Potsdam - zwischen Plantage und Neuem Markt

  • Man stelle sich vor, man hätte überlegt die Plantage nach historischen Vorbild zu gestalten?!

    Was wäre passiert, die Lehrer- und Elternverbände hätten gemeinsam mit "der Andere" und "die Linke" wieder einmal Unterschriften für den Erhalt der Sportstätte gesammelt. Die Bürgerinitiative gegen den Wiederaufbau der Garnisonkirche hätte gesagt wo es keine rekonstruierte Garnisonkirche und Langen Stall gibt benötigt man auch keine Plantage nach historischen Vorbild.

    So hat die Stadtverwaltung einen Wettbewerb ausgerufen, wie die zukünftige Plantage aussehen soll und da wurden historische Belange nicht beachtet. Mit diesen Siegerentwurf fand auch ein Kompromiss zwischen Stadt und Eltern- Lehrerverbände statt.

    Die einen haben ihren Willen bekommen und die anderen das Thema vom Tisch!

  • Konstantin,für die Linke und Die Andere ist es bestimmt keine vertane Chance.Die reiben sich ihre Hände wund,das die Plantage gestalterisch Zukünftig nicht mehr Preußisch anmutet.Deren Forderung war es doch schon seit langem,die einst so schöne Plantage zu einem Spiel und Sportplatz umzugestalten(entstellen).Dieser Stadtbereich,leider 1:0 für die Neudenker.

  • Hallo Herr Herrmann,

    ich kann Ihnen nur zustimmen, auch wenn ich kein +1 dem Beitrag geben will, da man das dann auch falsch verstehen kann.

    Doch steht es nicht 1:0, sondern mittlerweile ehr 10:0, aufgrund der Sprachlosigkeit und gleichzeitig unendlichen Kompromissgefälligkeit (nein, nicht -fähigkeit, sondern Gefälligkeit, im Sinne von jedem Gefallen wollen und sich selbst dabei gefallen) der Befürworter der historischen Mitte.

    Schauen wir uns dies am Beispiel der Garnisonkirche an, wie dieses Projekt in Salami-Taktik immer weiter zerlegt wird: erst sollte eine komplette Kirche, also Kirchenschiff samt Turm entstehen, dann nur noch er Turm mit modernem Inneren, dann wurde auf Glockenspiel und Turmhaube verzichtet, danach auf originalgetreue Sandsteinverkleidung und Figuren (angeblich um Kosten zu drücken- wer mir da erzählen will, dass das dann nachträglich irgendwann angebaut werden wird, muss meinen, ich sei mit nem Klammerbeutel gepudert), nun sind wir bei einem Beton-Fahrstuhlschacht mit versöhnender Aussichtsfunktion angelangt.

    An der Plantage passiert gleiches, mit dem Unterschied, dass sich hier die Befürworter noch nicht einmal zur historischen Plantage positioniert haben. Siehe Sprachlosigkeit von Mitteschön sowie BI Plantage. Während die Gegner mit allen Maximalforderungen kampflos durchkommen. Die fordern und es wird umgesetzt. Nun wird also aus der Plantage ein Bolz- und Schulsportplatz?! Ich bin gespannt, wie das mit den Schulsport-, Lärmschutz- und notwendigen DIN-Verordnungen vereinbar ist. Ballfanggitter? Lärmschutzwände? Ständige Schülerlotsen beim queren der Straßen? Oder gleich eine Beton-Brücke zwischen Dortuschule und Sportplatz-Plantage?

    Am Ende wird da aus einem historisch schon immer öffentlichen Platz ein eingezäunter, unzugänglicher Bereich gemacht. Den werden dann „die Anderen“ aber nicht bekämpfen, wie am Pfingstberg. Der selbst historisch nie öffentlich war. Denn eine verbarrikadierte, ahistorische Plantage ist ja von denen gewollt. Wie alles Andere, was ahistorisch ist.

