Potsdam - zwischen Plantage und Neuem Markt

  • Luftpost,
    lesen Sie doch einmal den im Artikel verlinkten Beitrag im erwähnten Tagungsband. Da werden auch die Abrisse erwähnt. Das hier ist ja nur der Artikel über den Aufsatz. Zudem hat die Forschung herausgestellt, dass nicht nur abgerissen, sondern einiges - Stichwort Erbeaneignung - auch erhalten werden sollte und auch wurde.

  • ,,die Forschung hat herausgestellt..."??? Hier wird Geschichtsklittierung als ,,Forschung", demnach als wissenschaftlich, objektiv und damit richtig, hingestellt?

    Lohnt nicht, darauf zu antworten.

    Apropo: der gelernte DDR-"Bürger" hat auch gern im dialektischen Arsch des SED-Vorgesetzten nachgeforscht, ob sich für ihn nicht auch was abstauben lässt.

    Luftpost

    5 Mal editiert, zuletzt von Luftpost (24. August 2017 um 22:21)

  • Das war nicht wertend gemeint, Luftpost. Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass eben nicht ganz Potsdam abgerissen werden sollte, sondern die DDR-Geschichtspolitik durchaus historische Bauten zuließ, solange es ins Bild passte. Das meinen Sie vermutlich mit den Rosinen!? Denken Sie an das "sozialistische Stadtzentrum" am Alten Markt, in welches Altes Rathaus und Nikolaikirche gewollt integriert wurden, wohingegen die angebliche "Last" der zu überwindenden Geschichte Bauten wie Stadtschloss oder Garnisonkirche angedichtet wurde, die dann weichen mussten. Dass das willkürlich ist, sehe ich auch so.
    Es gibt mitterweile einiges an Forschung zum Thema - sämtliche Publikationen kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Der Umgang der SED mit Potsdam bzw. den historischen Bauten war ambivalent. Lesen Sie den Aufsatz von E. Campen doch einmal in Ruhe. Wenn Sie das alles als Geschichtsklitterung abtun wollen - bitteschön. Niemand bestreitet, dass die Abrisse wahrlich kein Ruhmesblatt waren, aber es ist doch zumindest interessant, dass auch einiges erhalten wurde und das bewusst.

    5 Mal editiert, zuletzt von Kritiker (24. August 2017 um 23:17)

  • Nach einigem Suchen habe ich das Video doch noch gefunden: „Protokoll einer Zerstörung". Ich empfehle die Sekunden 15 bis 45 genau zu betrachten. DAS waren die Planungen für Potsdam. Geschichtsaneignung??? Die DDR-Planung sah keine Geschichte mehr vor! Das war vollständige, systematische Geschichtstilgung! Bis hin zum neuen Namen "Ernst-Thälmann-Stadt" sollte nichts mehr an Potsdam erinnern!

    In einer Veranstaltung "Stadtforum Potsdam" um 2007 herum wurde eine Diplomarbeit über die Städteplanung im Bezirk Potsdam vorstellt: nicht nur in Potsdam selbst, im ganzen Bezirk sollten damals alle Gebäude, die älter als 100 Jahre waren, abgerissen werden .

    Der institutionalisierte Hass auf Preußen war und ist bis heute (bei Einigen) unendlich.

