Neustrelitz - Wiederauferstehung des Residenzschlosses?

Vielleicht wäre ja auch ein Wiederaufbau in Etappen denkbar. Der Bau würde sich ja für so etwas sehr anbeiten. So könnte man sich vielleicht erst auf die dreiflüglige Ursprungsanlage konzentrieren.
Ich muss gestehen, ich kenne mich in MeckPom gar nicht aus, aber die Anlage ist schon riesig, ich denke, man bekommt die Menschen am ehesten überzeugt, wenn man eine passende Nutzungsidee hat. Mit Ausnahme von Berlin oder München gibt es wenige Städte, die einen Bau dieser Größe wiederaufbauen können, erst mal nur, damit der Bau wieder da ist. Wo das hin führt hat man in Berlin ja gesehen, wo man bei Stadtschloss selbst bis heute einige inhaltliche Fragen nicht geklärt hat, weil es primär eben der Aufbau der Fassaden war, der gezählt hat und die Nutzung erst mal sekundär war.
Das wird in Neustrelitz sicher nicht funktionieren, daher wird es meiner Meiung nach entscheidend davon abhängen, ob es eine wirklich überzeugende Nutzung gibt, denn seien wir ehrlich, über Spenden wird dieses Projekt nicht zu finanzieren sein, außer vielleicht ein symbolischer Beitrag. Es muss also entweder staatlich oder durch die private Wirtschaft oder durch eine Kombination errichtet werden.
So könnte ich mir z.B. im zu reknstruierenden Kavaliershaus ein Standesamt und eine Behörde vorstellen und im Schloss ein gehobenes Hotel (wobei eher kein Grandhotel) so wie z.B. in Schloss Bensberg Bensberg - Schloss Bensberg (Galerie) . Dnn könnte man in Neustrelitz heiraten und feiern und das unter einem Dach.
Und wie gesagt, ich würde tendenziell erst mal versuchen, die Ursprungsanlage als Grundbau zu nehmen, der sich bei Erfolg ja immer noch erweitern lässt, auch wenn man dann erst mal auf den charakteristsichen Turm verzichten müsste.

Nun, der Neubau des Humboldtforums wird wohl gut 900 Millionen Euro kosten, 80/120 Millionen davon kosten die Rekos der Schlossfassaden und Höfe auf Spendenbasis. Die Neustrelitzer Fassaden waren lange nicht so aufwändig, da käme man bei den reinen "Reko-Kosten" wohl eher auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Insgesamt stand mal ein Preisetikett von 150 Millionen für das komplette Schloss im Raum, wie zuverlässig diese Schätzung ist, kann ich aber nicht sagen.

Ich sähe als Liberaler auch am liebsten mehrere Investoren und Mäzene einen großen Teil des Projekts umsetzen, bevor dafür Steuergelder angezapft werden und alle wieder rumschreien, dass es ja an allen Ecken und Enden fehlt. Wobei das bei anderen Steuerverschwendungen selten ein Gemüt bewegt, siehe Berliner BND-Neubau (über eine Milliarde Euro, verdammt!) oder A20-Pfusch (Tribseer Brücke, Brüllbeton, autsch), aber sei's drum.

Ein Anfang wäre es, die Grundrisse des Schlosses in seiner letzten Ausbaustufe wieder ganzheitlich sichtbar zu machen. Das ist heute nicht gegeben. Der Turm ist wie gesagt das städtebaulich und symbolisch entscheidende Element.

Wenn man mit etwas kleinerem anfangen wollte, dann mE am besten mit dem Altan und später dem Mittelrisaliten des Barockbaus Richtung Schlossgarten, um die ursprüngliche Sichtachse wieder erfahrbar zu machen.

