Potsdam - zwischen Plantage und Neuem Markt

  • Die Gegenrichtung

    Zwei historische Ansichten aus der Schloßstraße in die damalige Mammonstraße.


    Quellen: private Sammlung

    Und heute: Die historische Bebauung links wurde vor der Wende abgerissen. Dafür entstanden Studentenwohnungen. War ja auch wichtig...

    Kontraste: Links die Wohnheime, geradeaus das Rechenzentrum, rechts das Portal des Langen Stalls. Eine der "schönsten" Ansichten von Potsdam.

    Die Einfahrt zur Tiefgarage.

    Video-Fotos: Autor, 18.05.2017


    Hier die Mammonstraße 5, direkt neben dem Portal vom Langen Stall. Wenn man sich dann so die Entwürfe anschaut, die bisher vorliegen...

    Quelle. private Sammlung, ca. 1910

  • Die Kneipe Fürst Bismarck scheint mir heute eine unregelmäßige Fensterreihung zu haben. Naja - mal schauen, was wird. Wenn der Turm der Garnisonkirche steht kommt Leben in die Mammonstraße.

  • Weil der Neue Markt immer mal wieder was Interessantes bietet, hier einige Vergleichsfotos. Könnte einigen sicher bekannt vorkommen, aber es geht hier um Details.

    Das Haus Am Neuen Markt 5 war ebenso wie das rechts stehende Nachbarhaus ein Kriegsschaden. Baumeister war Büring, Baujahr 1755.

    Ausschnitt des oberen Gebäudeteils. Sehr schön sind die aufwändigen Details zu erkennen.

    Nun dazu der Vergleich. Das Haus musste neu errichtet werden. Der Architekt hat sich was ausgedacht und eine Reko dort hingesetzt, die man auch nicht alle Tage sieht. Ich gebe es allerdings zu: Ich hätte lieber das Original zurück bekommen. Eine interessante Lösung ist es allemal.

    Quellen: sw-Fotos: private Sammlung
    Video-Foto: Autor, 23.05.2017

  • Irgendwie Interessant, dass der obere Teil im Grunde auch ein eigenes Haus sein könnte. Das EG hingegen war schon immer eher abweisend, verschlossen.

  • Es handelte sich bei dem Büringbau um ein Zitat des Palazzo Thiene in Vicenza. Der Palast Thiene war eine von rund zwei Dutzend Architekturkopien in Potsdam aus der Regierungszeit Friedrichs des Großen.

    Der jetzige Bau wurde von der Architektin Fortmann-Drühe errichtet. Das entscheidende ist die Blickachse vom Leibreitstall aus, die durch den interpretierenden Nachbau wiederholt wird. Leider fehlt dem Nachbau die Detailtreue, zudem ist die Schaufassade aus Beton.

  • Als ob wir es geahnt hätten. Potsdamer Neuste Nachrichten beschäftigt sich in Ihrer Ausgabe vom 31.05.2017 mit der Zukunft des Rechenzentrum. Das Rechenzentrum müsste abgerissen werden, wenn das Schiff der Garnisonkirche gebaut werden würde. Da das aber offen ist, werden nun Ideen durchgespielt, wie die Nachbarschaft zwischen Kreativhaus und Turm der Garnisonkirche aussehen könnte.

    http://www.pnn.de/potsdam/1187751/

  • Die "Reko" am Neuen Markt 5 ist doch nichts weiter als eine misslungene Persiflage. Hier wollten die Architekten die Freunde des Wiederaufbaus mal schön verarschen, indem man ihnen so eine Chimäre vorsetzt mit der sie doch irgendwie zufrieden sein müssten. Danke für Nichts!

    In dubio pro reko

  • ^^Unsinn.

    Erstens sind im jetzigen Rechenzentrum nicht "200 Kreative" oder Künstler, sondern alle 200 Miniräume sind für unter 200 Euro im Monat u.a. als Lager oder Ähnliches vermietet. Dann kommen kommerzielle Werbeagenturen hinzu, die ja inzwischen genauso "kreativ" sind wie Kaffeeröster. Es handelts ich schlicht um Büroraum für das Entgelt der Betriebskosten, schon eine Reparatur des Fahrstuhls war damit nur schwer zu bezahlen. Zudem entsprechen die Räumen keiner EnEv mehr.