    Luftpost

    3 Mal editiert, zuletzt von Luftpost (25. August 2017 um 00:57)

  • Ich kenne den Film und das darin gezeigte Modell. Es gibt die Planungen der späten 1960er wieder (vgl. Politbürovorlage 1968, die aber etwas weniger wild ausfällt, wenn auch nur leicht). Wäre das umgesetzt worden, hätte dies zweifelsohne einen radikalen Eingriff in die Stadtstruktur bedeutet. Das waren die schlimmsten Ideen - weder davor noch danach wurde in den Plänen für Potsdam so auf Veränderung abgezielt. Doch selbst gemäß dieser Planung sollte nicht alles verschwinden. Ich sehe im Modell Altes Rathaus und Nikolailkirche, die Französische Kirche, St. Peter und Paul, die Hauptpost und in der Breiten Straße den Marstall, das Militärwaisenhaus u.a. In 40 Jahren DDR änderten sich schließlich mehrmals die Vorstellungen, wie mit dem Alten umzugehen sei. Schwierig im Sinne der SED und oft widersprüchlich waren diese immer.
    Es zählt denn aber auch, was von den vielen verschiedenen Planungen umgesetzt wurde. Und der Beitrag von Frau Campen zeigt doch anschaulich, dass trotz vieler Abrisse bedeutende historische Bauten in der Breiten Straße saniert wurden und stehen blieben, wer da beteiligt war und wie argumentiert wurde.
    Zu der Sache mit den Bauten aus der Zeit vor 1900 ganz interessant die Arbeit von S. Keltsch, vor allem S. 35.: https://www.baufachinformation.de/Stadterneuerung-und-städtebauliche-Denkmalpflege-in-der-DDR-zwischen-1970-und-1990/dis/2014099012121

    6 Mal editiert, zuletzt von Kritiker (25. August 2017 um 02:20)

  • Dieses Schönreden finde ich abenteuerlich, Kritiker.

    ...Es zählt denn aber auch, was von den vielen verschiedenen Planungen umgesetzt wurde....

    Infolge der nicht vorhandenen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der DDR konnte vieles faktisch nicht durchgeführt werden, was jedoch politisch gewollt, geplant und mit langem Atem veranlasst wurde.

    Da selbst die SED nicht ganze Innenstädte mit einem Mal abreissen konnte, da den Bewohnern keinen Ersatzwohnraum in dieser riesigen Anzahl angeboten werden konnte, soll dieser politische Wille anders bewertet werden, als die der umgesetzten Abrisse?

    Dann will ich mal eine Analogie aufbauen: ein versuchter Mord wird nicht mehr geahndet, da die Täterin kein geeignetes Mordinstrument verfügbar hatte, deshalb die Tat nur plante, vorbereitete und auf einen mittelbaren Zeitraum in die Zukunft verschob. Weiterhin verhinderte die Täterin gezielt die Nahrungsversorgung des Opfers (was ebenfalls einem noch perfideren Mord gleichkommt), denn das Opfer ist von der Fürsorge der Täterin abhängig. Währenddessen plante die Täterin weiterhin für die Zeit nach dem Ableben. In der Erwartung, dass man mit gezielter Verhinderung der Nahrungsversorgung des Opfers sich die Tat nicht nur biologisch bald erübrigt, sondern die Tat damit noch besser verschleiert ist...

    Im Übrigen war diese Stadtplanung (nicht nur) in Potsdam über Jahrzehnte aktiv und nicht etwa eine zu vernachlässigende DDR-Stadtplanungsepisode. Dass diese nicht in dieser Massivität umgesetzt wurde, ist den Aktivitäten der Potsdamer Bürger zu DDR- Zeiten und insbesondere dem gerade noch rechtzeitigen Eintreffen der friedlichen Revolution '89 zu verdanken. Bei einem Fortbestehen der DDR auch nur 5 Jahre über 89 hinaus, stünde heute fast nichts mehr von der 2. Brocken Stadterweiterung. Und auch das Holländer Viertel wäre verschwunden. Womit diese Planungen verwirklicht gewesen wären.

    Demnach soll der politische Wille der Stadtzerstörung zu DDR-Zeiten verharmlost bewertet werden, nur weil die Mörderin (um im obiger Analogie zu bleiben) selbst untergegangen ist und ihren Plan selbst nicht mehr umsetzen konnte?

