Lübeck - Neubauten im Gründerviertel

  • Heißt das, dass die ausgegrabene historische Kellertreppe erhalten bleibt und in die Neubauten integriert wird?


    Nein, ich denke leider nicht. Zwingend zur Erhaltung vorgesehen sind nur die relativ gut erhaltenen Kellerreste der Grundstücke Fischstraße 24, 26 und 28 (letzteres ehemals Ecke Krumme Querstraße, zukünftig durch West-Verschiebung dieser bis zur Geraden Querstraße Mittelhaus). Eine weitere Vorgabe ist, dass diese drei Keller auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen. Bin gespannt, ob das klappt.

    Die Erhaltung aller anderen Kellermauern sollte bisher den zukünftigen Besitzern im freiwilligen Rahmen zugestanden werden - so hatte ich das mal gehört. Wenn nun aber die Stadt schon vor dem Verkauf die Kellersohlen herstellt - oder auch nur die Baugrube aushebt (was wohl in Kürze passieren wird), wird sie aus Kostengründen sicher kurzen Prozess mit den Überresten machen. Soweit ich sehen konnte, wurde beim Abriss der Schulkeller auch schon das meiste an Historischem gleich mit weggebaggert - darunter deutlich schönere Teile als die Treppe - wie z.B. gut erhaltenen Gewölbeansätze.

    Immerhin werden ja nun - wie oben erwähnt - die an den Straßen liegenden Teile der Kellermauern erhalten bleiben, wenn auch wohl für immer unsichtbar.

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  • Habe gerade die aktuelle Fassung des Rahmenplans gefunden, die vom 28.8.2015 stammt. Interessant, dass die Grundstücke Fischstraße 5-9 nun offiziell fest mit eingeplant sind:

    20150828-Rahmenplan-1.jpeg
    Abb.1: Übersichtsplan mit Grundstücksgrenzen, Grundrissen und Geschossanzahl. Ansatzweise zu sehen die geplante Sondergestaltung zur Kennzeichnung der Lage der ehemaligen Krummen Querstraße. Bei den drei dunkler eingefärbten Grundstücken (Fischstraße 24-28) werden die historischen Keller erhalten. Was mich in der Legende irritiert ist, dass hierzu steht "Sonderbereich für mögliche 'historische Bebauung'". Heißt das, dass jetzt plötzlich nur noch auf diesen drei Grundstücken Rekonstruktionen erlaubt wären???

    20150828-Rahmenplan-2.jpeg
    Abb.2: Gebäudekubatur und Dachflächenaufsicht Südseite Alfstraße und Nordseite Fischstraße

    20150828-Rahmenplan-3.jpeg
    Abb.3: Gebäudekubatur und Dachflächenaufsicht Südseite Fischstraße und Nordseite Braunstraße

    Quelle der Grafiken: Hansestadt Lübeck, Fachbereich Planen und Bauen, aus: "Begründung zum Bebauungsplan 01.19.00 - Gründungsviertel -" vom 24.9.2015

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    Einmal editiert, zuletzt von frank1204 (14. Mai 2023 um 11:44) aus folgendem Grund: Bilder wiederhergestellt

  • In der eben von mir verlinkten Begründung zum Bebauungsplant findet man auf den Seiten 18-21 ausführliche Informationen zur Gestaltung der Neubauten:

    Zitat

    5.6 Gestaltungsregelungen
    Die baugestalterischen Festsetzungen des Bebauungsplanes 01.19.00 bauen auf den Inhalten der seit 1982 für die Lübecker Innenstadt geltenden Gestaltungssatzung auf und berücksichtigen dabei die im Rahmen der Überarbeitung der Gestaltungssatzung vorgesehenen Modifikationen. Darüber hinaus wird den besonderen Anforderungen an die Wiederherstellung historischer Parzellen- und Bebauungsstrukturen durch zusätzliche Festsetzungen, z.B. zur Gestaltung von Einfriedungen, Rechung getragen. Im Einzelnen beinhaltet der Bebauungsplan 01.19.00 - Gründungsviertel - Begründung Ausfertigung 19 Regelungen zur Fassadengestaltung, zur Ausbildung der Dächer sowie zu den
    rückwärtigen Einfriedungen als baugestalterische Festsetzungen nach § 9 Abs. 4 BauGB i.V.m. § 84 Abs. 3 LBO.
    ...