    Zweitens ist der Nutzungsvertrag auf Ende 2018 begrenzt. Die Gewerbemieter sind einfach mit 3 Monaten kündbar, wissen aber schon heute, dass es über 2018 nicht hinausgeht. Schon für die Nutzung bis zum kommenden Jahr muss die Stadt erhebliche Zuschüsse an die Garnisonkirchenstiftung zahlen, damit diese die Baugrube für den Turm so sichern, dass das RZ nicht zusammenfällt.

    Drittens wäre eine Nutzung über 2018 hinaus mit erheblichen Investitionskosten verbunden, um das RZ wieder auf den Stand der Technik zu heben. damit wären die symbolischen Mieten auch Geschichte. Deshalb wird eine Nutzung der Husarenkaserne oder eines Neubaus des Langen Stalls untersucht - das käme beides billiger und wäre nachhaltiger.

    Viertens wird es noch 10 Jahre dauern, mit über ein Kirchenschiff ernstlich nachgedacht wird. In so fern steht das Thema gar nicht an, es soll hier nur wieder gegen die Kirche instrumentalisiert werden. Das wird aber kaum gelingen.

  • Viertens wird es noch 10 Jahre dauern, mit über ein Kirchenschiff ernstlich nachgedacht wird

    Warum das? Vielleicht gibt es plötzlich wieder eine Anschubfinanzierung durch einen Großspender. Die in Potsdam aktiven Mäzene werden sich doch auf Dauer wohl kaum mit dem isolierten Turm zufrieden geben, oder?

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • @kB
    eine Reko ist das nicht, keine Frage. Aber nach der Reko die zweitbeste Option, indem viel vom Original sozusagen "hinüber gerettet" worden ist. Ich hab den Bau in natura noch nie gesehen (wie auch, wenn ich noch nie in P war), aber glaube, ganz gut mit ihm leben zu können.
    Der Hang zum Eklektizismus, der sich in diesem zitierfreudigen "Stil" (nun ja, das kann man vielleicht sogar sagen, immerhin gibt es in Breslau auch so 'n Haus) manifestiert, sollte doch nicht gar so massiv deinen Unwillen hervorrufen. Ich kann mich erinnern, dass stilistisch und geschmacklich weit bedenklichere "Wiederaufbauleistungen" dir sehr zugesagt haben.
    Vielleicht liegt es allerdings nur am Photo. Aus der Distanz besehen ist's wohl schöner:

    https://www.bing.com/images/search?…ex=4&ajaxhist=0

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Es geht in diesem Fall nicht um Stil und Geschmack, sondern um Aufrichtigkeit. Selbst der geschmackloseste neoklassische Neubau macht mich glücklicher als so ein gebauter Sarkasmus. Weil in einem Fall wenigstens gute Absicht dahintersteckt, und im anderen Fall nur Arroganz, die sich als Entgegenkommen tarnt. Die Intention ist klar: Rekonstruktionen sollen lächerlich gemacht werden.

    In dubio pro reko

  • Das ist eine steile These, Königbau. Von einem "Lächerlichmachen" von Rekonstruktionen kann am Neuen Markt 5 doch nicht die Rede sein. Hingegen zeigt der Bau die extrem verkopfte Auseinandersetzung der Architektin mit den beiden Referenzbauten in Vicenza und Potsdam, den daraus resultierenden Wunsch es unbedingt anders machen zu wollen und das relative Scheitern bei dieser Aufgabe. Das spricht nicht gegen Rekos sondern dafür - ein oberflächlicher Vergleich mit dem Büringbau macht dessen ästhetische Überlegenheit überdeutlich.

    Aber: der Bau verschandelt nicht den ganzen Platz. Das ist heutzutage schon ein großer Schritt und ich fürchte bei den fast 40 Häusern, die anstelle der FH entstehen werden wir das nicht für alle Entwürfe sagen können. Und die Hütte ist nicht so verkorkst wie die neue Volksbank im Grobklassizismus, die etwas mit der Ungerschen Alten Post zu tun haben soll und deshalb drei der sechs originalen Attikafiguren tragen muss.

  • Dass das Haus so aussieht, hat wohl eher damit zu tun, dass man versucht hat, ein weitgehend historisches Aussehen mit einer brauchbaren Belichtung der Innenräume zu verbinden.

    Die Potsdamer Architekturkopien dieser Zeit waren in der Hinsicht nicht immer ideal, die äußere Form wurde per Dekret bestimmt
    und hatte oft wenig mit dem zu tun, was dahinter war.