Mit der Planenfassade hatte man das ja schon mal angedeutet:

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Schl…Ger%C3%BCst.jpg

Der Residenzschlossverein Neustrelitz hat mehrfach Bilder von den erhaltenen Schlosskellern gezeigt:

Außenansicht des Fundaments mit darüber erhaltenen Bodenfliesen, Säulenresten usw., eine komplette Kelleretage liegt darunter:

https://www.facebook.com/StadtbildMST/p…?type=3&theater

Nach den Planungen der BBL MV sollen nun auch noch diese Reste einer geschichtsnegierenden Rasenfläche weichen!
Und wie erwähnt will das Land die Kellerräume selbst für 1,2 Millionen Euro verfüllen lassen. Für dieses Geld könnte man teils das zweite Kavalierhaus oder Teile des Schlosses rekonstruieren!

Jetzt nochmal Bildvergleiche früher (um 1920) vs. heute!

Die Tiergartenfassade mit dem klassizistischen Ehrenhof von Friedrich August Stüler:

Mit Hirschtor:

Luftbild mit dem malerischen Zierker See, wo sich auch der Stadthafen befindet, von dem man bis in die Müritz, nach Berlin, Hamburg und in die Ostsee schippern kann:

Das war's erstmal mit den Vergleichen! Hoffe, es hat euch gefallen, trotz des Schmerzes.

Alles erstellt für: https://www.facebook.com/StadtbildMST/ - Falls noch nicht geschehen: Likes & Beiträge teilen bitte, wir brauchen Starthilfe!

Das erste Bild im letzten Beitrag ist offenbar meins. Fragen kostet doch nichts, erbse!

Das östliche Kavaliershaus hätte man übrigens schon vor ein paar Jahren wiederaufbauen können und sich stattdessen diesen hässlichen Neubau direkt am Schloßpark für das Landesbesoldungsamt schenken können. Vergebene Großchance!

Hallo Vulgow, ist das so? Entschuldige, das wusste ich nicht! Ich dachte, dass alle mir vorliegenden Bilder von unserem Martin von Stadtbild MST wären. Ich hoffe, es ist dennoch okay.

Als Entschuldigung hier noch ein Direktvergleich zu deinem Bild mit dem Carolinenpalais und dem neuen Landesbesoldungsamt, das ein Fremdkörper an dieser Stelle ist (und eine von sehr wenigen Bausünden im Zentrum der Residenzstadt Neustrelitz):

Vollbild. Danke an Stadtbild-Martin!

Diesen Anblick vermissen wir Mecklenburg-Strelitzer wohl am schmerzlichsten, die Schloßstraße hinunter (aus Richtung Marktplatz) zum 59m hohen, prächtigen Schlossturm mit kupferner Kuppel und Laterne:

um 1912, eigene Sammlung

Zum Vergleich der heutige erhöhte Blick von der Stadtkirche Richtung Schloßstraße (2015):

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mark….jpg?uselang=de

Der Blick in die andere Richtung zur Stadtkirche am Markt, von dem aus strahlenförmig die Straßen der Reisdenzstadt abgehen (um 1912):

Schlossstrasse Postamt by sasibella, on Flickr

Links ist die prächtige neoromanisch/-gotische Hauptpost von 1901 zu sehen, die seit dem 3. Oktober 2015 als Kulturquartier Mecklenburg-Strelitz dient (Webseite), und die Geschichte und Kultur meiner Region anschaulich und mit Veranstaltungen lebendig hält, gewissermaßen auch ein kleines Trostpflaster in Richtung Schlossmuseum. Der Besuch lohnt sich (besonders kommenden Montag zur Schlosskonferenz)!

Neustrelitz by Loes, on Flickr

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Neus….JPG?uselang=de

Letztes Bild für heute: Ausschnitt aus einem vorigen Bild mit Fokus auf die Schloßstraße, Blick vom Markt zum Schlossturm:

Das war 1940. Können wir diesen Anblick bald wieder genießen?

Ich war heute bei einem Vortrag von Wilhelm von Boddien, fast zwei Stunden die wie im Flug vergingen. Anschließend hat sich keiner mehr getraut etwas zu fragen, so gefesselt waren sie vom höchst unterhaltsamen Vortrag. Wenn das Berliner Schloss fertig ist, hat er übrigens keine Aufgabe mehr. Wie wäre es dann mit Neustrelitz?

