Lübeck - Neubauten im Gründerviertel

  • Naja. Ich habe mir den Spaß gemacht und mal nachgezählt: Bei 1114 Einträgen in der von Dir verlinkten Denkmalliste kommt genau bei 58 verschiedenen Häusern das Wort "Fachwerk" vor. Wenn man da dann mal genauer liest, sind davon auch noch ein guter Teil "nur" Fachwerk-Erker bzw. -Zwerchgiebel im Dach und fast der ganze Rest Fachwerk-Obergeschosse der von mir erwähnten traufständigen Kleinhäuser und Gangbuden und nur ganz wenige komplette Fachwerk-Kleinfassaden.
    Große Giebelfassaden aus Fachwerk - wie von "Bohnenstange" gefordert sind wie schon gesagt gar nicht zu finden.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Mir ging es eher um das Thema Fachwerk im Allgemeinen. Beispielsweise sind die beiden bekannten Bürgerhäuser mit Backsteingiebel bei uns an Greifswalder Markt sind hinter den backsteinernen Giebeln aus Fachwerk. Ebenso würde ich Ähnliches in Lübeck vermuten wollen, da ich es auch aus vielen anderen Hansestädten kenne. Deswegen die Frage: Wie sehen die Lübecker Bürgerhäuser von hinten aus?

  • Du meinst die Rückfassaden? Bei den großen Bürgerhäusern - wie gesagt - natürlich auch alles Stein, sogar samt Seitenflügel. Die Lübecker Kaufleute waren im wahrsten Sinn "steinreich" und konnten sich hinten genauso teure/prächtige Fassaden leisten wie vorne. Hier ein paar Bildbeweise vom Tag des offenen Denkmals am 10.9.2017:


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    Abb.1: Das Hoghehus am Koberg, Rückfassade noch gotisch, Straßenfassade klassizistisch.


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    Abb.2: Um zum Thema passend im Gründungsviertel zu bleiben: Rückfassaden in der unteren Mengstraße


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    Abb.3.: Ebenfalls Mengstraße - auch die Seitenflügel der großen Kaufmannshäuser sind alle aus Stein - hier ein barocker, beim Bild darüber Renaissance.

    Überhaupt findet man auf den Hofseiten ein viel älteres Bild Lübecks. Zur Erbauungszeit wurden Straßen- und Hoffassaden bei jedem Haus gleichartig, errichtet (außer dass man hinten auf die Giebelstaffeln verzichtete). Im Laufe der Jahrhunderte wurde dann die Straßenfassaden immer wieder dem Zeitgeschmack angepasst, während die Hoffassaden unverändert blieben, da von der Straße aus ja nicht sichtbar. So kommt es, dass in den Straßen heute der Klassizismus dominiert, in den Höfen aber in der Tat noch Gotik und Renaissance. Wenn man die Häuser einfach umdrehen könnte, würde Lübeck heute ganz anders - um Jahrhunderte älter - aussehen.

    (Fotos vom mir)

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

    Einmal editiert, zuletzt von frank1204 (2. Juni 2023 um 21:06) aus folgendem Grund: Bilder wiederhergestellt

  • Ich mag Gelb ja doch sehr gern, eine herrliche Farbe. Lässt die Sonne ins Herz. Schade, dass Alf 19 nun so blass wird. Ich musste auf dem Bild erst suchen, wo die Fassadenstücke denn sind - ist das wohl beabsichtigt? Nachher wird das Haus so unauffällig, dass seine Bewohner es nicht mehr finden?

    "Das verschollene Haus"...

    Wenn ich deine Rückseiten-Fotos so sehe, Frank (also: die der Häuser), muss ich sagen: Schade! Schade, dass man nicht doch konsequent in diesem Stil baut. Ein paar Versuche in die Richtung gibt es ja, manche sogar durchaus vehement, aber da ist noch Luft nach oben.

    Und warum? Geld? Welch ein profaner Vorwand. Die Sache will's! Oder aus Angst vor geifernden Kritikern?