    Interessant, dass man sich erinnert, dass es seit 1982 eine Gestaltungssatzung als geltendes Baurecht gibt, die für Neubauten in der Altstadt Lochfassaden und Satteldächer vorschreibt. Wie konnte man dann 2002 bzw. 2012 P&C und das Haerder-Center in der vorliegenden Form genehmigen? Auch beim Studentenwohnheim im Gründungsviertel sind mir noch keine Satteldächer aufgefallen!

    Zitat

    Bezüglich der baugestalterischen Festsetzungen soll hier einleitend noch klargestellt werden, dass die Rekonstruktion historischer Vorgängerbauten zwar ausdrücklich nicht Ziel der Planung für das gesamte Gründungsviertel ist, gleichwohl aber die Rekonstruktionen von Gebäuden auf einzelnen Grundstücken möglich ist und durch die städtebaulichen und baugestalterischen Festsetzungen nicht ausgeschlossen werden soll. Sofern vorhanden können dabei ggf. auch Spolien (aus Vorgängerbauten stammende Bauteile, die bei einer Neubebauung wieder verwendet werden) in die jeweilige Fassadengestaltung integriert werden.


    Ein sehr schöner Absatz! Er nimmt mir meine im vorigen Betrag geäußerte Befürchtung, dass sich mögliche Rekonstruktionen auf die drei dort genannten Grundstücke beschränken müssten. :smile:

    Es folgen ausführliche Informationen zu den Gestaltungsvorgaben:


    Das hört sich für mich alles sehr gut an, da alle wesentlichen Merkmale der altstadtypischen Bebauung berücksichtigt werden. Lediglich die zugelassenen Abweichungen davon in den genannten Bereichen auf dem Investorengrundstück im unteren Bereich von Fisch- und Braunstraße bereiten mit etwas Magenschmerzen. Hier will man offensichtlich so viele Wohnungen wie möglich in die Baukörper hineinklotzen. Auch das Stichwort "Sozialwohnungen" lässt in Bezug auf die gestalterische Qualität nichts gutes hoffen.
    Zudem verstehe ich die Begründung für die Abweichung von den Regeln bzgl. der neu in das Gebiet aufgenommenen Grundstücke Fischstraße 5-9 nicht wirklich. Ich vermute, dass man auch hier einen Investor an der Hand hat, dem man relativ freie Bahn lassen will...?

    Zitatquellen: Hansestadt Lübeck, "Begründung zum Bebauungsplan 01.19.00 - Gründungsviertel -" vom 24.9.2015

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  • Und noch eine Information habe ich gerade auf der Seite der Lübecker Bauverwaltung zur Vergabe der Grundstücke gefunden:

    Zitat

    Baubeginn in der Braunstraße und Alfstraße ist ab Frühjahr 2017 geplant, die Grundstücke an der Fischstraße können ab 2018 bebaut werden.


    Der bisher veröffentlichte Stand war, dass es in den ersten Bereichen ab September 2016 losgehen sollte. Den Termin hat man nun offenbar um ein halbes Jahr nach hinten verschoben. :sad:

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  • Danke für die Infos, Frank.

    Falls du es weißt: Werden diese historischen Steine, die im Erdreich abgetragen werden, eigentlich komplett entsorgt? Es wäre doch toll, wenn man sie Bauherren zur Verfügung stellen würde, damit sie - in welcher Form auch immer - integriert werden können. Beispielsweise als Pflaster für Gartenbereiche, für Mauern, etc.