    Bin nur noch angegessen, von der aktuellen Entwicklung in der Stadt und insbesondere von den sogenannten Befürwortern (von den Gegnern erwarte ich nichts Anderes)...

    Grüße
    Luftpost

    5 Mal editiert, zuletzt von Luftpost (17. Juli 2016 um 15:33)

  • Potsdamer Neuste Nachrichten (PNN) hat sich am 25.07.2016 mit dem möglichen Umzug des Rechenzentrums beschäftigt.

    "Der Flachbau des Rechenzentrums soll – wenn die Server erfolgreich verlagert sind – abgerissen werden. Er steht vor allem dem Bau von rund 300 Wohnungen im Wege, die in Richtung der früheren Feuerwache entstehen sollen. Die Wache wird bis Jahresende abgerissen".

    http://www.pnn.de/potsdam/1098323/

  • Die Kerniformationen des Artikels waren andere, dass das Rechenzentrum abgebrochen werden soll ist von der SVV schon beschlossen.
    Aus dem Text geht allerdings hervor, dass das Land nach zwei Jahren Ausschreibungszeit noch immer keinen Ersatzstandort für das Rechenzentrum gefunden hat (ursprünglich sollte das schon 2016 entschieden werden). Angesichts dessen von iregndwelchen Umzügen in 2018 zu faseln ist Quatsch - bevor sich da etwas tut muss erst die Hardware des RZ irgendwohin ausquertiert werden.

  • Der Zwang alles immer neu machen zu müssen führt zu zweifelhaften Kompositionen. Am Kanal ist der Neubau anstelle des ehem. Montierungshauses ausgerüstet. Der Architekt Tobias Nöfer hat hier den ehem. Nord-Kopfbau des Langen Stalls "neu interpretiert".


  • Ja. Schlimmer ist es ja auch schon auf der anderen Seite des Brockesschen Palais mit dem "Yorckpalais" gekommen.

    Das oben von Konstantin gezeigte "Westpalais" am Langen Stall sieht immer noch zehnmal angenehmer und wertiger aus als das "Yorckpalais" mit seiner vollkommen unproportionierten Billig-Styroporfassade.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Jetzt frage ich mal ganz ketzerisch:

    Hatte irgend wer was anderes erwartet?

    Der Hauptbau ist doch das Einzige, was akzeptabel ist.

    Aber klar: Siehe Kulka am Stadtschloss. Und was hätte uns dort noch alles passieren können.

    Und dann gleich nebenan ein "Schulsportplatz" (die ehemalige Plantage). Der absolute Missgriff...Wir sollten stolz auf unsere "studierten Archtekten" sein... :kopfschuetteln:

  • Ach, hier hat sich ja wenig geändert, immernoch das gute alte APH-Gejammer, als würd die Welt untergehen. ;)

    Ich bin sehr froh über die großartige Sanierung des Brockesschen Palais und die beiden angrenzenden, sich sehr harmonisch einfügenden Neubauten, die das Palais in den Mittelpunkt rücken und betonen. Das ist eine sehr reizvolle Situation. Anders als früher, aber ebenfalls klasse.

    Solche Lösungen sind in Deutschland, ja auf der ganzen Welt lange nicht selbstverständlich - hier im Forum werden offenbar bereits Rekonstruktionen an jeder erdenklichen Stelle als Selbstverständlichkeit erachtet. Aber bei allem Optimismus werden wir an diesen Punkt wohl nie kommen, und das find ich nichtmal schlimm...

  • Der Neubau hat doch nur mit der Grobgliederung etwas mit dem historischen Bau zu tun. Natürlich hätte es schlimmer kommen können, aber es ist wirklich eine vertane Chance.