Es ging um das Berliner Stadtschloss ...

Wo war denn der Boddien-Vortrag?

Hier nochmal eine Menge toller historischer und aktuellerer Bilder rund um den Neustrelitzer Schlossberg, eine richtige Tour:


https://www.flickr.com/photos/1479364…157674179829631

@erbse
Das verlinkte Bild der Rokoko-Fassade zeigt natürlich die Turmseite und nicht die Tiergarten-Ehrenhofseite.
An die ist dann direkt der Turm angebaut worden.
was den Ehrenhof betrifft, ist es natürlich sinnlos, den im Grunde hässlichen Vorkiregszustand mit den alle Proportionen sprengenden Zubauten zu rekonstruieren.
Ein Rekokonzept sollte sich mE zunächst auf Folgendes beschränken: Ursprünglicher Corpus (U-förmig) mit Verlängerung des turmtraktes - aber nur diesen, also nicht den ganzen viereckigen Erweiterungsbau samt Hof.

xxx......... xxx
xxxxxxxxxxxxx
RokokofassadeTurmYYYYYYYYY

x (Ehrenhof): barock-klassizistischer, Y-historistischer Originalzustand. die Rückseite von Turm und Y wäre schlicht zu halten (meinetwegen auch in zeitgemäßeer Adaption).

Der Blick aufs Ganze von sagen wir 1920 wäre mE eine unnötige Verzettelung.

Wollte gerade nach Ruinenfotos recherchieren, fand aber nur das von Erbse bereits weiter oben eingestellte.
Erbse weißt Du die Geschichte, weshalb die Ruine abgeräumt wurde? Da stand doch im Prinzip soviel wie in Dresden, alles wiederaufbaufähig!

Ist das Schloßmodell bekannt? http://mw2.google.com/mw-panoramio/p…um/18625536.jpg

und hier: http://de.academic.ru/pictures/dewik…tz-h-Modell.jpg

Neustrelitz war als Residenzstadt (noch dazu mit einer rieseigen Kirche auf dem Platz) den Kommunisten verhasst. Deshalb bauten sie auch Neubrandenburg zur Bezirksstadt aus.
dazu kommt, dass das Schloss im wesentlichen aus einer damals nicht geschätzten Epoche stammte.
Und überhaupt: wenn man sogar Berlin abräumte, warum sollte man Neustrelitz schonen? Dass diese Stadt ihre Seele verlor, war wohl sogar erwünscht.

Ja, das kann man so schon unterschreiben. Die erste Generation der DDR-Bürger wollte sogar noch Neustrelitz zur Bezirksstadt machen. Das war auch die Generation, die Neubrandenburg und andere zerstörte Städte noch recht heimatlich und angepasst wiederaufbaute.
Diese heimatverbundenen Leute wurden dann immer weniger, in den 50ern gab es spätestens seit dem Juni 53 einen massiven Brain Drain. Übrig blieben vor allem einfach Gebildete und Zugezogene. Die sozioökonomische Entwicklung war in der Folge bekanntlich fatal.

Es wurden nur leider auch nahezu unbeschädigte Schlösser dem Erdboden gleichgemacht, wie Putbus und Dwasieden auf Rügen.

Na ja, Putbus ist was anderes, das war ein ungewolltes Unglück. Und Dwasieden war auf sowjet. Befehl.

Ich selbst bin ja ein Kind der DDR-Bezirksstadt Neubrandenburg, doch meine Familie ist aus Neustrelitz und Vorpommern zugezogen. Planwirtschaft und Ämterverteilung sorgten dafür, dass einem praktisch nix anderes übrig blieb.

Ich bin also im positiven Sinne Mecklenburg-Strelitzer und Pommer und fühle mich beiden Regionen gleichermaßen verbunden.

erbse, was sagst dazu:

Zitat von u.m. #93

Das verlinkte Bild der Rokoko-Fassade zeigt natürlich die Turmseite und nicht die Tiergarten-Ehrenhofseite.

müsste stimmen, oder?

Was genau meinst du mit Turmseite? Die Parkfassade?