    Nachtrag: Oder als Ummauerung für einen Brunnen, falls der angesichts der Bodenplatte machbar wäre.

    Geschichte, die ans Tageslicht geholt und erlebbar gemacht wird. Fände ich irgendwie schön.

    2 Mal editiert, zuletzt von Bauherr (4. November 2015 um 22:05)

  • Zumindest ein Teil der Steine wurde dem Bauspielplatz in Lübeck-Kücknitz überlassen (http://www.geschichtserlebnisraum.de/), da ein ehemaliger, mittlerweile pensionierter Kollege aus dem Bereich Archäologie dort ehrenamtlich mitarbeitet.

    Dort hat man es sich zur Aufgabe gemacht, eine mittelalterliche Klosteranlage im Rahmen der Kinder- und Jugendarbeit historisch korrekt aufzubauen, wofür natürlich auch große Mengen an Backsteinen im Klosterformat benötigt werden: http://www.geschichtserlebnisraum.de/rekonstruktionsbauten.html#kloster

    Ich vermute allerdings, dass die restlichen Mauerfragmente nach Beendigung der Hauptgrabung im Sommer 2014 einfach mitsamt den Schulkellern weggebaggert wurden (eben mit Ausnahme der drei zu erhaltenden Keller an der Fischstraße und der Reste der an der Alfstraße gesicherten Fassadenmauern).

    Da ich selbst an der Großgrabung nicht beteiligt war, habe ich das meiste allerdings auch nur als "Zaungast" mitbekommen.

  • An diesem Wochenende findet die Verkaufsmesse für die Grundstücke statt. Ich werde mir das wohl mal ansehen, auch wenn ich mir keines der Grundstücke leisten kann.

    Dazu ein ausführlicher Artikel bei Hl-Live:
    http://www.hl-live.de/aktuell/textstart.php?id=102716

    Zunächst werden allerdings nur die Grundstücke an Alf- und Braunstraße verkauft. Die Fischstraße folgt später. In dem Artikel wird nun doch wieder ein Baubeginn ab Herbst 2016 in Aussicht gestellt. Wäre ja nicht schlecht.

    Zudem ist seit heute die Webseite des Gründungsviertels online, auf der es ab Samstag auch die Datenblätter der Grundstücke geben soll:
    http://www.gruendungsviertel.de

    Muss ich mir gleich erstmal selber ausführlich ansehen. Der erste Eindruck verspricht einiges. :smile:


    Nachtrag:

    Auch online jetzt der 65-seitige Gestaltungsleitfaden als PDF für die Bauherren, verfasst von Ingo Siegmund, sowie das Wettbewerbsergebnis als PDF.

    Den Leitfaden hatte ich schon vorher und schon komplett durchgelesen. Was soll ich sagen: Ich finde dort alle Merkmale wieder, die ich schon vor Monaten hier als lübeck-typisch dargestellt hatte und dafür teilweise Kritik erntete. Bin damit sehr zufrieden. So falsch kann ich also nicht gelegen haben...

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    Einmal editiert, zuletzt von frank1204 (12. November 2015 um 19:20)

  • So, ich war heute auf der Verkaufsmesse für die Grundstücke und möchte kurz berichten.
    Es waren alle Architekten der Siegerentwürfe persönlich anwesend. Jedes Büro hatte einen Stand mit Stellwänden, Informationsmaterial und teilweise Modellen. Stellvertretend hier mal zwei Bilder:

    20151115_105648.jpeg
    Abb.1: Stand des Büros Konermann+Siegmund Architekten, Lübeck

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    Abb.2: Stand des Büros Anne Hangebruch, Berlin, sogar mit Probemauerstück. Nach wie vor mit Abstand mein Lieblingsentwurf aus den Preisträgern. Ich habe der Architektin das auch gesagt.

    Architekt Mäckler war auch da und zeichnete diverse Varianten seiner Entwürfe. Es war sehr interessant, ihm dabei über die Schulter zu schauen. Da wurde mir wieder klar, dass ich meinen Beruf verfehlt habe...