    Möwenschiet auf die oberlehrerhaften Alt-69er, die in ihrem Baststuhl schaukelnd auf die historisierende Jugend schimpfen. Schön an der Pfeife nuckeln und Ruhe geben, Väterchen. Du hast deine Zeit gehabt - lass andere ihre haben.

    Was gut und wahr war, kann... nein: soll!... es wieder sein. Und das ist doch das Tolle - da quasi noch nichts (ent)steht, kann dies noch geschehen.

    Wenn hier alle fest daran glauben...

  • Zitat von Frank


    Man muss sagen, dass dieses Vergleichsbild doch eindeutig zeigt, was wir hier im Forum seit Anfang des Projekts gesagt haben. Die Fischstraße oben macht eben das richtig, was in der Braunstraße unten noch weniger gelungen ist. Man sieht einfach, dass man bei Architekten und Jury mit Fortlauf des Projekts einfach immer souveräner und mutiger mit dem, was Altstadt sein soll, umgeht.
    Man hat in der Fischstraße jetzt nämlich das, was Architektur früher eben immer konnte, ein Ensemble in Vielfalt schaffen. Ich finde, man sieht, dass das zu viel sich klammern an bestimmte Formen und Regel wie in der Braunstraße zu so etwas wie Leblosigkeit führt, während die Fischstraße schon auf den Visualisierungen irgendwie lebt und viel emotionaler daherkommt. Dies zeigt aber auch, dass man heute das Zusammenspiel von Variation und Ensemble erst wieder lernen muss. Das, was füher wie selbstveständlich zum Handwerkszeug von Architekten und Stadtplanern gehörte, muss heute erst wieder erprobt werden.
    Aber ich finde es toll, dass man in Lübeck noch die Kurve bekommen hat und es ist interessant, dass man die Planungsetappen des Quartiers jetzt auch baulich nachvollziehen kann, es ist irgendwie gebaute Selbstfindung, ist doch auch irgendwie interessant :D

    APH - am Puls der Zeit

    2 Mal editiert, zuletzt von Apollo (21. November 2017 um 13:35)

  • Und viel wichtiger ist die Entwicklung einer moderne neue Architektur die Altstadtgerecht ist? Wegzugehen von Rekonstruktion und Fullbauten - warum soll nicht gegenwartige Entwurfe kommen? Ich finde diese Projekt dadurch wichtig weil es passiert in ein Stadt mitsowieso eine grosse Altbaubestand. Was konnte so ein Neueinstellungen machen in Stadten wie Freiburg, Potsdam Augsburg, oder Trier wo viel erhalten ist. Als erganzung zu was schon dort ist.

  • Ich denke auch, Lübeck zeigt hier einen tollen Weg auf, wie eine neue Architektur aus Bauhistorie, Tradition und Umgebung gewonnen werden kann. Eine angenehme, menschliche Architektur, die sich einfügt, kreativ ist, lebenswert wirkt, die auch frische Akzente setzen kann. Sowas ist genau das Richtige für Städte, die insgesamt gut erhalten sind oder für Baugebiete, wo keine übermäßig stadtbildprägenden Bauten rekonstruiert gehören (wie etwa an einem Stadtplatz oder einer bekannten Straße).

    Daran sollten sich norddeutsche Städte generell ein Beispiel nehmen. Ich muss vor allem an mein Rostock denken, das zwar boomt, aber in letzter Zeit leider eher durch unpassende modernistische Neubauten in der Altstadt(nähe) auffällt. Auch Kiel, Bremen, Lüneburg, Hamburg und weitere Städte können von einem solchen Ansatz nur profitieren.

  • Ich habe die Entwicklung in Lübeck hier auch dank franks großartiger Beiträge gespannt mitverfolgt und muss sagen: ich bin einfach begeistert, auch und gerade weil es sich eben nicht um Rekos handelt, sondern um das, was seit knapp 100 Jahren einfach nicht mehr gelingen will: Um eine wahrhaft angepasste Neuinterpretation dessen, was in diesem Falle Lübeck ausmacht.

