heimatorte entweder egal zu sein, oder man steckt mental noch in den 60er und 70er Jahren - Hauptsache, alles ist autogerecht und "modern". Das ist wohl leider so. Erschwerend kommt hinzu, dass die jüngste Generaion der Stadtplaner, Architekten und Denkmalschützer sich nach einem zeitweisen Innehalten in den 80ern und 90ern sich heute eher wieder stärker an den Idealen der Moderne orientiert.

    Einmal editiert, zuletzt von HelgeK (10. Dezember 2016 um 08:59)

  • Und natürlich habe ich auch die Straßenansichten wieder aktualisiert:


    Fassadenabwicklung Alfstraße, es fehlen nun nur noch die Nummern 29 und 31. Ich hoffe, dass die Lage der ehemaligen Krummen Querstraße (erkennbar an der gestrichelten Linie) im Entwurf ablesbar sein wird. Eigentlich soll das so sein. Mal sehen...


    Fassadenabwicklung Braunstraße, die beiden linken Fassaden Nr. 32 und 32a gehören zum Investorengrundstück mit der Tiefgarage, für die gerade ein gesonderter Wettbewerb läuft. Vor Ende März wird man da wohl nichts zu sehen bekommen.

    Fotos und Montagen von mir auf Basis der Architektenentwürfe und des Rahmenplans der Hansestadt Lübeck

    Besten Dank für deine Bildmontagen Frank!
    Ich habe den Eindruck, dass die sich abzeichnende Fassadenabwicklung insgesamt recht vielfältig und überwiegend optisch ansprechend werden dürfte. Gleichwohl ist es bedauerlich, dass man vereinzelt auch regelrecht, ins Auge stechend belanglos / monoton baut, z.B. Alfstr. 17 und 19. :augenrollengruen:

  • Sollte es bei dem ganzen Projekt im Lübecker Gründerviertel zu keiner einzigen Rekonstruktion kommen, dann ist diese riesige Chance für Lübeck als vertan zu betrachten.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Ich finde die Entwürfe von Alfstraße 25 und Braunstraße 26 recht gelungen.

    Im Grundsatz nicht schlecht aber verbesserungsfähig halte ich die Entwürfe von Alfstraße 21 (könnte ein wenig mehr strukturierter sein, sieht für mich ein wenig aus wie ein reduziert wieder aufgebauter Gründerzeitbau), Braunstraße 30 (die Mängel in der Gestaltung hat frank 1204 gut beschrieben) und mit abstrichen auch Alfstraße 27 (auch hier könnte mit einer horizontaler Gliederung eine Verbesserung geschehen).

    Alles in allem finde ich es aber schon interessant, das im Gründerviertel ohne Rekonstruktionen versucht wird Lübecker Bautradition in"moderner" Formensprache fortzuführen. das dies nicht in allen Beispielen gelingt ist schade.

  • Diese Frage musst Du Dir selbst beantworten. Wie viel Hoffnung hast Du denn?

    Es gab, wie oben bereits erwähnt, offenbar keinerlei Initiative, die möglichen Bauherren Rekonstruktionen visuell nahe gebracht hätte. Und offenbar gibt es unter den Bauherren bislang auch keine Reko-Freaks, die auf eigene Faust recherchiert und nun ihr Liebhaberprojekt umgesetzt hätten.

  • Da bewahrheitet sich wieder einmal der Satz meiner Mutter "Von nichts kommt nichts". Deshalb war am Dresdner Neumarkt halt insgesamt "etwas" mehr rausgekommen. Traurig.....
    Zumindest was die Spolien in Lübeck angeht, weiß ich dass doch einiges da ist, was man dringend wiedereinbauen müsste....bzw. gemusst hätte...

  • Wie hier schon mehrmals erwähnt wurde, gab es schon das Bestreben, zumindest Fischstraße 19 mit den aus Mengstraße 6 zurückversetzten Originalsteinen zu rekonstruieren. Da die Verantwortlichen der Stadt sich aber - wie bereits weiter oben beschrieben - aus abstrusen Gründen dafür entschieden haben, den Denkmalschutz für Mengstraße 6 nicht aufzuheben, ist das leider vom Tisch. Eine in jeder Hinsicht falsche Entscheidung, sowohl für das Museum Buddenbrookhaus als auch für das Gründungsviertel.

    Man könnte Fischstraße 19 natürlich auch ohne die Originalsteine rekonstruieren, aber das ist nach meinen Informationen wohl leider keine Option. Was ich nicht verstehe - es ist ohnehin nicht mehr nachvollziehbar, welche Originalsteine ganz genau wo in der alten Fassade saßen, da diese beim Translozieren sicher gut durchgemischt wurden. Dann kann man doch auch gleich neue Steine nehmen, wenn man eine der wichtigsten - wenn nicht die wichtigste - gotischen Fassaden Lübecks gerne rekonstruieren möchte.

    Und dass es keinerlei Informationen für die Bauherren über den historischen Zustand gab, ist nicht richtig. Erstens wurde auf Veranstaltungen der Stadt für Interessenten immer wieder erwähnt - wenn auch relativ zähneknirschend und meist beiläufig, dass Rekonstruktionen erlaubt seien und diese nicht einmal durch den Gestaltungsbeirat müssten.
    Und zweitens sind in der GV-Projektbeschreibung einige historische Fotos abgebildet. Und im Gestaltungsleitfaden sind sogar die Rekonstruktionszeichungen der Fischstraße unten auf den Seiten 9 und 10 abgebildet, die ich weiter oben auch schon mal gezeigt hatte.
    Diese Unterlagen hat jeder Grundstücksinteressent/Käufer als Grundlage für die Fassadenentwicklung bekommen. Das hätte eigentlich jedem Bauherrn, der eine schöne "alte" Fassade hätte haben wollen, Appetit darauf machen müssen, so dass er sich weiter hätte informieren können.
    Leider ist es wohl so, dass die Leute, die das Geld haben hier zu bauen, nicht rekonstruieren wollen und die, die es gerne machen würden - wie ich - nicht das Geld für so ein Projekt haben.

    Zudem habe ich den Eindruck, dass hier sehr viele Leute zum Zuge gekommen sind, denen es vorrangig darum geht, sich und ihre Vorstellungen selbst zu verwirklichen - und das kann man mit einer bei einer Rekonstruktion vorgegebenen Fassade natürlich nicht. Das sieht man auch daran, dass bisher so gut wie keiner der Wettbewerbs-Siegerentwürfe übernommen wurde (nur zwei, und die auch noch abgewandelt), sondern fast alle Bauherren mit eigenen, wie inzwischen bekannt, meist ziemlich langweiligen/einfallslosen Fassaden kamen.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Zudem habe ich den Eindruck, dass hier sehr viele Leute zum Zuge gekommen sind, denen es vorrangig darum geht, sich und ihre Vorstellungen selbst zu verwirklichen (...) mit eigenen, wie inzwischen bekannt, meist ziemlich langweiligen/einfallslosen Fassaden kamen.

    Das ist aber eine langweilige Form der Selbstverwirklichung. Ziemliche Langweiler, diese Bauherren... sleep:)

    Ansonsten, vielen Dank für Deine Stellungnahme, "frank".