  • Architektonisch gefallen mir diese beiden Gebäude links und rechts vom Brockesschen Palais.Nur die Farbwahl beim Yorckpalais ist zu knall weiß.Ohne farbliche Gliederung,wirkt dieses Gebäude etwas zu grell auf das Auge. Schon etwas Ocker und Gelb würden das Haus Farblich optisch lebendiger wirken lassen.
    Konstantin,wir Befürworter der Historischen Mitte werden zukünftig vieles akzeptieren müssen das einige Gebäude anders gebaut werden als wir sie uns wünschen.Auch wenn es uns schwer fällt.Aber im großen und ganzen bin ich zufrieden mit der Gesamtentwicklung der Innenstadt wenn sich dann nur noch dieses lästige Begehren in Schall und Rauch auflöst.

  • Wenn sich das "lästige Begehren" in Schall und Rauch aufgelöst hat gibt es das nächste Begehren. Ich tippe auf einen Erhalt des Rechenzentrums, Denkmalschutz für das Mercurehotel oder Ähnliches. Man wird damit leben müssen, dass diese Salonlinken aus besserem Hause alles versuchen werden eine qualititvolle Mitte zu verhindern, weil dies Aufwertung, Tourismus und steigende Kommunaleinnahmen mit sich bringt. Revolution ist im Wohlstand unwahrscheinlich. Potsdam liegt auch zu nah an Berlin, um nicht von dort aus immer wieder Zuwachs zu den Weltrettungsinitiativen zu bekommen. Das ist normal.

    Ärgerlich ist leider, das zwischen den Fronten des historischen Wiederaufbaus und seiner Gegner leider keine differenzierte Sichtweise mehr möglich ist. Wir leben leider im Zeitalter des Schwarzweiss, des Entwederoder. Man muss beileibe nicht immer das Historische wiederaufbauen aber das Neue muss sich in der Qualität mit dem Alten messen und bestehen können. Da muss man eben sagen, dass auch die Guten der Zunft zur Magerkost zu bieten haben, die im Vorbeifahren passabel wirkt, im Detail aber nicht genügt.

    Einziger Trost ist, dass diese Styroporkisten in 15 bis 20 Jahren alle eine neue Fassade bekommen. Wenn die Grundstuktur stimmt, kann man dann versuchen die verpassten Chancen aufzuholen.

  • Zur "Abrundung" und Ergänzung hier noch einige aktuellen Aufnahmen:

    Yorckpalais

    Westpalais

    Westpalais mit Westflügel (noch im Bau)

    Das Westpalais aus den "Tiefen des Stadtkanals".

    Westflügel in der Yorckstraße

    Fotos: Autor, 08.08.2016

    Das Montierungsgebäude (um 1910) als Kopfbau des Langen Stalls, heute Standort des Westpalais.

  • Also, ich wäre froh darum, wenn bei uns in München ähnlich gute angepasste Fassaden gebaut werden würden anstelle der ewig immergleichen platten Allerweltsbauten...

  • Was Dr.Haus, gerade in München dachte ich ,baut man neues eher Traditionsbewusst in der Innenstadt?Platte Allerweltsbauten,das ist ja wirklich schade für das so schöne München.

  • Das Westpalais ist gerade entrüstet worden. Deshalb mal so ein bisschen Historie zum heutigen Westpalais. Dabei fällt natürlich auf, dass dieser Beitrag auch bei den "historischen Bildern" hätte landen können. Gleichwohl, hier gibt es die bessere Verbindung.

    Das heutige "Zentralpalais", damals "Königliche Ober-Rechnungskammer" (1910). Hinten rechts das Montierungshaus, das 1885 für die Nutzung der Oberrechnungskammer umgebaut wurde.

    Stadtplan von 1930.

    Der Erweiterungsbau in der Mammonstraße von 1881. Unten rechts das Montierungshaus, 1885

    So sah es nach dem Umbau aus. An der Fassade wurde fasst nichts geändert.

    Moderne Arbeitsbedingungen um 1885.

    Fundamente bis 6,50 m.

    Quelle: ZBBauverw_1887_43

  • Hätte man beim Westpalais keinen runden Abschluss gewählt, sondern das Haus eckig gestaltet dann wäre es näher an das Original rangekommen und hätte einen harmonischeren Abschluss gebildet.