    Ich hätte natürlich auch nichts gegen mehr Rekos im Gründerviertel, aber letztlich kann vielleicht durch die gelungenen Neuinterpretationen eine viel größere Lehre für das, was wir uns von zeitgenössischer Architektur wünschen, gezogen werden als durch Rekonstruktionen. Da wir das Land ohnehin nicht komplett rekonstruieren können, wäre doch das, was wissen.de schreibt, das Neulernen von Variation/Vielfalt in gelungenen Ensembles, alles das, was uns an alter Architektur gefällt, viel wichtiger als ob da nun 2 oder 6 Häuser originalgetreu rekonstruiert werden.

    Auch in Frankfurt bin ich einfach nur begeistert vom Gesamtbild, das sowohl stadtbildprägende, original rekonstruierte Leitbauten als eben auch angepasste oder neu interpretierte modernere Entwürfe enthält. Genau so geht aus meiner Sicht Altstadt, und genau so etwas würde ich mir auch für Bremen wünschen.

    Ich weiß, dass es auch bei diesem Thema hier eine radikale und eine gemäßigte Strömung gibt und wie so oft schließe ich mich der gemäßigten an ;). Ich finde das Gründerviertel geradezu unglaublich, im positiven Sinne.

  • Hallo gemeinsam,

    ich bin Architekturstudent der FH Lübeck und unser Thema des II Semesters im Fach Baukonstruktion ist die Neubebauung des Gründungsviertels. Genauer gesagt sollen wir die unter Denkmalschutz stehenden Bauten der Lübecker Altstadt analysieren und die sich draus ergebenen Merkmale nutzen, um die Fassaden der Neubauten zu entwerfen.

    Ich bin über diesen Forum bei einer Recherche gestolpert und finde die Themen die bei dieser Diskussion besprochen werden sehr spannend. Also auf jeden Fall großes Danke dafür dass ihr die Diskussion am leben haltet und euer Wissen teilt! :)

    Da ich mich selber sehr für die Denkmalpflege interessiere würde ich am liebsten einfach ein historisches Haus rekonstruieren und nicht mit der modernen Modearchitektur an die Fassade rangehen. Da wir uns aber leider an bestimmte Kriterien halten sollen, geht es doch eher darum historische Zitate im zeitgenössischen Entwurf zu transformieren.

    Mal sehen was dabei herauskommt! :)
    Ich kann sonst gerne ein Paar Grundrisse an den wir uns halten sollen hier reinstellen.

    2 Mal editiert, zuletzt von AxelBauhaus (21. November 2017 um 23:47)

  • Wie ich hier irgendwo schon mal ausführlich schrieb: Lübeck ist und war bereits seit dem Mittelalter absolut keine Fachwerkstadt. Nach einem frühen Stadtbrand im 13. Jhdt. wurde zur Vorbeugung Steinbau sogar baurechtlich vorgeschrieben. Es gibt denn auch nur einige ganz wenige Fachwerkhäuser, fast ausschließlich kleine traufständige in den Querstraßen und Gängen. Große giebelständige Fachwerkhäuser hat es hier nie gegeben, also bitte kein Fachwerk! Wird aber auch nicht kommen, da Fachwerk im Gestaltungsleitfaden nicht vorgesehen ist.

    Das ist doch kein Grund Fachwerk auszuschlagen. Es handelt sich um Neubauten. Dreieckige Giebel zum Beispiel gabs ja auch nur vor dem fruehen Stadtbrand.
    War fast ausgestorben. Jetzt haben wir fast eine ganze Strasse davon. Die Moderne will doch "nicht natuerliche" Brueche.
    Da nehme ich eben Fachwerk in einer Seitengasse. Wir reden ja nur um vieleicht eine Fassade.

  • Leider dürfen wir die im Studium verwendten Daten nicht veröffentlichen. :(

    Bin morgen allerdings im Architekturforum in der Mühlenstraße 66, wo um 18 Uhr eine offene Diskussion und die Vorstellung der Gewinner von dem Architekturwettbewerb betreffend der Neubauten im Grünungsviertel stattfindet. Da kann ich die Pläne auch mitnehmen.

    Falls jemand aus Lübeck kommt und von dieser Veranstaltung noch nicht gehört hat, kann ich mir vorstellen dass es für ihn interessant sein könnte.