    Weitere Bilder:

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    Abb.3: Modell des Baugebiets von Süden

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    Abb.4: Desgl. von Westen

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    Abb.5: Darstellung der einzelnen Bauabschnitte mit jeweiligem Baubeginn. Grafik: Hansestadt Lübeck

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    Abb.6: Schematische Darstellung des Bauablaufs des 1. BA.

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    Abb.7: Schematische Darstellung des Fassadenaufbaus im Bereich der Straßen - das Thema hatten wir vor kurzem hier. Der rote Balken links ist das verbleibende Erdreich an der Straße. Grafik: Baukontor Dümcke


    Des Weiteren habe ich noch die folgenden Informationen bekommen:

    - Ich habe einen Mitarbeiter der Stadt gefragt, warum die Grundstücke Fischstraße 5-9 nicht zum Verkauf stehen. Antwort: Diese Grundstücke sind im Gegensatz zu den anderen in Privatbesitz. Es ist Zufall, dass der Besitzer hier auch gerade neu bauen möchte. Deswegen hat man die Grundstücke mit in den Bebauungsplan aufgenommen. Der Bauherr wird hier einen eigenen Entwurf nach den Richtlinien des ganzen Viertels realisieren.

    In einem Vortrag erzählte Bausenator Boden u.a. dies:

    - Die Quartierstiefgarage in Bauabschnitt 2 wird 70 Stellplätze und zwei Aufzüge haben. Dadurch entfallen platzraubende Rampen.

    - Im Bereich der Tiefgarage wird ebenfalls ein Blockheizkraftwerk untergebracht werden, das alle Grundstücke über Leitungen in den Innenhöfen mit Wärme versorgt.

    - Der Bauablauf soll im Vorfeld so koordiniert werden, dass alles möglichst reibungslos läuft. Z.B. wäre es schön wenn mehrere Bauherren gleichzeitig und mit einer gemeinsamen Baustelleneinrichtung bauen könnten - das sei zeit- und kostensparend. Unschön wäre, wenn erst einmal lauter Lücken entstünden, in die man dann nachträglich nur sehr schwer Häuser hineinbekäme.

    - Boden betonte neben den beiden anderen Möglichkeiten erfreulicherweise nochmal explizit, dass auch Rekonstruktionen möglich sind - allerdings am originalen Platz und nur bei ausreichender Dokumentation des Originalzustands. Es sei aber ausdrücklich nicht gewünscht, dass - wie beim Neumarkt in Dresden - nahezu das ganze Viertel rekonstruiert wird.

    Alle Fotos von mir vom 15.11.2015

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    Einmal editiert, zuletzt von frank1204 (14. Mai 2023 um 11:47) aus folgendem Grund: Bilder wiederhergestellt

  • Hier noch ein paar aktuelle Fotos vom Gründungsviertel:

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    Abb.1: Blick von Südwesten aus der unteren Braunstraße über das Gründungsviertel auf die Marienkirche (25.10.2015)

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    Abb.2: Blick von der mittleren Fischstraße auf die Rückseiten der noch erhaltenen historischen Häuser Braunstraße 8-12, sowie den bald fallenden kleinen Rest der Berufsschule auf dem Grundstück Braunstraße 14 (25.10.2015)

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    Abb.3: Die momentane und ebenfalls bald verschwindende Bebauung der Grundstücke Fischstraße 5-9 von Westen (8.11.2015)

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    Abb.4: Die Ostseite der zukünftigen Tiefgarage wird durch eine Beton-Bohrpfahlwand vom oberen Bereich des Baublocks zwischen Braun- und Fischstraße abgeteilt. Diese Wand liegt zwischen den Grundstücken Fischstraße 23 und 25, sowie Braunstraße 30 und 32 (8.11.2015).