    Luftpost

    5 Mal editiert, zuletzt von Luftpost (25. August 2017 um 13:21)

  • Luftpost,
    Sie bringen die verschiedenen Phasen und Entwicklungen von Architektur und Städtebau in 40 Jahren DDR durcheinander, die nicht durchgehend immer gleich, sondern sehr unterschiedlich und zuweilen (s.o.) sehr widersprüchlich waren.
    Die Analogie mit der Mörderin hinkt, denn die Pläne der 60er Jahre wurden nach und nach fallengelassen. Die Möderin hatte danach gar nicht mehr die Absicht, das Opfer zu töten.
    Die Ära Honecker war anders, als die Ära Ulbricht.
    Die Abrisse der 70er und 80er Jahre in der Stadterweiterung erfolgten unter anderen Prämissen. Die Pläne der 60er hatten den Stadtgrundriss zu weiten Teilen negiert, das Holländerviertel wäre zur Hälfte oder mehr verschwunden und von Hochhäusern eingerahmt worden. Gänzlich fallen sollte es aber auch zu dieser Zeit nie. Das Kreuz Mittelstraße / Benkerstraße wäre stehengeblieben. Wir sind uns einig darüber, dass es Gott sei Dank nicht dazu gekommen ist, aber man sollte auch genau hinschauen. Die Politbürovorlage von 1968, die ich bereits ansprach, ist in mehreren Publikationen veröffentlicht worden. Dort kann man die vorgesehenen Eingrife gut erkennen.
    Ab den 70ern änderte sich diese Planung. Denken Sie an die "Rekonstruktion" der Brandenburger Straße (Klement-Gottwalt-Straße). Die Abrisse in den Nebenstraßen (Gutenbergstraße, Dortustraße) erfolgten nunmehr vor allem aufgrund von mangelnder Wirtschaftskraft. Abriss und Neubau war günstiger als sanieren. Die meisten Abrisse waren in der Dortustraße und einigen weiteren Straßen geplant und wurden zuweilen ja auch durchgeführt. Dagegen wehrete sich ARGUS und konnte einen Abrissstop errichen. Dennoch stehen die neuen Häuser in industrieller Bauweise, etwa in der Gutenbergstraße, nicht quer zum Stadtgrundriss und greifen sogar typologisch das Giebelstuben-Motiv auf. Zumindest wollte man das Ensemble, das Bild der Stadterweiterung, wahren. Daher wurden auch einige (sicher zu wenige) Bauten, instandgesetzt. Als Ergänzung zu den Ersatzneubauten. Völlig abgerissen werden sollte die Stadterweiterung in den 70er/80er Jaren nicht. Das Problem "kein Geld, keine Handwerker" hätte aber ohne die Wende dazu führen können, dass die Eingriffe massiver ausgefallen wären als geplant. Nunmehr war aber der Wille zum Erhalt da, aber kein Geld. Das ist ein eklatanter Unterschied zu den Ideen der 60er (und selbst diese Planung, ich wiederhole mich, sah nicht vor, alles verschwinden zu lassen). In den 1960ern war schon nicht genug Geld vorhanden gewesen, der Wille zielte aber weit mehr auf Negierung der Historie ab, als in den Jahrzehnten danach.
    Die Abrisspläne für das Holländerviertel wurden ab den 70ern/80ern völlig fallengelassen. Hier sollten nichtmal Ersatzneubauten hin. Gewiss, es fehlte auch hier das Geld, was zu weiterem Verfall und Einzelabrissen führte. Ein reiner Willkürakt hingegen war der Abriss des "kleinen Holl. Viertels" neben dem Klinkum. Ingesamt hatte man aber vor, das Viertel zu halten. Lesen Sie hier in dieser seriösen Quelle selbst nach - ab PDF-Seite 21: https://www.potsdam.de/sites/default/…ufhebung_hv.pdf
    Wenn Ihnen diese möglichst sachliche Sichtweise als "Schönreden" und als "abenteuerlich" erscheint, kann ich es nicht ändern.

    4 Mal editiert, zuletzt von Kritiker (25. August 2017 um 18:37)

  • Na Kritiker,
    Ihre Antwort kann ich nur als Geschichtsverfälschend bewerten. Die Flächenabrisse in der 2. Barocken Stadterweiterung wurden nicht von ARGUS verhindert. Sie wurden nicht mal 89 gestoppt, sondern liefen bis 1990! Nur die Brandenburger Straße durfte als Erinnerungsinsel (zunächst) stehen bleiben. Der große Rest hatte zu verschwinden. Auch das Holländer Viertel wäre vollständig abgerissen worden, Die Flächenabisse hatten bereits ebenfalls begonnen.
    Erst das erste frei gewählte Stadtparlament beendete mit ihrem Beschlus Mitte 1990 die Flächenabrisse. Ihre Darstellung ist Geschichtsklittierung.