  • Danke für die Info. Ich werde mal sehen, ob ich es schaffe vorbeizukommen.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Wettbewerb Alfstraße 29/31

    So, dank Axel :thumbup: (schön, dass wir uns heute getroffen haben!) kann ich euch weitere Entwürfe vermelden. Und zwar für die Grundstücke Alfstraße 29 und 31, für die es einen gesonderten Wettbewerb gab. Ich wusste zwar, dass die Preisverleihung bereits am 14.9. stattgefunden hatte und dass die öffentliche Vorstellung irgendwann folgen sollte, aber dass das an dem heutigen von Alex genannten Termin geschehen würde, war mir nicht bewusst.

    Die Grundstücke Alfstraße 29 und 31 werden von demselben Bauherren bebaut (ich dachte eigentlich, das ist nicht zulässig :wie: ). Entstehen sollen hier Studentenwohnungen. Es wurde ein Wettbewerb ausgelobt, an dem sich 5 Büros beteiligten.

    Die Veranstaltung heute fand im Rahmen des Lübecker Architekturforums statt. Anwesend waren die Architekten der drei ersten Plätze, die ihre Entwürfe vorstellten, sowie vom Gestaltungsbeirat Frau Prof. Kahlfeldt und Herr Pedersen, die die Entscheidung der Jury erläuterten. Anschließend gab es noch eine lebendige Diskussion, die wegen gegenteiliger Meinungen über die ersten beiden Plätze kurzzeitig auf ein unschönes Niveau abzurutschen drohte, bevor man sich dann aber wieder fing. Es war jedenfalls nicht langweilig... :biggrin:

    So, nun aber zu den Entwürfen:


    Platz 1: Ammann/Hangebruch

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    Abb.1: Ammann/Hangebruch, Ansicht Alfstraße


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    Abb.2: Ammann/Hangebruch, Ansicht Gerade Querstraße


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    Abb.3: Ammann/Hangebruch, Eckansicht
    Ein Entwurf mit sowohl modernen als auch historischen Motiven. Mich hat der große Giebel aber spontan nicht an Lübeck, sondern eher an Riga erinnert. Die sehr verspielte Giebelgestaltung ist in Lübeck eher unüblich. Ich persönlich hätte jeweils zwei kleine Staffeln zu je einer großen rechteckigen zusammengefasst. Im EG würde ich aus den zwei querformatigen Fenstern eher drei hochformatige machen. An der Seite zur Querstraße gefällt mir der Versatz der Fenster zwischen 1. und 2. OG nicht. Ich würde da eher zwei gleiche Reihen wie an der Giebelseite anordnen. Und die Trennung zwischen Mittel- und Giebelzone hätte ich gerade anstatt wellig gestaltet. Die Proportionen des Seitenflügels mögen mir auch nicht so recht gefallen. Das Dach müsste im Vergleich zur Wandfläche höher sein. Das lässt sich aber wohl nicht ändern, da man dann ein Fenster an der Rückfassade zubauen würde. Das Riesen-Ochsenauge ist auch nicht so mein Fall.

    Sehr schön aber das hohe Portal, dass die ehemals an dieser Stelle gelegene Krumme Querstraße andeutet, sowie die hochblendenartige Gliederung der Giebel. Durch die Verbreiterung des Grundstücks um die Breite der ehemaligen Querstraße wird das Haus Nr.31 allerdings ein ziemlicher Koloss und das breiteste und höchste des ganze Viertels. Ich hoffe, dass es nicht zu dominant wird, zumal die Bebauung auf der gegenüberliegenden Seite der Querstraße nur zweigeschossig ist.