    20151115_122712.jpeg
    Abb.5: Holzbohlen-Abstützung der entstehenden Baugrube an der Alfstraße. Zu sehen sind auch bereits erste Erschließungsleitungen für die Häuser (15.11.2015)

    Alle Fotos von mir

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    2 Mal editiert, zuletzt von frank1204 (14. Mai 2023 um 11:49) aus folgendem Grund: Datum unter dem letzten Foto korrigiert Bilder wiederhergestellt

  • Nach einem halben Jahrhundert der Untätigkeit und zwei Jahrzehnten von zackigen Kisten macht Lübeck sich auf, in seinem kriegszerstörten Bereich mit dem wirklichen Wiederaufbau anzufangen. Das ist sehr erfreulich und war noch vor zehn Jahren nicht vorauszusehen. Die Hoffnung bleibt eine möglichst große Anzahl von Rekonstruktionen unter den angepaßten Neubauten.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Die Hoffnung bleibt eine möglichst große Anzahl von Rekonstruktionen unter den angepaßten Neubauten.


    Wenn ja jetzt schon mit dem Bau von Teilen der Quartiere begonnen wird müsste es ja bereits feststehen, ob wir auch einige Rekonstruktionen zu erwarten haben. Ist dem der Fall?

  • Bitte mal den von mir geposteten Zeitplan anschauen (Abb.6 in Beitrag 389). Die Fassaden werden von den potentiellen Käufern erst in der Phase der Anhandgabe entworfen, bzw. aus den Siegerentwürfen ausgewählt, also von März bis August 2016. Erst danach werden die Kaufverträge geschlossen und erst dann steht genau fest, was auf welchem Grundstück gebaut wird - allerdings auch erst einmal nur im 1. BA an Alf- und Braunstraße. Ich vermute, dass - wenn überhaupt - die meisten Rekonstruktionen in der Fischstraße (3. BA) kommen werden, da diese einfach am besten dokumentiert ist.

    Es werden von der Stadt keine Rekonstruktionen als Leitbauten vorgegeben, sondern allein die Käufer entscheiden, ob sie eine Rekonstruktion bauen wollen oder nicht. Wir können nur hoffen, dass es derer möglichst viele geben wird und - falls das tatsächlich der Fall ist - die Stadt keine Begrenzung der Anzahl einführt, da von ihr eigentlich ein überwiegend modernes Quartier gewünscht wird.

    Ja, momentan wird zwar schon mit dem Bau begonnen, aber die Stadt stellt in dieser Phase VOR Anhandgabe bzw. Verkauf der Grundstücke in Vorleistung lediglich Baugrube, Gründungen und Kellersohlen her, damit nach dem Verkauf zügig mit dem Bau der Häuser begonnen werden kann und die einzelnen Baustellen sich später möglichst nicht gegenseitig behindern. Die Kosten dieser vorbereitenden Maßnahmen werden dann bei Kauf anteilig auf die Käufer umgelegt.

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  • Die Namen möglicher Kaufinteressenten sind sicher nicht bekannt? Andernfalls könnte man bei diesen ja für die ein oder andere Rekonstruktion versuchen Bewusstsein und Interesse zu vermitteln.

  • Die Stadt hat natürlich eine Liste der ca. 300 Interessenten. Ich denke aus Datenschutzgründen nicht, dass man da drankommt. Zudem würde ein solches Vorhaben auch erst Sinn machen, wenn Mitte Februar klar ist, welche Untergruppe der Interessenten zu Bewerbern für die Grundstücke geworden sein wird, und welche Untergruppe der Bewerber dann überhaupt die Vergabekriterien erfüllt, bzw. meistbietend ist und in die Anhandgabe kommt. Das wird dann nur eine kleine Teilmenge der jetzigen 300 sein.