    Luftpost

    3 Mal editiert, zuletzt von Luftpost (25. August 2017 um 14:26)

  • Dann lügt genannte Quelle und alles, was in den letzten 27 Jahren erforscht wurde, stimmt nicht? Nochmal (PDF S. 21):
    potsdam.de/sites/default/files…_die_teilaufhebung_hv.pdf
    Oder auch diese weitere offizielle Darstellung der Stadt Potsdam, Luftpost? (PDF S. 5-6-):
    https://www.potsdam.de/sites/default/…erichtVU-HV.pdf
    Alles Geschichtsklitterung?
    - Die Abrisse im Holländerviertel betrafen die Hofinnenbereiche. Diese sollten entkernt werden. Zudem gab es Einzelabrisse aus den oben (in den Quellen) genannten Gründen sowie den Abriss des kleinen Holländischen Viertels, den ich als Willkürakt bezeichnen würde. Ansonsten gab es keine "Flächenabrisse" im Holl. Viertel. Und auch vom Rest der Stadterweiterung sollte nicht alles verschwinden. In der Dortustraße, wo sehr viel weggerissen wurde (u.a. Stormhaus) blieben die Gründerzeitlichen Eckbauten ,immerhin' stehen. Ansonsten war in vielen, aber nicht allen Straßen (überwiegend nördlich der Brandenburger Straße) eine Mischung aus Sanierung und Ersatzneubauten vorgesehen. Die Abrisse zugunsten letzterer waren es, gegen die ARGUS vorging. Und ARGUS konnte durchaus viel erreichen, wenn auch einige Abrisse offenbar bis 1990 weitergeführt wurden. Was abgerissen wurde, deckt sich in etwa mit dem, was Anfang bis Mitte der 80er geplant war.
    Hier der Plan des "Büros beim Stadtarchitekten" von 1986:
    http://www.digipeer.de/index.php?medi…12_18-04&size=2

    6 Mal editiert, zuletzt von Kritiker (25. August 2017 um 18:34)

  • Dann lügt genannte Quelle und alles, was in den letzten 27 Jahren erforscht wurde? Nochmal (PDF S. 21):
    potsdam.de/sites/default/files…_die_teilaufhebung_hv.pdf
    Oder auch diese weitere offizielle Darstellung der Stadt Potsdam, Luftpost? (PDF S. 5-6-).
    https://www.potsdam.de/sites/default/…erichtVU-HV.pdf

    ...

    Na Kritiker,

    beide Dokumente sind solche zur Einrichtung des Sanierungsgebiets Holländer Viertel von 1991. Ich lese dort nichts, was meine Aussagen widerlegt, noch lese ich dort etwas, was Ihre Thesen untermauert.

    Im Holländer Viertel wurde seit1986 nicht nur ,,Innenhöfe entkernt", sondern ganze Gebäude in Reihe abgerissen. Insbesondere in der Mittelstraße gibt es heutige Rekonstruktionen, die den Neubau glücklicher Weise nicht mehr erkennen lassen. So z.B. das Gebäude, in dem der "Hauptmann von Köpenik" seine "Uniform" kaufte. Und auch die Nachbarhäuser sind Rekonstruktionen.

    Ihr verlinkter Plan zeigt leider nur unzureichend, welche Gebäude zum Abriss vorgesehen waren und durch Plattenbauten ersetzt werden sollten. Er zeigt nicht, wie diese Neubauten den Altbestand ersetzen sollten. Er beschönigt das Bild der historischen Verwüstung, in der nur einzelne Erinnerunginseln zugelassen wurden. Diese Erinnerungsinseln werden ihrerseits durch die Übermacht des Plattenbauten-Modernismus erdrückt, negiert und sollten damit ausgeschaltet werden. Sie dienten nur als Feigenblatt der Abriss-Politik.