    Platz 2: Konermann Siegmund

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    Abb.4: Konermann Siegmund, Ansicht Alfstraße


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    Abb.5: Konermann Siegmund, Ansicht Gerade Querstraße


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    Abb.6: Konermann Siegmund, Eckansicht
    Architekt Siegmund verfolgte einen ganz anderen Ansatz als Amman/Hangebruch und alle anderen Teilnehmer: Er stellte die Lage der historischen Krummen Querstraße heraus als besonderen Teil des historischen Stadtgrundrisses. Genau so hatte ich mir das - auf beiden Seiten der ehemaligen Durchwegung gewünscht. Das sah auch Herr Pedersen vom GBR so, konnte sich aber gegen Frau Kahlfeldt dann nicht durchsetzen, die sich vehement für Amman/Hangebruch eingesetzt hatte.
    Für mich liegt Siegmunds Entwurf für diese spezielle Situation deutlich auf dem ersten Platz. Schade, dass er nun nicht gebaut wird. Das klassizistische Haus wirkt sehr edel und beim Giebelhaus Nr. 29 ist das Zitat des hohen Dornsenfensters sehr gelungen. Aber ein paar Kritikpunkte habe ich auch hier: Ich hätte die Lücke zwischen den Häusern nicht mit einer Mauer versehen, sondern ihr mit einem schmiedeeisernen Gitter mehr Luft verschafft und die ehemalige Straße so noch mehr bis zum Boden hervorgehoben. Zudem hätte die Fassade des klassizistischen Hauses an der Alfstraße im Vergleich zur Querstraße dominant als die Hauptfassade betont werden müssen. Dies hätte man z.B. mit einem mittigen Portal anstelle der kleinen seitlichen Tür und/oder einem mittigen recht- oder dreieckigen Attikaaufsatz leicht erreichen können.

    Generell aber ein sehr fein und durchdacht ausgearbeiteter Entwurf!


    Platz 3: Petersen Pörksen Partner

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    Abb.7: Petersen Pörksen Partner, Ansicht Alfstraße


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    Abb.8: Petersen Pörksen Partner, Ansicht Gerade Querstraße


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    Abb.9: Petersen Pörksen Partner, Eckansicht
    Konsequent modern, gefällt mir nicht wirklich. Die Jury bemängelte die großen Öffnungen in den EGs - sie erinnerten eher an Scheunentore. Überhaupt keine Andeutung der Krummen Querstraße. Macht auf mich einen abweisenden Eindruck.


    Ohne Platz: Nalleweg

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    Abb.10: Nalleweg, Ansicht Alfstraße (links) und Querstraße


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    Abb.11: Nalleweg, Eckansicht
    Architekt Nalleweg hatte ja den Wettbwerb an der Einhäuschen Querstraße gewonnen. Die Jury war wohl von diesem bis ins beinahe groteske überspitzen Entwurf irritiert. Er wurde nicht ernsthaft für einen der vorderen Plätze in Erwägung gezogen. Mir persönlich ist schleierhaft, wie der große Giebel ohne Löcher der Windlast bei Orkan standhalten soll...


    Ohne Platz: Mäckler

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    Abb.12: Mäckler, Eckansicht
    Laut Frau Kahlfeldt wies der Entwurf eklatante Fehler im Grundriss und in der Erschließung auf. Zudem gibt es keine unterschiedlichen Wertigkeiten der genau gleichartigen Fassaden zur Alf- und Querstraße. Der Entwurf fiel daher gleich raus.

    (Alle Fotos von mir)

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

    5 Mal editiert, zuletzt von frank1204 (16. Juni 2023 um 13:59) aus folgendem Grund: Bilder wiederhergestellt

  • Und wie üblich bei neuen Entwürfen: Die aktualisierten Straßenansichten. :koenig:
    Die Alfstraße und die beiden Querstraßen sind nun wie die Braunstraße ebenfalls komplett:

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    Abb.1: Alfstraße 13-31


    Querstrassen-20171123.jpeg

    Abb.2: Querstraßen

    (Bildmontagen von mir)

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

    Einmal editiert, zuletzt von frank1204 (16. Juni 2023 um 14:00) aus folgendem Grund: Bilder wiederhergestellt