    Vor derselben Aufgabe stand hier offensichtlich die Architektin, nämlich 4 Geschosse hinter eine Fassade zu bringen, die nur 2 vollwertige Geschosse zu bieten hat...

    Ich finde die Lösung ok so, eine "aufrichtige" Lösung wäre hier entweder unwirtschaftlich gewesen (2 sehr hohe Geschosse), oder man hätte noch weniger historische Fassade bekommen.

  • Das die Stadt das Grundstück verkauft hat, hätte diese auch die Nutzung vorgeben können. Bei einer fast vollständigen Wohnnutzung sieht das Problem so aus: man will 4 Geschosse, hat aber nur zwei historische Etagen. Das Thema ist aber auch hundertfach bearbeitet worden, schon Büring hat eine Unter-Attikabelichtung eingeführt, die den Entwurfsgedanken Palladios nicht verfälscht. Vielerorts sind in der Attika weitere Fenster eingefügt worden. Man darf immer nicht vergessen, dass das Haus zur Garteseite hin vollständig verglast ist.

    Bürings Kniestockgeschoß hinter den Halbrundfenstern hatte allerdings nur 2 Meter Stehhöhe und war eher war für Schuhfetschisten. Ein zeitgenössischer Grundriss hätte bei einem Wiederaufbau eher das überhohe Erdgeschoß belassen und eine Galerie im Inneren eingefügt - als Gewerbe. Die Belebung hätte dem Neuen Markt auch gut getan.

  • Kreative fordern Perspektive Rechenzentrum soll noch 20 Jahre genutzt werden.

    Die Nutzer des früheren Verwaltungsgebäudes des Rechenzentrums in der Breiten Straße fordern eine langfristige Nutzungsperspektive für das Gebäude. „Die einzige Lösung, die wirklich zukunftsfähig und wirtschaftlich ist, ist eine Nutzungsperspektive von 20 bis 25 Jahren“, so Christian de la Motte, einer der Sprecher der Nutzer.

    Wie potsdam-fan und Konstandindegeer und einige andere es schon gesagt haben, wenn man Ihnen den kleinen Finger reicht.... :(

    http://www.pnn.de/potsdam/1190708/
    (Quelle: Potsdamer Neuste Nachrichten, 12.06.2017)

  • Aha,man bittet nicht um Nutzungsverlängerung,man fordert sie!Diese sogenannten Künstler sollten der Stadt für die Zeit in der sie das RZ Nutzen durften und noch mindestens ein Jahr weiterhin bis 2018 erstmal vertraglich Nutzen dürfen, dankbar sein.
    Aber naja,man kann von diesen Leuten nicht viel Einsicht erwarten.Da zeigt es sich eben,alles ein und dieselbe bitter schmeckende Soße für die Stadt,diese ewig nervigen ,,linken Kulturlobbyisten/Tomszaks",,Neudenker"und die,,Die Andere".
    An diesem ganzen hin und her,merkt man,das diese Leutchen nicht im geringsten interessiert sind,Zukünftig für sich ein anderes dauerhaftes Domiziel zu beziehen.
    Mit dem verbleib im RZ,können die Kulturlobbyisten doch so schön weiter für Spannungen gegen die Stadt und Stiftung sorgen,und auf sich aufmerksam machen.
    Es ist schon erstaunlich,wieviel Geduld und Entgegenkommen die Stadt und die Stiftung für diese,Kulturlobbyisten"(eigentlich Provokateure)aus dem RZ aufbringt.

  • Es ist schon erstaunlich

    Wirklich? Ich hingegen finde daran nichts erstaunlich. Dass sich die Stadt einerseits mit der jungen Kreativszene und andererseits der linken Szene gut stellen möchte, ist ein bundesweites Phänomen. Diese Leute können viel Ärger machen, wovor bürgerliche Stadtobere stets Sorge haben, während die linken Stadtoberen in den jungen Leuten ihre natürlichen Bündnispartner sehen. Man kann sich etwas mit Kunst schmücken, der Stadt ein weltoffenes Image geben. Und bei bedarf hilft die Szene wiederum politisch. Ganz anders allerdings sähe es aus, wenn ein finanzstarker internationaler Immobilienfonds Interesse an dem Grundstück hätte, um dort ein Großprojekt zu stemmen. Dann würden die Kreativen und Linken sehr schnell dort herausbefördert. Geld ist Macht.