    Gerade die Dortu-Straße ist diejenige, die als Letzte, noch 1990 abgerissen wurde. Dass dort die Eckhäuser gezielt stehen gelassen wurden, konnte auch Masche gewesen sein, um die vorgesehene 4-5-geschossige Plattenbau-Neubebauung städebaulich zu „begründen" (für Außenstehende: die Dortu-Straße bestand dort aus 2 Geschossen, während eines der Eck-Gebäude 4-Geschossig ist) und damit nachfolgend die vorgesehene A-typische Bebauung zu legitimieren.

    Nochmal
    Luftpost

    2 Mal editiert, zuletzt von Luftpost (25. August 2017 um 19:21)

  • Ergänzend noch folgende Bewertung von Christina Emmerich-Focke:

    "Mit den umfangreichen Sanierungsarbeiten (z.B. Schloßstraße 9-12, Hegelallee 42, Yorckstraße 11, Holländerhaus Mittelstraße 9) oder gar Ersatzneubauten (Gutenbergstraße) hat sich die Stadt zum ersten Mal in ihrer städtebaulichen Nachkriegsgeschichte wirklich richtungsweisend und - wie bereits oft proklamiert jedoch bisher unerreicht - zu Erhalt oder wenigstens maßstabsgetreuen Ersatz ihrer gestaltprägenden Bauten bekannt".
    (Emmerich-Focke, Christina: Stadtplanung in Potsdam 1945-1990: Kollision des Sozialismus mit dem städtischen Erbe Brandenburg-Preußens in Potsdam, Potsdam 1999, S. 245.)

    Das Westfernsehen 1981:

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  • Es gibt genauere Pläne. So in etwa sollten die Neubauten aussehen:
    http://www.digipeer.de/index.php?id=790141711

    Die besser gelungenen Ersatzneubauten in der Gutenbergstraße passen ganz gut zu den Typenbauten des Soldatenkönigs, die geplante Lückenschließung in der Dortustraße wäre eine WBS 70 gewesen (mit Traufhöhe an die Gründerzeit angepasst), die aber umstritten war und sicher nicht die beste Lösung gewesen wäre.

    Ich würde unterschreiben, dass die Ersatzneubauten schlechter waren bzw. kein Ersatz für eine Sanierung der Häuser in der Stadterweiterung. Es waren aber keine ,tristen' Platten, auch nicht wider den Stadtgrundriss gebaut, sondern zumindest der Versuch, sich dem Bild des Alten anzunähern.

    Hinsichtlich des Holländerviertels lese ich in den Quellen von Einzelabrissen, nicht von ganzen Häuserzeilen, und die wiederum aus folgendem Grund:

    "Aufgrund der fehlenden Instandsetzung über einen Zeitraum von mehr als dreißig Jahren
    waren die einfach gebauten Häuser des Holländischen Viertels in der Mitte der 1970er-
    Jahre zu einem großen Teil in einem sehr schlechten Bauzustand. Dachreparaturen
    konnten nicht in dem nötigen Maße erfolgen, weil das Material zum Teil nicht vorhanden
    war. Handwerker in klassischen Baugewerken waren über Jahrzehnte nicht mehr ausgebildet worden. Vielen Eigentümern mangelte es an Geld und Interesse. So verschwanden Gebäude wie jenes Haus Friedrich-Ebert-Straße 19, welches nach dem Krieg noch saniert worden war (vergl. Bild 22 und 23).
    Weitere Abrisse erfolgten wegen nicht erfüllbarer Forderungen der Bauaufsicht im Sanierungsverfahren, da damals die Erfahrungen fehlten. Die lotrechten Toleranzen wurden für die Gebäude so gering angesetzt, dass diese zum Abriss verurteilt waren."

    Der Wille zum Erhalt war aber offiziell vorhanden und der Umgang mit dem Viertel ist - und das ist meine Kernaussage - anders zu werten, als die Planungen der 60er.