  • Wer Giebel (und damit Lübecks Identität wahren) will, kann an diesem Platz 1 nichts beanstanden. Platz 2 ist natürlich auch gut, aber wird der Identität dieses Straßenraumes lange nicht so gerecht. Die Schrägansicht überzeugt vollends. dass der Giebel die in Lübeck übliche Schlichtheit doch etwas erweitert, stört mE nicht. es ist eben kein um mittelalterliche Authentizität bemühter, sondern ein moderner Bau, und eine entsprechende Variierung althergebrachter Formen wird man wohl für legitim erachten dürfen.
    Mich begeistert mich dieses Projekt immer mehr. Mit dieser Qualität habe ich nicht gerechnet. Das sind allesamt keine Füllbauten. Es könnte sein, dass diese Straßenzüge einstmals architekturgeschichtliche Beachtung finden werden.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich muss hier der Jury recht geben, ich finde, dass der erste Platz zurecht an Amman ging, ja die Giebelausformung ist nicht so ganz Lübeck, aber als moderne Interpretation, warum nicht, gerade im Straßenzug zeigt Franks Visualisierung, dass genau der richtige Entwurf gewonnen hat, weil er rechtsseitig für deutlich mehr Leben in der Abwicklung sorgt.

    Ich finde, der zweite Platz birgt ein extremes Rikiso, dass dieser pseudoklassizistische Eckbau das Schicksal so vieler dieser Bauten teilt, die aktuell ja auch in Berlin ausgeführt werden, nämlich dass es am Ende ein Wärmeverbundbau wird, dem man die Dämmpappe noch 30 m gegen den Wind ansieht. Allein aufgrund dieses Risikos würde ich mich gegen diesen Bau entscheiden.

    In Vorbereitung auf ein großes Projekt für den Verein konnte ich gestern mit einem Verantwortlichen für Stadtplanung in NRW sprechen und ich war überrascht dass insbesondere das Lübecker Projekt sehr aufmerksam verfolgt wird, weil es eben einen Mittelweg zwischen Rekonstruktion und Modernismus darstellt, mit dem auch immer mehr Stadtplaner und Architekten leben können, was ich sehr eindrücklich und interessant fand. Daher ist in meiner Auffassung das Gelingen des Lübecker Projekts noch wichtiger in meinem internen Ranking geworden.

    Und ja, auch wenn ich mich wiederhole, es ist irgendwie schade, dass der Geistesblitz bei der Jury zu mehr Mut bei der Fassadenausführung so spät kam, gerade wenn man die Entwürfe neueren Datums sieht, sind die Planungen für Alfstraße 13-17 echt schwach, wenn man nur den Giebel bei der 15 noch verändern könnte.....

    APH - am Puls der Zeit

    2 Mal editiert, zuletzt von Apollo (24. November 2017 um 11:49)

  • Ich kann mich meinen Forumsgenossen mit ihren positiven Einschätzungen des Projektverlaufes nur anschließen und anerkenne die deutliche Zunahme des Mutes und Könnens eine echte Lübecker Altstadt-Fassade in unserer Zeit gestalten zu wollen, die ihre historischen Wurzeln nicht verleugnet.

    Zitat von Ursus

    Mich begeistert mich dieses Projekt immer mehr. Mit dieser Qualität habe ich nicht gerechnet. Das sind allesamt keine Füllbauten. Es könnte sein, dass diese Straßenzüge einstmals architekturgeschichtliche Beachtung finden werden.

    Das ist auch mein Gefühl und in diesem Bewußtsein zu gestalten sollte den beteiligten Architekten neuen Elan für die Weiterentwicklung tradierter Architektursprachen Lübecks vermitteln.
    Was die Alfstraße angeht, so gefällt mir ebenso der Entwurf von Amann am besten, kann er doch am ehesten an dieser Ecksituation mit einer repräsentativen Fassade die Aura eines stolzen hanseatischen Kaufmannshauses vermitteln und damit in einen reizvollen Dialog mit der Doppelturmfassade der Marienkirche treten. Dafür wäre keiner der anderen Entwürfe fähig.
    Zwar verwundern am Treppengiebel ungleich wechselseitig verteilte Rundbögen und Dreiecke. Aber das mag als verspielte Variante ganz interessant sein. Allerdings möchten mir die versetzten Fensterachsen auf der Traufseite nicht gefallen. Da macht sich der Zwang einer derzeitigen, eigentlich überholten Architekturmode zu genügen bemerkbar.