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  • Gerade zufällig gefunden: Ein Artikel über das Gründungsviertel bei http://www.welt.de, allerdings schon vom 30.6.2015

    Zitat

    Rückkehr zum Giebel

    Eine Niederlage für die Zerstörer deutscher Städte

    Architekten und Stadtplaner haben deutschen Städten fast so viel angetan wie die Bomber. Lübeck macht jetzt Schluss mit dem Leitbild der Quadratisch-praktisch-hässlich-Moderne. Ihre Fans heulen auf.

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  • Nach einiger zeit hier mal wieder ein Update zum aktuellen Stand im Gründungsviertel:

    Am 15. Februar lief die Bewerbungsfrist für die ersten 19 Grundstücke (Alfstraße 13-31 und Braunstraße 14-30) ab. Es gab für alle Grundstücke zusammen 39 Bewerbungen. Im Schnitt bekam also ca. jeder zweite Bewerber ein Grundstück. Eine so hohe Quote hätte ich nach der früher genannten Zahl von 300 Interessenten nicht erwartet. Lediglich für das Grundstück Braunstraße 18 hat sich niemand beworben. Es war als Mehrfamilienhaus für Eigentums- und Mietwohnungen ausgeschrieben - man vermutet, dass die Größe dafür zu gering ist. Das Grundstück soll mit der zweiten Tranche (Fischstraße) im Herbst erneut mit ausgeschrieben werden. Hoffentlich entsteht hier keine hässliche Baulücke.

    Seit dem 29. Februar läuft nun die Anhandgabe der Grundstücke, die bis September dauern soll. In dieser Zeit sollen die zukünftigen Bauherrn ihre baureifen Entwürfe vorlegen. Erst danach erfolgt der Abschluss der Kaufverträge.


    Zudem gibt es eine weitere Neuigkeit, die ich erst aus den gerade erschienen BIRL-Bürgernachrichten 116 erfuhr und die mich sehr überraschte:

    Das Unternehmen "Bedué" gibt seinen Sitz in der Altstadt auf und bietet die Immobilie aus den 60er Jahren offenbar bereits seit einigen Monaten zum Verkauf an! Diese befindet sich auf den Grundstücken Fischstraße 29-31 und Braunstraße 34-36 und umfasst zudem die ganze westliche Straßenseite der Einhäuschen Querstraße. Ich habe die Situation anhand des Katasterplans der Lübecker Altstadt von 1895 mal in den Rahmenplan der Hansestadt Lübeck eingezeichnet:


    GV-Querstrassen3.jpeg
    Quelle: Rahmenplan der Hansestadt Lübeck, farbige Ergänzungen von mir


    Erläuterungen:
    Die geplante Bebauung ist flächig in grau eingezeichnet, die bestehende schraffiert, der Blockrand zu den Querstraßen mit einem grünen Rand. Die geplanten Verläufe der Querstraßen sind blau hinterlegt. Die historischen Verläufe der Querstraßen sind rot hinterlegt, die historischen Block- und Parzellengrenzen und deren Hausnummern ebenfalls in Rot.

    Jetzt wird es interessant: In Gelb sieht man den zum Verkauf stehenden Bedué-Komplex. Man sieht also, dass es nun auf einmal möglich wäre, zumindest die Einhäuschen-Querstraße in ihrem historischen Verlauf wiederherzustellen! Die geplante Tiefgarage (grün hinterlegt) könnte man problemlos auf der sogar noch größeren Fläche von Bedué und momentaner Einhäuschen-Querstraße (gelb+blau) erstellen und die Zufahrt über den Innenhof des Bedué-Blocks führen - eine Zufahrt ist bereits vorhanden. Dadurch könnte die Einhäuschen-Querstraße vom Autoverkehr freigehalten und wieder so schmal wie früher werden.

    Eine optimale Lösung, ermöglicht diese doch eine weitgehende zusätzliche Stadtreparatur im westlichen Gründungsviertel.