    Ergänzung: Die Dortstraße wurde 1989, nicht 1990 abgerissen:
    http://www.argus-potsdam.de/aktuelles/arch…z/dortustrasse/

    4 Mal editiert, zuletzt von Kritiker (25. August 2017 um 19:24)

  • ...Ergänzung: Die Dortstraße wurde 1989, nicht 1990 abgerissen:
    http://www.argus-potsdam.de/aktuelles/arch…z/dortustrasse/

    Interessante Quelle. Noch interessanter finde ich das dortige Bild. Nach meiner Erinnerung gab es in der DDR wenige bis keine westlichen Baufahrzeuge. Hier jedoch diese Ansammlung gleich von 2 mal westlichem Baugerät, auch noch bei einer wenig publicity-trächtigen Abrissmaßnahme, das in einem Bild, das lässt mich annehmen, dass es sich bei dieser Aufnahme um einen Zeitraum NACH 1989 handelt. Und damit stützt das Bild meine Aussage, das die Abrisse erst Mitte 1990 gestoppt wurden.

    [Edit] Hm, in der 2. Bilderserie ist der Lkw mehrere Male vollständig zu sehen. Scheint ein Liaz zu sein. Damit Ost nicht West. Auch der Volvo Muldenkipper kommt dort vor, könnte damit doch vor1990 liegen...

    Nochmals
    Luftpost

    2 Mal editiert, zuletzt von Luftpost (25. August 2017 um 19:55)

  • Alle Quellen, ARGUS selbst (es ist ja von deren Homepage) und auch weitere Chronisten der Ereignisse sprechen von Sommer 1989, August, also fast genau vor 28 Jahren:
    http://www.maz-online.de/Themen/Wendeze…bagger-gestoppt
    Der Einwand mit den Baufahrzeugen ist nachvollziehbar. Ich vermute aber, dass es einige wenige Baumaschinen aus dem Westen gab. Und in Volvos fuhren ja auch diverse Funktionäre herum...
    UPDATE: Der Bagger auf dem Foto ist ein Volvo BM. Den hat es wohl tatsächlich- wie ich in diesem Forum gelesen habe - noch vor der Wende in der DDR gegeben:
    http://www.tt-board.de/forum/archive/index.php/t-42887.html
    Schauen Sie ganz unten, im Eintrag von "120_081".
    Viele Grüße,
    Kritiker

    4 Mal editiert, zuletzt von Kritiker (25. August 2017 um 22:45)

  • Potsdamer Neuste Nachrichten (PNN) und Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ) hat sich am 01.09.2017 mit der Zukunft des Rechenzentrum beschäftigt. Die Vereinbarung über die Nutzung des Rechenzentrums in Potsdam als Künstlerhaus bis zum Jahr 2023 soll bis zum Jahresende stehen. Eine weitere Verlängerung würde schwere Probleme aufwerfen.

    http://www.pnn.de/potsdam/1213413/
    (Quelle: Potsdamer Neuste Nachrichten, 01.09.2017)

    http://www.maz-online.de/Lokales/Potsda…eativwirtschaft
    (Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 01.09.2017)

  • Zur Datierung Dortustraße: Meine ganz persönliche Erinnerung ist, dass die bereits beschlossenen und begonnenen Abrisse tatsächlich bis Anfang 1990 fortgeführt wurden, was ich damals als Skandal empfand. Das lag aber natürlich daran, dass die DDR-Institutionen nicht von einem Tag auf den anderen abgeschafft wurden und dass Umentscheidungsprozesse naturgemäß einige Zeit in Anspruch nehmen. Auch an anderen Orten dauerte es etwas, bis der Zug zum Halten kam.

  • Potsdamer Neuste Nachrichten (PNN) hat sich in ihrer Ausgabe vom 05.09.2017 mit der Zukunft des Rechenzentrum beschäftigt. CDU und Grüne unterstützen den Vorschlag von Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), den Langen Stall zum Quartier für die Kreativwirtschaft auszubauen.

    http://www.pnn.de/potsdam/1214541/
    (Quelle: Potsdamer Neuste Nachrichten, 05.09.2017)

    Bevor man die Kreativwirtschaft ausbaut, sollte man doch erstmal den Langen Stall aufbauen.... =O

  • Wie in Dresden bin ich es auch irgendwie oin Potsdam langsam müde, mir die hunderste Runde in diesem Drama hier zu vergegenwärtigen. Es wurde seitens der "Kreativen" ja schon angekündigt, dass es hier nicht um Rechenzentrum oder Langen Stall geht, sondern um Rechenzentrum und Langen Stall, wenn überhaupt.