    Allein: Die Stadt macht da leider nicht mit. Es ist alles fest eingetütet und man will nicht mehr daran rütteln. :wuetenspringen::kopfwand::aufdenkopf:
    Ein Argument seitens der Stadt gegen die Wiederherstellung der historischen Querstraßen war, dass man nicht damit rechnete, dass die Nachkriegsbebauung der unteren, westlichen Blöcke innerhalb der nächsten Jahrzehnte verschwinden würde und man nicht diese lange Zeit mit einem Provisorium leben wollte. Dass sich zumindest bei einem Block nun doch die Gelegenheit bietet, scheint der Stadt jetzt egal zu sein. Und es kommt noch schlimmer: Man hat die Bedué-Grundstücke nicht einmal in den Rahmenplan aufgenommen (bei Fischstraße 5-9 erfolgte dies ja im letzten Jahr).
    D.h. der neue Besitzer wird nicht an die Vorgaben (historische Parzellen, Gebäudehöhe, Dächer, Fassaden) usw. gebunden sein und kann im Prinzip bauen was er will. Ich hoffe, dass man sich da noch eines besseren besinnt, aber da es sich hier um Lübeck handelt, bin ich wenig optimistisch. ;(

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    Einmal editiert, zuletzt von frank1204 (14. Mai 2023 um 11:53) aus folgendem Grund: Bild wiederhergestellt

  • Das war doch von vornherein klar, dass es so wird wie in Dresden. Große Ankündigung, steckt nichts dahinter. Ich würde nicht nicht wundern, wenn da am Ende noch ein Plattenbau stehen würde :kotz: disgust:)

  • Das scheint ja fast so, als wäre die Stadt zu bequem, und will sich nicht die Arbeit machen, den Plan neu zu überarbeiten. Das wäre tatsächlich sehr traurig und ärgerlich. Das ist eine einmalige Gelegenheit zur Stadtreparatur.

    Ich fürchte, inzwischen ist das Kind sowieso in den Brunnen gefallen. Die Leitungen in den Straßen sind bereits verlegt, die Baugrube zum größten Teil ausgehoben und die Grundstücke vermessen und ausgeschrieben. Das jetzt noch alles zu ändern, wäre wohl schon rein kostenmäßig nicht machbar. Die Grundstücke sind schon jetzt überteuert und die Umplanungen würden sicher noch zusätzlich auf diese umgelegt werden.

    Nein, das hat die Stadt leider - wie so oft - schon viel früher sehenden Auges verbockt. Die BIRL hat immer für die Wiederherstellung der historischen Straßenverläufe plädiert und sogar entsprechende Anträge eingebracht, die aber abgelehnt wurden. Eben hauptsächlich mit dem Argument, dass mit einer Beseitigung der Nachkriegsbebauung westlich der Querstraßen mittel- oder gar langfristig nicht zu rechnen sei und jahrzehntelange Provisorien städtebaulich nicht erwünscht seien. Ich vermute aber vielmehr, dass der eigentliche Grund war, das Baufeld maximieren zu wollen, um kurzfristig den größtmöglichen Verkaufserlös zu erzielen. Man hätte ja zunächst ca. 5-7 Grundstücke nicht verkaufen können. Wie zu kurz gedacht das war, sieht man ja jetzt.

    Zudem ist mir nicht ganz klar, ob die Stadt das Vorkaufsrecht für das Bedué-Grundstück hätte, um es in die Planung mit einzubeziehen. Sehr wichtig wäre jetzt, dieses Grundstück zur Schadensbegrenzung nun wenigstens mit in den Bebauungsplan aufzunehmen und hier die gleichen Regeln anzuwenden. Es gibt zwar eine Gestaltungssatzung als geltendes Baurecht für die Altstadt - auch für die Bereiche, die wie dieser nicht zum Weltkulturerbe gehören, die Lochfassaden und rotbraune Satteldächer mit mindestens 30° Neigung vorschreibt, aber was diese Wert ist, sieht man ja bei P&C am Markt (der gehört sogar zum Welterbe!) oder dem Haerder-Center, um nur zwei Negativ-Beispiele zu nennen.

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