    Man sieht also, dass das Drama auch hier schon vorskizziert ist. Fakt ist doch, dass man die Leute nie ins Rechenzentrum hätte einziehen lassen dürfen, denn selbst wenn man ihnen das zehnfache an Fläche anbietet, werden sie einen Grund finden, warum man im Rechenzentrum auf jeden Fall bleiben muss. Zur Not werden die Neudenker dann eben auch noch zu Künstlern. Also kann man sich die Kohle auch schenken.

    Es wird nämlich darauf hinauslaufen, dass irgendwann jemand die Eier haben muss und die Leute da rausholt. Wer das in Potsdam sein soll, ich weiß es nicht. In der Politik wird sich den Schuh niemand anziehen. Es wird letztlich also die Gerichtsbarkeit sein, die vermutlich auf Klage der Stiftung die Reißleine zieht, oder man versucht es mit dem Brandschutz. Dass aber mal jemand in der Politik Charakter zeigt und mal offensiv diesen Leuten entgegentritt und offen und ehrlich sagt, dass das so nicht geht, darauf kann man wohl lange warten!

    APH - am Puls der Zeit

  • Wissen.de - Du hast leider Recht. Und es wird ja so weitergehen. Bis Oktober/November 2017 wird noch diskutiert. Dann wird der OB die Nutzung des Rechenzentrum einvernehmlich mit der Stiftung Garnisonkirche gegen Geldzuwendung ("Zeit kaufen") auf 5 Jahre (also bis Sommer 2023) verlängern. Anschliessend geht der OB bei dem Thema geistig in die Rente, da er den Ablauf dieser Frist ja nicht mehr erlebt (Amtszeit endet im Herbst 2018).

    Parallel beschließt die SVV wahrscheinlich im Obktober/November verschiedene Standorte (Neubauten Langer Stall, Feuerwache an der Mammonstraße, Schiffbauergasse und andere Flächen) zu prüfen. Das dauert in Potsdam etwa ein 3/4 Jahr und mit Ergebnissen ist also im September 2018 zu rechnen. Bis man sich dann für irgendeinen Standort entschieden hat, wird es wiederum dauern. Wahrscheinlich fordern die Linken und Anderen dann eine Volksbefragung mit dem Ziel, den Bauplatz für das Kirchenschiff der Garnisonkirche weiter zu blockieren. Ein neuen Bau wird man also bis 2023 nicht herstellen können und hat sich so also das nächste Problem mit Liebe hausgemacht.

    "Eier" hat hier eh' niemand. Der OB verspricht allen alles und steht im Oktober 2018 ohnehin nicht mehr zur Wahl. Also wird es so weitergehen. Meine Hoffnung liegt auf dem Winter, wenn die Garnisonkirchenstiftung 50 Betonpfähle mit über 40 cm Durchmesser und 60 Meter Tiefe in den Boden rammt. Da werden wohl einige im Rechenzentrum verstehen, dass es jetzt ernst wird. Ansonsten wird die Stadt jeden Betrag ausgeben, um das Problem nicht lösen zu müssen. Der SPD-OB regiert schließlich mit wechselnden Mehrheiten. Und beim nächsten vernünftigen Projekt wieder sagen: Wir haben kein Geld.

  • Die Breite Straße ist ja immer wieder ein Thema. Gerade jetzt im Thead Garnisonkirche. Zu recht. Ich geb´s ja zu. Aber man kann sie auch mal mit anderen Augen sehen... ;)

    Man vergisst manchmal das bisschen Grün. Und schon verdecken die noch recht kleinen Bäume das IHK-Gebäude. Allerdings auch nur in der warmen Jahreszeit... Und natürlich, rechts im Bild, die architektonisch ebenso schönen "Studentenbuden".

    Hier sieht man es noch etwas besser.
    Und rechts, am Ende der Baum-Reihe, die Baustelle der Garnisonkirche! Im Hintergrund die Hochhäuser aus DDR-Zeiten.

    Video-Fotos: Autor, 2017